Besondere Situationen erfordern auch mal einen Blogbeitrag außer der Reihe, und heute ist wirklich ein besonderer Tag für mich: Wider Erwarten habe ich heute morgen tatsächlich zum ersten Mal die 80 Kilogramm unterschritten.
Die Waage zeigte mir 79,6 Kilogramm an, 400 Gramm weniger als nach dem letzten dreitägigen Fastenintervall vor zwei Wochen. Damit hätte ich alleine deshalb nicht gerechnet, weil ich mit 84,8 Kilogramm am Montag in das dreitägige Fasten gestartet war, 600 Gramm mehr als zwei Wochen davor. Ich hatte das zwar für eine wasserbedingte Verzerrung nach oben gehalten und schon gestern ja auch gesehen, daß ich ungefähr wieder beim gleichen Gewicht gelandet war wie vierzehn Tage vorher, aber eben auch für heute mit ungefähr demselben Gewicht gerechnet.
Ich finde, der Donnerstag, 18.5.2023, ist der perfekte Termin für das erstmalige Unterschreiten der 80-Kilo-Grenze. Ich ernähre mich gerade nicht Low Carb, habe also realistische Gewichtswerte, und außerdem ist es aufgrund widriger Umstände schon knappe zwei Monate her, daß ich das letzte Mal ein viertägiges Fastenintervall hatte. Daß ich ein neues Tiefstgewicht erreichen konnte, obwohl ich seit fast zwei Monaten bei langen Fastenintervallen nur noch drei Tage am Stück gefastet hatte, ist deshalb unheimlich viel wert und bedeutet außerdem, daß ich die Sieben nun künftig immer öfter wiedersehen werde, zumal es ja im Juni mit den Feiertagen, die mich jetzt mehrmals daran gehindert haben, den vierten Tag auch noch anzuhängen, ein Ende haben wird und meine Fastenintervalle dann wieder normale Länge haben werden.
Bis ich mich irgendwann ganz von der Acht verabschieden kann. Das wird natürlich noch ein paar Monate dauern, aber dann bin ich endgültig wieder in einem Gewichtsbereich, den ich zuletzt vor der Schwangerschaft mit meinem Sohn gehabt hatte. Und das war im Jahre des Herrn 1986. :-)
Ein bißchen ist an meinem heutigen Gewicht freilich doch gemogelt, oder vielmehr: Meine Verdauung hat gemogelt. Denn ich bekam gestern mit einem Tag Verspätung den altvertrauten Antikörpertherapie-Durchfall. Eigentlich hatte ich ja darauf spekuliert, daß er mich verschonen würde, sobald meine weitere Antikörpertherapie nur noch aus Trastuzumab besteht. Offenbar muß ich mich darauf einstellen, daß auch Trastuzumab alleine eine "explosive" Wirkung in meinem Gedärm auslöst - allerdings fiel mir auf, daß die anderen Bestandteile des "Magen-Darm-Gesamtkunstwerks", die vorausgehende Verstopfung, die leichte Übelkeit und das ständige Aufstoßen, diesmal ausgeblieben sind, und das ist ja immerhin auch schon eine erfreuliche Verbesserung. Auch mein Sättigungsgefühl kommt wieder nach normal großen Portionen. Trotzdem hat es wohl mit dem Trastuzumab zu tun gehabt, denn beim "normalen" flotten Otto als Folge eines langen Fastenintervalls renne ich nicht einen ganzen Tag lang alle Stunde in höchster Eile aufs stille Örtchen, sondern das ist nach einer oder maximal zwei Notfallsitzungen erledigt. Falls es bei der aktuellen Symptomatik bleiben sollte, nehme ich ein, zwei Tage Durchfall alle drei Wochen aber gerne in Kauf.
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Man sollte es nicht glauben, aber obwohl ich mich gestern mit einem langen Blogbeitrag so verausgabt habe, ist mir schon wieder etwas Neues eingefallen, das ich zusätzlich zur freudigen Nachricht in eigener Sache außerdem auch noch erwähnen möchte.
Mein Mann hat mich nämlich auf Dr. Thomas Seyfried aufmerksam gemacht, einen Biologen vom Boston College, der aufgrund seiner Forschungen zu der Schlußfolgerung gekommen ist, Krebs sei generell eine Stoffwechselerkrankung, und der aufgrund der dabei wirksamen Faktoren eine strikte Keto-Ernährung für eine erfolgversprechendere Therapie hält als Chemotherapien und Bestrahlungen. Mein Mann ist in Web auf ein Video von ihm gestoßen, das er ziemlich einleuchtend fand. Ich muß zugeben, ich war spontan sehr viel reservierter, vor allem deshalb, weil der reißerische Titel "The shocking new truth about cancer" mich mißtrauisch machte.
Gut, dieser Titel ist nicht auf Seyfrieds Mist gewachsen, aber andererseits hat er sich ja entschieden, sich vom Betreiber des Kanals interviewen zu lassen, der sich das ausgedacht hat. Ich habe mir mal angesehen, was der sonst noch so bringt und gesehen, das große Thema ist die ketogene Ernährung, mit ein paar Schlenkern zum Intervallfasten (auch Dr. Fung ist dort schon wiederholt interviewt worden) und weiteren angrenzenden Themen. Der Betreiber hat schon eine Reihe von vernünftigen Leuten als Interviewpartner gehabt, auch wenn ich nicht alle Namen kannte. Mich irritiert aber schon sehr, daß in diesem Kanal so getan wird, als sei man über eine Sache schockiert, die man in Wirklichkeit schon geraume Zeit für wahr gehalten hatte. Ohne meinen Mann, der da offenbar weniger Berührungsängste hat, hätte ich das Video vermutlich nie entdeckt, weil ich es unter anderen Umständen schon wegen der unseriösen Aufmachung gar nicht in Betracht gezogen hätte, es anzuschauen.
Vielleicht bin ich ja in solchen Fragen zu etepetete. Ich kann mir aber nicht helfen, es spielt für mich eine Rolle, wie seriös oder unseriös eine Website, ein YouTube-Kanal oder eine andere Quelle in Aufmachung und Wortwahl erscheint, weil ich einfach keine Lust habe, meine Zeit mit verschwörungstheoretischem Unsinn zu verschwenden. Wer ein wissenschaftliches Buch veröffentlichen will und, nachdem Thieme und Springer es abgelehnt haben, es statt dessen beim berüchtigten Kopp-Verlag erscheinen läßt, kann bei mir auch nicht mehr ernsthaft damit rechnen, als seriös wahrgenommen zu werden.
An der grundsätzlichen Seriosität von Dr. Seyfried als Wissenschaftler zweifle ich aber nicht. Er hat ja nicht nur eine Vielzahl an Studien, auch zu diesem Thema, publiziert, sondern auch ein Fachbuch über seine Erkenntnisse und die daraus gezogenen Schlußfolgerungen über Krebs, das beim stockseriösen Fachbuchverlag Wiley erschienen ist ... und somit leider als Printausgabe ein Heidengeld kostet, sonst hätte ich es bestimmt schon bestellt, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Ich ringe gerade mit mir, ob ich mir die wesentlich kostengünstigere Kindle-Ausgabe antun soll, denn Kindle ist einfach nicht mein Ding. Früher habe ich alle eBooks sofort in PDFs umgewandelt, um sie bequemer lesen, Anstreichungen und Anmerkungen machen zu können, aber mittlerweile geht das leider nicht mehr, und mit dem Handling bei eBooks komme ich so schlecht zurecht, daß es für mich immer ein bißchen wie eine unverdiente Strafe ist, mich so was herumquälen zu müssen.
Eine Kürzestfassung dessen, was ich bislang aus dem Video und knappsten Webrecherchen mitnehmen konnte:
Krebs, so die derzeit der Forschung, Prävention und Therapie zugrundegelegte Annahme, entsteht durch Mutationen im Zellkern und ist somit "eine Krankheit der Gene", wie beispielsweise auch das Deutsche Krebsforschungszentrum betont. Dieser Grundannahme gemäß läuft die Verwandlung einer gesunden Zelle in eine Krebszelle so ab, daß unter anderem Tumorsuppressor-Gene, also Gene, die normalerweise die Krebsentwicklung bremsen, stillgelegt und Proto-Onkogene, also Gene, die die Krebsentstehung fördern, angeschaltet werden. Man liest ja auch in normalen Zeitungen immer mal wieder, dieser oder jener Stoff stehe im Verdacht, "genverändernde" Wirkung zu haben; damit sind die gerade beschriebenen Veränderungen im Zellkern gemeint. Ist die genverändernde Wirkung erfolgt, laufen innerhalb der Zelle noch weitere Vorgänge ab, etwa die allgemein bekannte veränderte Art des Stoffwechsels der Krebszelle, die ohne Verwendung von Sauerstoff durch Fermentierung von Glukose erfolgt. Sie benötigen gemäß der aktuell angewandten Annahmen aber erst die Genveränderung als Voraussetzung.
Nach Seyfrieds Meinung wurden hier Ursache und Wirkung verwechselt. Als Auslöser der Verwandlung einer normalen, friedlichen und kooperativen Körperzelle in eine aggressive und unkooperative Krebszelle glaubt er eine Beschädigung oder Zerstörung der Mitochondrien, des "Kraftwerks" innerhalb der Körperzelle, in denen der größte Teil der Energieerzeugung aus den Nährstoffen stattfindet, als ursächlich erkannt zu haben. Diese Beschädigung löse auch den allgemein bekannten veränderten Stoffwechsel der Krebszelle aus, der ohne Verwendung von Sauerstoff erfolgt. Erst nachdem dies geschehen sei, passe sich auch der Zellkern an die veränderten Gegebenheiten an.
Was aber löst diese Beschädigungen aus? Eine falsche Ernährung. An einer Stelle las ich von Fructose, aber das stand nicht bei Seyfried selbst, sondern bei einem der Anhänger seiner Theorie, also keine Ahnung, ob das wirklich O-Ton Seyfried gewesen ist. Überzeugen konnte mich das nicht, denn der Fructosekonsum ist in den USA (und sicherlich auch anderswo) seit zwanzig Jahren rückläufig und parallel dazu werden Übergewicht und Diabetes immer häufiger, für deren Anstieg Fructose ja ebenfalls verantwortlich gemacht wird und die auch in Verbindung mit einem höheren Krebsrisiko gebracht werden. Falls Fructose wirklich eine ungünstige Wirkung hat, wofür ja in der Tat auch einiges spricht, müßte also irgendetwas Neues, das in den Lebensmitteln verwendet wird, den Rückgang überkompensiert haben.
Welche Lebensmittel genau Seyfried für die Beschädigung der Mitochondrien hauptverantwortlich macht, weiß ich noch nicht, aber sein Lösungsvorschlag ist eine ketogene Ernährung, also sind es jedenfalls Kohlenhydrate, sei es generell, seien es nur bestimmte darunter.
Daß Seyfrieds Annahme - sie basiert, wie erwähnt, auf seinen eigenen biologischen Forschungen, unter anderem in Tierversuchen mit Mäusen - auf mich, noch bevor ich mich mit irgendwelchen Details befaßt habe, bereits nicht weniger plausibel wirkt als die übliche Erklärung, hat folgenden Grund: Die übliche Erklärung unterstellt eine ganze Reihe von verschiedenen Abläufen innerhalb des Zellkerns als Voraussetzung für die Mutation einer gesunden Körperzelle in eine bösartige Krebszelle. Bei Seyfrieds Erklärungsansatz handelt es sich um ständig wiederholte gleichartige Vorgänge, die auf die Dauer beim "Zellkraftwerk" eine Beschädigung hervorruft. Spontan ist eine solche Erklärung immer einleuchtender, allerdings frage ich mich, wie dazu eigentlich passen soll, daß Seyfried überzeugt davon ist, daß die Eindämmung des Rauchens die bislang einzige wirklich erfolgreiche Maßnahme im Kampf gegen Krebs gewesen ist. Inwiefern würde denn Rauchen zu einer Beschädigung speziell der Mitochondrien führen? Darauf fand ich bislang keine Antwort durch Seyfried selbst, was aber noch nichts heißen muß. In jedem Fall enthält Tabakrauch aber keine Nährstoffe, ob nun mitochondrienfreundliche oder -feindliche, also leuchtet mir der Zusammenhang in diesem Fall nicht ein. Tatsächlich würde Seyfrieds Theorie im Umkehrschluß bedeuten, daß Krebserkrankungen ohne Zusammenhang mit einer Schädigung der Mitochondrien nicht auftreten würden, und damit wäre Tabakrauch plötzlich außerhalb des Kreises möglicher Verdächtiger. Das würde mich als Raucher natürlich freuen, allerdings scheint mir das sehr unwahrscheinlich.
Ich könnte mir deshalb auch vorstellen, daß beide Erklärungsansätze auf Teile der Krebserkrankungen zutreffen können, also manchmal viele Zufallsmutationen zusammenkommen und den Krebs auslösen, aber eine Beschädigung der Mitochondrien durch jahrzehntelange schädigende Ernährung ebenfalls diese Wirkung hat. Sollte dies durch dieselben derzeit noch fraglichen Nahrungsbestandteile geschehen, die auch den weltweiten Anstieg bei Adipositas ausgelöst haben, würde dies bedeuten, daß der Anteil der Krebsfälle, die auf Schäden an den Mitochondrien beruhen, in den nächsten Jahren und Jahrzehnten stark ansteigen müßte. Zu befürchten wäre außerdem, daß die Gesamtfallzahlen ebenfalls hochschnellen werden, und da die Adipositaswelle in den USA sich ja schon so lange aufgebaut hat, könnte das dort außerdem schon in den nächsten Jahren immer deutlicher werden.
In Seyfrieds Erklärungsansatz spielt der Faktor Zufall (der für das Zusammentreffen mehrerer erbgutverändernder Vorgänge ja immer auch nötig ist) jedenfalls eine weit geringere Rolle, sondern es ist ein vergleichsweise einfacher Vorgang, der deshalb außerdem den Vorzug hat, einfacher überprüfbar zu sein. Was Seyfried ziemlich zu verbittern scheint, ist, daß die wissenschaftliche Welt sich nicht mit einem Freudenschrei auf die von ihm in den Raum geworfene neue Deutung gestürzt und sich an eine solche Überprüfung gemacht hat, sondern in großen Teilen dem alten ausgetretenen Pfad stur weiterfolgt. Ich las eine an sich ziemlich differenzierte Kritik an Seyfrieds Thesen (eine, in der man trotz aller Kritik im Detail auch Interesse und Neugier herauslesen konnte) von einem Mediziner namens David Gorski, in der bestritten wurde, daß der Vorwurf, sie werde von der Wissenschaft einfach ignoriert, berechtigt sei. Das sehe ich aber anders, denn da ich beim Googeln bei der angesehensten deutschen Fachinstitution, dem DKFZ, zur Frage, wie Krebs entstehe, exakt vorfand, was Seyfried behauptete, man fände es überall vor, gilt das jedenfalls in Deutschland aktuell unbestritten als State of the Art. Daß daneben auch andere Annahmen über die Entstehung von Krebs in der Wissenschaft erörtert werden, ändert nichts daran, daß natürlich der State of the Art Forschung und Behandlung fast immer zugrunde gelegt wird.
Daß Gorski hier zu Unrecht abwiegelt, zeigt sich alleine schon daran, daß seine eigene Auseinandersetzung mit Seyfried praktisch ausschließlich um seinen Therapievorschlag einer ketogenen Ernährung kreist, aber über die biologische Grundlage, die ja immerhin die zentrale Begründung für die Therapie darstellt, kaum ein Wort verliert. Sollte er auch sie in Frage stellen, dann tut er das also unter Ausschluß der Öffentlichkeit und will seine Begründung dafür nicht verraten, hält er sie aber für richtig, hätte er das ausdrücklich schreiben müssen, und dasselbe gilt auch, wenn er noch zu keinem abschließenden Urteil gelangt sein sollte. Wer so eine Kritik liest, auch eine, die differenziert ausfällt, der reagiert ja nur selten differenziert, sondern hakt "Seyfrieds Theorien" natürlich in ihrer Gesamtheit als falsch ab. Da ich Gorskis bedächtige Abwägung eigentlich mit Interesse las, fand ich das ein bißchen enttäuschend. Auch ihm sollte ja klar sein, daß die der Therapieempfehlung zugrundeliegenden Annahmen über die Ursachen der Erkrankung der eigentlich wichtigere Teil sind. Sind die Annahmen richtig (sei es immer oder in manchen Fällen), aber die Therapieempfehlung falsch, kann man ja immer noch auf Basis derselben Annahmen andere Therapien finden. Sind sie aber falsch, taugt der gesamte Ansatzpunkt nicht zur Entwicklung irgendwelcher Therapien.
Für jemanden, der wie Seyfried glaubt, durch eine nach seinen Grundannahmen geänderte Behandlung das Leben vieler Krebspatienten retten zu können, ist all dies natürlich zutiefst frustrierend. Kein Wunder also, daß er in der Wahl seiner Verbündeten nicht mehr besonders wählerisch zu sein scheint, allerdings fürchte ich, damit schadet er seinem Anliegen mehr, als ihm zu nützen. Ich bin mir außerdem nicht völlig sicher, ob er vielleicht im Begriff ist, das eigentliche Anliegen ein bißchen aus den Augen zu verlieren und vor allem um seine angegriffene Wissenschaftlerehre zu kämpfen. Es ist aus Patientensicht ein Riesenproblem, daß es in der medizinischen Forschung immer vor allem ums Rechtbehalten zu gehen scheint und dabei immer die etablierten Experten einen Heimvorteil haben, den sie auch mit Klauen und Zähnen gegen neue Ideen verteidigen, die ihre eigenen Theorien beschädigen könnten. Neue Ansätze scheinen deshalb extrem schwer durchzusetzen zu sein, und das ist auch kein neues Problem. Von Louis Pasteur über Edward Jenner und Ignaz Semmelweis bis hin zu Harald zur Hausen dauerte es immer Jahrzehnte, bis wichtige und lebensrettende neue Erkenntnisse sich gegen den jeweils geltenden State of the Art durchsetzen konnten. Nicht selten hatten die Entdecker sogar überhaupt nichts von ihren wegweisenden neuen Erkenntnissen, sondern trugen nur Schaden davon. Semmelweis etwa landete in der Psychiatrie. Aber den Hauptschaden tragen natürlich wir, die Patienten, um deren Wohl es eigentlich gehen sollte.
Seyfrieds These, eine strikte Keto-Ernährung sei eine wirksamere Behandlung für nahezu alle Krebsarten als die konventionelle Vorgehensweise mit Chemo, OP und Bestrahlung, bezweifle ich selbst auch in dieser Pauschalität. Aber warum sollte das ein Hindernis sein, die Grundannahmen parallel zur konventionellen Behandlung mit einzusetzen, wenn sich das anbietet, weil ein Patient aufgeschlossen dafür wäre? Die Bedenken, eine solche Ernährung könne für bereits erkrankte Patienten gesundheitsschädlich sein, halte ich für vorgeschoben, denn daß darin ein höheres Schadensrisiko steckt als durch die konventionelle Therapie - das ja auch in Kauf genommen wird - möchte ich dann erst einmal nachgewiesen haben. (Ja, da gibt es natürlich noch diese "wissenschaftliche Stellungnahme" von der Frau Professorin Hübner, aber gehe ich nach deren Pendant zum Thema Fasten, kann ich mir nicht vorstellen, daß ich sie als ernstzunehmenden Nachweis von beachtenswerten Risiken akzeptieren werde - ich werde das Ding leider doch einmal lesen müssen, um einen entsprechenden Stempel draufmachen und die Sache für mich abschließen zu können. Auch wenn ich keine große Lust darauf habe.)
Warum ich Zweifel an der Wirkung von Keto als Krebs-Heilmittel habe? Nun ja, die Wirkung von Keto auf das Körpergewicht beruht meinem Eindruck nach auf denselben Wirkmechanismen wie das Fasten. Indirekt müßte auch ein Zusammenhang mit der Entstehung von Krebs bestehen, sofern er durch genau die Stoffwechselschädigungen ausgelöst werden sollte, die auch Adipositas und als Folge Diabetes auslösen. Folgerichtigerweise kommen auch bei Dr. Seyfried alternativ zu Keto auch sehr lange Fastenintervalle in Frage. An einer Stelle war die Rede von sage und schreibe 21 Tagen. (Dazu interessieren mich weitere Details natürlich auch sehr, aber noch habe ich mich damit nicht befassen können.) Keto in der verschärften Form, wie sie Dr. Seyfried meint, ist ja nicht so mein Ding, ich bevorzuge meine entspannte Low-Carb-Version, und auch die würde ich nicht dauerhaft umsetzen wollen. Aber mit Fasten habe ich dafür besonders viel Erfahrung. Da es ja bei mir nicht um das Beseitigen eines Tumors gegangen wäre, sondern darum sein Entstehen zu verhindern, hätten mehrere Jahre mit durchweg zehn bis zwölf Fastentagen pro Monat und einem Minimum von 36 Stunden der Fastenintervalle eigentlich ausreichend sein müssen, um dies zu leisten, sollten die Stoffwechselwirkungen von Keto und/oder Fasten ein Mittel sein, das dies bewirken kann.
Da ich trotzdem Brustkrebs bekommen habe, warum sollte ich dann aber glauben, ein Methode mit ungefähr gleichartigem Wirkmechanismus würde mich heilen können, nachdem dieser vom Fasten nicht verhinderte Tumor entdeckt worden ist?
Alle von mir vorgebrachten Wenns und Abers bedeuten allerdings nicht, daß ich in Seyfrieds Thesen nicht großes Potential sehe, insbesondere, was das Durchschauen des Prozesses betrifft, an dessen Ende sich in einem Menschen ein bösartiger Tumor gebildet hat. Auch wenn Keto sich nur in Teilbereichen, etwa bestimmten Arten von Tumoren, oder nur unter bestimmten Voraussetzungen als brauchbare therapeutische Lösung erweisen würde, wäre das ja ein Fortschritt, der den betroffenen Patienten ebenso zugute kommt, wie mir die Antikörpertherapie zugutegekommen ist, obwohl sie vielen Patienten mit anderen Brustkrebs-Varianten (von anderen Krebsarten ganz zu schweigen) weniger als mir oder gar nichts nützt.
Den möglichen neuen Ansatzpunkt zur Krebsentstehung sollte man außerdem gründlich nach möglichen weiteren neuartigen Therapieansätzen abklopfen, nachdem man sich zuvor mit der Frage befaßt hat, ob das DKFZ und der gesamte wissenschaftliche Mainstream vielleicht mit ihren Grundannahmen wirklich ganz oder teilweise falsch liegt. Falls die Klärung dieses Sachverhalts insgeheim bereits in vollem Gange sein sollte, habe ich bislang jedenfalls nichts davon mitbekommen. Ich hoffe, es liegt nur daran, daß ich es nicht mitbekommen habe, allerdings befürchte ich, daß es daran liegt, daß sich tatsächlich nur Außenseiter wie etwa die Low-Carb-Community mit Seyfrieds Annahmen befassen, während der wissenschaftliche Mainstream sie ignoriert.
Damit möchte ich für den Moment das Thema abschließen, denn ich habe ja gerade erst angefangen, mich in die Sache einzulesen, und kann mir über die Details ohnehin noch kein ausreichend fundiertes Urteil bilden. Ich hoffe, es gelingt mir, an der Thematik dranzubleiben, denn die nächsten Wochen versprechen ziemlich arbeitsreich zu werden, und ich habe ja fünfeinhalb Wochen davon einen alltäglichen Zeitfresser einzuplanen ...
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