Mein Gewicht heute früh zu Beginn des viertägigen Fastenintervalls: 77,2 Kilogramm. Zwei Kilo weniger als zum Start der Low-Carb-Phase, das dürfte erst mal vor allem Wasser gewesen sein. Auf mein Gewicht am Freitag bin ich schon gespannt. Schaffe ich es trotz LC auf eine Abnahme von mehr als 5 Kilogramm, und wenn ja, werde ich über oder unter den 72 kg liegen? Das hatte ich seit dem Mai nicht mehr.
Irgendwo - ich glaube, das Abnehm-Forum, wo ich nach längerer Zeit mal wieder einen Blick reingeworfen hatte - las ich vor einiger Zeit einen Austausch über die Carb-Menge, die andere für erforderlich halten, und da war die Rede von zwanzig oder dreißig Gramm. Also, die Glykogenspeicher leeren sich schon bei den von mir angestrebten hundert Gramm, das sieht man an meiner Gewichtsentwicklung. Dabei begann ich letzten Montag mit Verspätung erst am Abend mit LC, weil vom Wochenende noch ein Rest Quitten-Tiramisu übrig war, den wir nicht wegschmeißen wollten und deshalb nachmittags zum Kaffee aufgegessen haben.
Wir haben in der letzten Woche gut und sehr abwechslungsreich gegessen: Am Montag gab es die obligatorische Big-Mac-Rolle, mit der wir eigentlich immer anfangen, weil wir die so gut finden. Dienstags habe ich gefastet und mein Mann den ebenfalls obligatorischen Rest vom Montag gegessen. Am Mittwoch gab es panierte Zucchinischeiben mit Kartoffelbrei (der zur Hälfte aus Kohlrabi bestand). Nach dem Fasten am Donnerstag machte ich dann am Freitag gefüllte Paprika, bei denen ich die letzten Tomaten aus dem Garten für die Soße mitverwendet habe. Ich habe eine riesige Menge gemacht und zwei Portionen eingefroren. Samstags gab es einen Thunfischauflauf mit den letzten beiden frischen Zucchini aus dem Garten, und am Sonntag Putengeschnetzeltes im asiatischen Stil mit Blumenkohlreis und einer Erdnußsoße.
So kann man es schon aushalten, ein Weilchen auf Spätzle zu verzichten. ;-)
Am Wochenende habe ich außerdem ein Probebacken für eine kleinere Version der Torte gemacht, die ich meiner Mutter zum Geburtstag machen will, ein Prachtstück mit einer Feigen/Quitten-Kompott-Mischung, bedeckt von einer mit gerösteten Mandelblättern bestreuten Schicht aus Schlagsahne. Anstelle des Biskuitbodens habe ich mich für die Mandel/Mozzarella-Wunderwaffe als Boden entschieden, obwohl der eher Mürbteig vergleichbar ist. Das Experiment fiel zufriedenstellend aus, und so kann Mamas 89. Geburtstag nächste Woche also kommen. Ursprünglich wollte ich nur das eingefrorene Quitten-Fruchtfleisch nehmen, die Idee mit den Feigen kam mir, weil so viele Feigen gleichzeitig reif geworden sind und unbedingt vom Baum runter mußten. Das Probebacken war nötig, weil ich mir unsicher war, ob das Quitten-Feigen-Püree mit dem Birken-Gelierzucker wirklich fest genug für eine Torte wird oder womöglich beim Anschneiden davonläuft, aber das tat es glücklicherweise nicht. Die Kombination hat sich als wirklich gut erwiesen, falls also bis zum Wochenende wieder Feigen vom Baum runtermüssen, werde ich sie auch für die Geburtstagstorte verwenden.
So ganz orthodox Low Carb sind Feigen natürlich nicht, aber wenn man Obst im Garten hat, finde ich es einleuchtend, in diesem Punkt fünfe gerade sein zu lassen, und das Limit von 100 Gramm Carbs pro Tag habe ich letzte Woche ja auch kaum nennenswert getoppt, das sehe ich an meiner Gewichtsentwicklung der letzten Woche, auch wenn ich diesmal darauf verzichtet habe, mitzurechnen.
Am Geburtstag meiner Mutter unterbreche ich Low Carb für zwei Tage, und eine zweite Unterbrechung erfolgt anläßlich einer Veranstaltung, zu der ich im November angemeldet bin, bei der ich schon jetzt weiß, daß das Abendessen mir ein paar zusätzliche Kohlenhydrate verschaffen wird.
***
Über Herman Pontzers Erkenntnisse zur Wirkung von mehr Bewegung auf die Selbstregulierung des Stoffwechsels - hin zu einem neuen Gleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch - schrieb ich an anderer Stelle bereits. Irritiert hatte mich an Pontzer aber, daß er nicht von selbst darauf gekommen ist, daß die andere Seite der klassischen Abnehm-Formel "Weniger essen, mehr bewegen" dann vielleicht ebenfalls ein Gegensteuern des Stoffwechsels auslösen könnte. Wenn ich nicht etwas verpaßt habe, ist ihm diese Erleuchtung auch bis heute nicht gekommen.
Immerhin haben andere sich endlich einmal mit möglichen negativen Wirkungen der Kalorienreduktion befaßt. Von ihren Erkenntnissen war mir leider nur der Abstract zugänglich, aber die Auflistung läßt genau das vermuten, was ich schon seit Pontzers Buch annehme. Von den zu erwartenden Nebenwirkungen, die dort aufgezählt werden, kennen viele Abnehmer einige auch aus eigener Erfahrung. Das gilt natürlich primär für das verstärkte Hungergefühl. Darüber hinaus:
- Die Wundheilung verzögert sich
- Die Körpertemperatur verringert sich
- Verstärktes Kälteempfinden
Die weniger offensichtlichen Wirkungen:
- Die Knochendichte verringerte sich in Tierversuchen.
- Die meisten Organe verkleinern sich, einschließlich des Gehirns
- Die ungünstige Wirkung auf das Immunsystem wird als unklar bezeichnet - beim Sport hingegen ist dies bei Leistungssportlern allgemein bekannt, deshalb läge die Annahme recht nahe, daß ein länger andauerndes Kaloriendefizit ebenfalls eine solche Wirkung hat.
- Das sexuelle Interesse läßt nach, bei Tieren führt Kalorienrestriktion zu einer Verschlechterung der Reproduktionsfähigkeit. (Ein Effekt, der sich bei ihnen mit Normalisierung der Ernährung ins Gegenteil umkehrt.)
Die Autoren vermuten dasselbe, was ich aus Pontzers Erkenntnissen auch für ein Kaloriendefizit abgeleitet hätte: Der Stoffwechsel priorisiert die Verwendung der verfügbaren Energie nach Überlebenserfordernissen und verringert die Versorgung von minderwichtigen Aufgabenbereichen. Wenn man nach einem evolutionsbiologischen Sinn sucht, dann liegt der Gedanke nahe, daß dies das unmittelbare Überleben bei Nahrungsmittelknappheit sichern soll, aus einer solchen Sicht ist das von uns heute für so wichtig gehaltene Immunsystem aus dieser Sicht nachrangig. Und während einer Hungersnot keinen Nachwuchs zu erzeugen, leuchtet so gesehen ebenfalls ein.
Liest man den Abstract, könnte man meinen, dies gelte vom Beginn einer Diät an. Sehr wahrscheinlich ergäbe sich aber aus dem Volltext, daß die Autoren hier ein länger andauerndes Kaloriendefizit gemeint haben, aber diese Annahme von mir unter dem Vorbehalt, daß ich den Volltext nicht kenne.
Die Indizien, daß der Stoffwechsel sich an ein Defizit zwischen Energiezufuhr und -bedarf ungeachtet der Art, wie das Defizit entsteht, anpaßt, indem er minderwichtige Funktionen mit weniger Energie versorgt, mehren sich jedenfalls.
***
Ich bin gerade ein bißchen dünnhäutig, was die einfältige Selbstgefälligkeit der "Follow the Science"-Fraktion betrifft. Es gibt da einen Cartoon, den solche Leute mögen:
Allerdings verwenden sie lieber die Version für die ganz Begriffsstutzigen:
Also, ich bin zwar kein Mann, sondern eine Frau, und ich habe auch nicht ein YouTube-Video gesehen, sondern die Sache mit den Kalorien im Selbstversuch über einen Zeitraum von mehr als sieben Jahren in der Praxis erprobt. Aber freilich, wenn ich es müßte, würde ich auch vor eine solchen Zahl von Wissenschaftlern, die behaupten, daß man abnimmt, indem man ein Kaloriendefizit erzeugt, die abgebildete Antwort geben müssen. Ich respektiere Wissenschaftler nicht, die sich an Grundannahmen klammern, die in der Praxis in mehr als 90 Prozent der Fälle dasselbe Scheitern verusachen, ohne sich dazu bemüßigt fühlen, sich mal zu fragen, ob man die Sache nicht irgendwie falsch angeht, wenn man gerne eine Adipositas-Epidemie zum Stillstand bringen möchte.
Welche Fehlsteuerungen im System dazu führen können, daß Wissenschaftler ständig die falschen Fragen zu beantworten versuchen, habe ich einmal bei Bluesky in abstrakterer Form ohne das obige Beispiel zusammenzufassen versucht und den Eindruck gewonnen, das wird unter jüngeren Wissenschaftlern durchaus für eine realistische Sorge um die Qualität wissenschaftlicher Ergebnisse gehalten.
Was Leute, die solche Karikaturen posten, außerdem in ihrer Selbstgefälligkeit nie auf dem Schirm haben, ist, was für eine gruselige Vorstellung die dargestellte Situation ist, einem solchen Mob gegenüberzustehen und ihm in einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit zu widersprechen. Es gibt bestimmt nicht viele Leute, denen es Spaß machen würde, sich in ihr wiederzufinden. Es ist aber natürlich viel einfacher, sich in seiner Phantasie als Teil des Mobs zu sehen. Wobei mir das sogar noch weniger gefallen würde. Terry Pratchetts Äußerung, daß der IQ einer Gruppe von Menschen dem des Dümmsten unter ihnen entspreche, geteilt durch die Anzahl der Personen, entspricht auch meinem Eindruck. Von solchen Menschenmassen halte ich mich aus Sorge um mein Denkvermögen also lieber fern.
***
Ich wurde neulich gebeten, mich an einer Petition zu beteiligen, in der es darum geht, die sogenannte "Aktivrente" auch auf Selbständige auszuweiten. Bis jetzt habe ich mich dazu nicht durchringen können. Diese Aktivrente finde ich schon als solche eine Kateridee, und mir krümmt sich die Tastatur, wenn ich nun, nur damit ich ggf. selbst davon auch Gebrauch machen und neben meiner Rente Geld verdienen könnte, diesen Blödsinn noch prinzipiell bejahen soll. Jetzt ringe ich mit mir, ob ich es tun sollte, weil ja doch eine Menge kleine Selbständige so lange weiterarbeiten müßten wie sie es gesundheitlich noch können, wenn sie diese Teilzeit-Rente nicht bekommen können.
Ich bezweifele für mich selbst aber, daß ich, wenn ich meine Rente mal durch habe, noch viel Zeit haben werde, um Geld zu verdienen. Himmel, ich habe einen Garten und, wie es aussieht, demnächst ein Ehrenamt und viele interessante Sachen, für die mir im Moment noch die Zeit fehlt. Ich sollte sie wirklich machen, bevor ich gesundheitlich eingeschränkt bin. Und auch wenn ich den Ehrgeiz habe, so alt zu werden wie meine Mutter - die mittlerweile, derweil sie sich ab nächsten Dienstag der 90 annähert, entschieden hat, sie wolle doch gerne hundert Jahre alt werden - weiß ich ja doch nicht, wie lange ich physisch in der Lage bin, alles zu machen, was ich machen will. Wenn ich das noch richtig im Kopf habe, hat meine Mutter kurz nach der 80 aufgehört, Fahrrad zu fahren, weil sie das mit dem Gleichgewicht halten nicht mehr richtig hingekriegt hat.
Also, falls ich das unterschreibe, dann definitiv nicht im eigenen kleinen Eigeninteresse.
***
Mein Port ist ja raus, und eigentlich hätte ich heute meinen Hausarzt anrufen wollen, um einen Termin für das Ziehen der Fäden auszumachen. Jetzt ist mir gestern nach dem Duschen aber passiert, daß ich auf einmal das eine Ende mit dem Knoten in der Hand hatte, der sich irgendwie gelöst hatte. Und als ich dann danach tastete, ob und wo noch Fäden vorhanden sind, bekam ich das "loser Faden"-Sydrom, das einen manchmal ganze Pullover aufribbeln läßt ... also, ich fand einen Nylonfaden (ohne Knoten) und zog vorsichtig daran, er wurde immer länger und länger und auf einmal war er ganz raus. Jetzt kann ich keine weiteren Fadenreste mehr ertasten oder im Spiegel sehen. Eigentlich kann ich mir dann wohl den Arztbesuch sparen, denn was sollte er jetzt noch groß machen? Falls doch noch ein Fadenrest irgendwo unter der Haut sein sollte, kann er ja auch nichts machen.
Mein Mann hat sich darüber die Haare gerauft. Einen Tag, bevor das passierte, hatte ich nämlich laut darüber nachgedacht, ob ich die Fäden vielleicht selbst ziehen sollte, und er hatte mir eindringlich davon abgeraten. Ich hatte das auch gar nicht so ernst gemeint, das war nur der Frust über die verlorene Zeit durch den Arztbesuch - so was kostet mich ja jedes Mal einen halben Arbeitstag.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen