Sonst lasse ich zu Beginn eines Blogartikels ja immer zuerst meine Waage sprechen, aber heute ist Weltnichtrauchertag, mein Twitter-Feed quillt schon seit Tagen über von den üblichen Einlassungen der üblichen Verdächtigen zu solchen Anlässen, und das motiviert mich, meine eigene Grußbotschaft zum Weltnichtrauchertag ab diesem Jahr ebenfalls zu einer alljährlich wiederkehrenden Tradition zu machen:
Werter Drogenbeauftragter der Bundesregierung, auch im Jahre 2023 habe ich nicht die Absicht, mit dem Rauchen aufzuhören.
Aus aktuellem Anlaß ergänze ich außerdem:
Werte DGE, ebenso denke ich nicht einmal im Traum daran, mich mit "Mahlzeiten aus überwiegend pflanzlichen Lebensmitteln" zu ernähren.
Im Ernst, falls ich jemals in diesem Blog behaupten sollte, daß ich meine Mahlzeiten nach solchen Gesichtspunkten ausgesucht habe, also irgendetwas esse, weil es "gesund" sei oder "ökologisch", nicht etwa, weil es mir schmeckt, bin ich vermutlich entführt worden und schicke auf diese Weise einen Hilferuf. 😱
Daß mir viele "pflanzliche Lebensmittel" gut schmecken, ändert daran nichts, daß ich mich kategorisch weigere, sie nicht aus diesem Grund, sondern als Tributleistung zur Rettung der Volksgesundheit oder zur Rettung des Planeten zu essen. Wenn ich solche Dinge esse, weil ich Appetit auf sie habe, dann will ich dafür auch keinesfalls von Leuten gelobt werden, die so etwas Bescheuertes von mir verlangen.
Aktuell esse ich freilich gar nicht, weder tierisch noch pflanzlich, weil heute der zweite von drei aufeinanderfolgenden Fastentagen dieser Woche ist, und mein Gewicht heute früh lautete: 83,2 Kilogramm. Das sind vierhundert Gramm mehr als vor zwei Wochen an Fastentag 2. Möglich, daß die gestrige alldreiwöchentliche Ladung Trastuzumab dafür verantwortlich war, gestern abend wog ich nämlich untypischerweise exakt gleich viel wie am Morgen, 84,7 Kilogramm (was als Startgewicht 100 Gramm weniger war als vor zwei Wochen), also kann es durchaus sein, daß das Fasten heute und morgen zu mehr Wasserabflüssen führen wird als sonst. Daß ich am Freitag auch diesmal wieder weniger als 80 Kilo wiegen werde, damit rechne ich allerdings nicht. Es sei denn, der flotte Otto als Trastuzumab-Nebenwirkung überkommt mich, aber mit dem rechne ich, falls er sich wieder einstellen sollte, erst im Lauf der nächsten Woche.
Heute war ich beim CT, für den Montag habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt ausgemacht, um ihn mal aufs Laufende zu bringen und von ihm zu erfahren, was genau ich mir eigentlich unter der Nachsorge vorzustellen habe, für die er künftig zuständig ist. Es war mir wichtig, das noch vor dem Beginn der Bestrahlung erledigen zu können, die mir immerhin fünf Wochen meines Lebens lang jeden Werktagvormittag zerschießen wird, also gut, daß ich so schnell einen Termin bekommen habe. Was ich ärgerlicherweise noch weiter aufschieben muß, ist der ebenfalls schon länger fällige Zahnarzttermin (nur zur Kontrolle), für den ich dummerweise auch gleich noch einen neuen Zahnarzt brauche. Eigentlich hatte ich das ja schon für letzten Herbst vorgehabt, ich wollte vorher bloß noch diese lästige Mammographie hinter mich bringen ...
Am Freitag in zwei Wochen beginnt dann die Bestrahlung. Ich habe wirklich Glück mit den Terminen gehabt, sie sind alle vormittags, und besonders gefreut hat mich, daß offenbar ernsthaft versucht wurde, den Wünschen entgegenzukommen, die ich für die Tageszeiten geäußert habe - mit so was rechnet man heutzutage ja nicht mehr so richtig, und bei einer Fließbandsache wie Brustkrebsbehandlung, in der man sich sonst immer in anderer Leute Taktvorgaben einzureihen hat, sowieso nicht. In der ersten Woche geht es noch ein bißchen durcheinander mit den Uhrzeiten, zwischen 8.30 und 11 Uhr ist die Uhrzeit jeden Tag eine andere, aber den Rest der fünfeinhalb Wochen werde ich dann immer um 8.50 Uhr herbestellt, und das ist wirklich für meine Bedürfnisse nahezu perfekt. Falls die Abwickelung so zügig erfolgt wie heute beim CT wird mich das außerdem weniger Zeit als gedacht kosten.
Letzten Herbst hatte ich ja schon
versucht, herauszufinden, ob es auch Studien zur Wirkung von Fasten auf
Bestrahlung gibt, fand aber leider auf Anhieb nichts dazu und habe die
Sache dann nicht weiterverfolgt, weil damals ja erst einmal die
Chemotherapie wichtig war. Dazu fiel mir gerade außerdem noch ein, daß
ich seinerzeit den Professor Smollich,
der einen Blogartikel über Fasten bei der Chemo geschrieben hatte,
in einem Kommentar zu seinem Artikel unter anderem auch gefragt hatte, ob er auch von Arbeiten zu Fasten bei Bestrahlung wisse. Aus
diesem Anlaß habe ich gerade noch einmal auf seinem Blog vorbeigeschaut
und festgestellt, daß er sich bis heute nicht zu einer Antwort an mich
herabgelassen hat. Ich möchte jetzt nicht so tun, als hätte ich das
von Anfang an genau so erwartet, denn das habe ich nicht. Erst als er sich nach einem Monat immer noch nicht gerührt hatte, sagte ich mir, daß es wohl ein bißchen naiv von mir gewesen war, ernsthaft mit so etwas zu rechnen. Dafür war mein dortiger Auftritt längst nicht devot genug und hat damit seine Experteneitelkeit viel zu wenig gekitzelt, und ich nehme an, Aufwand und zu erwartender Ertrag paßten für ihn auch nicht zusammen, sofern, wie ich vermute, er sich mit diesem Aspekt der Sache wirklich noch nicht beschäftigt hatte.
Letztlich war's besser so, denn der Smollich bei
Twitter brachte zu meinem Erstaunen, als ich anfing, ihm zu folgen, nur eher seichtes Zeug, kombiniert mit oberlehrerhaftem Gehabe, so daß ich ihn bald wieder entfolgte. Reiner Zufall, daß der Mann mir gestern auf einmal wieder in meine Timeline gespült wurde, noch dazu mit einem angeblichen wissenschaftlichen Beweis dafür, daß wir armen nicht fachkundigen Sterblichen unser eigenes Wissen und unsere Urteilsfähigkeit chronisch überschätzen, aber auf eine verdrehte Weise paßt es dazu, daß derselbe Experte mich, nachdem mein Fall in das Prokrustesbett seiner Empfehlungen im Blog nicht so ganz paßte und ich ihn darauf ansprach, einfach ohne Antwort sitzen ließ, so daß ich doch wieder auf mein eigenes Urteil zurückgeworfen war und mir das nötige Wissen irgendwie alleine verschaffen mußte.
Und in diesem Punkt hatte ich mal wieder meinen sprichwörtlichen Dusel: Über eines der Seyfried-Videos stieß ich auf Umwegen plötzlich doch noch auf einige Fachartikel zu dem Thema "Fasten bei Bestrahlung" und "Keto bei Bestrahlung", genau zum richtigen Zeitpunkt zwei Wochen vor Beginn meiner Radiotherapie.
Die Zahl der
Studien an Patienten erwies sich zwar im Gegensatz zu Studien an Mäusen als SEHR überschaubar, aber es
gibt immerhin einen Forscher in Schweinfurt, Rainer Klement, der sich
sehr intensiv sowohl mit Fasten als auch ketogener Ernährung bei Krebs
befaßt und eine ganze Menge dazu publiziert hat, darunter auch eine Arbeit
speziell zu Brustkrebspatientinnen, die bestrahlt wurden. Leider ging
es dabei nicht um die mich eigentlich interessierende Frage, ob es sich auf die Wirkung sowie die
unerwünschten Nebenwirkungen der Bestrahlung günstig auswirkt oder
nicht, sondern nur darum, wie sich die Körperzusammensetzung im
Vergleich zu Patientinnen verändert, die weiter essen wie zuvor. Aber
unwichtig ist das trotzdem nicht, es widerlegt nämlich nebenbei die Warnungen von der Frau Professorin Hübner aus meinem letzten
Blogartikel auf eine ganz beiläufige Weise, und ich hatte sogar das vage Gefühl, die Arbeit stellte vielleicht wirklich eine Art Antwort auf deren Stellungnahme dar. Das verdient in jedem Fall Lob, denn darauf kann man bei künftigen Arbeiten aufbauen und Einwände, die auf der Stellungnahme der Deutschen Krebsgesellschaft von 2017 beruhen, mit Verweis auf diese neueren Ergebnisse entkräften.
Was mich richtig gefreut hat: Mit Klement hat endlich auch mal jemand den hohen
anfänglichen Wasserverlust bei einer Keto-Ernährung zur Kenntnis
genommen, den sonst immer jeder so komplett ignoriert, daß ich mir fast
wie ein Verschwörungstheoretiker vorkomme, wenn ich auf diesen bei mir
in jeder Low-Carb-Phase wiederkehrenden Faktor zu sprechen komme, den
außer mir aber anscheinend kein Mensch kennt. Der Smollich würde mir in diesem Fall wohl raten, meiner Waage unbedingt weniger zu trauen als der Frau Prof. Jutta Hübner und ihrer langen Latte an Veröffentlichungen, wegen meines nichtvorhandenen Urteilsvermögens und so.
Nun, Klement hat dieses mir schon lange vertraute Phänomen dankenswerterweise gemessen und in der verlinkten Studie ebenfalls zur Sprache gebracht:
patients in the KD group lost body weight and fat free and skeletal muscle mass quickly after diet onset, which for the most part was related to water losses. The KD did not cause further substantial changes in fat free or skeletal muscle mass, but was associated with a
gradual decrease of 0.4 kg body weight and fat mass per week
Ganz außerordentlich hat mich aber vor allem seine Definition ketogener Therapie befriedigt:
Ketogenic therapy is an umbrella term describing the application of nutritional strategies
(CR, KDs, fasting, or exogenous ketone bodies) with the goal to induce systemic ketosis for therapeutic purposes [50].
Seine Definition orientiert sich also, wie ich das in meinem letzten Blogartikel ebenfalls vorgeschlagen habe, vom Ziel her, nämlich den Zustand der Ketose herbeizuführen, unabhängig davon, welches Mittel angewandt wird, um es zu erreichen. Da braucht man sich dann nicht mehr, wie die Frau Prof. Hübner, darüber die Haare zu raufen, daß es so viele unterschiedliche Nuancen beim Mittel der ketogenen Ernährung geben kann, solange das Ziel mit der angewandten Methode sich tatsächlich als erreichbar ersweist.
Deshalb kommen neben ketogener Ernährung auch Fasten, aber
ebenso Kalorienreduktion und sogar die Zuführung exogener Ketonkörper
in Betracht - auch wenn ich mir gerade nicht so recht vorstellen kann,
wie das letztere funktionieren soll. Da nämlich auch in seinen Studien das einzige echte Problem darin bestanden hat, daß ein beträchtlicher Teil der Keto-Patienten vorzeitig abgesprungen ist, könnte man mit dieser Denkweise ja auch ein bißchen herumprobieren, womit die Leute am besten klarkommen, und vielleicht ja auch mitten in der Anwendung von einem Mittel zu einem anderen switchen, wenn das die sogenannte "Compliance" erhöht und gleichzeitig das Ziel, in Ketose zu bleiben, damit ebenfalls erreicht werden kann.
Schon klar, mit dieser Idee bin ich mal wieder meiner Zeit voraus. Aber es entspräche ebenfalls dieser Definition, und es hat mich außerdem dazu angeregt, meine eigenen Pläne noch einmal zu überdenken. Für mich selbst hatte
ich nämlich schon die ganze Zeit beschlossen, meinen Fastenrhythmus normal
weiterzuführen und dabei auch jede Spätschichtwoche meines Mannes für lange, dann wieder viertägige Fastenintervalle zu nutzen, um möglichst häufig während des Fastens bestrahlt zu werden. Da meine Termine außerdem immer so früh liegen, werde ich zusätzlich bei jeder Bestrahlung außerhalb des Fastens jedenfalls ungefähr 14 Stunden nichts gegessen haben, das kann auch ein kleiner Vorteil sein. Daran, dies mit Low Carb zu kombinieren, hatte ich
bislang aber noch nicht gedacht, und je länger ich mir das durch Kopf gehen ließ, desto mehr freundete ich mich mit diesem Gedanken jetzt an.
Wie bei der Chemo gilt: Falls es doch nichts nützen sollte, wüßte ich jedenfalls nicht, inwiefern es umgekehrt einen Schaden anrichten könnte. Aber falls sich irgendwann eindeutig genug erweisen sollte, daß die Befürworter von Ketose bei Bestrahlung richtig liegen, sollte es eine Rückkehr der Monstermutanten unwahrscheinlicher gemacht haben. Denn auch wenn die Indizien hier um einiges spärlicher gesät sind als bei der Chemotherapie, weisen sie doch ziemlich eindeutig in dieselbe Richtung eines Nutzens, ob der sich nun in der Praxis als eher klein oder doch als so groß erweisen mag, wie das Prof. Seyfried und manche anderen behaupten.
Aus diesen Überlegungen heraus habe ich mich entschieden, während der Bestrahlung wirklich Low Carb zu essen. Ich werde es diesmal aber auf die Tage beschränken, an denen die
Bestrahlungen stattfinden. Am Wochenende esse ich also normal. Das scheint mir in Kombination mit dem Fasten ausreichend.
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