Auch wenn die ungewöhnlich starke Zunahme von Mittwoch auf Donnerstag um 2,2 Kilogramm (von 98,5 auf 100,7 kg) und nach meinem gestrigen ersten Fastentag des momentanen 2-Tages-Intervalls eine ungewöhnlich geringe Abnahme um nur ein Kilogramm letztlich nur auf Wasser-Schwankungen zurückzuführen sein werden und die Zahlen auf der Waage ohnehin nicht gar zu wörtlich genommen werden müssen: An so symbolträchtigen Tagen würde man sich "schöne" Zahlen wünschen, und die braucht man ja auch für das Gemüt. Gerade jetzt, wo außen herum alles immer bedrückender wird.
Drei Jahre Intervallfasten habe ich heute also hinter mir, und wenn ich den heutigen Gewichtsstand als Zahl einfach mal wörtlich nehme, habe ich in diesem Zeitraum somit 47,3 Kilogramm abgenommen. Als Zwischenbilanz ist das so schlecht auch wieder nicht. Eine weitere bedeutsame Zahl ist mein Brustumfang, bei dem habe ich angefangen mit 140, jetzt sind es 114 cm, und davon 6 cm Minus seit Anfang Dezember; es ist also nicht so, daß ich über den Winter keine wichtigen physischen Veränderungen erlebt hätte, obwohl es auf der Waage so wenig Fortschritte gab. Alles in allem kann ich mich echt nicht beklagen, nur weil an einem symbolträchtigen Termin eine symbolträchtige Zahl nicht exakt so ausgefallen ist, wie mir das am besten in den Kram gepaßt hätte. Aber natürlich wäre es viel schöner gewesen, wenn ich heute mit 98,7 Kilogramm in den Fastentag hätte gehen können.
In meinem Blog, das ich vor genau einem Jahr begonnen habe, hatte ich bis heute 4053 Besucher, die meisten davon aus Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarstaaten, dann aus der EU-Region, aber auch etliche aus den USA, einige aus der Ukraine, Thailand und so weiter, überraschenderweise sogar ein paar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Die meisten kamen über meinen Twitter-Account, und im Forum abnehmen.de habe ich auch ein paar treue Leser, aber auch Google ist zunehmend mitvertreten. Anfangs war mein Blog bei Google ja kaum zu finden, aber das ändert sich langsam. Mein Sohn meinte, wenn ich keine Kopfstände machen wolle, um für mehr Traffic zu sorgen (und dafür fehlt mir auch schlicht die Zeit), dann bräuchte ich vor allem ausreichend Zeit, müsse also einfach stur weiterposten. Daran soll es auch nicht fehlen, denn ich bin von meinem Zielgewicht ja immer noch (Stand heute) 26,2 Kilogramm entfernt. Zwei bis drei Jahre werde ich sicherlich noch brauchen, um es zu erreichen.
Daß ich vorgestern meinte, künftig werde mich Corona wohl nicht mehr so sehr beschäftigen, war wohl doch ein bißchen naiv. Am Mittwoch war ich einkaufen und fand immer noch bei manchen Produkten fast oder ganz leere Regale vor: Es gab in drei verschiedenen Läden NIRGENDS auch nur ein Stäubchen Mehl, keine Trockenhefe, keinen Reis, fast keine Nudeln, nur ein extrem dezimiertes Angebot an Konserven, merkwürdigerweise auch kein Hackfleisch und natürlich kein Desinfektionsmittel und kein Klopapier, das ich momentan aber sowieso nicht gebraucht hatte. Wieso spinnen die Leute ausgerechnet beim Klopapier dermaßen? Es geht um COVID-19, nicht um die Cholera. Dauerdurchfall ist nicht zu erwarten, also sollte man doch meinen, eine Klopapiermenge, mit der man erforderlichenfalls zwei Wochen Quarantäne durchstehen würde, wäre für jeden ausreichend.
Meine Schwester erzählte mir gestern am Telefon, in ihrem örtlichen Supermarkt bekämen die Käufer nur noch eine Packung auf einmal, und bei meinem Mann am Arbeitsplatz laufen Gerüchte um, daß Polizeischutz für Supermärkte in Vorbereitung sei. Kolportiert vom üblichen Schwager eines Kollegen, der im vorliegenden Fall angeblich im Innenministerium tätig sei, also eine klassische Gerüchtequelle, die man nicht unbedingt für bare Münze nehmen muß. Wobei ich mir durchaus vorstellen kann, daß im Innenministerium alle möglichen Extremszenarien durchgespielt werden, um von ihnen nicht unvorbereitet erwischt zu werden. Daß solche Maßnahmen tatsächlich eintreffen werden, glaube ich aber erst, wenn ich sie live miterlebe.
Zum Glück praktiziere ich von Haus aus eine vernünftige Vorratshaltung und habe nur meine Mehlvorräte letzte Woche ein bißchen über das gewohnte Maß hinaus aufgestockt (wir reden hier von vier Kilogramm zusätzlich bei einem Verbrauch von ein bis zwei Kilogramm pro Woche). Auf mein selbstgebackenes Brot morgen zum Frühstück freue ich mich jetzt schon. Frische Hefe habe ich noch, und ein bißchen Trockenhefe, die ich eigentlich eher selten verwende, auch noch. Für den Fall, daß mir das alles noch ausgehen sollte, werde ich notfalls Backpulver verwenden. Herzhafte Muffins statt Brot? Grieß anstelle von Mehl? Ich glaube nicht, daß es notwendig wird, aber ich spiele auch gerne Extremszenarien durch und mir fallen da eine Menge Ausweichmöglichkeiten ein, von denen ich erforderlichenfalls Gebrauch machen werde.
Ansonsten habe ich zwar meinen Kühlschrank am Mittwoch mehr als üblich vollgekriegt, aber eigentlich vor allem deshalb, weil ich hungrig einkaufen gegangen war, und das, was ich gekauft habe, kriegen wir nächste Woche ja auch alles locker verbraucht. Nächste Woche will ich mir das Einkaufen nämlich ganz sparen können, falls sich nicht doch noch herausstellt, daß ich irgendetwas Elementares vergessen habe - was mir aber ganz ähnlich sehen würde, das passiert mir andauernd. Auch gestern bin ich gar nicht aus dem Haus gegangen, und heute habe ich es ebenfalls nicht vor.
Mir leuchtete die Empfehlung nämlich ein, einstweilen im Zweifelsfall zu Hause zu bleiben. Seit dem letzten Wochenende war ich lediglich am Sonntag einmal draußen spazieren (und das alleine) und am Mittwoch beim Einkaufen. Ich dachte, ich höre nicht recht, als mir gestern meine vierundachtzigjährige Mutter in aller Selbstverständlichkeit erzählte, sie sei gerade beim Friseur gewesen, weil das "mal wieder dringend nötig" gewesen wäre, und meine Schwester berichtete, sie hätte am kommenden Wochenende einen schon länger verabredeten Besuch bei einer Freundin in einer anderen Stadt wahrscheinlich gemacht, wenn die ihr nicht selbst abtelefoniert hätte. Die haben offenbar beide den Schuß noch nicht gehört. Immerhin, meine Mutter verzichtet auf den Gang zur Beerdigung eines Mannes aus der Nachbarschaft, worüber sie verständlicherweise erst noch nachdenken mußte, weil man ja erst mal im Geiste aussortieren muß, ob die hinterbliebene Witwe vielleicht über das unsolidarische Verhalten gekränkt wäre. Aber heutzutage ist man solidarischer, wenn man sich bei so was fernhält. Sich selbst oder jemand anderen ausgerechnet bei einem Begräbnis mit Corona anzustecken, wäre wirklich der Gipfel der makaberen Ironie.
Ich habe mich jedenfalls bemüht, beiden zu vermitteln, worin das Problem liegt, das sie vielleicht noch nicht so genau erkannt haben:
Wir haben Stand heute um die 17.000 bekannte Infektionsfälle. Diese Leute, von denen wahrscheinlich ein großer Teil vor allem deshalb getestet wurde, weil sie bereits Krankheitssymptome hatten, haben sich aber schon früher infiziert. Die Inkubationszeit kann bis zu 14 Tage ausmachen. Rechnen wir aber der Einfachheit halber mit einer Woche (und übergehen dabei auch die Dunkelziffer) für eine sehr grobe Überschlagsrechnung: Vor einer Woche hatten wir erst um die 3000 Fälle, das heißt, diese 3000 vor einer Woche Infizierten haben im Rahmen dessen, was sie in ihrem Alltag so machen, bei der Arbeit, in der Freizeit, in Schule, Sport und in der Kneipe, die anderen 14.000 angesteckt, also durchschnittlich jeder von ihnen vier bis fünf andere. 17.000 Infizierte könnten somit locker bis in einer Woche, also dem 27. März, für die Ansteckung von 70- bis 80.000 weiteren Menschen sorgen, und die hätten eine weitere Woche später, am 3. April, ungefähr 350.000 weitere angesteckt. Bis zum 10. April wären auf diese Weise 1,5 Millionen Menschen infiziert und am 17. April 7 Millionen. Noch eine Woche später wäre die halbe Bevölkerung angesteckt.
Mit anderen Worten: Ab Ende April würde die Anzahl der weiteren Zunahmen abflauen, einfach deshalb, weil immer weniger Menschen übrig wären, die noch keine Ansteckung hinter sich hätten. Da ungefähr 10 Prozent der Infizierten schwerwiegende Krankheitssymptome entwickeln und im Krankenhaus behandelt werden müssen, liegt es aber auf der Hand, daß wir es so weit nicht kommen lassen dürfen. Andernfalls bringen wir unsere Krankenhäuser zum Kollabieren.
10 % von 17.000 Infizierten bedeutet 1700 stationäre Patienten, das ist beherrschbar.
10 % von 80.000 Infizierten bedeutet 8000, das ist auch noch zu stemmen.
10 % von 350.000 Infizierten wären aber schon 35.000 schwer Erkrankte, und damit würde die Zahl der stationär behandlungsbedürftigen Infizierten die der in Deutschland vorhandenen Intensivbetten (28.000) bereits am 3. April, also in gerade mal zwei Wochen, übersteigen. Auch wenn nicht jeder stationär behandelte Corona-Kranke ein Intensivbett benötigt, so müssen sie in jedem Fall von anderen Patienten, die ja nebenbei auch nicht einfach schlagartig aus den Kliniken verschwinden, isoliert werden.
Als vor einer Woche - bei 3000 Infizierten - der "Shutdown" erfolgt ist, ließ sich deshalb bereits - pi mal Daumen - hochrechnen, daß wir in spätestens drei Wochen Szenen wie in Norditalien zu erwarten hätten, falls nichts unternommen würde. Im Grunde wäre das sogar schon eine Woche früher - um den 5. März herum - möglich gewesen (und einige Experten forderten das, glaube ich, schon zu diesem Zeitpunkt), als die Zahlen der Infizierten plötzlich täglich im dreistelligen Bereich anstiegen. Aber zu diesem Zeitpunkt wären solche Maßnahmen vermutlich noch nicht politisch durchsetzbar gewesen, und wären sie erfolgt, dann wären jetzt noch mehr Verschwörungstheoretiker unterwegs als ohnehin schon. Ich erwähnte jetzt mit Absicht keinen einzigen namentlich, weil ich für gemeingefährliche Irre keine Werbung machen will.
Daß die Grippe weitaus tödlicher sei als Corona, kann zum Beispiel nur behaupten, wer vor lauter statistischen Daten die Welt um sich herum nicht wahrnimmt. Und vielleicht ist die Tatsache, daß diese Klugschwätzer mit ihren schiefen statistischen Vergleichen in den letzten Wochen aus allen möglichen Löchern gekrochen kamen (je höher die Infektionszahlen, desto weniger werde sie glücklicherweise, und in wenigen Wochen, zum Höhepunkt der Infektionswelle, werden sie hoffentlich ganz verschwunden sein), das, was man den einschlägigen Wissenschaftlern, den Epidemiologen und Public-Health-Größen, am ehesten zum Vorwurf machen kann. Denn dieses pseudowissenschaftliche Malen nach Zahlen hat sich die Verschwörungsriege ja nicht selbst ausgedacht, damit haben die Wissenschaftler angefangen. Und ich würde auch niemals behaupten, daß Zahlen unwichtig wären (dazu betrachte ich sie selbst mit zu viel Interesse), nur gehören sie immer und zwingend in ein Gesamtbild gestellt. Das erfolgte aber in den letzten zwei Jahrzehnten auch in der Epidemiologie viel zu selten, weil man ja mit vielen Daten und Zahlen so schön Marketing für irgendwelche Ziele machen kann, wen kümmert es dabei, wenn die Wahrheit dabei ein bißchen "begradigt" wird? Jeden Tag werden wir doch mit angeblichen wissenschaftlichen Erkenntnissen von zweifelhaftem Wert überschüttet, die mit statistischen Ergebnissen fragwürdiger Relevanz begründet werden. Als relativ aktuelles Beispiel fällt mir dazu die Stickoxid-Debatte ein.
Dieser gewohnheitsmäßige Mißbrauch von statistischen Daten fällt den Experten jetzt gerade auf die Füße, weil denjenigen, denen schon nicht aufgefallen ist, was die Wissenschaftler bei ihren Kalkulationen falsch gemacht haben, die Zahlen von Scharlatanen genauso einleuchtend vorkommen können. Das erinnert mich irgendwie an die alte Fabel von dem Hirten, der zu oft rief "Der Wolf kommt!"
Diesmal kommt der Wolf aber leider tatsächlich - wer rechnen kann, dem sollte das klar sein. Was den Vergleich mit der Grippe betrifft, aus meiner Sicht sind dies hier die wesentlichen Faktoren:
Gemeinsamkeiten:
- Beide Krankheiten töten zum großen Teil Menschen mit schwerwiegenden Vorerkrankungen, die auch ohne die Infektion nur noch eine begrenzte Lebenserwartung gehabt hätten, sprich: Sie verkürzen das Leben der an ihnen Verstorbenen im Durchschnitt nur geringfügig.
Unterschiede:
- Gegen Grippe gibt es Vorsorgemaßnahmen (Grippeschutzimpfung), gegen Corona noch nicht.
- Zur Behandlung von Grippe gibt es Medikamente, für Corona noch nicht.
- Die Ansteckungsgefahr ist bei Corona höher als bei Grippe.
- Dies bewirkt eine raschere Ausbreitung von Corona im Vergleich zu Grippe.
- Die Gefahr schwerwiegender Krankheitsverläufe ist bei Corona höher als bei Grippe.
- Beides kombiniert führt zu einer Ballung der schwerwiegenden Krankheitsverläufe innerhalb eines sehr kurzen Zeitraums.
- Dies überlastet die Behandlungsinfrastruktur und führt - wie in Norditalien gesehen - zu Todesfällen auch bei Patienten, die eigentlich noch hätten geheilt werden können.
- Dieselbe Überlastung führt zu mehr Todesfällen auch bei anderen Erkrankungen, die ja auch noch weiter behandelt werden müssen.
- Sie führt weiterhin zu höheren Infektionsraten bei Ärzten und Pflegekräften und löst damit eine Kettenreaktion aus, weil sie die Überlastung noch weiter verschlimmert.
Ich habe weiterhin den Eindruck, daß die politischen Maßnahmen in Deutschland vernünftig und auch, relativ gesehen, erfolgreich sind. Das zeigt alleine schon der Vergleich der Relationen zwischen Infektionen und Todesfällen in verschiedenen Ländern, die alle vor einer Woche noch sehr viel wenige Infizierte zu beklagen hatten als Deutschland und nun aber schon im Stadium angelangt sind, in dem ab jetzt dreistellige Zahlen von Todesfällen pro Tag zu erwarten sind:
Deutschland: 17.000 Infizierte/44 Todesfälle
USA: 14.000 Infizierte/217 Todesfälle
Frankreich: 11.000 Infizierte/372 Todesfälle
UK: 3267 Infizierte/144 Todesfälle
Natürlich gibt es in jedem dieser Länder auch eine Dunkelziffer nicht getesteter Infizierter, und den Anteil der Todesfälle an allen Infizierten eines Landes weiß niemand, weil auch niemand weiß, wie viele Leute wirklich infiziert sind. Das gilt für alle vier Vergleichsländer. Ich habe aber den Verdacht, in Deutschland wird mehr getestet als in diesen drei Vergleichsländern, deshalb hat es unter den bei uns erfaßten Infizierten einen höheren Anteil milder oder sogar ganz symptomfreier Krankheitsverläufe. Der Vorteil dabei ist, daß dieser Teil der Infizierten bei uns aus dem Verkehr gezogen wurde, sich also in Quarantäne befindet, während sie in den drei Vergleichsländern häufig ahnungslos ihrem Alltag nachgehen und dabei ständig weitere Menschen anstecken. Mit anderen Worten: In Wirklichkeit sind in allen drei Vergleichsländern wahrscheinlich weitaus mehr Menschen infiziert als bei uns. Nur fällt bei ihnen die "Spitze des Eisbergs", der Teil der Infektionen, den man sehen kann, kleiner aus als der unter dem Wasser verborgene Teil. Und: In allen Ländern nimmt die Zahl der Infizierten weiter zu, aber je mehr Infizierte bekannt und in Quarantäne sind, desto langsamer geschieht das. Mit anderen Worten: Höchstwahrscheinlich steigt die Zahl der Infizierten in UK, USA und Frankreich erheblich schneller als bei uns.
Machen wir uns aber nichts vor: Die Zahl der gemeldeten Infektionen wird auch bei uns noch mindestens eine weitere Woche lang ständig weiter steigen, sogar dann, falls nach der neuerlichen Verschärfung der bisherigen Regelung auch noch eine komplette Ausgangssperre kommen sollte (die ich angesichts der Dummheit vieler Leute langsam nicht mehr ausschließe), und ebenso wird die Zahl der Todesfälle zunehmen. So bequem wird uns die Kalkulation nämlich nicht gemacht, daß diese Todesfälle unmittelbar nach der Diagnose "COVID-19" stattfinden würden. In China lag der durchschnittliche Zeitraum zwischen erstem Auftreten der Krankheitssymptome und Tod bei 18,5 Tagen. Die Symptome wiederum entwickeln sich erst nach einer Inkubationszeit von mehreren Tagen, die bis zu zwei Wochen dauern kann.
Die 44 Todesfälle, die es in Deutschland bislang gegeben hat, sind somit, was den Zeitpunkt ihrer Infektion betrifft, höchstwahrscheinlich mehrheitlich einem Zeitraum zuzurechnen, in dem einschließlich Dunkelziffer erst eine dreistellige Zahl von Infektionsfällen bestanden hatte.
Jeder rechne sich nun bitte selbst eine vergleichbare Relation der jetzigen 17.000 Infektionsfälle (plus Dunkelziffer) zu den bei uns zu erwartenden Todesfällen in drei Wochen aus. Ich nehme an, auch wir werden eine Zeitlang dreistellige Zahlen pro Tag haben. Leider. Aber das wird voraussichtlich später sein und früher wieder aufhören als in den drei Vergleichsländern.
Ich betone nochmals: Das alles sind ganz grobe Überschlagsrechnungen. Bei ihnen geht es mir nicht um eine korrekte exakte Zahl, sondern um eine zu erwartende Größenordnung, innerhalb der sich die korrekte Zahl dann befinden wird. Und eine Menge an Corona-Infektionen in der oben überschlagenen Größenordnung in zwei bis drei Wochen kann niemand ernsthaft riskieren wollen, der noch bei Verstand ist.
Jede Infektion, die jetzt vermieden werden kann, muß also unbedingt vermieden werden, sonst haben wir in einem Monat so viele Todesanzeigen in unseren Zeitungen wie letzte Woche in Bergamo. Das ist kein Witz, das ist keine Desinformation, das ist auch keine interessengesteuerte politische Kampagne, wie das manche Dummköpfe behaupten. Es ist angewandtes logisches Denken und ein paar bescheidene Kenntnisse in noch nicht einmal Mathematik, sondern allenfalls "Rechnen für den Alltagsgebrauch". Nicht mehr, als die sprichwörtliche "schwäbische Hausfrau" an geistigem Rüstzeug benötigt, um ihren Alltag zu bewältigen.
Es gibt kein besseres Mittel als möglichst umfassende Vermeidung von Situationen, in denen man selbst andere anstecken oder von ihnen angesteckt werden könnte, um das oben skizzierte Szenario vom 3. April mit mehr schwer Erkrankten als Intensivbetten in den Krankenhäusern, zu vermeiden. Umso mehr ärgere ich mich über all die überwiegend jugendlichen Vollidioten, die sich offenbar einbilden, daß sie gerade nicht zur Schule müssen bedeute zusätzliche Ferien und mit ihren Freunden Party zu machen. Am Sonntag war ich spazieren und sah sie in hellen Scharen in Parks, auf öffentlichen Plätzen und in der Außengastronomie fröhlich zusammensitzen. Auch die Spielplätze waren rappelvoll.
Das Interessante daran ist, wie sie das dann begründen: Sie seien doch jung und könnten mit einem harmlosen Krankheitsverlauf rechnen. Na, toll. Und ob ihre Mutter, der Opa, die alte Frau von nebenan oder der Mann mit dem Rollator im Bus von ihnen angesteckt werden, darauf kommt es wohl nicht an. Oder sind manche in dieser "Generation Greta" zynisch genug, um das sogar für einen positiven Nebeneffekt zu halten?
Der letzte Satz war starker Tobak, das weiß ich selbst. Ich habe kurz überlegt, ob ich ihn wieder löschen soll, aber eigentlich gehört er in die Rubrik "Das muß mal gesagt werden". Wir sollten uns nämlich alle beim Blick auf die noch kürzlich so in Sachen Weltrettung, vegane Ernährung und Minderheitenschutz auf dem hohen moralischen Roß sitzenden jungen Leute, die für ein bißchen Chillen mit den Kumpels nun auf einmal bereit sind, ihre eigene Großmutter über die Klinge springen zu lassen, doch mal selbstkritisch die Frage stellen: Was haben wir da eigentlich für eine Generation herangezogen?
Es ist noch nicht so lange her, da habe ich dieses Tweet in einem anderen Blogbeitrag verlinkt, den ich schrieb, nachdem das öffentlich-rechtliche Fernsehen einen Kinderchor mit einem angeblich satirisch gemeinten Lied über die Oma als "alte Umweltsau" auftreten ließ und ich in der gesamten dazu geführten Debatte einen beunruhigenden Unterton wahrzunehmen glaubte:
In diesem Blogbeitrag schrieb ich dazu folgendes:
Wie groß ist eigentlich der gedankliche Schritt zwischen der Überlegung, daß wir "Omas und Opas qua Generation", erstens, alle Umweltsäue sind und zweitens sowieso schon mit einem Bein im Grab, zu der Frage, ob man bei dem anderen Bein da vielleicht ein bißchen nachhelfen könne, zum Wohle der Umwelt und so, der die Oma in dem Fall dann wenigstens nicht weiter all die gräßlichen Dingen antun könne, die sie andernfalls vielleicht noch jahrelang machen wird.Es ist doch, wenn man diesen Faden noch einmal aufnimmt und unter dem Eindruck der aktuellen Entwicklung weitspinnt, ganz praktisch, wenn man als sogenannter Millennial auf der hehren Mission, die Welt zu retten, gar nichts aktiv tun muß, um uns alte Umweltsäue zu beseitigen, sondern es schon ausreicht, sich einfach genauso zu verhalten wie immer. Warum sollte man ausgerechnet auf die Leute nun Rücksicht nehmen, die man in den letzten Monaten wieder und wieder für die Hauptschuldigen an allen Übeln der Welt erklärt und sie beschuldigt hat, sie würden ihnen ihre Zukunft klauen? Unsere Zukunft ist, siehe den abgebildeten Tweet, ja ohnehin nur noch so kurz. Kommt es da noch darauf an, wenn sie nun noch ein kleines bißchen kürzer ist?
...
Beruhigen Sie sich. Natürlich glaube ich nicht im Ernst, daß wir es bei der kollektiven Leckt-mich-am-Allerwertesten-Haltung der selbsternannten Weltretter von gestern gegenüber dem Ansteckungsrisiko, dem sie andere Leute ungefragt aussetzen, gerade mit einer Verschwörung mit dem Ziel des möglichst zahlreichen vorzeitigen Ablebens unserer Generation zu tun haben. Aber wenn dieselben Kreise es nun offenbar irre komisch finden, COVID-19 als "Boomer Remover" zu bezeichnen, dann sehe ich ein weiteres Mal gar keinen Grund zum Mitlachen, sondern überlege mir ernsthaft, ob ich nicht versuchen sollte, eine eigene Twitter-Kampagne zu kreieren, in der Hoffnung, daß sie viral geht. Deren Hashtag würde lauten: "DuBistEnterbtArschloch".
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