Außerdem wollte ich, wenn irgend möglich, einen Hausarzt, der auch Internist ist, damit ich in der Bauch-Sache nicht nochmal zu irgendeinem Spezialisten weiterüberwiesen werden muß.
Eine unlösbare Aufgabe? Unglaublich, aber wahr: einen solchen seltenen Glücksfall habe ich diesmal wahrhaftig gefunden, und auch noch im ersten Versuch. Mit meinem neuen Hausarzt konnte ich absolut auf Augenhöhe kommunizieren, er hat Sinn für Humor, und außerdem hat er nicht nur sofort die richtige Diagnose für mein elefantöses rechtes Bein gefunden (das mittlerweile dank Antibiotika auch wieder brav abgeschwollen ist), sondern auch das Monster in meinem Bauch, das mich nun schon dreimal aufs Schmerzenslager geworfen und letzte Woche in der Notfallambulanz dem Arzt solche Rätsel aufgegeben hat, mühelos identifizieren können. Es hat nun einen Namen, und der lautet: Gallensteine. Die Bauchprobleme waren Gallenkoliken. Die schlechte Nachricht dabei ist: Wenn Gallensteine einmal angefangen haben, biestig zu werden, wird das immer wieder passieren, und auch wenn das normalerweise unter der Rubrik "schmerzhaft, aber nicht sonderlich gefährlich" läuft, kann es doch auch mal gefährlich werden, etwa wenn sich so ein Gallenstein an der falschen Stelle einklemmt. Deshalb werde ich mich leider auf operativen Wege von meiner Galle trennen müssen.
Das hört sich schlimmer an, als es zu sein scheint: Nach der OP muß ich keine besondere Ernährung beachten, die Verdauung sollte weiter normal funktionieren. (Ob das stimmt, werde ich natürlich beobachten, und sollte sich anderes herausstellen, werde ich berichten.)
Und woher kamen diese Gallensteine nun? Der Arzt meinte, es könne vom Fasten kommen, und das wollte ich natürlich genauer wissen. Und wahrhaftig: Fasten erhöht nach Meinung von Experten das Risiko auf Gallenkoliken Tatsächlich scheint es sogar Jacke wie Hose zu sein, ob man nun eine Diät hält oder fastet; beides erhöht das Risiko auf Gallenkoliken.
„Studien zeigen, dass Frauen, die mehr als vier Kilogramm in zwei Jahren abnehmen, ein um 44 Prozent erhöhtes Risiko auf eine Gallenkolik haben“, berichtet Ernährungsmediziner Franz Lammert von der Universität des Saarlandes. „Bei einer Gewichtsabnahme um mehr als 25 Prozent verdoppelt sich das Gallensteinrisiko sogar.“
Empfohlen wird, auf die Galle bezogen, eine Gewichtsabnahme von 1 kg pro Woche nicht zu überschreiten, und da liege ich mich meinen 1 bis 2 kg im Monat doch ziemlich weit darunter. Angezüchtet habe ich mir diese Dinger wahrscheinlich schon vorher, allerdings kann es natürlich schon sein, daß sie länger Ruhe gegeben hätten, wenn ich nicht mein Gewicht reduziert hätte. Nur, was für eine Art von Alternative soll das eigentlich sein, sein Gewicht nicht zu reduzieren und damit neben den Alltagsproblemen, die das mit sich bringt, auch nebenbei alle möglichen weitaus häßlicheren Krankheiten zu riskieren, nur damit das Risiko von Gallenproblemen, die ja durchaus lösbar zu sein scheinen, möglichst gering bleibt?
Dieser "Ernährungsmediziner Franz Lammert" hat darauf keine überzeugende Antwort, seine Hauptempfehlung lautet, von vornherein kein Übergewicht zu entwickeln. Die gallenschonenden Art von Diät, die er außerdem denen empfiehlt, bei denen sein erster Ratschlag zu spät kommt, ist auf den ersten Blick anzusehen, daß sie schlicht nicht funktioniert: viel Gemüse, auf möglichst viele kleine Mahlzeiten verteilt, wenig Fett, wenig Kohlenhydrate.
Daß man es beim Fasten, wenn man Pech hat, mit der Galle zu tun bekommen kann, ist also eine Sache, die man besser von vornherein mit auf dem Schirm haben sollte, vor allem dann, wenn man zu einer Risikogruppe gehört:
Verschiedene Risikofaktoren für die Bildung von Gallensteinen sind schon länger bekannt und wurden im Angloamerikanischen gern schlagwortartig als „6-F-Regel“ zusammengefasst: female, fair (bedeutet hier „hellhäutig“), fat, forty (40), fertile (betr. Frauen), family.
Fünf von sechs Faktoren treffen auf mich zu, lediglich von einer familiären Veranlagung weiß ich nichts, noch mehr Risikogruppe geht wohl kaum. Ob jemand aus Angst um seine Galle lieber auf das Fasten - oder auf jede Art von Reduktionsdiät - verzichtet, muß natürlich jeder mit sich selbst ausmachen. Für mich selbst kann ich ehrlich sagen: Mich hätte es nicht davon abgehalten, auch wenn ich dieses Risiko gekannt hätte. Es wäre ganz nett gewesen, auf mögliche Probleme dieser Art vorbereiteter zu sein, dann hätte ich schneller auf sie reagieren und vielleicht sogar die Koliken selbst vermeiden können. Ich hatte ja keine Ahnung, was sie auslöst; rückblickend sehe ich da etwas klarer, jedenfalls in zwei der drei Fälle.
Diese Koliken traten ja sehr plötzlich auf, und in diesen beiden Fällen (nur an den dritten erinnere ich mich einfach nicht mehr genau genug) war das unmittelbar nach dem Essen. Im einen Fall hatte ich mir von einer Nachbarin beim Kaffeeklatsch ein zweites Stück Käse-Sahne-Torte aufnötigen lassen, das ich eigentlich gar nicht mehr wollte und nur aus Höflichkeit gegessen habe, nachdem es ungefragt auf meinem Teller gelandet war. Im zweiten fühlte ich mich verstopft und aß Trockenpflaumen, was ich wohl besser bleiben gelassen hätte.
Ach ja, mein Gewicht von heute morgen: 106,6 kg. Und wenn die Sache sonst zu nichts gut gewesen ist, jedenfalls hat sie mein Gewicht wieder ein Stück nach unten gebracht, nachdem ich wochenlang irgendwie nicht mehr richtig vorwärts gekommen war.
Ich frage mich ja, ob diese Stagnation vielleicht auch etwas mit meinen Gallenproblemen zu tun hatte. Aber das werde ich ja sehen, ob nach der OP (deren Termin ich erst noch vereinbaren muß) vielleicht wirklich wieder ein bißchen mehr Schwung in meine Gewichtsabnahme kommt.
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