Freitag, 19. März 2021

Vierjähriges Fastenjubiläum

Mein Gewicht heute früh nach vier aufeinanderfolgenden Fastentagen, die dritte Serie innerhalb von fünf Wochen: 95,7 Kilogramm. Eigentlich hatte ich, als ich diese Serie begonnen hatte, einen neuen Niedrigstwert angepeilt, der unter meinem Niedrigstgewicht vom September mit 94,3 Kilogramm hätte liegen sollen. Statt dessen krebse ich weiter auf dem Level herum, auf dem ich mich schon seit der Weihnachtspause bei den langen Fastenintervallen befinde. Weder nach Insulin- noch nach Kalorienlogik ergibt das sonderlich viel Sinn, aber nun ist es halt so, wie es ist.

Morgen, am 20.3., ist mein vierjähriges Intervallfasten-Jubiläum, ein guter Anlaß für einen Rückblick und einen Ausblick.

Ich habe dieses Blog vor zwei Jahren, ebenfalls am Jahrestag, nämlich dem zweiten, begonnen mit einem Gewicht zwischen 110 (vor einem 36stündigen Fastentag) und 108 Kilogramm (nach einem 36stündigen Fastentag) und war damals zuversichtlich, mittels Intervallfasten innerhalb von zwei bis drei Jahren mein Wunschgewicht zu erreichen, das ich mit 73,5 Kilogramm festgelegt hatte. Begonnen hatte ich mit dem Intervallfasten am 20.3.2017 mit einem Startgewicht von 147 Kilogramm. Inzwischen ist es offensichtlich, daß ich mein Zielgewicht mindestens deutlich später, möglicherweise auch gar nicht erreichen werde. Das erfordert eine Neuorientierung. Daß sich die Abnahme verlangsamen wurde, damit habe ich gerechnet, aber nicht, daß sie so extrem langsam wird.  

Von Beginn an habe ich Schwierigkeiten gehabt, anderen zu erklären, daß es sich bei diesem Zielgewicht nicht um etwas handelt, das mir mit allen Mitteln zu erkämpfen ich mich entschlossen habe, sondern um das erwartete Ergebnis einer Prognose. Emotional verbindet mich nichts mit dieser speziellen Zahl - außer natürlich, daß ich sie mir als Zielprognose gesetzt habe und nun, da das geschehen ist, es mir doch etwas peinlich wäre, ihr Nichterreichen eingestehen zu müssen.

Falls ich in diese Situation kommen sollte, mache ich es hocherhobenen Hauptes (jedenfalls trainiere ich hiermit gerade dafür, es hocherhobenen Hauptes tun zu können), denn eine falsche Prognose ist keine Schande, wenn man die zugrundeliegenden Fakten mehr oder weniger auspendeln muß. Daß ich da vor zwei Jahren nicht ganz richtig lag, muß ich tatsächlich eingestehen. Vor zwei Jahren, als ich mein Blog begann, dachte ich aufrichtig, ich hätte verstanden, wie und warum Intervallfasten funktioniert. Dafür kann ich auch mildernde Umstände geltend machen, denn ich konnte damals bereits auf zwei Jahre Intervallfasten und 37 Kilogramm Gewichtsabnahme zurückblicken, also eine Menge persönlicher und praktischer Erfahrungswerte. In den letzten zwei Jahren ist allerdings manches deutlich anders gelaufen, als ich es aufgrund der beiden Jahre davor erwarten konnte.

Ich bin kein Phantast, sondern glaube an Ursachen und Wirkungen. Wenn also die Wirkungen nicht so wie erwartet ausfallen, dann hat das irgendwelche Ursachen. Will ich die Wirkungen verändern, muß ich herausfinden, was an den vermuteten Ursachen nicht stimmt.

Die Fakteneinschätzung, nämlich die Theorie, daß das Hormon Insulin für Gewichtszu- und -abnahme hauptverantwortlich sei, habe ich von Dr. Jason Fung übernommen, und zu dem Zeitpunkt, als ich sie übernommen habe, nämlich im Herbst 2017, schien auch alles darauf hinzudeuten, daß sie korrekt sei. Auch wenn sich nun herausstellen sollte, daß sie nur teilweise korrekt ist, war sie in jedem Fall korrekt genug für die damalige Phase meiner Abnahme, denn als ich mein Vorgehen auf diese Theorie hin optimierte, bescherte mir dies weitere Gewichtsabnahmen. Fast fünfzig Kilogramm Körpergewicht verliert man mit einer unwirksamen Methode nicht.

Trotzdem scheint diese Methode jetzt an ihre Grenzen zu gelangen. Für die noch zu beseitigenden ca. 25 Kilogramm Abnahme muß ich mir wahrscheinlich etwas anderes einfallen lassen.

Eine interessante Abweichung von Dr. Fungs Theorie fiel mir schon damals auf, als ich sie entdeckte, und bislang habe ich dafür auch noch keine vernünftige Erklärung gefunden.

Meine Abnahme fand nämlich weitgehend bzw. ab Jahr 2 sogar vollständig nur in den Monaten zwischen März und September statt. Von 2017 an bis 2020 nahm ich im Oktober in jedem einzelnen verdammten Jahr zu - nicht wahnsinnig viel, ein bis zwei Kilo, aber die erwiesen sich in jedem Winter als verflixt seßhaft. Die Entwicklung zwischen November und März veränderte sich dagegen im Lauf der Zeit. In Jahr 3 verzeichnete ich im November eine zweite, weitere Zunahme-Phase, und im Jahr 4 hatte ich neben Oktober und November im Februar sogar noch eine dritte. 

Ich muß eingestehen, daß mich diese dritte Zunahmephase ziemlich demoralisiert hat, denn noch bis letzte Woche sah es ihretwegen so aus, als ob trotz der viertägigen Fastenintervalle das Gewicht auch jetzt noch ständig weiter leicht nach oben ginge. Aber dann begann ich am Montag das dieswöchige lange Fastenintervall völlig überraschend mit einem Gewicht, das 1,2 Kilogramm niedriger lag als das Maximum von Mitte Februar, und im Moment wiege ich jedenfalls ein bißchen weniger als vor zwei Wochen nach vier Tagen Fasten. Dem Himmel sei Dank für gelegentliche positive Überraschungen, vor allem, wenn man von den unangenehmen Überraschungen langsam doch etwas zermürbt ist.

Wenn ich mit letztem Jahr um diese Zeit vergleiche, lag mein Ausgangsgewicht am Montag nur um 1,5 Kilogramm niedriger. Aber noch am Wochenende hatte ich allen Grund, damit zu rechnen, daß ich sogar ungefähr gleich viel wie letztes Jahr wiegen würde. Insofern will ich mich nicht beschweren. Mein "Nachher"-Gewicht letztes Jahr - exakt am Samstag, dem 21.3. - lag bei 98,4 Kilogramm und heute wiege ich 95,7, da habe ich immerhin einen etwas größeren Abstand. Außerdem muß ich berücksichtigen, daß ich letztes Jahr über Ostern wieder bis auf mehr als 105 Kilogramm zugenommen habe, und das wird hoffentlich nicht wieder passieren, weil ich über Ostern nicht mit dem Fasten aussetzen werde. Zwischen Ostern letztes Jahr und Anfang Oktober letztes Jahr hatte ich immerhin fünf Kilogramm Minus zu verzeichnen. 

Mein Zielgewicht von 73,5 Kilogramm ist im Moment viel weiter weg, als ich das letztes Jahr um diese Zeit erwartet hätte, und spätestens seit Februar denke ich ernsthaft darüber nach, was ich sonst noch tun kann, aber ebenso, was ich zu tun bereit bin (und was hingegen nicht), um mein Ziel zu erreichen - und mittlerweile auch, ob ich dieses Ziel wirklich unbedingt erreichen will bzw. welche alternativen Ziele für mich in Frage kämen, falls ich es ab einem gewissen Punkt für unerreichbar halten sollte. Man könnte sich beispielsweise ja auch mit Kleidergröße 40 zufriedengeben, und das ist ein Ziel, das in relativ überschaubarer Zeit realistisch erreichbar sein müßte, da ich um Bauch und Hüften herum weiter schrumpfe, obwohl die Waage seit Monaten so ungnädig zu mir ist. 

Bei dieser Frage spielt auch eine Rolle, daß es mich langsam wirklich zu stören beginnt, daß mein Gewicht so ins Zentrum meines Lebens gerückt ist. Jedes Mal, wenn es beim Abnehmen nicht so läuft wie erwartet und gewünscht, fange ich an, mit meinen anderen Prioritäten im Alltag zu hadern, die dazu führen, daß ich nicht hundertfünfzigprozentig konsequent meine Fastenphasen einhalte, etwa mit der fatalen Fastenpause letzte Ostern oder dem langen Aussetzen der langen Fastenintervalle im Sommer. Das ist für mich ein klarer Verlust an Lebensqualität. Am Intervallfasten mochte ich ganz besonders, daß das lange Zeit einfach nebenher laufen konnte und man nicht viel darüber nachdenken mußte und sie auch den Alltagserfordernissen anpassen konnte. Falls ich das Jahr künftig in eine gute Hälfte und in eine schlechte Hälfte einteilen muß, in letzterer ich, wenn ich zu unvorsichtig nebenbei mein normales Leben zu führen versucht habe, das Abgenommene der ersten Hälfte komplett wieder zunehme, dann schränkt mich das doch in einer Weise ein, die mir nicht mehr behagt.

Ende Oktober letztes Jahr zum Beispiel habe ich zehn Tage mit dem Fasten ausgesetzt, weil ich für ein paar Tage meine Mutter besucht habe. Es war ihr 84. Geburtstag damit verbunden, und ich hatte damals schon so eine Ahnung, daß es zu Weihnachten vielleicht noch ungünstiger für einen Besuch sein würde. Es stört mich, daß ich jetzt bis in den März hinein diesen kleinen Mann im Ohr hatte, der mir dauernd zuflüsterte, diesen Besuch hätte ich bleibenlassen müssen, weil er mir mein Gewicht versaut habe. Nein, hätte ich nicht. Dieser Besuch war viel wichtiger als ein bis zwei Kilogramm hin oder her, so weit habe ich meine Maßstäbe dann doch nicht verloren. Es war bitter, daß ich speziell diese ca. drei Pfund Zunahme den ganzen Winter über ums Verrecken nicht mehr losgekriegt habe, obwohl ich sorgfältig geplant hatte, dem durch gezielte Maßnahmen gegenzusteuern. Aber ich lasse mir nicht einreden, daß eine Gewichtsabnahme bis zu einem speziellen Gewicht x erstrebenswert ist, wenn man es zu seinem Lebensinhalt machen und alles andere, das einem etwas bedeutet, dem unterordnen muß. 

Einstweilen kommt jetzt erst mal glücklicherweise die "gute" Jahreszeit und vielleicht bringt eine anstehende Veränderung in meinem Alltag ja noch ein bißchen Schwung in die Sache. Mein Mann und ich haben nämlich beschlossen, unser bislang immer ziemlich spätes Abendessen (zwischen 20 und 21 Uhr, wenn mein Mann kocht, sogar noch später) künftig auf 18 Uhr vorzuziehen. Nachmittags zum Kaffee gibt es dementsprechend auch keinen Kuchen mehr, denn dann hätten wir um 18 Uhr ja noch gar keinen Hunger. Statt dessen gibt es eventuell nach dem Abendessen noch einen Nachtisch, was wir sonst eigentlich nie hatten; das sehen wir dann, wenn wir ab dem Wochenende damit anfangen. Diese Entscheidung hatte nichts mit dem Abnehmen zu tun, sondern damit, daß ich in letzter Zeit öfter mal - nicht regelmäßig, aber zu oft für meinen Geschmack - nachts aufwache und Sodbrennen feststelle. Möglicherweise hängt das mit meiner rausoperierten Gallenblase zusammen, obwohl diese Beschwerden erst vor ein paar Wochen eingesetzt haben. Dagegen probieren wir jetzt mal das simpelste Mittel aus, mit dem es, wie ich hoffe, beseitigt werden kann.

Von meinen Übergangstagen nach den langen Fastenintervallen weiß ich: Wenn man sich um 18 Uhr ordentlich satt ißt, hält das leicht bis zum Schlafengehen vor. Ein so frühes Abendessen läßt mir außerdem abends nach dem Essen noch genügend Zeit, um noch das eine oder das andere im Haushalt zu erledigen, während bislang eigentlich immer klar war, daß nach dem Abendessen nicht mehr viel passieren wird. Wenn ich in einer Streßphase bei der Arbeit bin, würde es sich auch anbieten, mir danach noch einen Kaffee zu machen und eine "Spätschicht" einzulegen. Bislang habe ich so etwas nur in Notfällen gemacht, aber dabei ging es um eine sehr viel spätere Uhrzeit und das lief dann in der Regel weniger auf eine Spät- als auf eine komplette Nachtschicht hinaus. Aber dafür fehlt mir natürlich ein Teil meiner bislang ganz selbstverständlich eingeplanten Arbeitszeit am frühen Abend, in der ich effektiver arbeitete als beispielsweise am Nachmittag. Ob sich das durch "Spätschichten" nach dem Abendessen wirklich ersetzen läßt, muß ich erst noch herausfinden.

Ich bin ein füchterliches Gewohnheitstier, also mal sehen, ob ich mich an diese Veränderung leicht oder nur unter Schwierigkeiten anpassen werde und welche weiteren Nebenwirkungen das mit sich bringen wird. Gut möglich etwa, daß ich nun morgens auf einmal doch früher Hunger bekommen werde. Aber ich will auch nicht ausschließen, daß es mir nebenbei zu einer etwas zügigeren Abnahme verhilft. 

Stay tuned - ich werde berichten. :-)

Wie geht es dann aber im Herbst weiter, hoffentlich auch dieses Jahr wieder mit ein paar Kilo weniger auf den Rippen? Irgendetwas muß ich verändern, um nicht über den Winter wieder das meiste von meiner Abnahme zuzunehmen und am Ende ein weiteres Jahr lang auf der Stelle getreten zu sein. Neben meinem schon länger geplanten Low-Carb-Experiment käme folgendes in Frage: 

Faktor Energiezufuhr, also: Kalorien zählen und deren Menge einschränken. Das kann ich gleich ausschließen. Ich werde ganz sicher nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, gegen meinen eigenen Körper zu kämpfen, und das muß man in diesem Fall, wenn man auch nur eine geringe Chance haben will, dauerhaft damit erfolgreich zu sein - und die meisten von denen, die dazu willens sind, scheitern dennoch daran, unter anderem, weil der Rest des Lebens eben doch eine verdammt lange Zeit ist, um sich dauernd zu irgendwelchen Dingen zwingen zu müssen.

Faktor Energieverbrauch, also: Bewegung. Das ist ein bißchen komplizierter. Sport als Mittel zum Abnahmen halte ich nicht für erfolgversprechend, weil sich der Stoffwechsel nach einiger Zeit an mehr Bewegung anpaßt, siehe auch weiter unten. Aber umgekehrt ist es wohl genauso, und ich vermute, daß meine spärliche Abnahme letztes Jahr auch damit zu tun hatte, daß ich so viel weniger Gelegenheit als sonst hatte, draußen unterwegs zu sein und noch dazu auch mein EMS-Training aufgegeben habe. Aber auch dem müßte sich der Körper eigentlich nach einer gewissen Zeit anpassen, wenn er es im umgekehrten Fall ebenfalls tut. Wenn ja, sollte ich eigentlich alleine durch die Normalisierung dieses Jahr einen gewissen positiven Effekt erleben können, wenigstens vorübergehend. 

Sport kommt für mich aber auch aus prinzipiellen Gründen nicht in Frage, ich bestehe darauf, daß Bewegung immer irgendeinen Sinn hat und nicht nur als Bewegung um der Bewegung willen erfolgt. Entweder sie hat einen konkreten Nutzen - Einkäufe, Frühjahrsputz oder Renovierungen und dergleichen - oder sie ist Nebeneffekt einer Beschäftigung, die mir Spaß macht. Neben meinen geliebten Flohmärkten betrifft das vor allem Wanderungen, denn ich wandere wirklich gerne. Möglicherweise hätten unregelmäßige und seltenere, aber dafür besonders anstrengende Aktivitäten (etwa eine mehrtägige Wanderung) einen höheren Einfluß auf das Gewicht als regelmäßige, auf die der Stoffwechsel sich einstellen kann. Vielleicht mache ich irgendwann dieses Jahr noch eine solche Wanderung, aber sicher ist das einstweilen noch nicht.

Faktor Ernährungseinschränkungen: Also, manche Lebensmittel möglichst zu vermeiden. Etwa in Form von Vegetarisch/Vegan, zuckerfrei, Low Carb oder diese neue innerhalb der Low-Carb-Szene gehypte Low Carb+Low Fat-Variante. Vegetarische Ernährung kommt für mich zweifelsfrei nicht in Frage, und vegane schon gar nicht. Alles andere jedenfalls nicht als Dauerlösung, aber ggf. als vorübergehende Phase. Deshalb auch das für den Herbst geplante Low-Carb-Experiment, alternierend zu meinen regulären Fastentagen, und zwar höchstwahrscheinlich in der Low Carb/Low Fat-Variante. Ich achte mittlerweile auf taugliche Rezepte, etwa Syrniki, russische Quarkpfannkuchen, die ich neulich zum ersten Mal gemacht habe und von denen ich total begeistert war. Den zugehörigen russischen Quark, Tworog, der an Hüttenkäse erinnert, gibt es neuerdings bei Lidl, und ich nahm aus Neugier ein Päckchen mit (an Low Carb dachte ich dabei gar nicht) und recherchierte erst anschließend, was man mit so was überhaupt anfangen kann. 

Bestimmt schmecken die in einer herzhaften Variante genauso gut wie in einer süßen - und das werde ich heute, an meinem Übergangstag nach dem Fastenintervall gleich mal ausprobieren, nur eben ohne das zugehörige (ohnehin wenige) Mehl, sondern statt dessen mit Kokosmehl im Teig und einer Haselnuß-Panade außenrum. Vielleicht schnipsle ich noch eine Frühlingszwiebel und ein bißchen von dem Schwarzwälder Schinken hinein, den ich seit einiger Zeit immer am Stück kaufe, und dazu gibt es natürlich meinen immer wieder besonders heiß geliebten Rettich-Karotte-Apfel-Salat mit Walnüssen und diesmal zusätzlich mit einer gewürfelten Vespergurke und ein paar Würfelchen Gouda, weil der Feta gerade alle ist. Das sollte Low Carb genug sein, obwohl ich mich belehren lassen mußte, daß Äpfel unter Keto-Freaks für Stirnrunzeln sorgen, weil nicht kohlehydratarm genug. Der Low-Fat-Ergänzung zuliebe ersetze ich wahrscheinlich die Creme fraiche durch normale saure Sahne, nur um mal zu sehen, ob ich es damit ebenfalls mag. 

Im Moment ist meine Herangehensweise eher ein bißchen spielerisch, erst im Herbst wird es ernst. Das Ganze ist dann als ein Experiment geplant, und ob ich es wiederhole, hängt davon ab, welche Erfahrungen ich dabei mache. In dem geplanten Zeitraum von zwei Monaten will ich mindestens eine Wirkung von mindestens ein bis zwei Kilogramm sehen, und sollten die sich vor Februar wieder zurückschleichen, hake ich die Sache als einen Fehlschlag ab. Andernfalls könnte ich mir aber vorstellen, daß ich Februar/März noch eine weitere Runde einlege, um gut aus der "miesen Jahreszeit" herauszukommen.

Noch längere Fastenintervalle. Ich muß zugeben, der flüchtige - und rasch wieder verworfene - Gedanke, einfach so lange in den "Hungerstreik" zu gehen, bis ich bei 73,5 Kilogramm Gewicht angekommen bin, ist mir schon gekommen, und ein bißchen wäre ich tatsächlich neugierig, zu erfahren, wie lange ich für die noch fehlenden 28 Kilogramm (gerechnet von einem Startgewicht von 101,5 Kilogramm aus) wohl brauchen würde, wenn ich so lange gar nichts essen würde, bis mein Körper entsprechend viel Gewicht verheizt hat. Wenn ich den legendären Angus Barbieri als Maßstab nehme, der in 392 Tagen Fasten 125 Kilogramm abgenommen hatte, sollten zwei bis drei Monate dafür eigentlich ausreichen.

Aber so verzweifelt bin ich einstweilen doch noch nicht. ;-) 

Ein solches Vorgehen wäre wohl eher eine Option für die "letzte Meile", also, sagen wir: wenn mir weniger als zehn Kilogramm bis zum Ziel fehlen, der benötigte Zeitraum also überschaubar ist, und mir der Geduldsfaden reißt. Falls das passieren sollte, ist es höchstwahrscheinlich im Herbst oder Winter, wenn meine Geduld noch jedes Jahr über Gebühr strapaziert worden ist. Sogar in meinem ganz persönlichen Horrormonat Oktober sollte ich wohl wirklich abnehmen können, wenn ich diesen ganzen Monat lang gar nicht esse. 

Die Vorstellung, für mehrere Wochen gar nicht zu essen, erschreckt mich nicht sonderlich. Von meinen viertägigen Fastenintervallen weiß ich ja, daß man ab Tag 2 gar kein Verlangen nach Essen mehr hat. Das scheint unter anderem eine Kopfsache zu sein, denn wie wäre es sonst zu erklären, daß am Abend von Tag 4 mein berüchtigtes kulinarisches Kopfkino wieder anläuft? Auf meine erste Mahlzeit heute freue ich mich schon, obwohl mein Magen im Moment nicht knurrt.

Falls ich so etwas einmal machen will, werde ich aber vorher noch mit meinem Hausarzt sprechen (und ihn mit meinen Plänen vermutlich ein wenig schockieren, aber das ist mir egal), weil dann vielleicht doch irgendwelche Vitamintabletten oder so sinnvoll wären und er vielleicht auch gelegentlich meine Blutwerte überprüfen will.

Unterbrechung des Intervallfastens für einige Monate (und dabei eine Wiederzunahme in Kauf nehmen) und anschließender Neustart in der Hoffnung, das Ausgangsgewicht im Anschluß dann deutlich unterbieten zu können. Also in etwa das Gegenteil der vorherigen Option. Auch das kann ich mir im Prinzip vorstellen, allerdings ebenfalls noch nicht jetzt. Das kommt für mich frühestens dann in Frage, wenn ich einmal die 90 Kilogramm deutlich genug unterschritten habe, um den häßlichen Ühu, der sich gerade wieder bei mir breitgemacht hat, trotzdem nicht wieder zu Gesicht zu bekommen. 

Unschlüssig wäre ich mir dann aber, in welcher Jahreszeit ich das machen sollte. Die Wirkung dieses Herbst-Phänomens wäre in jeder denkbaren Variante ein ärgerlicher Faktor, aber auf eine explosionsartige Zunahme habe ich natürlich gar keine Lust. Andererseits hätte es aber wohl auch wenig Sinn, einen Neustart ausgerechnet in den Oktober zu legen. Darüber müßte ich wohl noch nachdenken. Aber im Moment eilt es damit noch nicht, denn mit meinem aktuellen Kampfgewicht mache ich das noch nicht.

Methoden, die nicht in Frage kommen: Vielleicht fallen mir irgendwann noch weitere Möglichkeiten ein, Operationen schließe ich dabei aber von vornherein aus. Auch mit der Vorstellung, Medikamente zu nehmen, kann ich mich nicht anfreunden.

Was ich aber tun werde: Ich werde die Debatten der Low-Carb-Gemeinde auf Twitter sorgfältig im Auge behalten und einschlägige Studien, die dabei immer mal wieder aufpoppen, aufmerksam lesen in der Hoffnung, auch etwas über mögliche Wirkmechanismen zu erfahren. Vielleicht finde ich dabei ja den richtigen Schlüssel, um die betreffenden Wirkungen, die die Abnahme so verlangsamen, auszuhebeln. Der Schlüssel für meinen so lange anhaltenden Erfolg beim Intervallfasten war ja ebenfalls, daß mir die von Jason Fung beschriebenen hormonellen Mechanismen eingeleuchtet haben, die das Intervallfasten auslöst, so daß ich meine Fastenintervalle auch auf diese Gründe hin optimieren konnte. Gut möglich, daß ich mit meinem ursprünglichen 18:6-Modell schon im Winter 2017/2018 ans Ende meiner Möglichkeiten gelangt wäre, entmutigt aufgegeben und das ganze Intervallfasten bloß für einen dieser sinnlosen Diäthypes gehalten hätte. Zum Glück verfüge ich also über ausreichend gesunde Neugier in Tateinheit mit beruflicher Recherchier-Routine. 

Auf meiner Leseliste steht in diesem Zusammenhang eine Neuerscheinung, nämlich "Burn" von Herman Pontzer, das mich deshalb interessiert, weil Pontzer darin auch sein Forschungsergebnis beschreibt, daß sich der Energieverbrauch des Körpers an das Bewegungsverhalten anpaßt (das ging irgendwann letztes oder vorletztes Jahr schon einmal durch die Medien), was Sport zum Abnehmen ungeeignet mache. Ich folge Pontzer jetzt bei Twitter und hätte ihn um ein Haar sofort wieder entfolgt, als ich entdeckte, daß er statt dessen Diäten vernünftig findet und dabei der üblichen Kalorienlogik huldigt. Aber das sollte ich ihm doch fürs Erste noch verzeihen, denn darüber hat er ja nicht selbst geforscht, und aus seiner Perspektive ist das wohl die nächstliegende Schlußfolgerung, da Bewegung ja als Wirkfaktor von ihm ausgeschlossen wird. (Das erinnert mich daran, daß ich in der Zeit, bevor ich das Intervallfasten entdeckt habe, einmal den umgekehrten Schluß gezogen habe: Weil Diäten sich als sinnlos erwiesen hatten, hoffte ich darauf, daß mehr Bewegung dann vielleicht die Lösung wäre. Spoiler: Sie war es nicht.)

Vor diesem reflexartigen Freund-Feind-Denken, das mich daran hindern würde, die vielversprechenderen Elemente in einer Theorie zu erkennen und anzuwenden, muß ich mich wirklich in acht nehmen, denn bei diesem Thema gibt es keine Hüter einer einzig wahren Lehre, sondern auf allen Seiten nur Leute, die Richtiges und Falsches miteinander vermischen, wenn sie Forschungsergebnisse auswerten und interpretieren. Die Körnchen Wahrheit, die ich irgendwo finden kann, sind es, für die ich mich interessieren sollte, egal, wie sehr mich die Irrtümer drumherum ärgern, denn nur die können dazu beitragen, daß ich herausfinde, was den Zeiger meiner Waage wieder nach unten streben läßt.

Ermutigend finde ich jedenfalls, daß ich mein Pulver noch nicht verschossen habe, was eigene Experimente betrifft, auch dann nicht, falls Frühjahr und Sommer dieses Jahr ein totaler Griff ins Klo werden sollten, was der Himmel aber bitte verhüten möge. Was ebenfalls eine Erwähnung wert ist: Ich habe mit einer einzigen Ausnahme (ein besonderer Anlaß) überhaupt noch nie darüber nachgedacht, einen Fastentag vorzeitig abzubrechen. Und vollständige Fastentage, an denen ich gar nichts gegessen habe, hatte ich bislang immerhin schon 411. Das Fasten fällt mir nach wie vor so leicht, daß ich kein echtes Problem damit habe, einfach damit weiterzumachen, auch wenn es nicht so recht vorwärtsgehen will. Somit gehe ich trotz allem mit Optimismus in mein fünftes Jahr Intervallfasten.



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