Mittwoch, 19. Februar 2020

Fasten vs. Magenverkleinerung: Was wirkt besser?

Mein Gewicht heute morgen nach dem ersten von zwei aufeinanderfolgenden Fastentagen: 99,8 Kilogramm. Morgen werde ich wohl in der Nähe meines Gewichtstiefststands vom letzten Samstag landen, ob knapp darüber oder knapp darunter oder als Punktlandung direkt auf 98,1, lasse ich ganz entspannt auf mich zukommen und bin bereit, es ohne Gemecker so zu nehmen, wie es kommt. Ich bin nämlich vor allem sehr zufrieden damit, daß ich gestern nach drei Eßtagen mit 101,8 Kilogramm als Vorher-Wert starten konnte und damit endlich ein deutlich wahrnehmbarer Fortschritt bei diesem Wert stattgefunden hat, denn das ist mit Abstand mein bisher niedrigster am ersten Fastentag der Woche (vor zwei Wochen freute ich mich noch wie ein Schneekönig über 102,9, nur um eine Woche darauf mit ärgerlichen 104,1 konfrontiert zu werden). Außerdem freue ich mich, daß der flatterhafte Uhu sich jetzt zum ersten Mal schon nach einem einzigen Fastentag bei mir niedergelassen hat. Auch das Minus von einem Zentimeter beim Brustumfang (von 116 auf 115) gefiel mir sehr gut. Sollte ich morgen früh tatsächlich auch noch ein neues All-time-Low erreichen, wäre das natürlich das Sahnehäubchen auf meiner Buttercremetorte. ;-)

Ist damit der "Winter meines Mißvergnügens", in dem nichts so recht vorwärts gehen wollte, wie schon in den beiden Wintern zuvor, nun endlich vorbei? Kann ich damit rechnen, daß es in den nächsten Monaten allgemein wieder etwas flotter nach unten geht mit dem Gewicht? Wenn ja, ist der Frühling diesmal früh dran. Sonst dauerte das mit dem rascheren Abnehmtempo immer bis zum März, und das war auch einer der Gründe, warum ich letztes Jahr dieses Blog im März gestartet habe, obwohl ich schon um Weihnachten herum wußte, daß ich das machen will. (Der zweite Grund war natürlich der zweite Jahrestag des Intervallfastens.)

Die vergleichsweise geringe Abnahme von nur wenig über 10 Kilogramm in den letzten 365 Tagen hat mich ja schon ein bißchen enttäuscht, eigentlich hatte ich mit zwischen 15 und 18 gerechnet, allerdings zugegebenermaßen auf Basis der Erfahrungen des Vorjahres. Eine gewisse Verlangsamung der Abnahme ist aber vermutlich nicht zu vermeiden. Wenn ich 10 Kilogramm weniger wiege, dann benötigt mein Stoffwechsel ja auch weniger Energie, um mich zu "beheizen" (die Wärmeerzeugung, las ich mal, sei der Faktor beim Grundumsatz, der am meisten Energie benötigt). Auch wenn die aufgenommenen Kalorien wirklich eine Art "durchlaufender Posten" sein sollten, reduziert das natürlich die Menge an Energie, die an Fastentagen aus meinen körpereigenen Reserven entnommen werden muß, um mich funktionsfähig zu halten. Und erst neulich wurde mir zum ersten Mal bewußt, daß natürlich auch das Wasser in meinem Körper weniger wird. Was Kleidergrößen betrifft, kann ich mich über die Entwicklung im Jahre 2019 auch wirklich nicht beschweren. Ich mußte erst über 20 Kilogramm abnehmen, bevor ich an meiner Kleidung überhaupt irgendetwas verändern mußte, und letztes Jahr bin ich immerhin zwei Kleidergrößen runtergelangt.

Trotzdem, dieses Jahr will ich nicht ein weiteres Mal weniger, sondern mehr als letztes Jahr abnehmen. Zu Weihnachten will ich weniger als 90 Kilo wiegen, und dafür brauche ich ein Minus von 12 Kilogramm in den nächsten zehn Monaten! Deshalb habe ich beschlossen, in diesem Jahr maximal vier Wochen ohne jeden Fortschritt hinzunehmen, bevor ich einen Extra-Fastentag zwischenschalte, um die Sache wieder etwas auf Trab zu bringen, was ja die drei Male, die ich das gemacht habe, durchaus Wirkung gezeigt hat.

Ich will nicht ausschließen, daß das gar nicht nötig werden wird. Dieses Jahr habe ich im Frühjahr ja immerhin zwei Vorteile gegenüber dem letzten Jahr: Mein Mann wird definitiv keine - meine Fastenintervalle verkürzende - Nachtschicht-Wochen akzeptieren, und mein Gallenproblem ist auch gelöst. Beides dürfte sich, wenn auch nur leicht, negativ ausgewirkt haben. Das Ziel "Unter 90 Kilo zu Weihnachten" steht und fällt aber mit den Monaten ab Oktober, in denen ich seit drei Jahren noch jedes einzelne verdammte Jahr keinen Fußbreit vorwärts gekommen bin, also werde ich wohl ab da möglicherweise häufiger oder sogar regelmäßig zusätzliche Fastentage einschalten, falls ich zum 1.10.2020 von diesem Ziel noch zu weit weg sein sollte. Vielleicht gelingt es mir ja im vierten Winter endlich, meinen widerborstigen Bärengenen ein Schnippchen zu schlagen.

Grundsätzlich habe ich ja sowieso keinen Grund, mich zu beschweren, wenn ich sehe, was andere Leute alles auf sich nehmen, um abzunehmen, ohne sich vorstellen zu können, daß meine unaufwendige Methode mich genauso ans Ziel bringen wird. Immer mehr legen sich sogar unters Messer, und ich habe den Eindruck, das wird bewußt promotet. Vor ein paar Monaten habe ich mal einen Blogbeitrag über mein Unbehagen an einer "Dokumentation" im Fernsehen über bariatrische Chirurgie geschrieben. In den USA ist das ähnlich, da sah ich heute ein kurzes Video eines Interviews eines solchen Chirurgen, der sich beklagte, daß die 250.000 Eingriffe bariatrischer Chirurgen, die pro Jahr stattfänden, nur ein Prozent aller potentiellen Patienten ausmachen und damit viel zu wenige seien.

Kein Zweifel, solche Eingriffe boomen. Nach Sigmar Gabriel hat sich mit Reiner Callmund ein weiterer Prominenter zu einem solchen Eingriff entschlossen. Und für diejenigen, deren Krankenkasse die Kosten nicht übernehmen will, gibt es weniger radikale Eingriffe, die über die Speiseröhre und damit ohne Operation ambulant durchgeführt werden können, wie das Einsetzen eines Magenballons, der den Platz für das Essen drastisch verringert, oder das POSE-Verfahren (Abkürzung für Primary Obesity Surgery Endolumenal), bei dem mit demselben Ziel Klammern eingesetzt werden. Beide Verfahren bringen allerdings im Vergleich weniger Gewichtsabnahme (nur wenige unter den Erfolgreichen scheinen mehr als 20 Kilogramm Abnahme zu erreichen), und - beim Magenballon kann man das leicht ergoogeln und beim POSE-Verfahren liegt der Verdacht nahe -, bei vielen, wie bei "normalen" Diäten, ist der Erfolg auch nicht von Dauer.

Vor allem das POSE-Verfahren, für das man stolze 10.000 Euro hinzublättern hat, finde ich angesichts der bescheidenen vorzuweisenden Erfolge und der Risiken, die man wie bei jedem Eingriff in den Körper eingeht, die Kosten-Nutzen-Relation ziemlich kläglich. Sogar wenn man zu den Erfolgreichsten gehört und 20 Kilogramm abgenommen hat, sind das 500 Euro pro Kilo. Gebt mir einen Tausender, und ich sperre euch ein, zwei Monate bei Wasser und Gurkensalat bei mir auf dem Dachboden ein, damit erzielt man genau die gleiche Abnahme. 😈 Im Ernst: Alle diese großen chirurgischen und kleineren, chirurgische Eingriffe imitierenden Maßnahmen dienen ja, näher betrachtet, nur dazu, sich durch unveränderbare Hindernisse zu etwas zu zwingen, wozu man sich selbst nicht zwingen zu können scheint, nämlich sehr kleine Portionen und damit sehr wenig zu essen. Wenn man sich von irgendwem einsperren und den entsprechende Portionen bringen läßt, hat man genau denselben Effekt. Dazu muß man sich seinen Magen eigentlich nicht tackern lassen. 😏

Hinzu kommt, daß der Magen sich, egal welches Verfahren, früher oder später wieder dehnt; bei radikaleren Verfahren vermutlich weniger als bei den ambulanten, aber grundsätzlich ist das immer so, das heißt, plötzlich ist die eigene Willenskraft doch wieder gefragt. Hinzu kommt, daß Willenskraft alleine bei den wenigsten ausreichend ist, um die stumme, aber sehr effiziente Gegenwehr des Stoffwechsels zu toppen. Und so sind die Langzeiterfolge aller Methoden mit allenfalls der Ausnahme eines Magenbypass gemessen am Aufwand gar nicht mehr so berauschend.

Daß jemand wie Callmund oder Gabriel, die beide ja auch gesundheitliche Probleme hatten und auch schon ihre Erfahrungen mit dem ausbleibenden Erfolg von Diäten hatten - mindestens Callmund erwähnte das ausdrücklich -, sich zu so einem schwerwiegenden Schritt entschließt, kann ich im Prinzip nachvollziehen, und ich gönne es ihnen auch von Herzen, sollten sie damit erfolgreich ihr Gewicht unten halten und ihre Gesundheit verbessern können. Ich bin mit meiner weit unriskanteren Methode mit mehr als 45 Kilogramm Abnahme allerdings längst erfolgreicher als der Durchschnitt der Patienten, die einen solchen Eingriff über sich ergehen lassen haben.



Wie man der Grafik entnehmen kann, wäre ich nach einem Jahr mit meinen damals 22 Kilogramm Abnahme noch weit hinter einem gleichzeitig mit meinem Fastenbeginn operierten Bypass-Patienten mit knapp 40 Kilogramm Abnahme gelegen, während ich mich aber durchaus auf Augenhöhe mit einer Magenband-Operierten befunden hätte. Ein Jahr später betrug meine Abnahme knapp 37 Kilogramm, während der Operierte von seinen 40 Kilogramm Abnahme schon wieder um die fünf Kilo zugenommen hatte und somit von mir überholt wurde. Nach knapp drei Jahren winke ich mit 45 Kilogramm Abnahme dem Operierten von ferne, der sich nun langsam wieder der 30-Kilo-Grenze nähert. Und Fortsetzung folgt ja noch, denn nächstes Jahr, wenn es auf den vierten Jahrestag meines Fasten-Beginns zugeht, plane ich, auf die 60 Kilogramm Abnahme zuzusteuern oder sie im günstigsten Fall schon erreicht zu haben. Und wenn dann das fünfte Frühjahr ins Land geht, sollte ich meinem Zielgewicht von 73,5 Kilogramm und damit einer Abnahme von ebenfalls 73,5 Kilogramm schon recht nahe gekommen sein ... oder, falls sich meine Abnahme doch zu stark verlangsamt haben sollte, passiert das dann eben ein Jahr später.

Und das alles ohne die Risiken und Kosten eines chirurgischen Eingriffs, ohne Schmerzen, ohne irgendetwas nicht mehr tun zu können, das ich andernfalls eigentlich wollen würde. Ja, ohne mir selbst das Wollen verbieten zu müssen, sondern im Gegenteil ohne Reue all die Dinge zu tun, die ich tun will.

Das erinnert mich an meine Pläne für morgen. Mir kam nämlich, weil meine Baisers so gut gelungen waren, der Gedanke, auch mal Mohrenköpfe selbst zu machen. Das probiere ich morgen mal aus, und die gibt es dann am Nachmittag zum Kaffee, falls sie mir gelingen sollten.

Na, neidisch? ;-)











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