Montag, 6. Mai 2024

Frisch verliebt :-)

Mein Gewicht heute früh: 76,6 Kilogramm. Aber das ist für mich heute nebensächlich. Höchstwahrscheinlich isses jetzt nämlich viel früher als geplant passiert: Wir haben unser Traumhaus gefunden - und falls der Kauf zustandekommen sollte, kann es sehr schnell gehen, daß wir ins relativ Ländliche ziehen, vermutlich im Lauf des Sommers. 

"Ländlich" geht bei uns natürlich nur relativ, da wir kein Auto haben und nicht nur auf eine gute Anbindung in die Stadt mit den Öffis großen Wert legen, sondern auch darauf, daß wir keine langen und komplizierten Wege fürs Einkaufen und andere Erledigungen in Kauf nehmen müssen. Das Objekt, das wir am Wochenende besichtigt haben, erfüllt alle diese Bedingungen und entspricht dem, was wir uns die ganze Zeit vorgestellt hatten, so exakt, daß wir immer noch nicht ganz sicher sind, ob wir vielleicht doch nur träumen. 

Das Haus ist klein genug, um für zwei Personen nicht überdimensioniert zu sein, aber dann doch wieder groß genug, um alle unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Es ist ein Haus, das schon zweihundert Jahre alt ist, aber von den Vorbesitzern mit Liebe saniert wurde und technisch auf absolut neuestem Stand ist. Wir werden einen Teil der alten Einrichtung übernehmen, und mit "alt" meine ich jetzt wirklich alt - also uralte Kleiderschränke, Truhen und Einbaumöbel, die ihre hundert Jahre und mehr auf dem Buckel haben. Das Haus hat eine derzeit, aber nur im vorderen Teil, als Garage genutzte große Werkstatt, die im hinteren Teil immer noch eine Werkstatt geblieben ist, ebenfalls mit einem uralten und sehr schönen massivhölzernen Werkzeugschrank und einer soliden Werkbank, zwei große und hervorragend nutzbare Keller, einer davon ein Gewölbekeller, hinter dem Haus gibt es eine idyllische überdachte Terrasse. 

Wir werden außerdem einen RIESIGEN von einer Hecke umrahmten und von außen nicht einsehbaren Garten haben, der im Moment noch eine verwunschene Märchenbuch-Wildnis ist, deren Rodung der Vorbesitzer aber noch in Auftrag geben will. Einen Teil des Gartens wollen wir aber mindestens bis auf weiteres wild lassen, das besprechen wir noch genauer. Ein geleckter Ziergarten soll es bei uns ja nicht werden, sondern ein Wohlfühlgarten für uns, die Amseln und Igel und alles, was da sonst noch gerade in der Wildnis kreucht und fleucht, aber schon auch mit einem nutzgärtnerischen Anteil, dessen Größe abhängig davon ist, wieviel kriminelle Energie wir dafür aufbringen. Es kann gut sein, daß der eigentlich Take-off für diesen Teil der Sache wirklich erst ein Ruhestands-Projekt werden wird. Aber genau das ist auch das Schöne an diesem Haus und dem Garten: Sie bieten unheimlich viele Möglichkeiten der Gestaltung, aber überhaupt keinen Druck, alles mögliche unbedingt sofort in Angriff zu nehmen. Daß er mit der Gartenpflege überfordert war und den Garten deshalb einfach verwildern ließ, war der Grund, warum der Vorbesitzer sich ein anderes Haus - ohne Garten - gekauft hat und sich von diesem hier trennt. Er fühlte sich wegen des verwilderten Gartens richtig schlecht. Falls uns dasselbe passieren würde, hätte ich damit wohl viel weniger Probleme, denn ich war von der Wildnis, die ich im Garten vorfand, hingerissen (das ist wohl die Zehnjährige in mir, die sich einbildet, dort Abenteuer erleben zu können), nur möchte mein erwachsenes Ich zumindest einen Teil des Gartens aktiv nutzen oder dort wenigstens eine gemütliche Hängematte anbringen können.

Worauf wir uns besonders freuen, ist, herauszufinden, was uns in dem momentan wegen des Gestrüpps ohne Aufwand nicht zugänglichen Gartenhaus noch für weitere Überraschungen erwarten.

Wir wohnen künftig also in einem alten dörflichen Ortskern, nur einen kleinen Spaziergang in die eine Richtung von Wald und Fluß, in die andere von Feldern, Wiesen und bäuerlichen Anwesen, teils mit Hofläden, entfernt, aber in die dritte Richtung sind wir außerdem nur zehn Minuten zu Fuß von den Nahverkehrsangeboten entfernt, die meinen Mann genauso schnell wie von hier in der Innenstadt aus an seinen Arbeitsplatz bringen.

Das Sahnehäubchen ist, daß die Kosten das, was wir ungefähr bei unseren vagen Zukunftsplänen als finanziellen Bedarf kalkuliert hatten, um einen sechsstelligen Betrag unterschreiten werden, zum einen natürlich, weil das Objekt außerhalb der Stadt ist, was immer weniger kostet, auch wenn die Anbindung so gut ist. Aber auch deshalb, weil innerhalb des Gebäudes überhaupt kein Sanierungsbedarf besteht und nur ein paar kleinere Renovierungsmaßnahmen und von uns gewünschte Anpassungen erforderlich sind, so etwa wollen wir lieber mit Gas als mit Strom kochen. Da mit Gas geheizt wird und die Therme in der Küche steht, sollte das aber mit wenig Aufwand zu machen sein.

Irgendwo hatte ich es ja bereits erwähnt: Wir finanzieren das Haus durch den Verkauf von zwei Wohnungen. Das heißt, wir brauchen von unserer Bank bloß eine Zwischenfinanzierung, bis wir diese Verkäufe über die Bühne gebracht haben - danach wohnen wir schuldenfrei im eigenen Haus. Voraussichtlich wird sogar noch Geld genug dabei übrigbleiben, daß ich das zur Ablösung anstehende Darlehen, das ich schon gelegentlich erwähnt hatte, davon gleich mitbezahlen kann. (Der andere Wohnungsverkauf, den ich eigentlich plante, ist dazu dann gar nicht mehr nötig.) Noch ist die Sache nicht in trockenen Tüchern, aber wir haben uns mit dem Verkäufer auf Anhieb gut verstanden, weitere Besichtigungen sind von ihm nicht geplant, wir haben außerdem als einzige nicht versucht, seinen Angebotspreis um Zigtausende von Euro herunterzuhandeln. Wir sind deshalb guten Mutes, daß wir den Zuschlag bekommen werden. Klar, er kann jetzt immer noch beschließen, daß er vielleicht doch noch mehr Geld herausschlagen kann, wenn er es ernsthaft versucht, aber das kostet ihn halt auch wieder Zeit. Wir "Immobilien-Halbamateure", Leute wie der Verkäufer und ich, die einem anständigen Beruf nachgehen, aber sich den Kauf und Verkauf von Immobilien ohne Hilfe eines Profis zutrauen können, messen aber neben dem Geld auch dem Faktor Zeit Wert bei. Der Faktor Geld muß stimmen, aber ihn zu optimieren, bringt meistens mehr Arbeit und Ärger, als es die letzten paar Kröten wert sind, die man zusätzlich herausschlagen könnte.

Sollte der Kauf wirklich zustandekommen, wirft das auch ein paar andere meiner bisherigen Pläne komplett über den Haufen. Aber Pläne funktionieren ja nie so, wie man zunächst dachte, und verblüffenderweise würde es auch ein paar Probleme elegant lösen, darunter ein paar bislang scheinbar unlösbare, mit denen man sich halt arrangiert hat. So hat beispielsweise die alte Hausverwaltung des Gebäudes der einen Wohnung, die wir verkaufen wollen, aufgehört und mit der neuen waren wir unzufrieden. Ernsthafte Probleme sind daraus bislang nicht entstanden, aber wir waren nicht sicher, ob das auf die Dauer so bleibt. Damit müssen wir uns jetzt nicht mehr auseinandersetzen. 

Es ist, als würde sich gerade alles genau so fügen, wie es das Schicksal von vornherein für uns geplant hatte - und zwar ein Schicksal, daß es gut mit uns meint. 

Apropos Schicksal: Was, wenn der Krebs doch noch wiederkommen sollte?

Scheiß drauf. Ich lebe jetzt, und in diesem Haus ist es, wo ich dieses Leben gerne künftig führen möchte. So kurz oder lang auch immer das sein mag. Aber da ich heute Mammographie-Tag hatte, weiß ich jedenfalls, daß ich weiterhin krebsfrei bin, und so darf das auch gerne noch die nächsten Jahrzehnte bleiben.

Mein Mann und ich laufen seit der Besichtigung die ganze Zeit mit einem so breiten Dauergrinsen im Gesicht herum, als hätten wir am Wochenende die Cannabis-Legalisierung gefeiert. Es ist ein bißchen, als hätten wir uns gerade frisch verliebt. Für uns gab es tatsächlich schon während der Besichtigung keinerlei Zweifel mehr daran, daß das UNSER Haus ist, daß dieses Haus und wir uns gesucht und gefunden haben. Der einzige Grund, warum wir nicht sofort zugesagt haben, ist, weil es mir bei der Frage des "Einmal Drüberschlafens" ums Prinzip geht. Aber ich mußte mich schon seit gestern abend die ganze Zeit bremsen, um nicht doch auf der Stelle eine E-Mail mit einer Sofortzusage zu schreiben. Vereinbart hatten mein Mann und ich, daß ich das erst mache, nachdem wir heute nachmittag nach seiner Frühschicht zusammen Kaffee getrunken haben. Das ist mittlerweile geschehen, unsere Zusage ist abgeschickt, und nun müssen wir warten, bis wir Nachricht vom Verkäufer haben, bei der es sich hoffentlich ebenfalls um eine Zusage handeln wird.

Also: Daumen drücken! :-)

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