Sonntag, 21. März 2021

BMI über 40? Dann fragen Sie bloß kein Adipositaszentrum!

Mein Gewicht heute früh am zweiten Tag nach dem "Übergangstag" und am dritten nach dem letzten Fastentag: 97,7 Kilogramm, das war - ich weiß nicht, wie ich es nennen soll: eine kleine freudige Überraschung oder ein tiefes erleichtertes Aufatmen? So tief unter meinem Sonntagsgewicht von vor zwei Wochen - 99,1 kg - hatte ich mich heute echt nicht erwartet. Das hebt die Laune, auch wenn ich gewarnt bin: nach der positiven Überraschung ist oft vor der unangenehmen Überraschung.

Eigentlich hatte ich gar nicht vorgehabt, heute noch einen Blogbeitrag dem von vorgestern nachzuschieben, aber aus aktuellem Anlaß: Bei YouTube bin ich über eine noch ziemlich neue SWR-Dokumentation zur Adipositas-Frage gestolpert, die ich ohne Zeitverzug kommentieren möchte. 

Die Potagonistin dieser handwerklich durchaus interessant gestalteten Doku ist die Wissenschaftsjournalistin Dagmar Stoeckle. Jemand, der der Theorie nach also eigentlich wissen müßte, wie man Übergewicht vermeiden kann. Trotzdem wiegt sie 105 Kilogramm und will nun herausfinden, warum das so ist und was sie dagegen tun kann. Einen tatverdächtigen Übeltäter hat die sympathisch wirkende Mittfünfzigerin durch eigene Recherche identifiziert: ihr cortisonhaltiges Asthmamedikament. Ansonsten geht sie wie allgemein üblich davon aus, im Laufe ihres Lebens eben zu viel gegessen und sich zu wenig bewegt zu haben. Den Zusammenhang mit der Bewegung vermutet sie außerdem nicht einfach ins Blaue hinein, sondern mit einer guten Begründung: An einer Stelle sieht man in der Tat einen zeitlichen Zusammenhang zwischen dem Ende des Tanzsports, den sie in jungen Jahren betrieben hat, und ihrer ersten stärkeren Gewichtszunahme. 

Wie ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben hatte: Die Sache mit der Bewegung ist ein bißchen komplizierter als die mit der Nahrungsenergie. Wer sein Bewegungsverhalten ändert, bei dem passiert etwas mit dem Gewicht. Bewegt man sich dauerhaft mehr, etwa indem man anfängt, Sport zu treiben, nimmt man einige Monate lang ab. Dann aber paßt sich der Stoffwechsel dem veränderten Ernährungsverhalten an, und man nimmt das Abgenommene wieder zu, wie in meinem letzten Blogbeitrag und schon einige Male früher erwähnt. Das scheint mir sowohl anekdotisch in meinem Umfeld wie auch wissenschaftlich außerdem ganz gut gesichert zu sein.

Aber was passiert im umgekehrten Fall, also wenn man sich dauerhaft weniger bewegt? Darüber ist längst nicht so viel bekannt. Das liegt wohl daran, daß es so offensichtlich zu sein scheint, aber das ist es nicht, wenn mehr Bewegung eben doch nicht zu einer Gewichtsabnahme aufgrund einer verbesserten Energiebilanz führt, wie es der Theorie nach sein sollte.

Dazu fand ich Minute 6:45 des Films (ich hoffe, es hat geklappt, die betreffende Stelle im Film direkt zu verlinken), wo eine grafische Darstellung der Gewichtsentwicklung zu sehen war, sehr interessant: Nach dem Ende des Tanzens ist ein maximal einjähriger Anstieg (vielleiht auch nur die erwähnten sechs Monate) mit einer anschließenden, ungefähr ein- oder zwei-, vielleicht auch bis zu dreijährigen Plateauphase zu erkennen. 

Eine Wiederabnahme des Zugenommenen durch reduzierte Bewegung analog zur typischen Wiederzunahme des Abgenommenen bei Mehrbewegung erfolgte also nicht, jedenfalls in diesem Fall.

Die weitere Zunahme läßt sich nicht so ohne weiteres zuordnen, auch wenn Stoeckle es in Zusammenhang mit gewissen Lebensereignissen zu bringen versucht. Sicher ist: Dies geht kaum noch zu Lasten der Aufgabe des Sports. Wenn ich aber einen Tipp wagen darf: Man sieht der Journalistin an, daß ihr Übergewicht extrem oberkörperlastig ist. Dagmar Stoeckle ist vom Körperbau her eigentlich ein anderer Typus als ich, bei mir hat sich das Mehrgewicht viele Jahre lang ziemlich gleichmäßig am Körper verteilt, bis die Sache irgendwann doch anfing, immer bauchlastiger zu werden - und erst ab da fing ich übrigens an, mich in meinem Körper nicht mehr so recht wohlzufühlen. Die Journalistin dagegen hat erkennbar den allergrößten Teil ihres Übergewichts am Oberkörper zugenommen. Falls das von Beginn an so gewesen ist, unterscheidet sie das von mir. 

Mich würde mal ihre Kleidergröße in diesem Zusammenhang interessieren.

Die meiste Zeit ihres Lebens hat Dagmar Stoeckle trotz ihrer stetigen Zunahme ab den neunziger Jahren erheblich weniger als ich gewogen. Zu der Zeit, als sie ihren ersten Zunahmeschub auf vielleicht zwischen 70 und 80 Kilogramm hatte, war ich bereits Mutter eines Kinds im Grundschulalter und wog längst über 90 Kilogramm, von denen ich etwa zehn als Vermächtnis meiner Schwangerschaft zurückbehalten hatte, aber jährlich im Durchschnitt ungefähr eines weiter zunahm, ohne daß ich allerdings sicher sagen könnte, ob das wirklich regelmäßig oder doch in Schüben erfolgte, weil ich mich damals nicht gewogen habe. 

So war ich Frau Stoeckle eigentlich immer ca. zwanzig Kilogramm voraus, jedenfalls bis ca. 2015/16, als - wahrscheinlich ab Winter 2015/2016 - mein Gewicht so rapide nach oben schoß, daß ich im März 2017 bei 147 Kilogramm gelandet war.

Seit dem 20.3.2017, als ich mit dem Fasten begonnen habe, näherten die Frau Stoeckle und ich uns gewichtstechnisch aber einander an, ich von oben her und sie von unten her. Letztes Jahr muß mein Gewicht dann unter ihres gefallen sein, denn seit der Zeit nach Ostern 2020 wog ich immer weniger als ihre 105 Kilogramm. Sie scheint übrigens geringfügig kleiner als ich zu sein, wenn sie mit 105 Kilogramm einen BMI von 38 hat - bei mir wird für 105 Kilogramm Gewicht, wie ich es letzte Ostern hatte, ein BMI von 36,8 angezeigt; mit meinem aktuellen Gewicht (gerechnet als "Vorher"-Gewicht vor einem langen Fastenintervall in Höhe von 101 Kilogramm) habe ich momentan einen BMI von 35,4. 

Aber wer weiß, vielleicht liegt sie ja mittlerweile schon längst wieder gleichauf mit mir? Der Film wurde von einem Monat gesendet, und ein Monat hin oder her kann mit entsprechender krimineller Energie und der richtigen Methode schon vier Kilogramm minus bedeuten. 

Leider hat Frau Stoeckle aber höchstwahrscheinlich keine Ahnung davon, welche Methoden wirklich erfolgversprechend wären. Dabei hat sie eigentlich alles richtig gemacht. Sie hat sich nicht geniert, um Rat zu fragen, und sie fragte Leute, die sich eigentlich auskennen müßten. 

Nur, kennen die sich wirklich aus?

Was mich wirklich auf die Palme brachte in diesem Film war Stoeckles Besuch im Adipositaszentrum, wo man ihr wahrhaftig sagte, mit ihrem BMI von 38 sei es "fünf vor zwölf", wenn sie ohne Magenverkleinerungs-OP abnehmen wolle. Denn ab einem BMI über 40 bekäme gerade noch ein Prozent noch eine Abnahme hin. Die Leute kämen leider immer viel zu spät, mit BMIs über 50, wenn nichts mehr zu machen sei.

Statistisch mag das ja sogar zutreffen, trotzdem ist es grenzdebil. So etwas am BMI festzumachen, ist geistesverwandt mit Astrologie - es ist nichts weiter als eine Art Zahlenmagie. Die Frage ist doch: Warum ist das so? Also: Was ist am BMI 40 und mehr anders als an einem niedrigeren BMI? Und wenn etwas anders sein sollte, sind dann vielleicht einfach die angebotenen Mittel die falschen?

Ich bin der Meinung, ich kenne die richtige Antwort: Je höher der BMI, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, daß die von keinem Arzt bei Nichtdiabetikern auch nur abgecheckte Hyperinsulinämie dahintersteckt. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit auch bei einem niedrigeren BMI ziemlich hoch, diese Ursache vorzufinden. Aber spätestens ab BMI 40 - und dies ist die Erklärung dafür, daß sogenannten Experten mit ihrem kalorienbasierten Baukasten dabei so extrem erfolglos sind, daß sie es vor Nichteingeweihten zugeben müssen - sind fast alle Adipositas-Fälle in Wirklichkeit Hyperinsulinämie-Fälle. 

Aber trotzdem ist es eine glatte Lüge, daß bei einem so hohen BMI nur noch eine Magenverkleinerung hilft, abzunehmen. Tausenden ist es in den letzten Jahren, seit beides in Mode gekommen ist, gelungen, mit Low Carb oder Intervallfasten von einem BMI über 40 aus abzunehmen, und zwar nicht lediglich 10 oder 15 Prozent ihres Übergewichts, sondern sehr viel mehr. Mit einem BMI von mehr als 51 habe ich mit Intervallfasten kinderleicht 30 Prozent nicht meines Übergewichts, sondern meines Ausgangsgewichts verloren, und die ersten zwanzig Kilo davon sogar in spektakulär kurzer Zeit, nämlich sechs Monaten, abgenommen. 

Aber danke für den Hinweis, daß es sich für jemanden mit so einem BMI schlicht nicht rentiert, ein Adipositaszentrum zu konsultieren, weil die dort sowieso keine Ahnung haben. Blöd nur, daß das die meisten der Verzweifelten mit BMI 40 plus, die dort vorsprechen, nicht ahnen. 😡

Wie kann das aber sein, daß Fachleute solche Dinge nicht wissen? Wollen die das vielleicht gar nicht wissen? Wollen sie dort vor allem ihre Magenverkleinerungs-OPs verkaufen? 

Auch Dagmar Stoeckle wurde eine solche OP sofort in den zugesandten Unterlagen angedient, und als sie spontan beschied, das käme für sie nicht in Frage, wurde sogar noch blöd nachgefragt, aus welchem Grund eigentlich. Als ob es intuitiv nicht naheliegend wäre, sich das Einverständnis mit einer körperlichen Verstümmelung, die einen lebenslang zum Patienten machen würde, sehr sorgfältig zu überlegen und zuvor noch alle andere auszuprobieren, das erfolgversprechend sein könnte.

Beim Ultraschall wurde Dagmar Stoeckle eine Fettleber bescheinigt (später beim Arztgespräch war dann nur noch von einer "leichtgradigen Fettleber" die Rede, dieser Unterschied fiel mir auf - es erinnerte mich an die Problematik mit der "Diabetes-Vorstufe", die gerne mal als "Diabetes"-Diagnose verkauft wird).

Diese Diagnose machte ihr augenscheinlich ernsthaft zu schaffen. Aber damit war bei einem Bauch solcher Größe ja eigentlich zu rechnen. Alle Achtung übrigens, daß sie den Mut hatte, sich beim Ultraschall auf diese Weise filmen zu lassen. Ich dachte bei diesem Anblick, daß mein Bauch vor noch gar nicht allzu langer Zeit ganz ähnlich ausgesehen hat - sogar noch, als ich im September 2019 bei meiner Gallenblasen-OP war, damals wog ich um die 106 Kilogramm -, und damit freue ich mich gerade noch mehr, daß sich gerade der Bauch mit jedem langen Fastenintervall so sichtbar verändert. Noch habe ich ein Rest-Bäuchlein, aber das werde ich unter Garantie noch los. Mit meinen 73,5 Kilogramm Zielgewicht mag ich mir nicht mehr völlig sicher sein, aber diese Wampe überlebt die nächsten ein, zwei Jahre definitiv nicht mehr.

Diese Fettleber-Diagnose ist in gewisser Weise wohl eine Modeerscheinung - womit ich nicht behaupten will, daß sie nicht korrekt wäre, nur wird sie erst seit einigen Jahren so wichtig genommen und in so dramatischem Ton präsentiert. Als ich 2019 bei meinem neuen Hausarzt war, hat er mir ebenfalls ganz en passant eine Fettleber bescheinigt, was mich aber so wenig beeindruckt hat, daß er nicht weiter darauf herumgeritten ist. (Ich zuckte nämlich nur die Achseln und sagte: "Die verschwindet schon von alleine, wenn ich weiter faste.") So ganz habe ich ihm diese Diagnose damals nicht einmal geglaubt - eine Fettleber ist eher unwahrscheinlich, wenn man schon zweieinhalb Jahre lang regelmäßig seine Glykogenspeicher restentleert -, aber nachdem mein Oberkörper seit diesem Gespräch um etwa zehn Zentimeter Umfang verloren hat, will ich mal nicht so tun, als könne bei dem, was sich seither alles unterhalb meiner Rippen in Wohlgefallen aufgelöst haben muß, nicht auch eine Fettleber gewesen sein.

Die Blutwerte ergaben bei Frau Stoeckle, und das fand ich ganz interessant, einen HBa1C, also Langzeitzuckerwert "im normalen Bereich". Also keine Hinweise auf Diabetes, nicht einmal Prädiabetes - ein Grund zum Aufatmen? Ich würde da nicht zu führ jubeln. Insulin wird ja - und vermutlich auch bei solchen Gelegenheiten - nicht routinemäßig überprüft, aber beim HBa1C wäre dann wohl wichtig zu wissen, ob er im Vergleich zu früheren Blutabnahmen auf demselben oder einem höheren Level ist. Ein Anstieg würde nämlich trotz der scheinbar normalen Werte auf eine Hyperinsulinämie hinweisen, und das wäre sehr wohl ein Warnsignal, daß auch die Langzeitglukose früher oder später über den Rubikon marschieren wird.

Der Onkel Doktor im Adipositaszentrum wußte davon aber nichts und war darüber beruhigt. Auch das cortisonhaltige Asthmaspray hielt er für unverdächtig. Sein Vorschlag war eine Gewichtsreduktion um sechs Kilogramm in einem halben Jahr, das entspräche 15 Prozent ihres aktuellen Übergewichts. Wie sie dabei vorgehen sollte, dazu sagte er nichts, aber auf Rückfrage wurde ihr beschieden, von vergleichbar übergewichtigen Ratsuchenden würde das nur zwanzig Prozent ohne eine OP gelingen.

Nein, ich werde mir jetzt nicht die Haare raufen, denn wenn ich das jedes Mal täte, wenn ein sogenannter Experte Blödsinn über das Abnehmen erzählt, liefe ich längst mit einem Kahlkopf herum, denn danach kam ja außerdem noch das von Frau Stoeckle erstellte Ernährungsprotokoll und der weitere Blödsinn von der Ernährungsberaterin (Fettreduktion hat sie empfohlen. Bacon, Bratwürste und Eier sind pfuipfui. Süßigkeiten natürlich ebenfalls) und ein Psychologe, der ein paar nichtssagenden Binsen von sich gab. Anschließend wurde auch noch ihr Schlaf unter die Lupe genommen und ihr die bei so einer Untersuchung fast mit Sicherheit zu erwartende Schlafapnoe ("mittel- bis schwergradig") diagnostiziert.

Damit endete die Dokumentation. Dagmar Stoeckle zeigte sich insbesondere über die Schlafapnoe ziemlich erschüttert und die Sache endete damit, daß sie sich motiviert sah, etwas gegen ihr Übergewicht zu tun, und man solle ihr dafür die Daumen drücken.

Das mache ich natürlich gerne. Nur wäre ich um einiges optimistischer für sie, wenn auch Intervallfasten (von mir aus auch Low Carb, das wirkt ja aus denselben Gründen wie Intervallfasten) an der einen oder anderen Stelle wenigstens als Option miterwähnt worden wäre. So blieb mir als Fazit, daß Dagmar Stoeckle weder eine vernünftige Diagnose noch einen brauchbaren Therapievorschlag bekommen hat, was unter Umständen dazu führen wird, daß sie sich eines Tages als letzten Notnagel vielleicht doch für die ihr angepriesene Magenverkleinerung entscheiden wird. Denn mit den Tipps der Ernährungsberaterin kann sie zwar tatsächlich innerhalb von sechs Monaten ihre sechs Kilogramm abnehmen, je nach krimineller Energie auch mehr, vielleicht sogar beträchtlich mehr. Nur wird sie das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Anschluß wieder zunehmen, wie das den meisten passiert, die nach dem "Calories in/Calories out"-Prinzip abnehmen.

Das war an diesem Adipositaszentrum das Ärgerlichste von allem: Es wurde kein Wort darüber gesagt, daß es bei den achtzig Prozent, die scheitern, nicht etwa um ein Scheitern am Abnehmen selbst geht, sondern ein Scheitern am nahezu unvermeidlichen Jojo-Effekt. 

Was mir außerdem zu denken gibt: Es war nirgends die Rede davon, daß eine Magenverkleinerungs-OP zwar erfolgreicher beim Abnehmen ist als alle kalorienbasierten Abnehmempfehlungen, aber in der Regel nicht zum Erreichen des Normalgewichtsbereichs führen. Ebenfalls nicht erwähnt wurde, daß eine Magenverkleinerung deprimierend häufig zu sogenannten Fettschürzen führt, die weitere operative Eingriffe nötig machen. Mit meinem Abnehmerfolg brauche ich mich aber vor keinem Magenoperierten zu verstecken, und wie das beim Fasten normal zu sein scheint, ist meine Haut problemlos mitgeschrumpft.

***

An meinem Übergangstag vorgestern habe ich etwas getan, von dem ich eigentlich vor langer Zeit geschworen hatte, es niemals zu tun - nämlich die Kalorien meiner beiden vorgestrigen Mahlzeiten gezählt. Das ergab sich so nebenbei, weil ich die Kohlenhydrate wissen wollte, und ich habe nicht die Absicht, nun eine Gewohnheit daraus zu machen.

Mittags habe ich das Fasten mit herzhaften Syrniki gebrochen, Quarkpfannkuchen, denen ich ein paar Schinkenwürfel und Frühlingszwiebeln beigemischt hatte, und dazu gab es meinen heißgeliebten Rettich-Karotte-Apfel-Salat mit Walnüssen und diesmal Goudawürfelchen anstelle des fehlenden Feta, die sich als hervorragende Ergänzung erwiesen. Diesmal machte ich ihn statt mit Creme fraiche mit Sauerrahm, aber das überzeugte mich geschmacklich so wenig, daß ich doch noch einen halben Becher Creme fraiche ergänzte. Als Nachtisch gab es eine Handvoll Tiefkühl-Heidelbeeren mit einem Klecks Quark, gesüßt mit Erythrit. 

Daß ich an meinem Übergangstag nach meiner ersten Mahlzeit einen Jieper auf Süßes bekomme, ist eine absonderliche neue Entwicklung, aber auch wenn ich an diesem Tag bei Low Carb bleiben möchte, habe ich Mittel und Wege, ihn zu befriedigen.

Erythrit, erworben unter dem Handelsnamen Xucker, überzeugt mich geschmacklich allerdings ebenfalls nicht besonders, aber ich hebe es jetzt mal bis zum Herbst auf, denn ich werde dann bestimmt auch ab und zu nach Süßem lechzen, und besser als nix ist es in so einem Fall wohl doch. Außerdem gilt dabei das Prinzip der schwäbischen Hausfrau: Jetzt habe ich es gekauft, jetzt sollte ich es wohl auch verbrauchen. 

Mein Mittagsmahl, mit dem ich vorgestern gegen 12 Uhr das Fasten gebrochen habe, umfaßte, wie ich durch das Kalorienzählen herausgefunden habe, stolze 1500 Kalorien, das ist mehr, als manche Diäten für den ganzen Tag enthalten.

Aber das erwies sich letztlich als (beinahe) ausreichend für diesen Übergangstag, denn ich bekam abends um 18 Uhr dann natürlich noch keinen Hunger. Um 18.30 machte ich mir trotzdem etwas zu essen aus der Überlegung heraus, daß ich jetzt anfangen sollte, mich an das frühe Abendessen zu gewöhnen. Von den Syrniki waren noch drei übrig, ebenso ca. die Hälfte des Salats und dazu machte ich einen Rest Hähnchen-Kebab aus dem Tiefkühlbeutel. Schon nach einigen Bissen war ich allerdings so pappsatt, daß ich etwa drei Viertel davon stehenließ, davon das meiste Fleisch und mit leisem Bedauern auch einen der Quarkpfannkuchen. Ich fand, etwas, das so gut schmeckt, habe es einfach nicht verdient, daß ich es in mich reinstopfe, obwohl mir gar nicht mehr nach Essen zumute ist.

Den Rest des Salats (von dem eher wenig übrigblieb) habe ich gestern vormittag mit Hochgenuß verspeist, nicht aus Hunger, sondern rein aus Gelüsten heraus. Ich kann mir gar nicht erklären, wie ich mehr als fünfzig Jahre meines Lebens überstanden habe, ohne diese Köstlichkeit zu kennen.

Insgesamt habe ich vorgestern jedenfalls gut und gerne 2000 Kalorien zu mir genommen, und witzigerweise hat sich ausgerechnet im Salat fast die Hälfte davon versteckt. Kein Wunder, daß er so gut ist. :-) 

Dieses Essen enthielt übrigens - und das hatte ich eigentlich vor allem herausfinden wollen -10 Prozent Kohlenhydrate, 20 Prozent Protein und 70 Prozent Fett, das ist eine Verteilung, die mich doch ein bißchen überrascht hat, weil ich spontan den Fettanteil erheblich niedriger geschätzt hätte. Damit liege ich aber jedenfalls locker im Rahmen von Low Carb. Ich fürchte allerdings, Low Carb/Low Fat wird bei mir wohl kaum klappen, da würde mir der Geschmacksträger Fett auf die Dauer doch zu sehr fehlen, das habe ich gestern besonders beim Salat gemerkt. Und wenn ich eines ganz bestimmt nicht tun werde, dann auf irgendwelche chemisch veränderten Ersatzprodukte umzusteigen, die geschmacklich entfernt an das erinnern, was man eigentlich essen wollte. Wenn ich esse, dann esse ich "richtige" Lebensmittel, das bin ich mir einfach wert.

Wenn anderthalb Mahlzeiten an einem Tag, an dem ich nach vier Fastentagen gar nicht so viel essen KANN, mich schon auf 2000 Kalorien bringen (der BMI-Rechner bescheinigte mir einen Grundumsatz von knapp über 1400 Kalorien), dann kann ich mir gut vorstellen, daß ich es an einem normalen Tag mindestens auf 4000 bis 5000 bringen muß, und relativ viel davon dürfte auf Fette zurückzuführen sein. Denn wenn die Kalorienzählerei vielleicht sonst nicht für besonders viel gut war, diesen Aha-Effekt hat sie mir jedenfalls gebracht: Das Olivenöl im Salat, beim Backen der Pfannkuchen und beim Kebab haut kalorientechnisch extrem rein, aber ebenso auch die Creme fraiche, die ich gerne und großzügig verwende. 

Arme Dagmar Stoeckle, falls sie auf das fettige Essen wirklich verzichten wird, da mich der großzügige Konsums von Fett ja nicht daran gehindert hat, fast 50 Kilogramm abzunehmen. Das macht mir glücklicherweise auch klar, von was für einem Luxusproblem ich mich aus der Fassung bringen lasse, wenn ich mich darüber beschwere, daß meine Abnahme im letzten Jahr ins Stocken geraten ist. Klar drücke ich Frau Stöckle die Daumen, auf welche Weise auch immer sie ihr Problem anzugehen versucht. Aber ich hoffe, an irgendeinem - hoffentlich nicht allzu fernen - Punkt stößt auch sie auf die Rolle des Insulins.



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