Mittwoch, 4. August 2021

Experten, die ich nicht einmal nach der Uhrzeit fragen würde: die Ernährungs-Docs

Mein Gewicht heute früh: 97 Kilogramm exakt, damit auch exakt 50 Kilogramm Gesamtabnahme schon vor dem heutigen Fastentag. Das bestätigt mir, daß mein vorgestriges Gewicht in etwa realistisch gewesen sein muß, denn beim täglichen Wechsel zwischen Fasten- und Eßtagen an Werktagen ist das typisch, daß der Vorher-Wert im Lauf der Woche an jedem neuen Fastentag etwas niedriger ist als am vorherigen. Das war in den letzten zwölf Monaten anders, weil ich da meistens zwei Eßtage zwischen den beiden Fastentagen hatte, da fing ich am zweiten Fastentag der Woche wieder ungefähr mit demselben Gewicht an wie am vorherigen.

Die drei Fastentage im Wechsel, die früher mein Normalprogramm in den Spätschichtwochen meines Mannes waren, habe ich jetzt schon lange nicht mehr gemacht (stattdessen entweder mehrere Fastentage am Stück oder ebenfalls zwei Fastentage mit zwei Tagen dazwischen) und bin schon gespannt, was das mit meiner Gewichtsentwicklung machen wird. Zwar bin ich letztes Jahr wegen der besseren Wirkung auf die mehrtägigen Fastenintervalle umgestiegen, aber es ist nicht ausgeschlossen, daß mein Stoffwechsel sich in dieser Zeit so umgewöhnt hat, daß ich ihn mit dieser neu-alten Variante so überrasche, daß er vor Schreck doch wieder ein Pfund oder so runtergeht.

Ein Nachklapp zu der Kalorienfrage: 

In letzter Zeit habe ich eine Reihe von Vorträgen im "Adipositas Channel" auf YouTube gesehen, dabei fiel mir dieses Video hier auf, weil der Referent, Dr. Jens Aberle mit solchem Nachdruck darauf verwiesen hat, daß die Wirkung von Schlauchmagen/Magenbypass-OPs auf das Körpergewicht ganz eindeutig die theoretische kalorienbasierte Abnahme übersteigt und dies auf hormonelle Ursachen zurückführt. Ist das dann aber nicht eigenartig, daß diese hormonellen Einflüsse auf das Körpergewicht zwar in Zusammenhang mit solchen Operationen mittlerweile, jedenfalls von den einschlägigen Fachmedizinern, anerkannt werden, aber daraus nicht die Schlußfolgerung gezogen wird, daß die vorherige Gewichtsentwicklung auch hormonell bedingt sein könnte und man dieser Frage vielleicht einmal nachgehen sollte? 

Wissenschaft und Medizin haben an dieser Stelle wohl eine Art blinden Fleck, auch der eigentlich sympathisch wirkende Dr. Aberle. Das Video lohnte sich aber auch für einen Verächter von Magenverkleinerungen wie mich, weil viele Faktoren, die Dr. Aberle in Zusammenhang mit der Entwicklung nach diesen OPs beschreibt, mit diesen hormonellen Einflüssen zusammenhängen dürften und somit auch bei einer hormonbasierten Gewichtsreduktion anderer Art eine Rolle spielen könnte. Kann gut sein, daß ich mir das Video noch einmal genauer anschaue und mir dazu ein paar Notizen mache. 

Ich habe in letzter Zeit eine Reihe anderer Videos gesehen, die ich eher ärgerlich fand, und viele habe ich dann auch nicht ganz zu Ende geschaut. Manchmal wundere ich mich darüber, daß ich mir überhaupt von albernem Kram wie etwa dieser Folge der "Ernährungs-Docs" die Zeit stehlen lasse. Ich habe freilich breit gegrinst, als zu Anfang des Videos das Ernährungsprotokoll des Patienten, Christoph Freiburger, erörtert wurde. An einem normalen Eßtag nehme ich nämlich eher mehr als weniger als dieser Mann zu mir. Anders ist zum einen die zeitliche Verteilung - es sind weniger Mahlzeiten und längere Phasen ohne Essen -, und Gelegenheit, Fast Food zu mir zu nehmen, habe ich von vornherein kaum, dafür koche ich zu gut und zu reichlich.

Wenn diese Videos sonst zu nichts gut sein sollten, dann bestätigen sie mir immerhin, daß ich nicht so falsch liegen kann mit dem, was ich mache, da es ja funktioniert - und ich wage zu bezweifeln, daß der Herr Freiburger das ebenfalls von sich behaupten kann. Was mir im übrigen leid für ihn tut, denn er macht einen netten Eindruck und ich würde ihm einen Erfolg von Herzen gönnen.

Die Ernährungs-Docs, die ich heute zum ersten Mal gesehen habe, sind bei mir wegen genau dieses Films gründlich und auf Dauer durchgefallen, denn kaum etwas nehme ich so übel wie Versuche, mich absichtlich hinters Licht zu führen, und das tut dieser Film. Es ist nämlich eine ziemliche  Frechheit, Wasserstandsmeldungen nach fünf Monaten (!) als eine Art Happy End zu präsentieren. Jeder Mediziner, der in der Praxis mit Abnehmenden zu tun hat, weiß schließlich ganz genau, daß die Probleme mit Stagnation und Wiederzunahme bei der Mehrheit der Patienten - jedenfalls bei denen, die brav mittun - erst nach sechs Monaten einsetzen. Deshalb glaube ich auch nicht daran, daß das Timing ein Versehen gewesen ist, das guten Glaubens in ein bevorstehendes Happy End für den Patienten geschehen ist, sondern unterstelle einen wissentlichen Täuschungsversuch, der ja wahrscheinlich bei den meisten Zuschauern gelungen sein dürfte. 

Natürlich hat es mich interessiert, wie es mit Christoph Freiburger weitergegangen ist, also fragte ich Tante Google.

Der Film wurde im Dezember letzten Jahres ausgestrahlt. Da in ihm niemand eine Maske trägt, läge es eigentlich nahe, davon auszugehen, daß hier der Stand vom Sommer 2019 gezeigt wurde. Aber ich sah ein Video vom Frühjahr 2020, das ziemlich eindeutig noch den "Vorher-Christoph" zeigt, somit müßte das, was bei den Ernährungs-Docs gezeigt wurde, doch der Stand Sommer 2020 sein. Ein Foto von Herrn Freiburger aus dem Frühjahr dieses Jahres zeigt zwar den Nachher-Christoph aus dem Film, der aber seit den Filmaufnahmen mit seiner Abnahme nicht nennenswert weitergekommen zu sein scheint, wie das leider ja auch zu erwarten war. 


***

Gestern habe ich meine zweite Corona-Impfung bekommen; diesmal Biontech nach der Erstimpfung mit AstraZeneca. Und diesmal hatte ich auch eine Impfreaktion zu verzeichnen, nämlich Schmerzen im linken Arm, wo ich den Pieks reinbekommen habe, beginnend ca. sechs bis sieben Stunden nach der Impfung, die inzwischen wieder deutlich nachgelassen haben, aber die ganze Zeit problemlos auszuhalten waren. 

Das Gezeter um die Impfquoten - und das hatte ich schon vorher gewußt, daß das passieren würde - geht mir zunehmend auf die Nerven. Wie bekloppt war das eigentlich, einerseits von Impfquoten von 85 Prozent zu phantasieren, so als wären die wirklich realistisch, wenn andererseits die Impfung der unter 18jährigen insgesamt nach wie vor in Frage gestellt wird? Die unter 18jährigen machen fast zwanzig Prozent der Bevölkerung aus, also ist es rechnerisch unmöglich, ohne sie auf 85 Prozent zu kommen, auch dann nicht, wenn es gelänge, 100 Prozent aller Erwachsenen von einer Impfung zu überzeugen, was natürlich utopisch ist. 

Aber auch 85 Prozent aller Erwachsenen halte ich ohne Zwangsmaßnahmen für kaum zu schaffen. Wenn man sich die Vorreiterländer anschaut - diejenigen, mit denen Deutschland das ganze Frühjahr über verglichen wurde, ein Vergleich, der immer deutlich zu unseren Ungunsten ausfiel -, dann haben wir nämlich schon jetzt ziemlich zu ihnen aufgeschlossen und die USA sogar überrundet. 

Ich nehme an, am Ende werden sich unsere Impfquoten tatsächlich im internationalen Vergleich in der Spitzengruppe wiederfinden. Aber kann man dabei bitteschön dennoch ein bißchen realistisch bleiben?

Ich habe heute mal nachgesehen: Von den über 60jährigen haben mittlerweile tatsächlich mehr als 85 Prozent mindestens eine Erstimpfung und mehr als 80 Prozent bereits beide. Bei den 18- bis 59jährigen sind es 62 Prozent Erstgeimpfte und knapp über 53 Prozent, die beide Impfungen haben. Ich schätze, 70 Prozent plus x werden wir in dieser Altersgruppe schon noch erreichen. Am Ende wird es aber wohl darauf ankommen, wie hoch die Impfquoten bei den 12- bis 18jährigen ausfallen, um zu entscheiden, ob die Gesamt-Impfquote näher an 70 oder näher an 80 Prozent liegen wird. 

Aktuell gibt es weltweit aber nur wenige Länder mit einer Impfquote über 70 Prozent bei der Erstimpfung (Kanada etwa gehört dazu), darunter nur zwei, bei dem die 80 Prozent auch nur in näherer Reichweite sind, nämlich die Vereinigten Arabischen Emirate und Island. 

Die Meßlatte von 85 Prozent hängt weltweit erkennbar für die allermeisten Länder zu hoch. Entweder Impfquoten von 70 Prozent plus ein bißchen was reichen für die berühmte Herdenimmunität aus ODER man akzeptiert die Krankheitsfälle, die ohne Herdenimmunität entstehen, ODER man entscheidet sich für Zwangsmaßnahmen. Das sind, Stand heute, die bestehenden Optionen, und über die muß gesprochen werden. In meiner Zeitung wurde heute tatsächlich auch schon nach einer Impfpflicht gerufen. An sich ist das absolut legitim, es ist ja eine der drei Möglichkeiten; es gibt Argumente, die dafür sprechen, ebenso, wie es welche gibt, die dagegen sprechen, und es ist ja das Wesen einer öffentlichen Debatte, daß Für und Wider in so einer Sache zur Sprache kommen und begründet werden. 

Geärgert hat mich freilich maßlos, daß der Autor so tat, als wäre irgendetwas daran erstaunlich, daß "... fast jeder Zweite noch nicht vollständig geimpft" sei. Immerhin ist es gerade mal einen Monat her, da mußte man sich den Weg zur Erstimpfung noch mehr oder weniger mit der Machete freiräumen, wer dabei gar zu unzimperlich vorging, wurde als "Impfdrängler" gescholten, die manche Leute, womöglich ja auch der Autor meines Zeitungsberichts, am liebsten mit schweren Strafen belegt hätten. Diejenigen, die - wie ich - sich zum erstmöglichen Zeitpunkt, als die Impfdrängler- und nicht zuletzt auch die Impfstoffmangeldebatten endlich aufhörten, um eine Erstimpfung gekümmert haben, sind jetzt gerade erst frisch zweitgeimpft. Es gibt aber auch noch genügend Erstgeimpfte aus der Zeit vor meiner eigenen Erstimpfung, die einen Zweitimpfungstermin mit einem Zeitabstand von drei Monaten bekommen haben. Bestimmt hat ein Teil von denen die Zweitimpfung vorverlegt, aber ebenso sicher waren das nicht alle.

Und bei den unter 18jährigen fängt man ja jetzt überhaupt erst an mit den Erstimpfungen. Wo zum Teufel sollten also schon jetzt mehr als knapp über 50 Prozent Zweitgeimpfte herkommen? 

Utopische Wunschvorstellungen wie diese 85 Prozent Impfquote als angeblich erreichbar darstellen, wie es auch dieser Journalist getan hat, ist eher kontraproduktiv, weil es nämlich der Glaubwürdigkeit schadet. Von einem Journalisten, der seine Arbeit ordentlich macht, erwarte ich das einfach, daß er  eine Meinungsäußerung nicht einfach aus dem hohlen Bauch heraus macht, sondern vorher die zugrundeliegenden Fakten checkt. Ich erwarte, daß er dabei auch imstande ist, das zu tun, was ich unbezahlt ebenfalls mit nur ein paar Mausklicks tun konnte. Nämlich mir einmal die Impfquoten anderer Länder anzuschauen, insbesondere der USA, UK und Israel, die sich ja Anfang des Jahres fast den Fuß ausgerissen haben, um möglichst schnell zu impfen. Es sieht im Moment bei keinem dieser Länder so aus, als könnten sie es auf eine Impfquote bringen, die auch nur in der Nähe von 85 Prozent liegen wird. 

Ich erwarte außerdem, daß diesem Journalisten dabei bewußt wird, daß das, was die Amis, die Briten und die Israelis nicht ohne weiteres hinkriegen, bei uns womöglich auch die Meßlatte zu hoch legen wird. 

Die Argumente pro Impfpflicht dieses Autors wären ohne diesen Schnitzer legitim. Aus meiner Sicht wiegen die Argumente kontra Impfpflicht allerdings um einiges schwerer. Mit den verbleibenden Coronafällen mit schwerem Verlauf muß eine Gesellschaft genauso leben können, wie sie auch mit den - vor einer Impfmöglichkeit immer zu Unrecht als Vergleichsbeispiel angeführten, aber jetzt zutreffenden - Grippefällen mit schwerem Verlauf schon die ganze Zeit leben konnte. Ja, es ist eine staatliche Aufgabe, das Leben und die Gesundheit seiner Bürger zu schützen. Gleichzeitig kann es aber keine staatliche Aufgabe sein, jeden möglichen Todesfall um jeden Preis zu verhindern. Das wäre uferlos und der Versuch würde meiner Meinung nach früher oder später ins Gegenteil umschlagen, weil staatliche Handlungsfähigkeit nun einmal nicht grenzenlos ist. Nicht zuletzt wäre ich strikt dagegen, sich so in die Filigranarbeit dieser selbstgewählten Schutzaufgaben zu verbiestern, daß staatliche Kernaufgaben, die NICHT an die Eigenverantwortung der einzelnen Bürger delegiert werden können, darüber vernachlässigt werden und an anderer Stelle negative Wirkungen mit sich bringen, die sich fast immer auch in der einen oder anderen Form in negativen gesundheitlichen Wirkungen niederschlagen.

Was mir fehlt, ist eine öffentliche Debatte, an welchen Stellen aus welchen Gründen die Grenze der staatlichen Eingriffspflicht (was gleichzeitig auch bedeutet: des staatlichen Eingriffsrechts) zu ziehen wäre, denn schon bei der Einführung der Masernimpfpflicht war ein solcher Maßstab beim besten Willen nicht mehr zu erkennen. Gerade heute las man wieder darüber, daß der Übersterblichkeit durch Corona letzten Herbst und Winter eine geringere Sterblichkeit an manchen anderen Krankheiten, vor allem Infektionskrankheiten gegenüberstand. Ursache war mutmaßlich die Maskenpflicht. Mit demselben Argument, mit dem jetzt nach einer Impfpflicht gerufen wird, könnte man also ebenso nach einer dauerhaften Aufrechterhaltung der Maskenpflicht zum Schutz gegen Grippe und sonstige Infektionskrankheiten rufen. Das schützt schließlich auch Menschenleben! 

Falls das passieren sollte, hätten sich die bösen Vorahnungen der Covidioten mindestens in einem Punkt als korrekt erwiesen, und das würde mich fast noch mehr ärgern als eine dauerhafte Belästigung durch das Maskentragen - Brillenträger wissen, was ich damit meine -, das ich bislang klaglos akzeptiert habe, aber keineswegs für den Rest meines Lebens akzeptieren müssen will.


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