Montag, 16. September 2024

Daniel Düsentriebs gesucht: Wie macht man aus Scheiße Gold? ;-)

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des drei- oder viertägigen Fastenintervalls: 78,8 Kilogramm. Na also, diese Richtung gefällt mir doch gleich besser. Freilich war es irgendwie "gemogelt", weil mein letzter Fastentag letzte Woche am Freitag war. Aber dafür war mein erster Fastentag erst am Mittwoch, und schon da konnte ich sehen, daß der Wechsel in 3-2-3-2 die erhoffte Wirkung hatte. 

Mein Umzug wirft inzwischen schon einen großen Schatten voraus, also fasse ich mich an dieser Stelle kurz. 

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Zu den vielen unpopulären Meinungen, über die ich verfüge, gehört auch die, daß ich es ziemlich unkreativ finde, in ein schlecht funktionierendes System möglichst viel Geld reinzupumpen, um es auf diese Weise zu verbessern, wie das ja der Dreh- und Angelpunkt der meisten Forderungen von Pressure Groups aus allen gesellschaftlichen Bereichen zählt. Meine in beiden Teilen vermutlich sehr schwäbische Idealvorstellung bestünde eher darin, eine Lösung zu finden, die besser funktioniert und gleichzeitig auch weniger kostet.  

Naheliegende Lösungsvorstellungen habe ich dabei, was das Gesundheitssystem betrifft. Wenn Stoffwechselerkrankungen praktisch der gesamten Palette an den sogenannten "nicht übertragbaren Krankheiten" ganz oder teilweise zugrunde liegen und Ernährungsmodifikationen im Bereich Fasten/Low Carb sowohl in der Prävention wie auch der Therapie stoffwechselbasierter Erkrankungen eine Rolle spielen können, dann würden eine ganze Menge teure Behandlungen, von der Abnehmspritze über Blutdruck- und Cholesterinsenker und Diabetesmedikamenten bis hin zu Krebsbehandlungen teils gar nicht stattfinden müssen und teils zumindest in geringerer Intensität erforderlich sein. Ich bin mir völlig sicher, daß dies die zugehörigen Behandlungskosten senken und gleichzeitig den betroffenen Patienten eine bessere Behandlung bieten würde. Daneben könnten die eingesparten Behandlungskosten an anderer Stelle eingesetzt werden, und die Überlastung von Ärzten, Pflegepersonal und anderen Beschäftigten in diesem Bereich würde sich verringern, was wiederum gut für die Qualität der Behandlungen wäre. 

Sogar, wer meinen Optimismus für übertrieben hält, sollte wenigstens zugestehen, daß es wenig Schaden anrichten könnte, diese Möglichkeit gegenüber Patienten anzusprechen und ihnen fachliche Beratung dazu anbieten oder sie ihnen verschaffen zu können.

Ich gehe aber jede Wette ein, auch der finanzielle Effekt wäre schon gewaltig, wenn die einschlägigen Teilbereiche des Gesundheitsförderungsapparats sich ausschließlich beim Thema Gewichtsreduktion von "Weniger essen, mehr bewegen" verabschieden und stattdessen hormonbasierte Herangehensweisen empfehlen würde. Ganz ohne irgendwelche zusätzlichen steuernden Maßnahmen und ohne deshalb auf den Einsatz anderer Mittel, bis hin zu Abnehmspritzen und bariatrischer Chirurgie, zu verzichten, wenn und sofern sie trotzdem nachgefragt werden. Einzig und alleine dadurch, daß man damit aufhört, die Leute aktiv von nachweislich wirksamen Maßnahmen abzuhalten oder sie im besten Fall mit der praktischen Anwendung alleine zu lassen.

Niemand hat beispielsweise jungen Familien die Bauchlage von Säuglingen verbieten müssen, um einen dramatischen Rückgang beim plötzlichen Kindstod zu bewirken. Es reichte völlig aus, daß davor gewarnt wurde, um diese Entwicklung auszulösen: 

In meiner Fassung des Ratgeberbuchs zur Babypflege von Miriam Stoppard, das ich 1987 während meiner Schwangerschaft kaufte, wurde die Bauchlage noch ausdrücklich empfohlen, obwohl die wissenschaftliche Debatte zur Rolle dieser Empfehlung beim plötzlichen Kindstod schon 1985 eingesetzt hatte. Es dauerte auch danach noch jahrelang, bis man sich dazu entschließen konnte, die Bauchlage nicht mehr zu empfehlen, sondern stattdessen vor ihr zu warnen. Der Grafik läßt sich sehr genau entnehmen, wann das geschehen ist, denn danach sank die Zahl der Todesfälle am plötzlichen Kindstod rasant. Der Tod von mindestens einer vierstelligen Zahl von Kindern alleine in Deutschland hätte verhindert werden können, wenn die Trägheit eines Systems nicht gewesen wäre, das ohne Beweise gegen die Bauchlage keine Empfehlungen gegen sie abgeben wollte, obwohl durch eine solche Empfehlung nach menschlichem Ermessen keinerlei Schaden entstehen konnte. Das besonders Verrückte daran ist, daß die Bauchlage weder eine lange Tradition hatte noch auf Basis irgendwelcher wissenschaftlichen Erkenntnisse in Mode gekommen war. Sie war durch einen einzigen sehr populären amerikanischen Ratgeberautor ausgelöst worden und aus den Staaten auch nach Europa herübergeschwappt. Aber sowie die Empfehlung einmal im Raum stand, wurd es plötzlich zu einem wissenschaftlichen Tabu, sie zu hinterfragen.

Dieselbe Trägheit des Systems steckt auch hinter dem Kampf gegen den Einsatz von therapeutischer Ketose bei Krebserkrankungen durch Fachleute wie diese Professorin Hübner. Den Kostenfaktor hält, wenn es um das Überleben einer Krebserkrankung geht, sicherlich jeder spontan für nachrangig. Aber auch diese Maßnahme ist kostenlos und hätte sehr wahrscheinlich den Effekt, daß auch die durchschnittlichen Kosten je Krebspatient sinken würden. Aber irgendwie gilt wohl auch in der Medizin stillschweigend das Prinzip "Was nichts kostet, ist auch nichts wert". Von erfolgreichen Therapien wird erwartet, daß sie teuer sind.

Insgeheim bin ich überzeugt davon, daß die Suche nach wirksamen Mitteln, die weniger als das bislang Übliche kosten (oder vielleicht auch gar nichts) in beinahe allen Bereichen meistens die richtigere Herangehensweise als das besessene Hineinpumpen von möglichst vielen Steuergeldern wäre. Das kommt mir vor wie eine Art Bußübung, nur sind es Bürger, die unter dem Prinzip "Viel hilft viel" die Buße leisten müssen. Das Gebäudeenergiegesetz und der hohe Druck, speziell besonders teure Energiesparlösungen zum Einsatz zu bringen, ist dafür ein Beispiel. Aus meiner Sicht spricht nämlich gar nichts dagegen, möglichst viel Energie einzusparen, immerhin kostet sie ja auch einen Haufen Geld, also welchen Vorteil brächte es mir, möglichst viel davon zu verbrauchen? Und ebensowenig spricht etwas dagegen, wenn Energie verbraucht wird, sie möglichst aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen. Immerhin sind die klassischen Energieerzeuger, Kohle, Öl und Erdgas, ja allesamt begrenzte Ressourcen, die irgendwann einmal komplett verheizt sein werden. Ich erkenne selbst eine Menge mögliche Maßnahmen, die mir keine Nachteile, sondern Vorteile brächten, weil die Kosten in Relation zum Nutzen gut und die damit verbundenen Risiken gering sind. 

Dieser letzte Faktor der Risiken wird aber gerne unterschlagen. Handwerkerpfusch bei der Wärmedämmung oder dem Einbau einer Wärmepumpe sind allerdings verdammt teurer Fehlschläge für denjenigen, der so teure Maßnahmen bezahlen muß, und da sind die erhaltenen Fördergelder dann auch kaum ein Trost. Diese Art von Risiken werden größer, wenn die Förderung sowie der Druck des Gesetzgebers die Nachfrage so erhöhen, daß das Handwerk mit den Aufträgen kaum hinterherkommt, und so geht der risikoverringernde Effekt zunehmender Routine leider wieder flöten. Hinzu kommt außerdem noch das Problem mit den fehlenden Fachkräften. 

Anfang des Jahres hatte ich mich ja mal über Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern schlau gemacht, aber festgestellt, daß hier Risiken aus einer von mir nicht bedachten Richtung heraus die Sache nicht empfehlenswert machen. Die Miteigentümer von aufgeteilten Mehrfamilienhäusern haben ja längst das Damoklesschwert des Gebäudeenergiegesetzes über sich hängen, das unter Umständen zu teuren Maßnahmen zwingen kann. Es wäre selbstmörderisch, sich dann auch noch die immensen Kosten der Installation einer Solaranlage ans Bein zu binden. Das gilt umso mehr, als ein weiteres Risiko in WEGs bei Ausgaben, die höher als die Rücklage sind - was auf eine Solaranlage auf einem fünfstöckigen Gebäude normalerweise zutrifft - immer darin besteht, daß nicht jeder Miteigentümer überhaupt in der Lage wäre, eine Sonderumlage zu leisten. Die Fördermittel helfen dagegen nicht, denn bevor man sie kriegt, muß man das Geld für die Maßnahme erst mal selbst vorstrecken, und sollte sich dann herausstellen, daß ein Teil des benötigten Gelds nicht beschafft werden kann, hat die WEG ein mächtiges Problem. Daneben besteht dasselbe Risiko wie bei allen besonders kostspieligen Maßnahmen: Im Falle von Pfuscharbeit hat man mehr Geld als mit kleineren in den Sand gesetzt. 

Für Dinge wie Solaranlagen auf  Mehrfamilienhäusern in WEG-Besitz ist die Zeit augenscheinlich noch nicht reif. Wahrscheinlich war es gerade jetzt deshalb eine guter Zeitpunkt, um in ein Einfamilienhaus zu ziehen, bei dem man nicht nur selbst über jede Maßnahme entscheiden kann, sondern auch die damit verbundenen Kosten überschaubarer sind und man nur seinen eigenen Kontostand kennen muß, um zu wissen, ob man sie stemmen kann oder nicht. Kann man nicht, hat sich die Sache erledigt. Könnte man, muß man herausfinden, ob sich das überhaupt rechnet. 

Dafür werden wir sicherlich ein Weilchen brauchen, um das herauszufinden. Deshalb beschränken wir uns anfangs auf minimalinvasive Eingriffe, um unseren Energieverbrauch zu steuern. Laut Energieausweis hat unser Haus Energieeffizienzklasse E, aber das war noch vor dem Einbau der neuen Gastherme, die noch kein volles Jahr alt ist. Da mein Mann seine Smart-Home-Heizungssteuerung aus der Wohnung dort ebenfalls anwenden will und wir außerdem wieder Gebrauch von der Reflektionsfolie machen werden, bin ich ganz zuversichtlich, daß wir alleine dadurch schon ein gutes Stück niedriger beim Energieverbrauch liegen werden als das Rentnerehepaar, zu dessen Zeit der Energieausweis erstellt wurde. Spätestens nächsten Sommer werde ich einschätzen können, wieviel diese drei Dinge ausgemacht haben. Wenn ich meine Erfahrungen aus der Wohnung zugrunde lege, könnte die Einsparung bis zu ein Drittel des "Vorher-Verbrauchs" ausmachen. Ich bemühe mich natürlich, mich jetzt nicht in übertriebene Erwartungen hineinzusteigern.

Mittelfristig möchte ich gerne mit Energieeffizienzklasse A angeben können (unter 50 kWh Verbrauch pro qm und Jahr, das entspricht ein bißchen weniger als 5000 kWh insgesamt, was ein Drittel der Verbräuche im Energieausweis wäre), und zwar ohne Fassadendämmung und - heutiger Meinungsstand - auch ohne Wärmepumpe. Das ist ambitioniert, aber es scheint mir nicht unmöglich. 

Die einzige größere Maßnahme, die ich mittelfristig eingeplant habe, ist eine Solaranlage mit Solardachziegeln, aber als Fingerübung vorab will ich erst mal zwei, drei Jahre lang mit einem Balkonkraftwerk experimentieren, das wir an mehreren verschiedenen Stellen anbringen und die Erträge beobachten wollen. Wenn das Dach mit solchen Ziegeln erneuert wird, gibt es natürlich außerdem noch eine verbesserte Wärmedämmung des Dachs, denn seit der Dämmung von 2003 hat es sicherlich ein paar Fortschritte gegeben. Ziemlich schnell, wahrscheinlich schon nächstes Jahr, werden wir außerdem in einem der Räume im Obergeschoß eine Split-Klimaanlage anbringen und einen Winter lang austesten, ob das als Heizung wirklich tauglich ist, vielleicht ja auch nur in bestimmten Jahreszeiten (etwa Übergangszeiten im Herbst bis November und ab März im Frühjahr) und wieviel Solarstrom wir benötigen, um diesen Verbrauch abzudecken. Je nachdem, was dabei herauskommt, werden wir weitere und im Optimalfall auch alle Räume damit ausstatten. Angedacht - aber noch ohne eine Entscheidung dafür oder dagegen - haben wir außerdem eine eventuelle Fassadenbegrünung (mit Kletterhilfen), um die damit verbundene Dämmwirkung zu nutzen. Eher theoretisch wird bis auf weiteres aber wohl der Gedanke eines Biogas erzeugenden Toilettensystems bleiben, denn obwohl es so etwas tatsächlich bereits gibt, steht die Entwicklung von einfamilienhaustauglichen Lösungen bislang noch aus. Der Gedanke, aus Scheiße gewissermaßen Gold machen zu können, gefällt mir aber schon, und ich finde es erstaunlich, daß Google außer dem verlinkten Ergebnis kaum etwas ausgespuckt hat. Eigentlich sollte man meinen, daß sämtliche Daniel Düsentriebs jedenfalls im Ländle, wo es Tüftler mit praktischem Verstand und dem nötigen Sinn für die in einem derartigen Projekt mitenthaltene eher rustikale Komik immer noch geben sollte, gerade an solchen klosettbasierten Gaserzeugungslösungen basteln. Immerhin, an dem zu verarbeitenden Grundstoff herrscht ja in keinem Haushalt Mangel.

Sehr wahrscheinlich wird sich in der Praxis herausstellen, daß manches von dem, was wir ausprobieren werden, dann doch nicht so funktioniert, wir wir uns das vorstellen, oder die Wirkung geringer ist als erhofft, und vermutlich werden wir auch ein paar unerwartete und unerwünschte Nebenwirkungen erleben. Aber bei kostengünstigen Maßnahmen macht das ja nichts. Ich sehe es auch deshalb überhaupt nicht ein, mit Rieseninvestitionen anzufangen, von denen die eine ein wunderschönes altes Haus, das wie einem Märchenbuch entstiegen ist, für immer in eine gesichtslose in Styropor gepackte Nullachtfünfzehn-Bude verwandeln würde, und bin motiviert, selbst dafür zu sorgen, daß es keinen vernünftigen Grund gibt, von mir jemals eine Fassadendämmung zu verlangen. Sollte man mich eines Tages aber vernunftwidrig dazu zu zwingen versuchen, bin ich schneller auf dem Kriegspfad, als Herr Habeck "Fassadendämmung" sagen kann.

Wir machen diese Dinge nicht, um die Welt zu retten, sondern um uns selbst bestmöglich vor der Abhängigkeit zu schützen, die notwendigerweise daraus entsteht, daß wir Energie von anderen Erzeugern beziehen müssen, und natürlich auch, um uns vor vermeidbaren Einmischungen von außen, vor allem die Politik, zu schützen. Daneben bin ich, siehe oben, auch schwäbisch genug, um unnötige Geldausgaben nicht einzusehen - nur definiere ich "nötig" und "unnötig" vermutlich in einigen Punkten anders, als das der Zeitgeist vorsieht. Die größere Abhängigkeit nicht nur von dem Gesetzgeber, sondern auch die höheren Kostenrisiken durch Abhängigkeit von der Kompetenz der Handwerker sowie der Zahlungsfähigkeit der anderen Miteigentümer waren die Gründe, warum wir uns in einem Mehrfamilienhaus mit Blick auf mögliche künftige Entwicklungen immer unwohler gefühlt haben. Uns geht es also nicht darum, das Optimum möglicher Energieeinsparungen zu erreichen, sondern das Optimum der Vermeidung von Abhängigkeiten und Einmischungen. Bei der Einsparwirkung folgen wir dem Prinzip der Suffizienz: Sie soll ausreichend sein, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Und mit der angepeilten Energieeffizienzklasse A würden wir bestimmt ein Weilchen Ruhe vor der Politik haben. Also ist das ein erstrebenswertes Ziel. Mal sehen, ob es uns gelingen wird, es zu erreichen. 

Ach ja, ob und in welcher Höhe unsere geplanten Maßnahmen gefördert werden, spielt in meinen Überlegungen kaum eine Rolle. Fördergelder nehmen wir mit, falls sie für unsere Vorhaben vorgesehen sind. Aber über Art und Umfang der Vorhaben entscheidet nicht, ob wir eine Förderung bekommen. Förderungen sind nämlich wie Sonderangebote: Wenn man das Gebotene eigentlich gar nicht brauchen würde, verursachen sie bloß hinausgeschmissenes Geld.

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Neulich bin ich einem alten Freund über den Weg gelaufen, den ich schon jahrelang nicht gesehen hatte, wir unterhielten uns ein Weilchen sehr angeregt, bevor sich unsere Wege wieder trennten, und erst hinterher fiel mir auf, daß ich gar nicht daran gedacht hatte, ihm von dem Brustkrebs zu erzählen. Ich habe es aber auch nicht absichtlich verschwiegen, was mir im Prinzip ja nicht fernliegt, weil Leute oft merkwürdig darauf reagieren. Es kam mir aber einfach nicht den Sinn. Das lag daran, daß das im Moment keinerlei Alltagsrelevanz für mich hat, sehr im Gegensatz zu dem bevorstehenden Umzug, über den ich den alten Freund mit viel Ausdauer zugetextet habe.

Schön, wenn man wichtigere Dinge im Leben hat als eine knapp zwei Jahre alte Krebsdiagnose, oder? :-)



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