Montag, 26. September 2022

Die Lorbeeren des "Besser als der Wettbewerb"

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des nächsten langen Fastenintervalls: 86,9 Kilogramm, das sind 700 Gramm weniger als vor drei Wochen vor dem letzten langen Fastenintervall und entspricht in etwa dem, womit ich gerechnet habe. Grob überschlagen, kalkuliere ich ein langes Fastenintervall mit minus viermal ca. 200 Gramm täglich, die also einer realen Abnahme von 800 Gramm in vier Tagen entsprechen, aber erstens fehlen dabei die nicht vorhersehbaren Gewichtsschwankungen, die nichts mit Abnahme zu tun haben, und zweitens liegt es ja auf der Hand, daß das sich im Lauf der Zeit reduziert. Immerhin wird mein Energiebedarf ja mit sinkendem Gewicht auch schleichend geringer, also ist es logisch, daß auch die Abnahme während des Fastens langsam weniger wird, weil für meinen Energiebedarf weniger Reserven verheizt werden müssen.

Verglichen mit Ende Februar, als mein Gewicht 92,7 Kilogramm betragen hatte (die Zeit vor Beginn der zweiten Low-Carb-Phase rechne ich nicht mit, weil ich im Winter nie abnehme), liege ich jetzt knappe 6 Kilo niedriger, und da ich im Sommer vier Wochen ohne langes Fastenintervall hatte, entsprechen diese 6 Kilo in sieben Monaten abzüglich dieser vier Wochen einem Kilo pro Monat und 500 Gramm Netto-Abnahme pro langem Fastenintervall. Falls die Sache sich linear fortsetzen sollte, müßte ich also zu Beginn meiner nächsten Low-Carb-Phase zum 14.10. direkt nach dem nächsten langen Fastenintervall ungefähr ein weiteres Kilo weniger haben.

Lange Vorrede, kurzer Sinn: 700 Gramm minus sind also prima. Falls ich diese Woche keine extrem unterdurchschnittliche Abnahme verzeichnen sollte (unwahrscheinlich, ist mir aber auch schon passiert), müßte es zum Freitag also wieder ein neues Tiefstgewicht geben, so im Bereich von 81,5 Kilogramm herum. Außerdem kann ich jetzt endlich mit hinreichender Sicherheit davon ausgehen, daß ich eine Abnahme von 60 Kilogramm nun dauerhaft überschritten habe. Die 59 vorne vor dem Fasten ist damit also Geschichte.

In der Low-Carb-Phase gelten dann ja wegen des veränderten körperlichen Wasserhaushalts wieder völlig andere Gesetze bei dem Verlauf der Fasten- wie der Eßphasen: Die Wiederzunahme nach dem Fasten wird sich also verlangsamen und ich nehme an, ich werde dann vor dem übernächsten langen Fastenintervall schon bei um die 85 Kilo oder sogar noch niedriger liegen ... allerdings dann in diesen vier Tagen halt auch weniger Wasser und damit weniger Gewicht verlieren. Das kenne ich ja alles schon aus meinen früheren Low-Carb-Phasen.

Ganz ehrlich? Bislang hat noch von jedem Fastenrhythmus die Wirkung irgendwann nachgelassen. Aber ich bin doch ganz zuversichtlich, daß ich diese letzten 13,4 Kilogramm bis zum Zielgewicht bis Ende nächstes Jahr vollends wegkriegen werde. Ich nehme an, spätestens Mitte November sehe ich nach einem langen Fastenintervall das erste Mal die Sieben auf der Waage, und noch vor Weihnachten werde ich wahrscheinlich in den Countdown der letzten zehn Kilo bis zum Zielgewicht auch vor dem Fasten gehen können - den ich ja für den "Nachher-Wert" bereits beginnen konnte. 

Merkwürdigerweise stört mich mein deutlich geschrumpfter Bauch in den letzten Tagen - bzw. vor allem Nächten - gerade mehr als vorher. Irgendwie ist die Form, wie soll ich es nur sagen?, unhandlich. Er ist einerseits immer noch bei manchem im Weg, bietet andererseits aber weniger Fläche. Ich hoffe, meine Abnahme in den nächsten Tagen ist vor allem bauchfokussiert, damit sich diese Form wieder verändert. Auf die Gefahr hin, daß das albern klingt: Sie stört mich beim Einschlafen.

Angesichts der Tatsache, daß mein Bauch schrumpft - und nicht nur das, sondern daß die Haut drumherum auch weiterhin ganz brav mitschrumpft - gehört das natürlich alles in die Sparte "Jammern auf hohem Niveau". ;-) 

Als Nachklapp zu meinem letzten Blogbeitrag hier ein ausführlicher Twitter-Thread von Mike Albert, den ich bislang nicht entfolgt habe (was aber noch kommen kann), warum bariatische Chirurgie supertoll ist. Darin enthalten war eine interessante Grafik, in der die Erfolge verschiedener Methoden, darunter auch Low Carb, miteinander verglichen werden: 


Sieht auf den ersten Blick überzeugend aus, oder? Auch wenn ich mich mit meiner Methode eine Abnahme von derzeit 41 % meines Körpergewichts da echt nicht verstecken muß, denn ich habe damit ja schon jetzt mehr erreicht als 90 Prozent der Magenbypass-Patienten. Und da ich im Gegensatz zu ihnen nicht einen Teil meiner Abnahme wieder zunehmen, sondern so lange weiter abnehmen werde, bis ich bei 50 Prozent meines Ausgangsgewicht angekommen bin, dürfte ich am Ende sogar mehr erreicht haben als 99 Prozent von ihnen. 

Mike Albert, das ist mir klar, würde nun nur die Schultern zucken und "Ein Einzelfall" (oder vielleicht auch "Eine Anekdote") sagen. Ich bin überzeugt davon, daß er von meinem Einzelfall etwas lernen könnte, was seinen Patienten nützen würde, aber ebenso sicher, daß ich ihn davon niemals überzeugen könnte. Er möchte seinen Patienten unbedingt am Magen herumschnippeln, weil er damit erfolgreicher ist als die Verfechter konventioneller Diäten und sich auf diesen Lorbeeren ausruhen kann.

Low Carb bringt nach dieser Grafik in der Tat eindeutig viel weniger Patienten eine wenn, dann deutlich geringere Abnahme als eine Magenverkleinerung. Allerdings hatte er keine Quelle verlinkt, deshalb weiß ich natürlich nicht, ob die verglichenen Gruppen wirklich vergleichbar sind, was Ausgangsgewicht, Anzahl etc. betrifft - und außerdem fehlt der Zeitraum. Ein sinnvoller Vergleich müßte einen Zeitraum von Minimum 2 Jahren umfassen. Sollte die Grafik das Zwischenergebnis nach einem Jahr enthalten, kann man die Werte sowieso gleich in die Tonne treten, denn das hätte einen verfälschenden Effekt. Ich nehme an, nichts könnte nach einem Jahr eine höhere Abnahmewirkung als eine Magenverkleinerung haben, weil es sich um eine nicht durch den Patienten beeinflußbare Maßnahme handelt, und weil die im Durchschnitt zu erwartende teilweise Wiederzunahme erst im zweiten Jahr einsetzt.

Angesichts der auch nach zwei bis drei Jahren und vermutlich lebenslang weiter anhaltenden Nebenwirkungen dieser OPs, die Dr. Albert natürlich überhaupt nicht erwähnt, wäre ich jedoch auch im Fall, daß es sich vielleicht doch um einen das Ergebnis realistisch abbildenden Zeitraum handelt, nicht der Meinung, daß solche OPs das zu empfehlende erste Mittel sein sollten. Da ca. 60 Prozent der Patienten mit Low Carb mindestens 5 Prozent ihres Körpergewichts abgenommen haben und etwa die Hälfte davon beträchtlich mehr, gibt es aus meiner Sicht überhaupt keinen Grund, diese Methode nicht zuerst zu versuchen und die physisch und psychisch so viel belastendere Operation im Anschluß nur denen zuzumuten, bei denen Low Carb entweder nicht wirkt oder die damit aus irgendeinem Grund nicht klarkommen. 

Daß ich die Medikamente mindestens genauso kritisch sehe, setze ich als bekannt voraus. Sie müssen lebenslang genommen werden, da nach dem Absetzen auf der Stelle ein heftiger Jojo einsetzt. Abgesehen davon, daß die Einnahme dieser Medikamente kein reines Vergnügen zu sein scheint: Über die Risiken einer Langzeiteinnahme ist auch noch nicht viel bekannt, und was mir außerdem zu denken gibt: Sie sind ja Zufallsentdeckungen, das heißt, die Ärzte, die dieses Zeug verschreiben und sich aufplustern, weil sie so etwas toll Wirksames verschreiben, haben in Wirklichkeit keine Ahnung, warum sie funktionieren - und meist interessieren sie sich noch nicht einmal dafür. Sie interessieren sich, was merkwürdiger ist, nicht einmal dafür, ob und wenn ja wie man vielleicht eine noch bessere Wirkung erzielen könnte. Denn das ist ja immer alles schön und recht mit 20, 30, 40 Prozent Abnahmewirkung - aber wieviele der Patienten, die diesen Erfolg erzielen konnten, sind damit auch nur in die Nähe ihres eigentlichen Wunschgewichts (oder des Gewichts, das ihr Arzt sich wünscht) gekommen? Aber auf den Lorbeeren des "Besser als der Wettbewerb" ruht es sich offenbar recht bequem.

Intervallfasten ist bedauerlicherweise in diesem Vergleich ganz unter den Tisch gefallen, und die Kombination "Intervallfasten plus Low Carb" sowieso, und "intermittierendes Low Carb" als Ergänzung zu Intervallfasten ist sowieso meine eigene Erfindung und viel zu exotisch, um von irgendwem, der normaler als ich tickt, auch nur in Erwägung gezogen zu werden. Ganz zu schweigen von meinem Anspruch, daß das, was ich mache, mir die meiste Zeit eben doch ein reines Vergnügen sein sollte, und in der restlichen Zeit so wenig unangenehm wie möglich. Alleine schon deshalb hätte ich mich für keine der vier abgebildeten Methoden entschieden, auch für Low Carb nicht. Low Carb macht mir nur dann Spaß, wenn ich nach einiger Zeit wieder damit aufhören darf, und auf diesen Spaßfaktor, der beim fast immer weitgehend spaßbefreiten Thema "Abnehmen" bewußt oder unbewußt meist abgelehnt wird, weil man glaubt, als Buße für seine Sünden leiden müssen, lege ich wiederum besonders großen Wert. Ich bin nicht der Meinung, daß ich als Strafe für irgendetwas einen BMI über 50 verdient hatte, also muß ich mich auch nicht selbst geißeln, um einen unter 30 zu verdienen. 

Aber, Hand aufs Herz: Ich freue mich jetzt langsam auch auf den Moment, ab dem ich anfangen kann, mich auf meinen eigenen Lorbeeren auszuruhen. Nächstes Jahr nach der Herbst-Low-Carb-Phase? Schauen wir mal. Wahrscheinlich werde ich im darauffolgenden Vorfrühling in der nächsten Low-Carb-Phase dann noch einmal nachjustieren müssen. Irgendwie kann ich es mir noch nicht vorstellen, daß im ersten Anlauf gleich alles funktioniert, und schon gar nicht im Winter.




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