Montag, 3. April 2023

Carbs olé! Ich esse jetzt wieder normal

Seit Freitag esse ich nicht mehr Low Carb, und ich habe mich ziemlich beeilt, alles, worauf ich mich in den letzten Wochen ganz besonders (und zu Ende hin immer mehr) gefreut habe, in möglichst kurzer Zeit einzupfeifen. Am Freitag haben mein Mann und ich die Ernährungs-Wiederumstellung in unserem Lieblingslokal gefeiert, mit einem leckeren Spätzle-Gericht, einem Bier und als Nachtisch einem Kaiserschmarrn. Samstags machte ich zum Frühstück ein Fladenbrot, abends gab es Pizza von unserem besten Lieferservice. Und am Sonntag machte ich zum Kaffee Schäumle. Mein Stoffwechsel war bestimmt ein wenig überrascht von dieser Menge an Kohlenhydraten. Aber das schadet vermutlich nicht, auf diese Weise bleibt er flexibel. ;-)

Mein Gewicht heute früh nach diesen drei Tagen Kohlenhydratexzessen: 84 Kilogramm. Das ist absolut in Ordnung. Mal sehen, wo sich mein "Vor-Fasten-Gewicht" in den nächsten zwei, drei Wochen einpendelt. Bis zu 2 wasserbedingte Kilos sollte ich dabei einplanen, aber wo ich damit herauskomme, ist noch ein großes Fragezeichen, weil die Abnahme während der Chemo so viel stärker ausgefallen ist als erwartet. Deshalb habe ich keine so genaue Vorstellung, wo ich ohne Low Carb eigentlich gerade stehen müßte.

Ehrlich gesagt, mir ging die Abnahme letzte Woche sogar ein wenig zu schnell und sie erfolgte, nehme ich an, außerdem aus den falschen Gründen. Deshalb habe ich mich entschieden, das viertägige Fastenintervall diese Woche lieber durch drei Fastentage zu ersetzen, und zwar heute einen einzelnen Fastentag und Mittwoch/Donnerstag zwei aufeinanderfolgende. Die Kombination Chemo-Nebenwirkungen plus Vergripptheit hat sich nämlich als ziemlich strapaziös erwiesen, und noch gestern hatte ich nicht daran geglaubt, daß ich mich heute endlich wieder halbwegs normal fühlen würde - aber das ist nun glücklicherweise doch der Fall, sieht man von den allerletzten Ausläufern der Nebenwirkungen ab, als da wären: ein leichtes Kribbelgefühl in Händen und Füßen, Durstgefühl, Kältempfindung und ein leicht merkwürdiger Geschmack im Mund. Sowie natürlich den ebenfalls schwindenden Ausläufern einer nachlassenden Erkältung, aber verglichen mit gestern und vorgestern ist das kaum noch der Rede wert. Davor habe ich mich die gesamte Woche lang mies gefühlt, und der größere Teil davon war der Erkältung zuzuordnen.

Also, sich eine Infektion einzufangen, ist während einer Chemotherapie definitiv nicht empfehlenswert, da habe ich im allerletzten Zyklus noch ein bißchen Pech gehabt, obwohl ich immer brav Maske getragen habe, wie ich das die gesamte Chemotherapie lang auch beim Einkaufen immer gemacht hatte. Das hat diesen Zyklus nebenwirkungstechnisch zum unangenehmsten der gesamten Chemotherapie gemacht. Das Ende der Maskenpflicht durch Verzicht auf Maske zu feiern, kann ich also anderen Chemo-Patienten definitiv nicht empfehlen.

Kombiniert mit dem in den letzten drei Zyklen ebenfalls beobachteten Phänomen, daß ich in der heißen Nebenwirkungsphase tagelang so ungewöhnlich schnell satt wurde, sowie der unvermeidlichen Durchfallphase hat das dazu geführt, daß ich meinem Empfinden nach viel zu wenig gegessen habe, um jetzt schon wieder vier Tage am Stück gar nichts zu essen. Das ist der Grund, warum ich mich gestern endgültig entschieden habe, das lieber bleiben zu lassen. Am Freitag hatte ich zu meiner Überraschung mit exakt 80 Kilogramm ein neues Tiefstgewicht. Das gab mir einerseits schon zu denken, andererseits hatte es etwas Verführerisches, von einem solchen Ausgangspunkt aus nach nur drei Eßtagen wieder in ein langes Fastenintervall starten zu können - vermutlich wäre ich dann am Karfreitag trotz der Wiederumstellung meiner Ernährung tatsächlich schon bei einem Gewicht unter 80 Kilo herausgekommen. Dazu kommt noch, daß ich im April keine weitere Gelegenheit für ein viertägiges Fastenintervall haben werde, weil ich zu Beginn der  nächsten Spätschichtwoche meines Mannes gerade erst die OP hinter mir haben werde und noch keinen Schimmer habe, wann ich genau wieder aus dem Krankenhaus rauskomme - und ob es mir dann überhaupt nach Fasten zumute sein wird.

Aber mit der Brechstange muß ich ja eigentlich nichts erzwingen - ich habe alle Zeit der Welt. Also bin ich über meinen Schatten gesprungen und habe entschieden, den eigentlich als Fastentag 2 von 4 geplanten Dienstag zu einem Eßtag zu machen. 

Eine andere Entscheidung vom Wochenende: Mein Mann und ich haben uns darauf geeinigt, künftig an Wochenenden auf die Variante "One Meal a Day" umzusteigen, weil wir nach unserem 12-Uhr-Frühstück am Wochenende abends nur selten richtigen Hunger bekommen. Das ging uns eigentlich die ganze Zeit schon so, aber es war vor allem während der Low-Carb-Zeit richtig extrem, mein Gefrierschrank platzt bald von all den eingefrorenen Resten unserer Mahlzeiten der letzten Wochen.  Wir haben also unser Wochenend-"Frühstück" samt Kuchen als Nachtisch jetzt auf 14.30 Uhr verlegt und werden abends keine weitere Mahlzeit einlegen. Ob wir am Wochenende dann für diese eine Mahlzeit Brot/Brötchen backen oder kochen, entscheiden wir von Fall zu Fall.

***

Zum 1. Mai soll es nun ja kommen, das 49-Euro-Ticket, und ich bin darob eigentlich mehr irritiert als erfreut. Mir ging das schon das 9-Euro-Ticket letzten Sommer ähnlich, obwohl ich es natürlich trotzdem die gesamten drei Monate lang genutzt habe. Ich hatte nämlich von Anfang an nicht verstanden, wer eigentlich diesen Betrag, neun Euro, aus welchem Kaffeesatz gelesen und was er sich dabei gedacht hatte. 

Ich besitze ja bekanntlich kein Auto, fahre aber trotzdem relativ wenig mit den Öffis, weil ich ja schon seit Jahrzehnten im Homeoffice arbeite und mich als Innenstadt-Bewohnerin vor allem im Fußweg-Radius bewege. Für alles andere kaufe ich Mehrfahrtenkarten, manchmal auch Tagestickets, und zwar fast ausschließlich für den Innenraumbereich meiner Stadt. Ein solches Tagesticket kostet mich 5,50 Euro, und die Mehrfahrenkarte für vier Fahrten 10,50 Euro. Wie viel ich für Fahrkarten pro Monat ausgebe, weiß ich dabei gar nicht so genau - in den letzten Monaten war es aber mehr als üblich, weil ich ja pro Woche immer zusätzlich zu den sonst üblichen Fahrten mindestens zwei wegen der Blutabnahme einplanen mußte. 

Das 9-Euro-Ticket fand ich deshalb irritierend, weil dieser Preis so extrem jenseits jedes Verhältnisses zu den sonst üblichen Fahrtkosten ausschließlich im eng begrenzten Nahverkehrsrahmen für Alltagserfordernisse lag. Vermutlich hätte ich mich sogar zufriedener gefühlt, wenn es 29 Euro gekostet hätte und nur für den Nahverkehr um den Wohnort herum gültig gewesen wäre - das wäre meinem Empfinden nach bereits ein günstiges und für die meisten Leute sehr vorteilhaftes Angebot gewesen. Die Gültigkeit für den gesamten Nahverkehr bundesweit war ja nicht mehr als ein "Nice to have" - wir waren im Urlaub damit unterwegs, aber solche Fahrten brauche ich nicht unbedingt, und wenn ich sie unternehmen will, habe ich kein Problem damit, dafür extra zu bezahlen. Ausflüge sind ja immer mit Geldausgeben verbunden - man besichtigt irgendwelche Sehenswürdigkeiten, geht irgendwo essen, leistet sich zwischendurch vielleicht noch ein Eis ... auf die Fahrtkosten hin oder her kommt es dann eigentlich auch nicht mehr an.

Das in einem Monat startende 49-Euro-Ticket bietet nun dieselben Leistungen wie letzten Sommer das 9-Euro-Ticket, allerdings ist der Preis gerade hoch genug angesetzt worden, daß ich mir immer noch unschlüssig bin, ob ich das wirklich kaufen sollte oder lieber doch nicht. Für die Nutzung des Nahverkehrs in meinen gewohnten Bezügen sind die 49 Euro definitiv mehr, als ich normalerweise ausgebe, ich schätze, ungefähr doppelt so viel. Diesen ganzen bundesweiten Kladderadatsch brauche ich, wie erwähnt, eigentlich ja nicht bzw. nur so selten, daß es für mich keinen echten Anreiz darstellt - zumal wenn ich bedenke, daß man künftig ja auch mit überfüllteren Zügen rechnen muß, was Bahnfahrten nicht unbedingt so viel verlockender machen wird. Mehr Bedeutung hat das Stück Bequemlichkeit, nicht mehr dauernd aufpassen zu müssen, daß ich das Stempeln der Mehrfahrtenkarte nicht vergesse - deshalb kaufe ich in letzter Zeit auch zunehmend Tageskarten. Wahrscheinlich werde ich mich am Ende wohl doch dafür entscheiden, die 49 Euro monatlich zu bezahlen, auch wenn ich zu der Minderheit gehören werde, für die sich das unter dem Strich gar nicht lohnt. Aber mich nervt schon jetzt, daß ich dafür erst mal das Affentheater mit einem neuen Antrag auf eine Abokarte hinter mich bringen muß, denn daß meine alte, die ich sicherlich seit 15 Jahren nicht mehr genutzt habe, immer noch verwendbar ist, halte ich für ausgeschlossen.

29 Euro nur im Nahverkehr meiner Region - davon wäre ich richtig begeistert gewesen und es wäre meiner Meinung nach auch die sozialere Variante gewesen. Denn gerade Leute, bei denen das Geld knapp ist, werden kaum laufend 49 Euro für die jetzt beschlossene Variante ausgeben können, sofern sie nicht ohnehin für Fahrten zur Arbeit eine Monatskarte brauchen. Im Grunde dient die bundesweite Gültigkeit vor allem den Bedürfnissen von halbwegs gutsiutierten Rentnern, die genügend Freizeit haben, um solche Fahrten über den eigenen Nahverkehrsbereich hinaus zu planen und zu unternehmen. Und natürlich nützt es alleine schon im Nahverkehrsrahmen all denen, die schon seither für die Wege zur Arbeit öffentliche Verkehrsmittel nutzen, und vielleicht motiviert es ja auch ein paar Leute, vom Auto auf die Öffis umzusteigen - wobei ich dieses Potential für relativ begrenzt halte, denn dafür braucht man halt auch eine gute Verbindung, und wer die hat, nutzt sie wahrscheinlich sowieso schon. Wer vergleichbar wenige Fahrten wie ich zu verzeichnen hat, bei dem kommt es aber vor allem darauf an, ob man es sich leisten kann und will, einen Zwanziger mehr auszugeben, als eigentlich zwingend erforderlich wäre. In Hartz-IV-Bezug beispielsweise dürfte das aber eher nicht der Fall sein, da tun 20 Euro hin oder her schon richtig weh.

An dem Preis von 49 Euro läßt sich meiner Meinung nach besonders gut erkennen, daß dieses Ticket vor allem als ein Anreiz dienen soll, vom Auto auf die Öffis umzusteigen. Diejenigen, die von vorneherein gar keine andere Wahl haben, als öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, sind dabei nicht die Zielgruppe gewesen. Deshalb ist dieses Ticket im Vergleich zu ihren bisherigen Fahrtkosten am seltensten vorteilhaft.

Eigentlich ist es ja ein bißchen unfein, sich ausgerechnet über eine Verbilligung so zu mokieren, wie ich das gerade gemacht habe. Aber ehrlich gesagt, ich finde das 49-Euro-Ticket als Ergebnis der Erfahrungen des 9-Euro-Tickets vom letzten Sommer doch ein bißchen enttäuschend.


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