Montag, 17. November 2025

Wir teuren Krebspatienten

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des dreitägigen Fastenintervalls: 75,4 Kilogramm. Das ist mein niedrigstes Vor-Fasten-Gewicht ever, wenn auch nur knapp. Während des fehlgeschlagenen Endspurts lag zu Beginn des letzten langen Fastenintervalls im April 2024 mein Vorher-Gewicht bei 75,5. Wahrscheinlich hätte es mit vier Fastentagen also geklappt mit einem neuen Tiefstgewicht - aber so isses jetzt halt, daß die Umstände das nicht zulassen. Ich hoffe aber zuversichtlich, daß das abschließende lange Fastenintervall in der ersten Dezemberwoche im Anschluß an die Low-Carb-Phase es mir endlich beschert. Immerhin, mein heutiges Gewicht liegt 3,8 Kilogramm unter dem, mit dem ich vor fünf Wochen  in Low Carb gestartet bin. Das dürfte etwa zur Hälfte Wasser sein. Der Rest müßte echte Gewichtsabnahme sein - die ich im übrigen um den Bauch herum im Spiegel auch sehen kann. Bei knapp 400 Gramm durchschnittlicher "echter" Abnahme pro Woche Low Carb könnte zum Ende der ersten Dezemberwoche bei mir eine Netto-Abnahme von drei Kilo herausgesprungen sein und ich könnte dann damit rechnen, trotz der wasserbedingten Wiederzunahme, wenn die Kohlenhydrate wieder fließen, Mitte Januar mit unter 77 Kilogramm wieder in Low Carb reinzugehen. 

Falls das klappen sollte, könnte ich Anfang März wohl wirklich bei meinem Zielgewicht ankommen. Falls ich es doch verpassen sollte, wird das aber in jedem Fall knapp genug sein, daß ich mich vielleicht ja doch noch zu einer neuen Endspurt-Variante hinreißen lasse, über deren genaue Ausgestaltung ich mir aber erst dann Gedanken mache, falls sich abzeichnet, daß das spruchreif werden könnte. 

Es bleibt spannend, denn es ist auch möglich, daß sich meine Abnahme zum Schluß von LC hin doch wieder verlangsamt - das habe ich auch schon gehabt.  

***

Über die Entdeckung, daß mRNA-Coronaimpfungen die Wirkung von Immuntherapien bei Krebs verbessern, schrieb ich neulich schon, aber das begeisterte Interview im Scientific American reiche ich als Nachklapp jetzt auch noch nach, obwohl mir keine wirklich neuen Aspekte der Sache darin aufgefallen sind. Merkwürdig finde ich es allenfalls, daß die Publikumsmedien sich über diese Sache nicht viel heftiger überschlagen; es wird zwar darüber berichtet, aber eigentlich hätte das BILD tagelang als Titelschlagzeile bringen müssen. Tatsächlich ist es ja so, daß diese Sache keineswegs darauf beschränkt werden muß, einfach nur die Coronaimpfung zum Bestandteil der Krebsbehandlung zu machen, da tun sich eine Menge Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Optimierung auf. Was mich besonders interessieren würde, ist, ob die Kombination Immuntherapie plus mRNA-Impfung Immuntherapien auch bei Krebsarten auf einmal wirksam machen würde, bei denen sie sich bislang nicht bewährt hat.  

Immuntherapien haben den einen Haken, daß sie so verflixt teuer sind, und je neuer sie sind, desto teurer. Fünfmal Pertuzumab hat bei mir die Krankenkasse mehr gekostet als das Trastuzumab für ein komplettes Jahr - einer der Gründe, warum ich ganz froh bin, daß meine pathologische Komplettremission es unnötig machte, auch Pertuzumab ein volles Jahr lang alle drei Wochen zu verabreichen. (Der zweite Grund bestand natürlich darin, daß ich keineswegs scharf darauf war, ein komplettes Jahr lang alle drei Wochen ein paar Tage mörderische Verstopfung und anschließenden explosionsartigen Durchfall zu genießen. Auch wenn ich damit erforderlichenfalls hätte umgehen können.) 

Daß das teuer ist, ist auch dem dafür eigentlich gar nicht zuständigen Drogenbeauftragten der Bundesregierung aufgefallen, der meinte, bei einer Talksendung der Welt dazu öffentlich seine Meinung äußern zu müssen, womit er sich prompt nicht nur einen Shitstorm, sondern auch, schon ungewöhnlicher, eine Klatsche der Gesundheitsministerin eingehandelt hat. Immuntherapien hat Hendrik Streeck dabei zwar nicht explizit erwähnt, aber  er erwähnte die Lungenkrebserkrankung seines Vaters. Hier mal der genaue Wortlaut:  „Es wurde in den letzten Wochen, wo er gestorben ist, so viel Geld ausgegeben. Und es hat nichts gebracht. Es wurden die neuesten Therapien aufgefahren. Es hat nichts gebracht. Und er hat mehr dort ausgegeben als je in seinem ganzen Leben im Gesundheitswesen“

Für mich klingt das schon nach irgendeiner Form von Immuntherapie, die bei Lungenkrebs auch zu den möglichen Behandlungsarten gehört.  

Aber was für eine merkwürdige Formulierung. Als ob es sein Vater gewesen wäre, der über die Art der Behandlung und deren Kostspieligkeit irgendetwas zu bestimmen gehabt hätte. Eigenartig kommt es mir auch vor, daß Streeck so betont, die teure Behandlung habe nichts gebracht. Begründet hat er das nämlich nicht, und bei Lungenkrebs und einigen anderen Krebsarten, die für gewöhnlich erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt werden, ist die Tatsache, daß Prof. Ulrich Streeck in der Tat schließlich verstarb, noch kein Beleg dafür, daß die Behandlung wirklich nichts gebracht hatte. In solchen Fällen wird ja nicht auf Heilung abgezielt, sondern auf Lebensverlängerung, idealerweise in Kombination mit einer bestmöglichen Lebensqualität für die noch verbleibende Lebenszeit. Auch die Erkenntnisse über den Nutzen der Coronaimpfung bei fortgeschrittenen Lungenkrebserkrankungen bedeuten nicht, daß von diesen Patienten niemand gestorben ist. Tatsächlich lebte nach  40 Monaten nur noch etwa die Hälfte der Patienten - aber von den nicht geimpften waren während dieses Zeitraums deutlich mehr gestorben. Für wen war die Sache also aus der Sicht von Streeck als Erfolg zu werten gewesen? Nur für diejenigen, die nach dreieinhalb Jahren immer noch lebten? Oder auch für diejenigen unter den Verstorbenen, die länger lebten, als es ihre behandelnden Ärzte eigentlich erwartet hatten? Und da es bestimmt auch erfolglose Patienten gegeben hat, deren ursprüngliche Prognose zur weiteren Lebenszeit nicht überschritten wurde, spricht das dann aus seiner Sicht dafür, daß man es gleich hätte bleiben lassen sollen?

Was genau hat Streeck mit "Es hat nichts gebracht" also gemeint? Ich bin nicht bereit, mich zu bemühen, Streecks Gedanken zu lesen, sondern kann nur auf Basis dessen zu urteilen versuchen, was er tatsächlich gesagt hat, und das kann man nachlesen und nachhören und sogar sehen, was für ein Gesicht er dazu gemacht hat. Werner Bartens, den ich eigentlich schätze, fand hingegen zu meinem diesmaligen Mißvergnügen, er müsse diese Aussagen interpretieren, und zwar so, wie er selbst sie für gut und richtig und ethisch nicht nur akzeptabel, sondern sogar für geboten halten würde. Und was er sagte, hatten im Prinzip Hand und Fuß. Todkranke mit kaum noch vorhandenen Aussichten auf ein Überleben sollte man nicht noch mit Chemotherapien strapazieren, sofern - und hier kommt mein großes Aber -, sofern sie selbst das nicht haben wollen. Das wiederum ist aber unabhängig vom Alter. Es gibt Leute, die haben solche Angst vor dem Tod, daß sie in jedem Alter alles täten, um nur so viel Lebenszeit wie möglich herauszuschlagen, und es gibt Leute, die wollen zusätzliche Lebenstage nicht um jeden Preis, auch nicht mit fünfzig oder sechzig. Beides muß meiner Meinung nach in gleicher Weise respektiert werden. Das ist es, was aus meiner Sicht ethisch tatsächlich geboten ist - und sich nicht etwa über Fünfundfünfzigjährige echauffieren, die eine Chemotherapie verweigern (etwa, weil sie sie im Familienkreis schon miterlebt haben, was da auf sie zukäme, und es für ein Schicksal halten, das schlimmer ist als der Tod), aber Fünfundachtzigjährigen subtil oder ausdrücklich vermitteln, daß sie unsolidarisch seien, würden sie von der Solidargemeinschaft verlangen, ihnen eine so teure Behandlung zu bezahlen, die ihnen "sowieso nichts bringen" werde. 

Mir wird hier zu wenig aus dem Blickwinkel des Krebspatienten gedacht. Auch bei Bartens kommt mir das zu kurz. Daran ist schlecht, daß jedes Instrument, das eigentlich der Selbstbestimmung der Patienten nützen soll, irgendwie in einen Bumerang verwandelt werden kann. Es ist schon ein paar Wochen her, daß ich zum Beispiel das erste Mal von einem Fall las, in dem eine ältere Person zu einem assistierten Suizid gedrängt werden sollte, den sie eigentlich gar nicht gewollt hatte - ich suche den Artikel jetzt aber nicht, denn mir war von Anfang an klar, daß dies passieren würde. So etwas läuft nicht immer so ab, wie man das spontan denkt, daß also irgendwelche habgierigen Erben in spe dabei in Aktion sind. Und nicht zuletzt kann man dieselbe Sache auch mit subtileren Mitteln erreichen. Alleine die Debatte, die Streeck hier angestoßen hat, ist für jemanden, der alt ist und gerade eine Krebsdiagnose bekommen hat und entsprechend demoralisiert ist, womöglich keine Angehörigen hat oder in einem Pflegeheim von überlasteten Pflegekräften mehr schlecht als recht betreut wird, vielleicht ein Grund, seinem Leben ein Ende setzen zu wollen, um bloß niemandem mit seiner teuren Krankheit noch mehr als durch seine bloße Existenz zur Last zu fallen. 

Unsere Gesellschaft sollte sich vielleicht einmal darüber klar werden, ob sie es wirklich will, daß wir alle so alt wie möglich werden wollen. Und niemand scheint es zu interessieren, was das eigentlich mit den davon Betroffenen macht, wenn man ihnen ständig auf die eine oder andere Weise vermittelt, daß auf ihre Existenz eigentlich leicht verzichtet werden könnte. Mich erinnert das übrigens an den älteren Herrn aus meiner Nachbarschaft. Womöglich besteht das ganze Geheimnis, daß er mit 94 Jahren noch so bewundernswert körperlich und geistig so fit ist, ja darin, daß niemand hier am Ort sich vorstellen könnte, auf ihn, sein Wissen und seine Erfahrung verzichten zu können und sein Rat von vielen, auch von mir, gesucht wird. 

So, wie Bartens ihn verstanden haben will, hat Streeck das jedenfalls nicht gesagt. Auch nicht in dem Beitrag, den er in mehreren Medien nachgeschoben hat, und dabei seine Vorstellungen etwas zu präzisieren versuchte. Es ist schon eigenartig, daß der Blickwinkel des Patienten in seinem Szenario, über dessen Würde er gleichzeitig gar nicht genug zu schwadronieren hat, auch hier gar nicht vorkommt. Hatte denn sein Vater gar keine eigene Meinung über die Behandlung, der er zugestimmt hatte? Das hätte mich vielleicht ja etwas weniger unversöhnlich gemacht, wenn ich spätestens aus Streecks zweiten Text ein Gefühl dafür bekommen hätte, wie es seinem Vater mit dieser Behandlungsentscheidung ging - ob er sie beispielsweise ab irgendeinem Punkt bereute und es rückblickend anders entschieden hätte. Ob er unterschätzt hatte, wie schlecht es ihm mit der Therapie gehen würde, und ob er vielleicht die möglicherweise zu gewinnende Lebenszeit nun doch zu teuer erkauft fand. All das sind ja legitime Erwägungen, und wenn man bei Krebs einmal entschieden hat, es so oder umgekehrt zu machen, führt kein Weg wieder zurück an den Ausgangspunkt, um die Sache doch noch andersherum anzugehen. Ob Hendrik Streeck irgendetwas anders als sein Vater gemacht hätte, finde ich ziemlich uninteressant, falls das nichts mit dem zu tun hat, was sein Vater zu seiner Behandlung meinte. 

Gerade bei Krebsbehandlungen sehe ich, wenn der Patient sie haben möchte, aber einen sehr wichtigen Grund, warum neue und teure Therapien durchaus auch dann einen Sinn haben, wenn sie den meisten Patienten am Ende doch nicht geholfen haben. Neue Behandlungsmethoden entwickeln sich nämlich auch durch ihren praktischen Einsatz. Eine Unzahl erfolgloser und dabei extrem teurer Behandlungen etwa mittels Immuntherapien ist auch deshalb geschehen, weil sie bei HER2-positiven Brustkrebs und, wenn ich das richtig im Kopf habe, auch beim Melanom ein solcher Gamechanger gewesen sind. Daß sie bei einigen anderen Krebsarten weit weniger und bei zahlreichen einzelnen Patienten "gar nichts gebracht" (und trotzdem ein Heidengeld gekostet) haben, hat jedenfalls die Erkenntnis gebracht, daß man bei dieser Art von Krebs leider weiter suchen muß, um für sie auch einen Gamechanger zu finden. Auf diese Weise werden die Behandlungen nach und nach zielgerichteter, der Anteil der Patienten, bei denen sie "gar nichts geabracht" haben, reduziert sich dadurch. Aber natürlich, sogar bei meiner Behandlung, die bei mir so erfolgreich war und bei den meisten erfolgreich ist, gibt es eine Minderheit von Patientinnen, bei denen sie auch "gar nichts gebracht" haben. 

So alt war Streecks verstorbener Vater übrigens noch gar nicht, daß er für die Behandlung von über 90jährigen oder über 100jährigen, von denen bei Streeck ansonsten die Rede ist, ein geeignetes Beispiel wäre. 78 ist heute ja kein Alter mehr. 60 Prozent seiner Jahrgangsgenossen haben ihn überlebt. 

Ulrich Streeck war übrigens Professor und deshalb höchstwahrscheinlich privat versichert. Seine Behandlung kostete die Solidargemeinschaft nichts. Das heißt freilich nicht, daß nicht die Allgemeinheit zur Finanzierung dieser Kosten beigetragen hätte: Der Steuerzahler beglich die Hälfe der Kosten, die von der Beihilfe für Beamte übernommen wird. Die anderen 50 Prozent bezahlte eine gewinnorientiert arbeitende private Versicherung. 

Auch wenn es nur die Hälfte ist, schon 50 Prozent von Pertuzumab bedeuten eine SEHR teure Behandlung, und es gibt garantiert noch neuere -mabs, für die die Kosten noch exorbitanter sind. Außerdem sind ja nicht nur Beamte privat krankenversichert, sondern auch die Mehrheit der Selbständigen (ich gehöre der Minderheit der gesetzlich Versicherten an), und bei denen geht es um 100 Prozent der Kosten. Hinzu kommt außerdem noch, daß jedenfalls Beamte eine überdurchschnittliche Lebenserwartung haben, also mutmaßlich auch häufiger in hohem Alter an Krebs erkranken. Wie kommt das dann eigentlich, daß private Krankenversicherungen imstande sind, das, was Streeck bei älteren Patienten in der gesetzlichen Krankenversicherung viel zu teuer findet, kostendeckend in ihren Tarifen unterzubringen? Das gilt noch mehr, weil private Krankenversicherungen ja traditionell in den meisten Bereichen großzügiger sind als die Gesetzlichen, was die Übernahme von Kosten betrifft. Warum das, was die privaten Versicherungen bei viel großzügigerer Kostenübernahme schaffen, der gesetzlichen nicht auch möglich sein soll, leuchtet mir nicht ein. 

Ich bin immer dafür, ein bestehendes System, das zu teuer wird, erst einmal daraufhin abzuklopfen, ob es möglich ist, es gleichzeitig billiger UND besser zu machen, und ich möchte wetten, das wäre im Gesundheitssystem möglich. 

Speziell bei Immuntherapien hätte ich beispielsweise auch einen eigenen Sparvorschlag zu machen. Man könnte nämlich dafür sorgen, daß sich die Apotheken, die die Infusionen herstellen - das sind nicht allzu viele bundesweit -, sich nicht daran eine goldene Nase verdienen können, indem sie für die Herstellung einer einzigen Infusionslösung mehrere hundert Euro, manchmal sogar mehr als 1000 Euro aufschlagen - eine Tätigkeit, die angeblich nur wenige Minuten dauern soll. Ich sehe überhaupt keinen Grund dafür, warum die Solidargemeinschaft diese Apotheken so begünstigen müssen sollte - im Zweifelsfall, falls es zu schwierig erscheint, dieser Selbstbereicherung  einen Riegel vorzuschieben, würde ich empfehlen, dass die Krankenkassen selbst Apotheken eröffnen, um diese Tätigkeit kostengünstiger vornehmen zu lassen. 

Daneben habe ich noch einen zweiten, allgemeineren Sparvorschlag für den solche Apotheken ebenfalls genutzt werden könnten: den Umgang mit Medikamenten, die von Patienten nicht (mehr) benötigt werden - sofern noch verpackt und mit einem ausreichend langen Mindesthaltbarkeitsdatum versehen. Nach aktuellem Recht ist es unmöglich, solche Medikamente wieder einer sinnvollen Verwendung zuzuführen, sie können nur noch weggeworfen werden. Der Casus knacksus ist nämlich, daß nach geltendem Arzneimittelrecht in so einem Fall erneut eine Apotheke dazwischengeschaltet sein müßte. Es hat aber niemand sonderliche Lust, so etwas zu organisieren. Dabei werden gerade chronisch Kranke - Herz-Kreislauf, Diabetes und solche Dinge - mit Unmengen von Medikamenten zugeschüttet, bei denen sich die Zusammensetzung des Cocktails immer wieder ändern kann, um die am wenigsten nebenwirkungsträchtige Kombination auf der Trial-and-error-Weg herauszufinden. Dabei verwandeln sich via Ausgabe in der Apotheke eine Menge teurer Präparate in kostspieligen Abfall, weil nur der Patient, der das Medikament bekommen hat, es nun noch einnehmen darf. 

Wie wäre es also analog zum Umgang mit Batterien mit einer Rücknahmepflicht für übriggebliebene Medikamente für Ärzte durch ihre eigenen Patienten bzw. im Falle ihres Todes durch deren Angehörige? Das hätte nebenbei auch eine disziplinierende Wirkung, was die Verschreibungsmengen und -häufigkeiten betrifft, denn speziell bei meinem Schwager war ich schockiert über die Unmengen alleine jedes aktuell von ihm noch verwendeten Präparats, die er herumliegen hatte. Von denen, die ihm nicht mehr verschrieben wurden, ganz zu schweigen. Eine Rücknahmepflicht würde solche Mengen gar nicht erst auflaufen lassen, wenn er es beim Arztbesuch einfach mitbringen und dalassen könnte. Wie es weitergingen: Alles, was abgelaufen ist, und angebrochene Blister --> unbesehen in die Tonne. Über die weitere Verwendung oder Nichtverwendung des Rests müßte dann die Apotheke entscheiden, der diese Aufgabe übertragen wird. Wenn man also krankenkasseneigene Apotheken hätte, die sich um die Herstellung von Infusionen kümmern, könnte man auch dies zu ihrer Aufgabe machen. 

Ich bin jederzeit dafür, im Gesundheitswesen weitere Sparmöglichkeiten zu suchen, und der aus meiner Sicht wichtigste wäre natürlich die zu erwartende Einsparwirkung durch die längst überfällige unvoreingenommene Herangehensweise an eine Überprüfung der Wirkung von Fasten und ketogener Ernährung auf den Stoffwechsel als Grundlage für die Behandlung von Adipositas und die Vermeidung der daraus resultierenden Folgeerkrankungen, aber auch als möglicher Baustein in der Krebsbehandlung. Aber dazu habe ich schon alles geschrieben, was ich jetzt nochmal sagen könnte. Und da mir klar ist, daß damit in absehbarer Zeit nicht gerechnet werden kann, wäre meine Empfehlung bis dahin, bei den systembedingten Verschwendungen anzufangen. 

Dazu gehören würde neben beiden obigen Beispielen m. E. auch eine kritische Analyse der Verschwendungen, die sich durch die Gewinnorientierung von Krankenhäusern für die Krankenkassen ergeben. Denn natürlich erzeugen die finanziellen Zwänge in Kliniken auch einen Druck, möglichst teure Behandlungen vorzunehmen - hier gibt es nun doch Überschneidungen zu den Einlassungen von Streeck und Bartens, sieht man einmal davon ab, daß ich darauf bestehen würde, den Patienten und seinen Willen ins Zentrum zu stellen, und nicht das einzusparende Geld, das sich aber dennoch als Nebeneffekt daraus ergeben würde. 

Garantiert gibt es noch eine Unzahl an vergleichbaren Fehlsteuerungen. Also Dinge, für die das Geld der Krankenkassen ausgegeben wird, obwohl es dem Gesundheitssystem gar nichts nützt - und den Patienten genausowenig. Die Frage ist, warum diese Faktoren so unbeachtet bleiben. Die Milliardenverschwendung beim Maskendeal durch den damaligen Gesundheitsminister Spahn etwa scheint man ja bereitwillig hinnehmen zu wollen. Womöglich ja deshalb, weil bei allen Verschwendungen, deren Eliminierung für keinen Patienten Kürzungen erforderlich machen würden, immer irgendwer profitiert, der gerne weiter profitieren möchte. Auch an Spahns Masken-Milliardengrab ist das eigentlich Ärgerliche, daß er persönlichen Freunden und Bekannten Aufträge zugeschanzt zu haben scheint. Daß es bei einer dermaßen mit der heißen Nadel gestrickten Vorgehen, wie es bei einer akuten Bedrohung wie Corona nun einmal unvermeidbar war, auch zu Patzern mit erheblichen finanziellen Folgen kommen würde, damit war von Anfang an zu rechnen, und das würde ich Spahn noch nicht einmal übelnehmen. Aber wohin die Gelder flossen, darüber sollte er eigentlich schon Rede und Antwort stehen müssen. 

Vielleicht würde er es ja plausibel erklären können. Aber da man offenbar nicht einmal gewillt ist, diese Erklärungen einzuholen, interessiert es offenbar in der Bundesregierung niemanden. Auch den Sparfuchs Hendrik Streeck scheint es nicht zu interessieren. 

Natürlich könnte man aber auch an der Einnahmenseite des Gesundheitssystems das eine oder andere verbessern. Ich habe zum Beispiel noch nie eine nachvollziehbare Erklärung für die Beitragsbemessungsgrenze gehört. Aber auch in diesem Punkt scheint etwas anderes als das Anheben der Beitragsbemessungsgrenze bis auf weiteres nicht zu erwarten zu sein. 

Aber dieses Faß mache ich heute besser nicht auch noch auf. :-) 

***

Friedrich Merz ist 70 geworden. Ist seine Amtsführung nicht der lebende Beweis dafür, daß das Renteneintrittsalter keinesfalls noch weiter in Richtung dieses Alters geschoben werden sollte? Genauso, wie die Katherina mit dem falschen e in der Mitte, Ex-EoN-Tochterunternehmen-Geschäftsführerin, für mich der Beweis dafür ist, daß Frauenquoten auch für'n Arsch sind. Wie man sieht, nichts ist so schlecht, daß es nicht für irgendwas gut wäre, und sei es als schlechtes Beispiel. 

***

Die Discounter senken ja gerade die Preise für Butter und Milch bzw. Milchprodukte. Eine gute Nachricht für diejenigen, die diese Preise nur schwer bezahlen können; für mich ist es aber nur noch am Rande interessant, weil ich bei der Butter bleiben werde, die ich im Hofladen bekomme und die von einem regionalen Hersteller stammt, auch wenn der Preisabstand - der zeitweise recht niedrig war - nun doch wieder groß geworden ist. Auch Milch und Creme fraiche brauche ich nicht vom Discounter. Das einzige, was an den dortigen Milchprodukten für mich immer noch interessant ist, sind Mascarpone und der griechische Joghurt (den Joghurt des Hofladens mag ich nicht so, weil er mir zu fettarm ist), und die paar Cent hin oder her, um die es dabei geht, finde ich jetzt nicht gerade weltbewegend. 

Bei den aktuellen Butterpreisen würde man mit Pellkartoffeln mit Butter und Salz - als Kind habe ich das heiß geliebt - deutlich billiger wegkommen, als wenn man, wie ich das gerne mache, Kräuter-Creme-fraiche dazu ißt. Da auch die Kartoffelpreise dieses Jahr wieder in normalere Regionen gelangt sind, bekäme man das klassische "beste Armeleuteessen der Welt" jedenfalls bei Netto (bei anderen Discountern habe ich nicht nachgesehen, was sie für Kartoffeln verlangen) mittlerweile wirklich wieder für deutlich weniger als einen Euro für ein Kilo Pellkartoffeln inklusive Butter. Ich glaube aber, ich bleibe lieber doch bei den teureren Kartoffeln vom Hofladen und bei der dort erhältlichen Creme fraiche. Nur die Kräuter kosten mich nichts, sie sind aus meinem Garten. 


 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen