Mein Gewicht heute früh: 77,8 Kilogramm zum Start des nächsten dreitägigen Fastenintervalls ausnahmsweise auf den Dienstag verschoben hat. Im Moment ist wieder diese Jahreszeit mit den viele Feiertagen, die ich nie alle auf dem Schirm habe, und außerdem geht der Schichtplan meines Mannes gerade wieder ziemlich durcheinander, weshalb er zwei Frühschichtwochen hintereinander hatte, in denen ich nur jeweils zwei einzelne Tage gefastet habe. Für diese Woche habe ich zwar einen vierten Fastentag erwogen, dann aber wieder verworfen. Ich mag das nicht so recht, freitags fasten, vor allem dann nicht, wenn es vier Tage waren und ich einen anstrengenden Samstag vor mir habe. Dann muß ich mit dem Trinken immer so sehr aufpassen, um keine Deydrations-Wadenkrämpfe zu bekommen.
Gewichtstechnisch stehe ich ungefähr an derselben Stelle wie vor einem Jahr, allerdings mit dem Unterschied, daß ich letztes Jahr gerade den Endspurt hinter mir hatte und wußte, daß das Gewicht zwei oder drei Kilo nach oben gehen würde, während ich dieses Jahr bis zum Sommer noch auf ungefähr zwei weitere Kilos minus spekuliere und dieses Gewicht dann bis zum Oktober zu halten versuche.
73,5 Kilo, das ist immer noch mein Ziel, aber ich bin ihm jetzt nahe genug, um es nicht mit der Brechstange so schnell wie möglich erreichen zu müssen. Man hat ja auch noch andere Dinge zu tun. Und gerade dieses Jahr ist es mir wirklich gar nicht langweilig.
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Ich bin also immer noch ganz schön ausgelastet, sowohl mit Arbeit als auch mit Haus-, Wohnungsverkaufs- und vor allem Gartenangelegenheiten, aber ein paar interessante Sachen taten sich für mich auch in den Medien mal wieder auf.
In den USA, las ich etwa, sei die Zahl der CTs in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 2023 sollen 93 Millionen CT-Scans gemacht worden sein, und statistisch könne dies wegen der damit verbundenen Strahlenbelastung für 5 % der künftigen Krebsdiagnosen verantwortlich sein. Zur Einordnung dieses Anteils: Adipositas wird für 6 % verantwortlich gemacht und Rauchen für 19 %. Alkohol ebenfalls für 5 %. CTs sind, falls die Angaben stimmen sollten, also kein unbedeutender Faktor. Aus den Gegenrichtung betrachtet: Zehn Krebskranken, bei denen das Rauchen der maßgebliche Faktor war, stehen ungefähr neun gegenüber, bei denen entweder Adipositas, Alkohol oder CTs dieser Faktor gewesen sind. (Nebenbei bemerkt, stehen diesen zehn "Raucherkrebsen" außerdem insgesamt 50 Krebsfälle ohne Zusammenhang mit Rauchen gegenüber, von denen 41 auch mit den drei anderen Ursachen nichts zu tun haben ... auch dies darf man mal erwähnt haben.)
Ich hatte keine Zeit für eine ausführlichere Quellenrecherche, deshalb diese Alarmmeldung nur unter dem üblichen Vorbehalt, daß bei statistischen Werten die Interpretation näher betrachtet auch zweifelhaft werden kann. Aber ein paar Gedanken haben sich mir dazu trotzdem aufgedrängt.
93 Millionen CTs, dieser Wert müßte eigentlich nachweisbar sein, also ist es eher unwahrscheinlich, daß er sich als falsch herausstellen könnte. Das bedeutet, fast jeder dritte US-Bürger bekommt pro Jahr statistisch ein CT verpaßt oder - aus der Gegenrichtung: Statistisch gesehen bekommt jeder US-Bürger durchschnittlich alle drei Jahre ein CT. Das finde ich enorm viel und es wirft tatsächlich die Frage auf, wieviele dieser CTs diagnostisch eigentlich gar nicht nötig wären.
Und das ist natürlich, zusätzliches Krebsrisiko hin oder her, die Frage, auf die es ankommt, denn nötige CTs zur Abklärung einer möglicherweise schwerwiegenden Diagnose (bzw., um sie ausschließen zu können) wegen des Krebsrisikos vermeiden zu wollen, wäre natürlich keine besonders kluge Vorgehensweise. Kliniken haben allerdings ein vorrangiges Interesse daran, ihre kostspieligen Geräte optimal auszulasten, das ist meiner Erfahrung nach auch nicht nur in den USA so. Bilde sich deshalb niemand ein, daß Klinikärzte die Entscheidung für eine teure Diagnostik immer im Interesse der Patienten treffen. Wenn Geräte da sind, gibt es strukturellen Druck, sie auch auszulasten. Daraus resultiert eine Tendenz zu vermeidbaren CTs - jedenfalls dann, wenn die Geräte nicht von vornherein so ausgelastet sind, daß im Gegenteil auch nötige CTs zum Schaden des Patienten endlos hinausgeschoben werden müssen. Das ist ein Dilemma, das in Gesundheitssystemen immer entsteht, wenn die Vorgabe einer gewinnerzielenden oder mindestens kostendeckenden Arbeit besteht.
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Es ist schon ein Weilchen her, daß ich mal einen Blogartikel über Ricarda Lang geschrieben habe. Inzwischen hat sie sich die Sache mit der Body Positivity - und damit verbunden der Voraussetzung, daß sie ihren stattlichen Leibesumfang deshalb hatte, weil sie nun einmal so aussehen wollte, wie sie aussah - offenbar anders überlegt, denn inzwischen wird sie auf Twitter und Blue Sky gar heftig für ihre Gewichtsabnahme gelobt, und im Zuge dessen wurde dieses Interview mit ihr verlinkt. Das interessierte mich natürlich, stellte sich aber als ziemliche Enttäuschung heraus. Nicht nur, weil Frau Lang die üblichen Plattitüden von sich gab (so gab sie als Grund für ihre Abnahme gesundheitliche Erwägungen an), sondern auch - was aber ebenfalls normal ist - die wichtigeren Fragen an sie von der Interviewerin so doof gestellt waren. Kostprobe:
"Was war für Sie der Anlass, sich so zu verändern?"
Das war wohl als Steilvorlage dafür gedacht, daß Frau Lang abstreiten konnte, daß es etwas mit ihrem Rücktritt vom Amt bei den Grünen zu tun gehabt habe, wie das offenbar von manchen gemutmaßt worden war. Was in dieser Frage mit drinsteckt, ist die Überzeugung, daß Ricarda Lang zuvor kein Interesse daran gehabt hatte, sich "so zu verändern", weil sie dies andernfalls ja schon früher gemacht hätte. Ich kann es nicht beweisen, aber ich vermute immer noch, daß Ricarda Lang nicht die Wahrheit sagt - jedenfalls nicht die volle Wahrheit -, wenn sie - wie auch in diesem Interview - behauptet, nie zuvor schon einmal einen Versuch einer Gewichtabnahme gemacht zu haben.
Am Rande vermerkt: Mich haben die Frage und die Antwort, die darauf kam, überhaupt erst davon überzeugt, daß es genau so gewesen sein muß, wie Ricarda Lang das abstreitet, also daß ein Zusammenhang mit der Aufgabe ihres Amts als Bundesvorsitzende der Grünen eben doch bestanden hat.
Bei der angeblich angewandten Methode handelte es sich um das, was der freundliche Ernährungsberater um die Ecke auch empfehlen würde und was mit der Aufgabe eines zeitraubenden Amtes sicherlich einfacher umzusetzen war:
Ich nehme mir mehr Zeit privat, die ich mit Händen und Klauen verteidige, was ich davor nicht gemacht habe. Ich komme zu Hause jetzt zum Kochen, mache mir leckere Sachen, auf die ich Bock habe, gehe öfter selbst einkaufen. Ich versuche, mehr und besser zu schlafen. Ich trinke weniger und bewusster Alkohol. Ich esse viel weniger unterwegs, weil ich nicht mehr von morgens bis abends im Zug sitze.
Da Ricarda Lang vor ziemlich genau einem Jahr mit der Abnahme begonnen haben soll, kann man auf eine baldige Wiederzunahme jetzt eigentlich schon wieder warten. Jedenfalls dann, wenn sie wirklich nicht zusätzlich auf Abnehmspritzen zurückgegriffen hat, von denen sie nichts erwähnt hat. (Da sie danach nicht gefragt wurde, hat sie es allerdings auch nicht ausdrücklich abstreiten müssen.) Das typische Zeitfenster bis zum Eintreten eines Plateaus hat sich, falls sie auf Abnehmspritzen verzichtet haben sollte, bereits geschlossen, und typisch danach ist eine Wiederzunahme, beginnend einige Zeit vor bis einige Zeit nach dem Ende von Jahr 1 seit Beginn der Abnahme. Nicht, daß ich es ihr nicht gönnen würde, falls sie sich als Ausnahme von der Regel erweisen würde, aber anderen Leuten, die in der Öffentlichkeit stehen, ist das ja auch passiert, so zum Beispiel Nordkoreas Kim Jong-un nach seiner Abnahme 2021. Schon 2022 scheint er sein Vorher-Gewicht wieder erreicht oder sogar überschritten zu haben. Gegen die Biologie ist halt ein Diktator genauso machtlos wie unsere Angela Merkel. Anders sieht die Sache aus, falls sie dieses Hilfsmittel doch verwendet haben sollte. Dann wird die Wirkung deutlich länger anhalten und vielleicht sogar komplett dauerhaft sein, aber dies nur, falls sie die Abnehmspritze dauerhaft verwendet.
Daß sie sich wie Sigmar Gabriel zu einer Magenverkleinerung entschlossen haben könnte, ist weniger wahrscheinlich, denn seit Wegovy und Mounjaro ist dieser Weg längst nicht mehr so populär, wie er es zeitweise gewesen ist. Interessanterweise ist es aber auch Sigmar Gabriel nicht gelungen, nach seiner Magenverkleinerung sein erreichtes Gewicht dauerhaft zu halten, nur hat es bei ihm länger gedauert, bis er wieder erkennbar zugenommen hatte. Es fiel mir vor einigen Wochen auf, als ich einen kleinen Ausschnitt aus irgendeiner aktuellen Talkshow sah, ich glaube, das war diese hier. Gabriel hat wieder ganz schöne Pausbacken - was ihm ehrlich gesagt aber besser steht als das Eingefallene und Faltige nach der Abnahme - und sich zwar hinter diesem Tisch ganz gut versteckt, aber manchmal ist doch zu sehen, daß er auch wieder eine gehörige Wampe hat. Auch Reiner Calmund hatte zwei Jahre nach seiner Magenverkleinerung nach eigenen Angaben wieder zwanzig Kilogramm zugelegt - auch wenn er fast hundert Kilo abgenommen hatte und dies im Vergleich unbedeutend wirkt, sind zwanzig Kilo doch eine ganze Menge. Und seitdem sind ja weitere drei Jahre vergangen - ob und wenn ja wieviele weiter Plus-Kilos die bedeutet haben, hat er bislang niemandem verraten.
Warum sollte ich also annehmen, Ricarda Lang werde mehr Glück haben?
Vielleicht bin ich ja voreingenommen, weil ich es im Verlauf meiner Abnahme immer unangenehmer fand, von den falschen Leuten aus den falschen Gründen für meine Abnahme gelobt zu werden, aber es fällt mir außerdem auf, daß die ehemalige Grünen-Co-Vorsitzende da gar keine Berührungsängste zu haben scheint. Das könnte damit zusammenhängen, daß es in ihren Augen die richtigen Leute sind, die sie aus den richtigen Gründen loben, woraus sich zwingend ergeben würde, daß das mit der Body Positivity vorher nur eine Fassade gewesen sein kann. Sie exerziert ein Programm, das nicht uneingeschränkt angenehm umzusetzen ist, dessen Belohnung aber darin besteht, sich über sein Aussehen mehr als vorher freuen zu können. Also freute sie der Blick in den Spiegel zuvor nicht so richtig.
Das alles wäre Ricarda Langs Privatsache, würde sie sich nicht selbst öffentlich dazu äußern. Das legitimiert es auch, daß ich öffentlich über das, was sie dabei sagte - und was sie nicht sagte - nachsinne.
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Weiterhin muß abgewartet werden, was aus dem Gebäudeenergiegesetz in der Praxis nun werden soll, und ich stelle mich vorsichtshalber darauf ein, daß die echten Mängel in diesem Gesetz uns allesamt erhalten bleiben werden, da ich bislang keine Hinweise auf das Gegenteil zu erkennen vermag. Damit sollte ich aber eigentlich klarkommen, nun, da ich nicht mehr in der WEG-Falle sitze und mir außerdem diese ganzen Förderanreize - die nämlich unter Umständen in der neuen Fassung schlechter als in der alten ausfallen werden - längst nicht so wichtig sind wie den meisten Leuten. Was selten erwähnt wird: Förderungen erhält man erst, nachdem man selbst erst einmal finanziell in Vorleistung gegangen ist, und bei so was besteht immer das Risiko, daß man wegen irgendeines Fehlers im Antrag oder einer nicht eingehaltenen Frist am Ende sowieso alles alleine bezahlen muß, weil der Antrag abgelehnt wird. Hab ich in einer WEG selbst schon erlebt, als deren Hausverwaltung wegen schwerer Erkrankung der Inhaberin, die sie monatelang außer Gefecht setzte und die sie dummerweise zu vertuschen versuchte, eine solche Frist versäumt hat. Ich würde nie im Leben eine Maßnahme, für die ich Förderung beantragen kann, umsetzen wollen, wenn ich sie nicht im Zweifelsfall auch ohne Förderung stemmen könnte.
Besonders beschäftigt mich im Moment aber die Tatsache, wie bereitwillig alle Welt die Betitelung "Heizungsgesetz" von der CDU übernommen hat, die das Gesetz ja in Wirklichkeit nie hatte. Die CDU sagt - und die Medien schreiben das so -, sie wolle ein "Heizungsgesetz" abschaffen und durch ein Gebäudeenergiegesetz ersetzen. In Wirklichkeit will sie aber das bestehende Gebäudeenergiegesetz durch ein anderes Gebäudeenergiegesetz ersetzen, höchstwahrscheinlich gibt es nur wenige Veränderungen, von denen im Moment außerdem niemand sagen kann, ob sie für die davon Betroffenen eine Verbesserung oder eine Verschlechterung enthalten würden. Derweil scheint sich aber die falsche Bezeichnung überall durchgesetzt zu haben. Angefangen hat es damit, daß die Medien sie irgendwann während des Wahlkampfs unkommentiert von den Unionsparteien CDU und CSU aufgegriffen haben. Ich begreife überhaupt nicht, warum. Niemand hat sie doch dazu gezwungen, auf einmal so zu tun, als wäre ihnen die Bezeichnung "Gebäudeenergiegesetz" plötzlich entfallen. In einer Gesellschaft, in der der Satz "Raider heißt jetzt Twix" immer noch von fast jedem verstanden wird, obwohl die Umbenennung des zugehörigen Schokoriegels bereits einige Jahrzehnte her ist, finde ich das eine sehr irritierende Sache.
Außerdem beobachte ich die merkwürdigen Gewohnheiten der Prägung von Begrifflichkeiten durch die Medien nach Maßstäben, die mir ein Buch mit sieben Siegeln sind, schon seit etwa zwei Jahrzehnten. Das "Prekariat" beispielsweise. Diese neue Wortschöpfung stammte ursprünglich aus einer Studie, ich glaube, sie stammte von der Friedrich-Ebert-Stiftung, und was damit gemeint war, war nicht deckungsgleich zu dem, was in der Folgezeit überall daraus gemacht wurde, also nehme ich an, auch die Urheber waren ein bißchen verblüfft über das Ergebnis. Aber mein Eindruck ist, daß das "Framing" von politisch diskutierten Fragen durch die Prägung von Begriffen, die emotional auf einer bestimmten Linie sind, bei NGOs und Experten eine Art Sport geworden ist. Befremdlich fand ich vor etlichen Jahren, als im Begriff "Flüchtling" auf einmal die Endsilbe "-ling" abwertend sein sollte (dies verbreitete ausgerechnet eine Linguistin namens Elisabeth Wehling, deren Nachname dann wohl ebenfalls abwertend sein müßte), worauf die Medien auch sofort angesprungen sind. Seitdem sind aus Flüchtlingen nun in vielen Texten "Geflüchtete" geworden. Auch die Prägung "Armutsflüchtling", der parallel dazu ungefähr zur selben Zeit entstand und vielleicht, weil er neu war, unangetastet geblieben ist, spielt mit unseren Emotionen. Er suggerierte, wenn jemand ein Armutsflüchtling ist, dann habe er denselben Anspruch darauf, von uns aufgenommen zu werden wie jemand, der von Krieg/Bürgerkrieg oder vor Verfolgung in seinem Heimatland flieht. Juristisch ist das jedenfalls nicht zutreffend, und ethisch ist es aus einer ganzen Reihe von Gründen eine ziemliche Zwickmühle.
Es liegt ja beispielsweise auf der Hand, daß die Zuwanderung von allen, die arm sind, jedes noch so wohlhabende Land ziemlich schnell genauso arm wie deren Herkunftsland machen würde. Hinzu kommt außerdem, daß diese Armutsflüchtlinge kaum zu den Ärmeren in ihrem Herkunftsland gehören können, andernfalls könnten sie die gesalzenen Preise der Schlepper nicht bezahlen, die sie nach Europa bringen sollen. Daß diese Art des Transports ins vermeintlich bessere Leben so lebensgefährlich ist, daß ständig Tote auf der Fahrt übers Mittelmeer zu beklagen sind, ändert daran auch nichts. Das Dilemma besteht darin, daß es sehr wohl unethisch ist, nichts dagegen tun zu wollen, daß ständig Menschen im Mittelmeer ertrinken, deren Sehnsuchts- und Hoffnungsort Europa ist, wo sie aber keine Chance haben, legal auf diese Weise unterzukommen, aber gleichzeitig die Aufnahme der Überlebenden in Europa natürlich dazu führt, daß das menschenverachtende Geschäft der Schlepper noch stärker boomt. Das wirft schon die Frage auf, welche Handlungsweise unter dem Strich mehr Tote auf dem Gewissen hat. Dabei spielt nebenbei auch noch eine Rolle, daß die Bezahlung für die Schlepper ja in kriminelle Netzwerke fließen, die damit sicherlich auch vor allem Schaden anrichten, während die aus den Herkunftsländern abfließenden Geldbeträge dort natürlich fehlen, um das Leben dort für die Bewohner besser zu machen.
Aber dieser ethische gordische Knoten (den ich so wenig lösen kann wie jeder andere) nur nebenbei, denn mir geht es gerade darum, daß die suggestiven Begrifflichkeiten - der "gute" Armutsflüchtling hier, dem unbedingt bedingungslos geholfen werden müsse, der "schlechte" Wirtschaftsflüchtling dort, den man unbedingt schon an der Grenze abweisen soll (und beides meint dieselben Personen) - natürlich auch die Meinung beeinflussen sollen, und in beiden Fällen entstehen Darstellungen der Problematik, in der es keine gordischen Knoten gibt, sondern eigentlich alles ganz einfach sein könnte, wenn nur die Gegenseite nicht so vernagelt oder so böswillig wäre, sich der richtigen Lösung unnötigerweise zu widersetzen.
Neulich stieß ich auf YouTube-Video auf einen uralten Rundfunkmitschnitt von Hannah Arendts grandiosem Aufsatz "Wahrheit und Politik", gelesen von der Autorin höchstselbst. Ich kann das Anhören unbedingt empfehlen, nicht nur in diesem Zusammenhang oder auch bezogen auf die Sache mit dem von der CDU erst erfundenen "Heizungsgesetz". (Was man heute "Framing" nennt, entspricht in etwa dem, was Hannah Arendt seinerzeit, vor etwa fünfzig Jahren, als "Image-Making" bezeichnete.) Tatsächlich ist Arendts Diagnose noch nie so aktuell und so wichtig gewesen wie gerade jetzt, und das, obwohl ich vor 15 Jahren schon genau dasselbe gedacht hatte, als man Donald Trumps Hemmungslosigkeit nicht nur beim Lügen und die erstaunlich handzahme Reaktion der amerikanischen Gesellschaft noch nicht live hat bestaunen können, sondern die fundamentale Unehrlichkeit, die unsere gesamte PR-geprägte Öffentlichkeit durchzieht, sich niemandem spontan aufdrängte, der nicht ziemlich genau hinsah.
Irgendwie erstaunt es mich seit 15 Jahren immer wieder aufs Neue, daß noch niemand versucht hat, eine mögliche Therapie der Erosion der demokratischen Gesinnung aus Hannah Arendts Diagnose abzuleiten. Immerhin ist man sich ja schon seit etlichen Jährchen doch einig, daß eine Therapie eigentlich nötig wäre, aber bislang haben alle Bemühungen nicht nur nicht geholfen, sondern ausweislich der Wahl- und seitherigen Umfrageergebnisse alles nur noch schlimmer gemacht. Die Sache mit dem "Heizungsgesetz" macht es natürlich erst recht nicht besser, auch wenn es für sich alleine genommen in diesem Zusammenhang nur eine Petitesse ist.
Das erinnert mich aber noch an eine andere Framing-Methode: Heute ist ja Earth-Day, und so habe ich mich leichtsinnigerweise dazu hinreißen lassen, meinen ökologischen Fußabdruck berechnen zu lassen. Er erwies sich als ziemlich durchschnittlich, trotz Gasheizung und Fleischkonsum, weil ich natürlich im Bereich Mobilität weit unter Durchschnitt liege. Negativ schlug bei mir außerdem zu Buche, daß ich zwar beispielsweise wenig Lebensmittelabfälle produziere, aber mir in solchen Moralin-Bereichen keine Fleißkärtchen verdienen wollte, indem ich behaupte, ich würde sie unbedingt zu vermeiden versuchen - tatsächlich denke ich über so etwas nicht viel nach, die wenigen Abfälle ergeben sich halt strukturell, ohne daß ich sie aktiv zu vermeiden versuche, und so will ich auch nicht so tun, als würde mir dieses Thema nachts den Schlaf rauben. Das schlug in einigen Bereichen bei mir negativ zu Buche. Tatsächlich war unser Fußabdruck also wahrscheinlich sogar noch niedriger, als er mir angezeigt wurde.
Im Anschluß habe ich mich durch die Änderungsvorschläge durchgeklickt, mit denen ich Empfehlungen bekam, wie ich meinen Fußabdruck verringern könnte. Nach jeder Empfehlung konnte ich mich für ein Ja oder ein Nein, daß ich also diese Empfehlung nicht aufgreifen möchte, entscheiden, und natürlich klickte ich immer Nein. Was mir nach zwei oder drei Antworten gewaltig auf die Nerven ging, ist, daß sich die Autoren für ein Nein immer eine Begründung ausgedacht hatten. Das hieß, ich konnte entweder "Ja, ich bin dabei" anklicken oder "Nein, das ist mir zu kompliziert" oder "Nein, das schaffe ich nicht" ... es war jedesmal eine andere Begründung, und keine davon hatte auch nur im Entferntesten etwas mit der zu tun, die ich eigentlich habe. Auch das macht etwas mit einem, das habe ich im Laufe des Durchklickens deutlich gespürt. Es hat mich mit jedem Klick wütender gemacht, diese Begründungen einfach untergeschoben zu bekommen. Deshalb an dieser Stelle mein Dementi: Ein paar der empfohlenen Dinge habe ich tatsächlich vor zu verändern - etwa die Photovoltaikanlage, das Experimentieren mit einer Split-Klimaanlage zum Heizen erst mal eines Raums oder der regelmäßige Gebrauch meines Fahrrads -, aber doch nicht, um meinen ökologischen Fußabdruck zu verkleinern, sondern weil ich es keineswegs für den Ausdruck meiner Bürgerfreiheit halte, so viel Strom- und Gaskosten wie möglich zahlen zu müssen oder meine Mobilität durch den Verzicht auf Fahrradfahren einzuschränken, wo sich dessen Nutzung ganz einfach anbietet. Ich mache auch das, was ich nach Meinung der Test-Autoren richtig mache, nicht fürs Klima, sondern weil es meinen persönlichen Bedürfnissen entspricht.
Was ich aus diesem Test vor allem mitgenommen habe, ist die erneute Erkenntnis, daß es mich auch in diesem Bereich stinksauer macht, von den falschen Leuten aus den falschen Gründen gelobt zu werden, und ich es noch weniger abkann, von ihnen dieses eklige Pseudoverständnis vemittelt zu bekommen, wenn ich ihnen keinen Grund biete, mich zu loben.
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Wohnung Nr. 2 hat ihren Käufer gefunden. In Runde 2, die so unerwartet erforderlich wurde, habe ich mich auf drei Besichtigungen beschränken können, da ich wegen des vorliegenden Angebots, das mir etwas zu niedrig lag, nur noch Besichtigungen von Leuten hatte, die sich vorstellen konnten, mehr als diesen Betrag zu bezahlen. Am Ende bekam ich dann erneut drei konkrete Angebote, die alle ungefähr im gleichen Preisbereich waren (also etwas höher als das Angebot, das ich bereits hatte) und für meinen Mieter alle recht überzeugend eine Fortsetzung des Mietverhältnisses in Aussicht stellten. Gewählt habe ich den Interessenten, der mir die sicherste und schnellste Finanzierung bieten konnte. So ändern sich die Prioritäten, wenn man nach einem halben Jahr Hickhack wegen des Mieters und dieses Freundes von ihm, der die Wohnung angeblich kaufen wollte, noch einmal sechs Wochen vergeudet hat, weil dem Käufer von seiner Bank das Darlehen verweigert wurde.
Besonders erfreulich fand ich es aber, daß dieser Käufer sich nun auch für Wohnung Nummer 3 ernsthaft interessiert. Es steht jetzt noch eine weitere Besichtigung des Objekts aus, bevor ich erfahre, welchen Preis er bietet, aber da diese Wohnung so viel schwieriger zu verkaufen ist als die andere, wäre ich jedenfalls durchaus bereit, noch ein Stück mit dem Preis runterzugehen. Das einzige Problem ist, daß die Schmerzgrenze meines Mannes, dem diese Wohnung ja gehört, vermutlich ein Stückchen über der meinen liegt. Aber diesen Verkauf ebenfalls bis ungefähr Juni vom Tisch zu bekommen, ohne sich noch weiter um Käufer kümmern zu müssen, wäre natürlich toll. Momentan ist die Sache aber noch nicht in trockenen Tüchern, und vielleicht muß ich ja doch noch in eine weitere Wohnungsverkaufsrunde, mal sehen.
Ein paar Impressionen aus meinem Garten, in dem der Frühling mit Macht ausgebrochen ist:
Leider ist einer unserer Apfelbäume aus dem Winterschlaf nicht mehr erwacht. Gut also, daß sich herausstellte, daß die beiden Apfelbäume, die ich zu erkennen glaubte, in Wirklichkeit vier gewesen sind. Erst jetzt sah ich, daß die vermeintlichen zwei Apfelbäume fünf sehr dicht beieinanderstehende Bäume gewesen sind, von denen einer sich nunmehr außerdem als Kirschbaum entpuppt hat. Das war im Herbst wegen des dichten Unterholzes nicht erkennbar gewesen.
Von den drei Überlebenden unter den Apfelbäumen ist einer ziemlich schwächlich und hat einen abgestorbenen Ast, also vielleicht macht er es auch nicht mehr lange. Er hatte aber einige Blüten, die sich sehr früh öffneten, als der Kirschbaum gerade in voller Blüte stand. Der zweite Apfelbaum, nämlich der, der letztes Jahr diese dunkelroten Äpfel hatte, wirkt gesünder, hat aber bislang nur viele Blätter und gar keine Blüten - es kann sein, daß er sich dieses Jahr erst einmal von den vielen Äpfeln des letzten Jahres erholen muß, denn als wir das Haus endlich im Oktober übernehmen konnten, fand ich eine Menge Äpfel unter ihm, und leider auch zwei abgebrochene Äste - er hat sich 2024 also ganz schön verausgabt, der Gute. Beim dritten Baum mußten wir bis Mitte letzter Woche warten, bis er Blüten und Blätter bekam, und erst da bekamen wir Gewißheit, daß er ebenfalls ein Apfelbaum war. Dieser Baum ist der größte der drei, und ich hoffe sehr, daß die süßsäuerlichen Äpfel vom letzten Herbst seine gewesen sind, denn von denen hätte ich dieses Jahr gerne eine größere Ernte.
Unser Quittenbaum ist riesig und über und über voll mit ebenfalls riesigen Blüten. Vielleicht freut er sich, daß der Bambus weg ist und ihm die Nährstoffe im Boden nicht mehr streitig macht. Auch den Efeu haben wir zum größten Teil - aber noch nicht komplett - im Bereich seiner Wurzeln beseitigt. Wir hoffen auf eine reichliche Quittenernte, auch wenn ich mit der Verarbeitung von Quitten gar keine Erfahrung habe.
Außerdem stellte ich fest, daß das, was unter dem Haselstrauch wächst und wie Bärlauch aussieht, wirklich Bärlauch ist, denn ich habe direkt daneben Bambuswurzeln ausgegraben und ihn gerochen. Ich halte es für ausgeschlossen, daß Maiglöckchen auch nach Knoblauch riechen. Leider habe ich den richtigen Moment verpaßt, um Bärlauch zu pflücken, denn mittlerweile blüht er schon ... aber nächstes Jahr im März werde ich mich bedienen können, und darauf freue ich mich schon. :-)
Was die Mäuse betrifft: Seit einem knappen Monat ist im Dachboden Ruhe und die beiden Mauselöcher sind verstopft. Die Fallen stehen freilich noch oben, weil wir nicht wissen, ob sich womöglich das eine oder andere Mäuschen mal aus einer anderen Öffnung, die nicht so offensichtlich ist, herauswagt. Dafür hatten wir in der Küche wieder ein paarmal welche. Das hatte damit zu tun, daß mein Mann, wenn er aus der Küche in den Garten geht, die Balkontür gerne offengelassen hat. Wenn man einen Garten hat, in dem man über ein Vierteljahr hinweg eine insgesamt dreistellige Zahl von Mäusen freigelassen hat, sollte man so etwas wirklich unterlassen. ;-) Inzwischen ist auch in der Küche wieder Ruhe. Wir werden uns jetzt so einen Magnetvorhang kaufen, der eigentlich als Insektenschutz für Balkontüren gedacht ist, um nicht auch in der größten Sommerhitze immer die Balkontür geschlossen lassen zu müssen. Mein Mann behauptet, da kämen auch Mäuse nicht durch. Das probieren wir mal aus.
Ach ja, und im Moment warten wir auf das Angebot unseres Installateurs wegen der Versetzung der Therme. In den Keller verlegen kann man sie zwar nicht, denn der Keller war mal ein Kuhstall und der Kamin führt nicht bis dort hinunter. Aber dafür ist der Platz im Dachspitz neben dem Kamin perfekt für eine Therme, und diese Lösung gefällt mir auch deshalb besonders gut, weil die Therme dort einen Platz füllt, mit dem ansonsten nicht viel anzufangen ist, während der gewonnene Platz in der Küche uns eine ganze Menge bringen wird. Damit werden wir aber auch das Mauseloch in der Küche hinter der Therme schließen können, und so hoffen wir nun auch auf einen mäusefreien nächsten Winter.