Mein Gewicht heute früh: 80 Kilogramm exakt. Ganz knapp an der Sieben vorbeigeschrammt! Aber da ich die 80 Kilo, mein Tiefstgewicht vom 31.3. - das ich das erste Mal aber mitten in der Chemo, nach tagelangem Durchfall und unmittelbar vor Ende meiner Low-Carb-Phase zu verzeichnen hatte, nach dem das Gewicht eigentlich immer um ein bis zwei wasserbedingte Kilos ansteigt - heute nach nur drei Fastentagen schon wieder erreicht habe, hätte ich mir noch vor drei Wochen nicht träumen lassen. Kein Grund zum Meckern also, sondern einer zum Freuen.
Aber warum ist die sonst immer eingetretene Zunahme nach dem Low-Carb-Abschluß diesmal eigentlich ausgeblieben? Ich kann mir vorstellen, daß das etwas mit der Operation zu tun hatte, und vielleicht auch - immer noch - mit Nachwirkungen der Chemo und der Antikörpertherapie, die ja - zum Glück erst in der Woche nach der OP - wieder ziemlich heftigen Durchfall ausgelöst hat. Die Heilung der OP-Wunden hat wohl zusätzliche Energie gebraucht. Und als dritter Faktor kommt dazu, daß mein Stoffwechsel sich vermutlich an den veränderten Fastenrhythmus - vier Fastentage alle drei Wochen - gewöhnt hatte und nun stärker darauf reagiert hat, daß ich während der vier Spätschichtwochen meines Mannes jede Woche drei Fastentage hatte, zweimal am Stück und einmal mit eingeschobenen Eßtagen. Vor zwei Wochen am Freitag wog ich nach drei aufeinanderfolgenden Fastentagen immerhin noch achthundert Gramm mehr als heute. Ich hatte allenfalls damit gerechnet, heute mit ein bißchen Glück zwei- bis dreihundert Gramm weniger zu wiegen. Mal sehen also, was passiert, wenn ich im Juni das erste Mal wieder vier Tage am Stück faste. Hätte ich heute noch einen vierten Fastentag eingeschoben, wäre ich ja definitiv bei 79,x Kilogramm herausgekommen. Vielleicht sogar bei 78,x.
Als vierter und letzter mir bewußter möglicher Faktor, der eine stärkere Abnahme als erwartet ausgelöst haben könnte, kann es auch damit zusammenhängen, daß ich vermute, ich bin zwischen Mitte Januar und Anfang April immer wieder in ein Energiedefizit gerutscht, was ich eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. Während der Chemo war es deshalb, weil ich generell so viel schneller satt wurde als sonst, kaum zu bemerken, aber mir fiel auf, daß mir das Fasten im Anschluß daran bis letzte Woche immer einen Tick schwerer fiel, als ich es sonst gewohnt war, vielleicht hing das mit einem Energiedefizit zusammen. Falls es so gewesen sein sollte, ist es jetzt aber wohl vorbei. Diese Woche war das Fasten wieder so einfach wie früher.
Es ist ja schon ein Weilchen her, daß ich in einem Blogbeitrag darüber sinniert habe, ob Energiedefizite in irgendeiner Form doch sinnvoll zum Abnehmen eingesetzt werden können, und das war auch nur einmal, weil ich nicht die Absicht habe, so etwas selbst auszuprobieren, auch nicht zusätzlich zu dem, was ich ohnehin mache. Dabei kämen meines Erachtens entweder dauerhafte, aber nur geringfügige Defizite in Frage oder solche, die nur für wenige Wochen eingesetzt und möglichst beendet werden, bevor die Stoffwechselanpassung sich bemerkbar machen kann. Falls ich jetzt unfreiwillig so etwas erlebt haben sollte, muß ich sagen, daß ich zwar mit meiner Waage sehr zufrieden war (eine noch dazu so gleichmäßige Abnahme von acht Kilogramm in vier Monaten ist ja wohl ein Wort), aber eben auch zum ersten Mal im Spiegel sehen konnte, daß sich bei mir diese berüchtigte Fettschürze am Bauch zu bilden drohte, weshalb ich auch nicht die Absicht habe, ein Energiedefizit noch einmal bewußt neben meinem üblichen Repertoire miteinzusetzen.
Mittlerweile sieht mein Bauch glücklicherweise schon wieder ein bißchen normaler aus, jedenfalls bilde ich mir das ein. Ich nehme an, ein Experte würde nun darüber zetern, daß ich mehr fettfreie Körpermasse verloren hätte, was alle Welt unbegreiflicherweise mit "Muskeln" gleichsetzt.
Aktuell kann ich außerdem vermelden, daß meine Haare endlich wieder wachsen. Sie sind jetzt im selben Stadium des Wachstums wie im Januar um die Zeit herum, als die zweite Hälfte der Chemotherapie einsetzte. Eigentlich hatte ich gehofft, daß ich zu denen gehören würde, bei denen die Kombination Taxol und Carboplatin nicht "auf die Haarwurzeln" geht, aber, tja, man kann halt auch nicht immer und bei allem Glück haben. Mir sind die ab ca. dem Jahreswechsel ziemlich dicht, aber noch sehr kurz nachgewachsenen Haare dann alle wieder ausgefallen, es blieb nur der dünne, weiche Babyflaum übrig, der aus irgendwelchen Gründen chemotherapieresistent war und sogar der vorherigen Chemo aus Epirubicin und Cyclophosphamid widerstanden hatte. Die letzte Chemo war am 21. März, und das einsetzende Haarwachstum habe ich letztes Wochenende das erste Mal bemerkt, und zwar, noch bevor es zu sehen war. Die Kopfhaut fühlte sich auf einmal an wie ein Stoppelfeld. Vermutlich waren die Haare da gerade dabei, aus der Kopfhaut ins Freie vorzudringen, denn jetzt ist das Gefühl, wenn ich über den Kopf streiche, gar nicht mehr stoppelig und stachelig, sondern eben, nun ja: haarig.
Die nachgewachsenen Haare sollten mir nun eigentlich erhalten bleiben und weiter wachsen, denn die Antikörpertherapie enthält ja keine Zellgifte, die den Haarausfall auslösen, sondern wirkt nur direkt auf etwaige überlebende Krebszellen, und, besonders wichtig: überall im Körper, wo sich etwaige Überlebende herumtreiben könnten. Spannend wird es aber, wenn ich die Bestrahlung bekomme, ob sie mir dann womöglich doch wieder ausfallen. Typisch ist Haarausfall bei Radiotherapie aber nicht, sofern nicht ausgerechnet der Kopf bestrahlt wird, also hoffe ich mal, das wird nicht passieren.
Ach ja, die Schwellungen an den operierten Stellen an der Brust und in der Achselhöhle sind weitgehend zurückgegangen, deshalb kann man an der Brust jetzt deutlicher sehen, wo "Substanz" entfernt wurde, in Gestalt von zwei größeren Dellen. Ob sich das wohl im Lauf der Zeit wieder mit Gewebe füllt, oder bleibt das jetzt für immer so?
In der Achselhöhle muß die Schwellung - schon die vom letzten Sommer - außerdem größer gewesen sein, als ich gedacht hatte (vielleicht so gleichmäßig, daß sie deshalb nicht auffiel), denn mir fiel vor ein paar Tagen im Bett auf, daß ich, wenn ich mich auf die rechte Seite lege, den Arm wieder bequem unter den Kopf legen kann. Ich kann gar nicht so genau sagen, wann mir zum ersten Mal auffiel, daß das nicht mehr angenehm war, weshalb ich es dann nach drei, vier Mal auch ganz bleibenließ. Ich hatte es gar nicht mit der Schwellung an der Achsel in Verbindung gebracht, vermutlich auch deshalb, weil ich die Schwellung da noch gar nicht bemerkt hatte. (Keine Ahnung, wie lange die Schwellung schon dagewesen war, als ich sie zum ersten Mal bewußt wahrnahm.) Jetzt geht das jedenfalls wieder. Das fiel mir nur nicht sofort auf, weil anfangs natürlich wieder eine Schwellung da war, später immer noch die OP-Wunde geschmerzt hätte und ich mir diese Haltung beim Schlafen ja sowieso schon irgendwann im letzten Jahr, spätestens wohl im Sommer, abgewöhnt hatte. Wieder ein kleines Stück Lebensqualität zurückgewonnen, noch dazu eines, das ich gar nicht auf dem Schirm gehabt hatte.
Ist es noch zu früh, eine Zwischenbilanz für eine Krebserkrankung zu ziehen, nachdem man mit Chemotherapie und Operation immerhin den unangenehmsten Teil der Behandlung hinter sich hat und sich zumindest bis auf weiteres als krebsfrei betrachten kann? Vielleicht wäre es ja wirklich angebracht, noch die Bestrahlung hinter sich zu bringen, aber eines kann ich jetzt schon festhalten: Ich merke erst jetzt, daß die Chemo mich doch physisch belastet hat, weil das jetzt nach und nach wegfällt. Obwohl ich die meiste Zeit problemlos arbeiten konnte, tat ich das doch nicht mit 100 % Leistungsfähigkeit, das merke ich erst jetzt, wo ich mich den 100 % wieder nähere. Die meiste Zeit muß ich aber immerhin bei um die 80 bis 90 % herum gewesen sein, nur an den Tagen mit den Nebenwirkungs-Höhepunkten - das waren manchmal nur ein oder zwei, in manchen Zyklen drei oder vier und im letzten Zyklus, als ich zusätzlich die Erkältung bekam, mehr als eine Woche - waren es eher 50 bis 70 %.
Routine und gute Einteilung haben da so manches kompensieren können, aber was mir immer wieder auffiel: Ich kam bei der Arbeit noch schlechter als sonst mit Unterbrechungen klar, die mich aus der Konzentration rissen. Vor allem mit solchen aus der Kategorie "unknown unknowns", also Unterbrechungen aus überraschenden und nicht vorhersehbaren Gründen, aber manchmal auch solchen, mit denen ich im Prinzip rechne, etwa wenn meine Schwester mich anrief.
Das ist schon eigenartig, daß mir das erst nachträglich bewußt wird, denn ich habe ja immer geschrieben - und das auch ehrlich so gedacht -, mir ginge es die meiste Zeit doch fast normal. Aber fast normal ist halt doch nicht dasselbe wie ganz normal. Ich bewege mich gerade auf dieses "ganz normal" zu und merke, daß es sich um einiges besser anfühlt als das vorherige "fast normal". Vielleicht ist es ein Schutzmechanismus, der einem durch "fast normale" Zeiten besser durchhelfen soll, der einem einredet, das, was ich rückblickend sehe, sei alles ja kaum wahrnehmbar, also will ich mich darüber nicht beschweren. Falls ich ein halbes Jahr krankgeschrieben gewesen wäre, hätte ich die Sache womöglich aber als viel unnormaler empfunden und mich viel belasteter gefühlt, als es tatsächlich der Fall war, also war es sicherlich gut, daß ich nach dem Prinzip "Augen zu und durch" verfahren bin und weitgehend durchgearbeitet habe.
Vernachlässigt habe ich vor allem weniger vordringliche Dinge im privaten Bereich. Da schiebe ich eine ziemliche Bugwelle vor mir her, die nur langsam kleiner wird.
Im Moment bin ich dabei, meine unerledigten Baustellen aus dem letzten halben Jahr langsam abzubauen, was sich einer Art von Naturgesetz zufolge immer viel länger hinzieht, als man sich das vorstellen möchte, auch weil dauernd neue dazukommen, und nicht alle davon sind "wenig vordringlich". So ist etwa kurz vor Ostern meine Spülmaschine kaputtgegangen, und ich habe wegen der sich nach Ostern so stark häufenden Termine im Vorfeld der OP erst mal den Kundendienst nicht anrufen wollen, fand dann aber nach der OP auch erst nach einer Woche dafür Zeit. Inzwischen war der Techniker da und stellte fest, daß eine Reparatur meines zwölf Jahre alten Geräts zwar möglich, aber nicht besonders wirtschaftlich gewesen wäre, und so bestellte ich ein neues. Inzwischen ist die Rechnung schon bei mir eingetrudelt, aber wegen der Lieferung warte ich immer noch darauf, daß sich der vom Hersteller beauftragte Dienstleister endlich mal meldet, damit diese Sache auch mal erledigt ist.
Weil ich die Kosten, die wegen der Spülmaschine auf mich zukommen würden, erst noch vorher erfahren wollte (es werden über 1000 Euro für mein neues, aber immerhin sehr sparsames Miele-Gerät), habe ich aber auch ein paar andere, kleinere Anschaffungen erst mal verschieben wollen, bis das klar ist, denn ich möchte gerne alle Kosten, die laufend anfallen, auch möglichst aus dem Laufenden bezahlen können, ohne meine Rücklage dafür anzugreifen. In diesem Punkt bin ich genauso komisch wie mein Stoffwechsel, ich mache das ungern und deshalb nur dann, wenn es wirklich nicht anders geht.
Das ist dieses Jahr aber etwas schwieriger als sonst, nicht nur, weil ich seit Januar schon drei Wochen freigenommen habe und das natürlich immer weniger Einnahmen im Folgemonat hervorruft, sondern auch, weil ich als Spätfolge einer im Entstehungsjahr noch recht harmlosen, leicht zu kompensierenden Corona-Delle bei meinen Einnahmen von 2020 für das darauffolgende Jahr 2021 und ebenso für 2022 viel zu wenig Steuer vorausbezahlt hatte und nun seit Januar andauernd größere Beträge ans Finanzamt abdrücken mußte und zuweilen das Gefühl bekam, alles, was mir an Einnahmen zufließt, wandert sofort zum Fiskus weiter. Aber so ist das halt bei Schwankungen im Einkommen, da muß ich jetzt durch, und es sollte jetzt eigentlich auch wieder in normalere Fahrwasser kommen, sieht man einmal davon ab, daß meine Steuererklärung für 2022 ebenfalls in eine saftige Nachzahlung münden wird. Aber kaputte Spülmaschinen und dergleichen kann man da eigentlich gar nicht gebrauchen. So bin ich jetzt doch ganz zufrieden damit, daß ich nach aktuellem Stand tatsächlich meine Rücklage nicht angreifen werden muß, weil inzwischen genügend Geld reingekommen ist.
Die verschobenen Käufe hätte ich teils schon im Spätherbst machen wollen, aber damals habe ich es aus Zeitgründen unterlassen. Am Morgen des Tages, als ich zum Geburtstag meiner Mutter fuhr, war ich beispielsweise zu schwungvoll, als ich den Spiegelschrank im Bad aufgemacht habe, mit der Folge, daß eine der Spiegeltüren nun von mehreren Sprüngen verunziert wird. Also sollte ich den alten Spiegelschrank, an dem mein Herz sowieso nicht hängt, mal durch einen neuen ersetzen, aber so vordringlich war es dann auch wieder nicht, und im Herbst war ich ja dauernd unter Termindruck. Deshalb bewundere ich mein haarloses Haupt im Bad seit Ende Oktober in einem Spiegel mit Sprüngen, und wenn ich daran jetzt nicht endlich etwas ändere, fange ich womöglich noch an, die fehlenden Haare wie auch die Sprünge im Spiegel für normal zu halten.
Solche Dinge sind das, die ich jetzt allmählich abarbeiten und natürlich künftig gar nicht erst wieder auflaufen lassen will. Auch das dient der Wiederherstellung der Normalität.
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