Freitag, 22. Januar 2021

Ist Zucker böse?

Mein Gewicht heute früh nach dem letzten von vier Fastentagen: 95,7 Kilogramm. Das ist nicht sensationell, aber zufriedenstellend als Ausgangsbasis für ein Projekt "Bis Ende Mai will ich mindestens einmal eine Acht am Anfang gesehen haben, und wenn es das letzte ist, was ich tue". Zahlen mögen zwar Schall und Rauch sein, aber das, habe ich entschieden, brauche ich dieses Jahr einfach für's Gemüt. Noch einmal ein Jahr wie das letzte kann ich echt nicht gebrauchen. 

Falls die Entwicklung bis zum 20.3. (mein vierjähriges Fastenjubiläum) nicht oder nicht deutlich genug in diese Richtung führen sollte, werde ich mir irgendetwas einfallen lassen. Aber diesmal habe ich eigentlich ein richtig gutes Gefühl, und ich will den Frühjahrsschwung, der jedes Jahr erkennbar war, gut nutzen, denn ich will im Sommer allermindestens - und egal, was ich dabei wiege - alle meine letztes Jahr gekauften Sommerkleider in Größe 40/42 tragen, ohne daß das bei manchen wegen eines zu knappen Sitzes blöd aussieht. :-) 

Vorgestern habe ich mich dazu hinreißen lassen, Trumps Auszug aus dem Weißen Haus und später auch noch einen Teil der Amtseinführung von Joe Biden live zu verfolgen. Daß der Moment, an dem Trump sich vom Acker gemacht hat - erfreulicherweise, ohne daß Gewaltanwendung dafür nötig gewesen wäre, was sich für mich keineswegs von selbst verstanden hat -,  kopftechnisch wichtig für mich sein würde, war mir schon vorher klar gewesen, aber das Erlebnis, daß jetzt wieder jemand US-Präsident ist, der einen netten und normalen Eindruck macht, hat mir erst so richtig vor Augen geführt, wie unnormal die letzten vier Jahre mit Trump gewesen sind. 

Wer hier kennt die "Rocky Horror Picture Show"? An einer Stelle sagt in diesem Film Janet zu Brad "I wish we were among friends or at least sane people". Der Satz kam mir in den Sinn, als ich Bidens Antrittsrede verfolgte, und ich fühlte mich, als wäre ich Janet und mein Wunsch wäre mir in Erfüllung gegangen, jedenfalls was den zweiten Halbsatz betrifft. Es gibt Situationen, in denen muß man sich nicht sicher sein, ob man es mit Freunden zu tun hat, solange sie halbwegs normal und vernünftig und gutmeinend wirken. Trumps gefühlt endlose gräßliche Präsidentschaft mit Suspense buchstäblich, bis er endlich (endlich!) aus dem Weißen Haus heraustrat, in den Hubschrauber stieg und seiner Wege flog, war so eine Situation.

Was für eine Freak-Show haben wir mit Trump erlebt. Die letzten vier Jahre hatten, wenn ich so darüber nachdenke, tatsächlich ein bißchen was von der Rocky Horror Picture Show, in der ja die beiden Protagonisten ahnungslos in eine Situation stolpern, mit der kein normaler Mensch spontan einen sinnvollen Umgang finden würde - und genau das gelingt ihnen ja letztlich auch bis zum Schluß nicht. So ähnlich ging es mir und vermutlich den meisten mit Trump auch. Da kommt es echt nicht mehr darauf an, ob man Biden als Freund betrachtet, es reicht erst mal, daß er erkennbar zu den "sane people" zu rechnen ist. 

Wahrscheinlich werde ich mich früher oder später auch mal über ihn ärgern, und womöglich sogar deshalb, weil er in den Alltagsmühlen die Tatsache aus den Augen verlieren wird, daß das zugrundeliegende Problem, das dazu führte, daß ein Donald Trump überhaupt wählbar wurde, noch nicht gelöst wurde. Aber darüber ärgere ich mich erst, wenn es wirklich passiert. Wichtig ist im Moment vor allem, daß jetzt die Voraussetzungen wieder gegeben sind, eine Problemlösung ernsthaft zu versuchen, was ja die letzten vier Jahre lang nicht der Fall war.

***

Es gab einen Tagesschau-Podcast zum Thema Zuckersteuer, den ich mir heute angehört habe und der mich wenig überzeugt zurückgelassen hat. 

Im Abnehmen-Forum habe ich zum Thema Zucker schon mitdiskutiert, wo man das in aller Ausführlichkeit nachlesen kann. Jetzt auch hier einmal meine Meinung dazu: Ich bezweifle, daß eine Zuckersteuer eine meßbare positive gesundheitliche Wirkung mit sich bringen wird, weil dagegen zwei nachweisbare Fakten sprechen: 

1) In Mexiko gibt es seit 2014 eine Steuer auf gezuckerte Softdrinks. Bis 2018 war keine Wirkung auf die weiter steigende Prävalenz von Adipositas zu bemerken, und innerhalb von vier Jahren hätten sie eigentlich irgendeine Wirkung haben müssen. Auch die Diabetes-Zahlen haben sich anscheinend nicht verbessert. Das ist in der Fachwelt auch bekannt, wahrscheinlich erheblich genauer, als ich das ermitteln konnte. Im Podcast wird es an einer Stelle nebenbei erwähnt. (Nach Meinung des betreffenden Experten spricht dies übrigens nicht gegen Zuckersteuern, sondern dafür, sie mit irgendwelchen ungenannten anderen Maßnahmen zu kombinieren.)

2) In den USA ist ganz deutlich zu erkennen, zu welchem Zeitpunkt die Zahlen anzusteigen begannen, nämlich Mitte/Ende der siebziger Jahre. Süße Softdrinks, vor allem Coca Cola, waren da schon Jahrzehnte auf dem Markt. Mehr noch, 1982 wurde "Diet Coke", also unser "Cola Light", eingeführt und wurde rasch populär. Ich erinnere mich noch, wie befremdlich ich es fand, daß in Stephen-King-Büchern, die ich während der Achtziger geradezu verschlungen habe, die Leute ständig Diet Coke tranken, ich fand den Geschmack dieser Plörre nämlich abscheulich und hätte sie nicht einmal dann freiwillig getrunken, wenn ich am Verdursten gewesen wäre.

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Wenn also die Amerikaner ab 1982 eine ziemlich ordentliche Menge des zuvor konsumierten Zuckers durch Süßstoff ersetzt haben, wieso kam diese Entwicklung nicht zum Stillstand oder verlangsamte sich wenigstens? Diese Frage hätte ich gerne von den Befürwortern der Zuckersteuer beantwortet, die ja letztlich auf dem Gesetzesweg dasselbe erreichen wollen, was in Amerika damals durch die Markteinführung von Diet Coke über Marktmechanismen geschehen ist, nämlich die Menge des konsumierten Zuckers verringern. 

Bis zum Beweis des Gegenteils bin ich deshalb der Meinung, daß eine Zuckersteuer genau denselben Effekt auf die Adipositas-Entwicklung haben wird, nämlich bestenfalls gar keinen und schlimmstenfalls einen negativen.

Ganz nebenbei noch: Mexiko wird gerne als DAS Erfolgsmodell gepriesen, weil der Zuckerkonsum dort tatsächlich nachgelassen hat. Das demonstriert mir, daß die Medien zu ahnungslos an solche Themen herangehen, denn der reduzierte Zuckerkonsum ist ja nur ein Mittel, mit dem ein bestimmter Zweck erreicht werden sollte, der aber durch dieses Mittel augenscheinlich in Mexiko gar nicht erreicht wurde. So etwas ist dann natürlich auch KEIN Erfolg. Ein Erfolg ist es erst dann, wenn das eigentliche Ziel erreicht werden kann. 

Das erlebt man im Gesundheitsjournalismus auch bei anderen Gesundheitsthemen öfter, daß Mittel und Zweck miteinander verwechselt werden, und Hintergrund ist eine Form des unwissenschaftlichen Denken, die mich immer an den berühmten  Cargo Cult erinnert, auch, weil sie quasireligiöse Züge hat. Zucker wird mittlerweile als aus sich selbst heraus "böse" wahrgenommen, also muß auch alles gut sein, womit man ihn wirksam bekämpft. "Gesundheit" wird dabei zwar regelmäßig heraufbeschworen, man hat sie in Wirklichkeit aber völlig aus dem Blick verloren. 

Wer etwas gegen Adipositas oder Diabetes getan zu haben behauptet, der sollte mir geheilte Patienten vorweisen können, keinen sinkenden Zuckerkonsum.

Die Rolle des Zuckers - nicht zuletzt in hochverarbeiteten Produkten - ist ansonsten aber eigentlich schon diskussionswürdig. Es kann ja kein Zweifel daran bestehen, daß noch nie so viel Zucker konsumiert wurde wie in den letzten Jahrzehnten. Wobei ich aber widerspreche, wenn dies nun auf die letzten zehn oder zwanzig Jahre verengt wird, denn das ist nicht wahr. Tatsächlich muß es seit meiner Kindheit weniger geworden sein. 

Als ich ein Kind war, in den siebziger Jahren, war es selbstverständlich, Kindern Limonade zu trinken zu geben - dafür kann man heutzutage gesteinigt oder wenigstens geshitstormt werden. Daß Süßes nicht gesund sei, wurde schon damals ständig gepredigt, aber auf das Alltagsverhalten hatte das, anders als später, noch keine Auswirkungen. "Light"-Produkte, die später in immer neuen Wellen über die Supermärkte hinwegschwappten und teils dauerhaft dort blieben - also auch gekauft werden -, waren noch exotische Ausnahmen. Es ist schwer vorstellbar, daß parallel zum Anstieg des Konsums von anderen Süßstoffen, die ja Zuckerkonsum ersetzten, zusätzlich auch in rauhen Mengen mehr Zucker konsumiert worden sein soll. 

In den letzten paar Jahren vollends fanden sich Bücher wie "Für immer zuckerfrei" auf den Bestsellerlisten und werden, wenn schon nicht die ganze Gesellschaft, so doch die Eßgewohnheiten von manchen Leuten mehr als nur vorübergehend verändert haben. Übrigens erinnere mich noch daran, wenn ich in den Neunzigern an Geburtstagen die große Form - sie faßte ungefähr ein Kilo - mit meinem allseits bekannten göttlichen Tiramisu ins Büro mitbrachte, zwar immer alle reingehauen haben, als gäbe es kein Morgen, und selten etwas übrig geblieben ist, aber bei anderer Leute Geburtstagen immer die "nicht so süßen" Sachen mit Vollkorn und all diesem Kram, die von denen in der Regel mitgebracht wurden, dafür besonders laut als absolut köstlich gelobt wurden. Das "richtige" Bewußtsein war also schon vor dreißig Jahren vorhanden und wurde, glaube ich, auch von vielen in die Praxis umgesetzt. Jedenfalls im Alltag - die süßen Sünden, die von einer Minderheit kamen, nahm man eben als verzeihlichen Ausnahmefall mit.

Nicht bezweifelt werden muß, daß eine zuckerfreie Ernährung theoretisch gesünder sein müßte als eine, die Zucker enthält. Zucker ist nicht lebensnotwendig. Andererseits löst Zuckerkonsum einen Insulinspike aus, und wenn man täglich über den Tag verteilt viel Zucker ißt, schadet man zweifellos seinem Stoffwechsel. Will man das, was man ißt, so gesundheitsfördernd wie möglich halten, spricht jedenfalls nichts dagegen, Zucker ganz wegzulassen. Aber Ernährung ist nun einmal mehr als die Summe der enthaltenen Nährstoffe. Es hat ja einen biologischen Grund, warum wir alle süß als angenehm empfinden; der Insulinspike brachte bei den Höhlenmenschen ja einen Energieschub mit sich, der zum Überleben und damit zum Arterhalt beitrug. Auch wenn dieser Grund bei einem Überfluß an Nahrung nicht mehr relevant ist, Essen sollte meiner Meinung nach trotzdem auch Spaß machen und Genuß bereiten. Es gibt Leute, denen ist Essen tatsächlich gleichgültig, und bei denen spielt dieser Faktor natürlich keine Rolle. Aber sich sein Leben lang das Essen verkneifen, das einem besonders gut schmeckt, halte ich für ungesünder, als es sich in einem selbstdefinierten Rahmen zu gönnen, sei es bei Feiern oder eine bestimmte Anzahl von Malen im Monat - oder auch wie ich ad libitum, da ich die negative Wirkung ja durch das Fasten wieder ausgleichen kann. Denn, grob vereinfacht, aber deshalb nicht falsch: Spaß haben ist gesund, und Trübsal blasen ist ungesund.

Zucker muß man nicht unbedingt wie der Teufel das Weihwasser vermeiden, auch dann nicht, wenn man abnehmen oder sein Gewicht halten will. Fast 50 Kilo Gewichtsabnahme kann ich als Beweis dafür in die Waagschale werfen, denn ich habe vor Beginn des Intervallfastens etwa zehn Jahre lang tatsächlich versucht, in einem gewissen Rahmen Zucker zu vermeiden (vor allem keine Süßigkeiten und keine Limonaden), aber damit die Zunahme nicht verhindern können, und bin nach einiger Zeit des Intervallfastens, als ich immer mehr abnahm und ich langsam anfing, wirklich an das zu glauben, was mir gerade passierte, vorübergehend ins Gegenteil verfallen, ohne daß es aber meine Abnahme behindert hätte.

Seit ich selber backe, merke ich erst so richtig, daß ich ganz schön viel Zucker konsumiere, und vielleicht ist das ja die Stellschraube, an der ich drehen werde, falls ich mit meiner Abnahme im Lauf des Frühjahrs nicht zufrieden sein sollte. Aber wenn, dann nur vorübergehend. Kuchen ist für mich ein Stück Lebensqualität, ganz besonders, wenn er selbstgebacken ist. (Für morgen steht übrigens schon eine Eiercreme-Torte mit Kirschen in meinem Kühlschrank, heute noch während des Fastens gebacken.)

Das Problem mit dem Zucker entsteht vermutlich - jedenfalls in der Mehrheit der Fälle - vor allem dann, wenn der Zucker ständig und den ganzen Tag über ohne ausreichend lange Pausen zugeführt wird. Es gibt Leute, die behaupten - und ich habe keinen Grund, ihnen nicht zu glauben -, daß genau dies ihr Problem sei: Sie seien außerstande, ihren ständigen Drang nach Zucker zu bändigen. Sie seien also zuckersüchtig. Zuckersucht ist ein Problem, das ich selbst eindeutig nie gehabt habe, obwohl ich durchaus gerne Süßes esse, denn ich habe zu bestimmten Tageszeiten sogar einen ausgesprochenen Widerwillen gegen Süßes, am meisten morgens. Mit Marmeladebrot konnte man mich schon immer jagen. Auch zur Hauptmahlzeit will ich nichts Süßes, allenfalls als Nachtisch nach etwas Habhafterem.

Daß ich nicht zuckersüchtig bin, bedeutet aber noch lange nicht, daß deshalb auch niemand sonst es haben könnte. Aber es liegt auf der Hand, daß eine Zuckersteuer daran nichts ändern würde, daß ein Zuckersüchtiger weiter seine Dosis konsumieren wollen würde und das auch dann täte, wenn er ein paar Cent mehr für Süßkram bezahlen müßte - und mehr als ein paar Cent würde das ja nicht ausmachen, auf den einzelnen Schokoriegel oder die Tüte Gummibärchen bezogen. Wäre eine Zuckersteuer dann nicht eine zweite Tabaksteuer, in der sich vor allem der Finanzminister daran bereichert, daß er seine "Strafsteuer" Leuten aufbrummt, von denen er ganz genau weiß, daß sie sich mehrheitlich nicht von einem höheren Preis abschrecken lassen werden?

Nein, ich sehe keine nennenswerte positive Wirkung, die ich mir von einer Zuckersteuer versprechen würde. Dem Trend zu immer mehr Convenience Food (in dem dann auch Zucker und Gott weiß was alles enthalten ist, das einem nicht gut tut) ließe sich übrigens auf eine andere Weise weitaus besser gegensteuern, nämlich durch eine Transportsteuer speziell für Lebensmittel, mit der jeder Lebensmitteltransport über weitere Strecken (sagen wir, mehr als 300 oder 500 Kilometer) belegt werden könnte. Denn so etwas würde nicht nur regionale Erzeuger begünstigen, sondern auch schon im Vorfeld der Produktion jede einzelne Zutat betreffen, mit der eine Tiefkühlpizza belegt ist oder die sich in der Erasco-Dose mitverbirgt. Das würde umso stärker zu Buche schlagen, je höherverarbeitet ein Lebensmittel ist, und umso weniger ausmachen, je naturbelassener es ist. Bei spanischen Erdbeeren oder südamerikanischen Avocados würde es als Preisbestandteil weit weniger zu Buche schlagen, aber natürlich im Vergleich dazu das der Jahreszeit gemäße Obst und Gemüse im Preis attraktiver werden lassen. Aber im Vergleich zu dem Preis der Fertigpizza stünden sie immer noch gut da.

Was mir an dieser Idee so gefällt, ist, daß sie nicht auf einen einzelnen isoliert betrachteten Problempunkt abzielt, sondern auf eine in vielfacher Hinsicht ungute Gesamtentwicklung, und vielleicht ja einen Trend in die bessere Gegenrichtung einläuten würde, von der am Ende auch die Gesundheit profitieren würde.

Vielleicht ist es ja jemandem aufgefallen: Die USA hatten selbstverständlich schon vor Mitte der siebziger Jahre ein Übergewichts-Problem, das damals auch schon thematisiert wurde, daran erinnere ich mich auch noch aus meiner Kindheit und Jugend. In meinen gesammelten alten Spiegel-Ausgaben aus den Achtzigern fänden sich dazu bestimmt Artikel, aber ich meine, das kenne ich sogar schon aus Kinderbüchern oder US-Fernsehserien für meine damalige Altersgruppe. Es gab auch etliche Hypes, die sich ums Abnehmen drehten und aus den Staaten zu uns herüberschwappten, beginnend damit, daß der gute alte Dauerlauf aus meiner Kindheit plötzlich als "Jogging" schick wurde, über Aerobic bis hin zum bereits erwähnten Cola light und später den wie Pilze aus dem Boden schießenden Fitnesstudios.

Ich weiß nicht, wie viele weitere Anstrengungen der Amis um ihr Gewicht ich noch alles hätte mit aufzählen können, aber die tatsächliche Entwicklung zeigt meiner Meinung nach eindrucksvoll, daß irgendwann im Lauf der Siebziger dabei ein paar richtige Griffe ins Klo geschehen sein müssen, mit denen in den besten Absichten alles nur noch schlimmer gemacht wurde - und das wirkt nicht nur bis heute nach, sondern irgendwann um die Jahrtausendwende muß noch mindestens ein weiterer dieser Griffe ins Klo passiert sein, denn da stiegen die Zahlen ja auf einmal noch drastischer. Hätte man den Dingen damals, Anfang der Siebziger, einfach so, wie es war, ihren Lauf gelassen, wäre die Adipositas-Epidemie in Amiland meiner Vermutung nach längst nicht so katastrophal geworden, wie sie heute geworden ist.

Worin genau die Griffe ins Klo bestanden haben, will ich an dieser Stelle einmal offen lassen, auch deshalb, weil ich die Lösung auch nicht einfach aus dem Zylinder ziehen kann (obwohl ich die eine oder andere Theorie dazu ganz interessant finde). Worauf ich nämlich hinaus will, ist eine Bitte an die Pressure-Groups aus dem Public-Health-Bereich, die ständig das Mühlrad zur Zuckersteuer klappern lassen: 

Bitte, bitte, verschont uns doch einfach mit allen gut gemeinten mit irgendwelchem Zwang oder Druck oder Manipulation (Nudging!) verbundenen Maßnahmen, solange deren tatsächliche Wirkung nicht zweifelsfrei belegt ist. Es sind mittlerweile so viele vermeintlich wissenschaftlich nachgewiesene Ernährungsvorschriften auf den Müllhaufen der Wissenschaftsgeschichte gekippt worden, von den Eiern über die Butter bis zum Salz, daß ich immer wieder darüber staune, wenn die Gefährlichkeit des Zuckers genauso leidenschaftlich vertreten wird wie vor zwanzig oder dreißig Jahren die genannten angeblichen Bösewichter. Mir fehlt in diesem Wissenschaftsbereich jeder Anflug von selbstkritischer Reflexion. Alles wird gepredigt, als käme es aus der Bibel. Und wir sollen daran glauben, weil ihr ja diejenigen mit der Ahnung wärt oder jedenfalls sein solltet.

Nur, wer einmal erlebt hat, daß er seine Probleme lösen kann, indem er exakt das Gegenteil von dem tut, was ihr empfohlen hättet, der glaubt natürlich erst mal gar nichts mehr. Der möchte mit guten Argumenten überzeugt werden. Und die Argumente zur Zuckersteuer überzeugen mich gar nicht.


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