Montag, 20. Juni 2022

Perditax gibt Gas!

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des nächsten viertägigen Fastenintervalls: 88,3 Kilogramm. 

So kann's gehen: Vor zwei Wochen ärgerte ich mich vor dem langen Fastenintervall noch über 90,6 Kilogramm, heute starte ich mit geradezu spektakulären 2,3 Kilogramm weniger. Das nehme ich als ein Indiz dafür, daß vor zwei Wochen tatsächlich irgendein Sondereffekt dafür verantwortlich war, daß ich nicht die erwarteten 89,x zu sehen bekam und auf Stoffwechselebene insgeheim trotz des anderen Anscheins alles so lief, wie es laufen sollte. Die ganze letzte Woche hatte ich schon das Gefühl, daß es wieder eine kleine physische Veränderung gegeben hat, diesmal vor allem den Oberkörper betreffend. Ich sehe, jedenfalls obenherum, fast schon normalgewichtig aus (der einzige Schönheitsfehler ist das noch bestehende Rest-Bäuchlein). Gestern war ich bei meiner Mutter, Kirschen ernten, und ich hatte das Gefühl, daß sich meine Körperform von der meiner Schwester kaum noch unterscheidet. Wir sind mitterweile, glaube ich, an dem Punkt, an dem wir Kleider tauschen könnten.

Mal sehen, bei welchem Gewicht ich am Freitag gelandet sein werde. Mit ein bißchen Glück könnte es sogar schon die 83 Kilo unterschreiten. Dafür hätte sich die nervtötend lange Wartezeit auf ein neues Niedrigstgewicht echt gelohnt.

Womit ich vorgestern noch nicht gerechnet hatte, war, daß meine Mutter ein Abendessen für uns Kirschenerntehelfer vorbereiten würde, eines, das der gestrigen Hitze angemessen war, nämlich einen Wurstsalat, aber zum Glück erwähnte meine Schwester es nebenbei, als wir wegen meiner Ankunftszeit telefonierten. Da wir damit unser geplantes Abendessen - den Rest von vorgestern - nicht benötigen würden, habe ich ihn kurzerhand mitgenommen: 



Für das obere Teil (mittleres Bild in Nahaufnahme die Schnittfläche, damit die Füllung besser zu erkennen ist) hat sich bei uns der Name "Schuppi" eingebürgert, wegen des schuppenartigen Zucchinischeiben-Belags. Unter den Schuppen ist es dieselbe gebackene Eier-Zucchini-Masse, die wir auch bei der Big-Mac-Rolle verwenden. Wegen der Hitze war es eine kalte Version, gefüllt mit Frischkäse, Champignons und Paprika, dazu habe ich noch einen Schinkenrest hineingeschnipselt, den ich vor dem Fasten noch weghaben wollte. Gewürzt habe ich es neben Salz und Pfeffer sowie ein bißchen Knoblauch mit Zwiebeln und einer "Grüne Soße"-Kräutermischung. Aber die Füllung kann man auch gut variieren. Ich glaube, auch eine einfache Frischkäse-Schnittlauch-Variante würde sehr gut schmecken. Mit Thunfisch hatte ich es auch schon mal.

Das Untere sind Kartoffel-Pfannenbrötchen. Ich hatte noch drei gekochte Kartoffeln übrig, die ich vor meinem langen Fastenintervall verwerten wollte. Außer diesen Kartoffeln enthält der Teig einen Becher Joghurt, zwei Eier, Salz, eine Kräutermischung, Backpulver und Weizenmehl - mehr Weizenmehl, als ich eigentlich beabsichtigt hatte, aber der Teig sollte relativ fest sein, bevor man ihn ausrollt und mit einem Glas Kreise aussticht, die dann in eine Deckelpfanne kommen. 

Ich hätte wohl weniger Joghurt nehmen sollen, dann wäre die Menge nicht so groß geworden. Aber dann hätte ich wieder das Problem gehabt, einen angefangenen Joghurt noch vor dem Fasten verbrauchen zu müssen! So wurden es verdammt viele und relativ weizenmehllastige Brötchen, und ich habe gestern genügend von ihnen übrig gehabt, daß es als Beilage für fünf Personen gereicht hat. Wir haben sie nochmal für zehn Minuten in den Backofen getan, weil Pfannenbrötchen, wenn sie nicht mehr frisch sind, so ein bißchen gummiartig werden, und danach schmeckten sie wieder, als wären sie gerade erst aus der Pfanne gekommen.

Auch der Schuppi wurde in fünf Teile aufgeteilt und zusätzlich zum Wurstsalat serviert. Ich vermerkte mit Interesse, daß meine Schwester vor allem von dem Schuppi total begeistert war und auch sofort registriert hatte, daß dieses Gericht Low Carb ist. (Im Gegensatz zu den Brötchen, wobei ich dann sagte, man könne die Kartoffeln anstelle des Weizenmehls auch mit Lein- oder Mandelmehl ergänzen, und dann seien die auch jedenfalls beinahe Low Carb. Kartoffeln finde ich bekanntlich bei Low Carb in relativ geringer Dosierung schon noch vertretbar.) Sieht ja fast so aus, als dächte sie gerade doch schon ernsthaft darüber nach, das mal auszuprobieren. Da ihre Zucchinipflanzen im Gegensatz zu meinen schon kleine Zucchinis tragen (ich gebe zu, ich bin neidisch geworden), wird sich voraussichtlich für sie auch noch viel Gelegenheit ergeben, Zucchini-Eier-Teig zu machen und nach Laune und Kühlschrankinhalt zu füllen.

Jetzt habe ich nur noch das Problem, was ich mit der Riesenmenge Kirschen machen soll. Sie sind dieses Jahr ziemlich klein ausgefallen, aber dafür sehr süß. Blöd, daß ich jetzt vier Tage lang nicht esse, deshalb habe ich mir gestern auch ziemlich den Bauch damit vollgeschlagen. Aber meiner Erfahrung nach halten sie sich ca. eine Woche lang, wenn man sie im Kühlschrank aufbewahrt, also hoffe ich doch mal, daß das auch diesmal wieder klappt. Einen Teil verschenke ich natürlich wieder im Haus, und auch mein Mann nimmt für seine Kollegen welche zur Arbeit mit, und selber wird er natürlich auch welche essen. Den großen Rest beobachte ich mit Argusaugen. Falls mir im Kühlschrank zu viele zu schnell verderben, friere ich sie vielleicht doch ein. 

***

Das Thema Gasversorgung dominierte die Samstagszeitung - die lese ich mittlerweile wieder relativ regelmäßig, wenn ich auch unter der Woche die Zeitung überhaupt nicht vermisse -, und das war mir, ehrlich gesagt, ein weiteres Mal zu viel Panikmacherei. Ich glaube nämlich nicht daran, daß wir im Winter ernsthafte Probleme mit der Gasversorgung bekommen werden. Denn auch wenn es zu einem Embargo nicht gekommen ist, haben meinem Eindruck nach die Konzerne längst verstanden, daß sie so viele Abläufe wie möglich kurzfristig vom Gas entkoppeln müssen, um nicht unkalkulierbare Risiken einzugehen, sollte Rußland uns den Gashahn ganz zudrehen - was jederzeit geschehen kann. 

Aus schierem Selbstschutz wird sich da hinter den Kulissen schon manches bewegt haben. Was ich daran so spannend finde, ist, daß man sich nicht lange damit aufgehalten hat, das übliche Wehklagen anzustimmen, Taten dieser oder jener Art von der Bundesregierung zu fordern und ansonsten erst mal gar nichts zu tun. Das scheint mir überhaupt ein besonderes Kennzeichen echter Notfallsituationen zu sein - daß das ewige Herumgejammer aus der Wirtschaft aufhört und aus eigenem Antrieb etwas getan wird, um die Gefahr zu verringern bzw. das Problem zu lösen.

Das ist meinem Eindruck nach sogar schon in der Gasverbrauchsstatistik der Bundesnetzagentur sichtbar:


Der relativ zum Vorjahr geringere Gasverbauch im Januar und Februar dürfte noch mit den höheren Temperaturen im Vergleich zum Vorjahr zusammenhängen. Aber spätestens ab Mai nach dem Ende der Heizperiode spiegelt der Gasverbrauch kaum mehr die Außentemperaturen wider. Die Monate Juni bis September umfassen in Privathaushalten fast ausschließlich Gasverbräuche für Warmwasser und Kochen. Das machte bei mir in früheren Jahren zwischen 2 und 4 Kubikmeter Gas monatlich aus (ich nehme an, dieses Jahr wird es wegen der neuen Therme auch noch etwas weniger sein). 

Um das in Relation zu setzen: Im letzten Jahr lag mein gesamter Gasverbrauch bei 854 Kubikmetern. Davon habe ich ca 740 in den sechs Monaten Januar bis März und Oktober bis Dezember verbraucht. In den sechs Monaten April bis September verbrauche ich also nur zwischen 10 und 15 Prozent meines gesamten Jahresverbrauchs.

Interessanterweise sinkt der Gesamt-Gasverbrauch in Deutschland zwischen Januar und Juni aber nur auf ca. 25 Prozent des Januarverbrauchs. Die Differenz zu den ca. 2 Prozent, auf die mein privater Gasverbrauch im gleichen Zeitraum sinkt, spiegelt nicht nur den Einsatz von Gaskraftwerken zur Stromerzeugung wider, sondern auch industrielle Verbräuche. 

Den Verlauf der durch Gaskraftwerke erzeugten Strommenge kann man hier nachvollziehen. 

 Hier der März: 

Und hier im Vergleich dazu der Juni: 

 

 

Die Stromerzeugung aus Gas wurde mehr als halbiert, ist aber noch längst nicht bei Null. Ich nehme an, der Minderverbrauch an Gas insgesamt in Deutschland im Vergleich zum Juni im Vorjahr spiegelt längst auch schon "freiwillige" - das heißt, aus dem Gefühl der Notwendigkeit heraus aus Eigeninteresse der Industrie vorgenommene - Minderverbräuche der Industrie wider.  

Wieviel Gas im Moment weniger als sonst aus Rußland kommt, zeigt diese Grafik:

Normal waren zwischen März und Anfang Juni 2200 GWh pro Tag. In den letzten zwei, drei Wochen wurden nur noch ca. 900 geliefert. Das hat die Gesamtmenge, die importiert wird, reduziert, aber es sind dennoch weiterhin ungefähr 3500 GWh pro Tag. 

Diese Menge scheint auch nach wie vor auszureichen, um die Speicher weiter zu füllen: 

 

Das dürfte eine Menge mit dem geringeren Gasverbrauch der letzten Monate zu tun haben. Im letzten Juni waren es zum Beispiel deutlich über 40 TWh. Nach zwei Dritteln des Monats sind wir aktuell bei 20 TWh. 

Eine TWh (=Terawattstunde) sind 1000 GWh (=Gigwattstunden). Es wurden also im Juni 2022 bislang ungefähr 20.000 GWh verbraucht und sollten bis Monatsende mit ungefähr 30.000 rechnen. Angenommen, Rußland dreht den Gashahn vollständig zu, bekämen wir von unseren anderen Lieferanten nach dieser Grafik immer noch ca. 2500 GWh pro Tag, das entspricht in einem Monat ca. 75.000 GWh: 

Bedenkt man, daß nach wie vor eine Menge Gas zur Stromverzeugung benötigt wird, das künftig - laut Bundesregierung - durch mehr Kohleverstromung ersetzt werden soll, gehe ich schon davon aus, daß es möglich sein sollte, unsere Gasspeicher bis zum Spätherbst ausreichend gefüllt zu haben, und zwar auch dann, falls Putin uns den Gashahn komplett abdrehen sollte.

Das hat mich aber nicht daran gehindert, in meinem Haushalt auch noch einmal nach Einsparpotentialen zu suchen. Die zehn Prozent, die laut Robert Habeck angeblich jeder hinkriegen sollte, sehe ich bei mir - zusätzlich zum Minderverbrauch durch die neue Therme - zwar nicht mehr, aber ich bin letzte Woche mal unter die Spüle gekrochen und habe den Kaltwasserzulauf der Mischbatterie weiter aufgedreht, denn das Kaltwasser kam bei mir jahrelang nur als Rinnsal, das wurde, glaube ich, versehentlich von dem Handwerker verstellt, als ich das letzte Mal meine Waschmaschine ersetzen mußte. Da es immer ein bißchen dauert, bis die Therme anspringt, und ich deshalb meistens genügend Kaltwasser für meinen Sprudel bekam (und wenn nicht, mußte ich halt das Rinnsal nutzen), fehlte mir bislang immer der Leidensdruck, um das in Ordnung zu bringen, aber jetzt habe ich es endlich mal gemacht. Nun bekomme ich auch Kaltwasser in einem vernünftigen Strahl und kann damit rechnen, daß meine Therme wesentlich seltener anspringen wird, wenn ich den Wasserhahn betätige.

Keine Rieseneinsparung, aber Kleinvieh macht ja auch Mist. 

Und weil Strom zu sparen, natürlich auch sinnvoll ist und aus Gründen profanenen Geizes natürlich bei steigenden Strompreisen auch sonst sehr viel Sinn ergibt: Ich ziehe außerdem die Anschaffung einer neuen Kühl-Gefrier-Kombi in Erwägung. Meine alte war zwar, als ich sie angeschafft habe, ein supersparsames Gerät, aber das war im Jahre anno domini 2003.

Eigentlich bin ich kein Freund davon, noch tadellos funktionierende Elektrogeräte zu ersetzen. Aber neulich ist mit eine der Schubladen im Gefrierteil kaputtgegangen und ich habe festgestellt, daß der Hersteller keine Ersatzteile mehr anbietet. Ich habe die Schublade dann mit Gewebeband geflickt, aber als Dauerlösung ist das natürlich unbefriedigend. Wenn man dann außerdem noch die Chance hat, den Stromverbrauch beim Kühlen und Gefrieren auf weniger als die Hälfte zu reduzieren, wird es wohl wirklich langsam Zeit für ein Nachfolgegerät.

Mich ärgert diese Panik-Berichterstattung der sogenannten Qualitätsmedien zum Thema Energie ganz gewaltig, und am meisten ärgert mich daran, daß einerseits die berichteten Fakten schon stimmen, aber andererseits hinter einer nur vorgetäuschten Sachlichkeit die Absicht klar erkennbar ist, den Leuten Angst einzujagen. Vielleicht ist das ja ein Fall von "Gut gemeint", weil geglaubt wird, daß die Leute nur dann reagieren werden, wenn man sie in viel größere Ängste stürzt, als es sachlich eigentlich begründet werden kann. Könnte man nicht zur Abwechslung mal darauf vertrauen, daß steigende Stromkosten aus sich selbst heraus ja auch schon sehr zum Stromsparen motivieren können? Ich habe noch nie eingesehen, welchen Vorteil es mir brächte, wenn ich mehr für Energie bezahle, als ich bezahlen muß.

Falls jemand über die üblichen Basics hinaus (etwa, die Beleuchtung auf LED umstellen oder den Gefrierschrank regelmäßig abtauen, was aber bestimmt fast jeder sowieso längst gemacht hat) konkrete Tipps haben möchte, die ohne große Kosten und Mühe schnell umsetzbar sind, meine besten Maßnahmen der letzten Jahre waren folgende:

- Reflektionsfolie hinter den Heizkörpern anbringen. Das erbrachte bei mir eine Einsparung von rund fünf Prozent Heizenergie.

- Mein gesamtes Computerequipment hängt an einer Steckdosenleiste, die ich nach dem Herunterfahren komplett abschalte. Auf diese Weise kann kein heimliches Stromziehen der Geräte erfolgen. 

Ich habe geraume Zeit benötigt, um mich an diesen einen zusätzlichen Klick zu gewöhnen, das gebe ich offen zu. Aber seit das in meinem Hirn "sitzt", ist es ein Zusatzklick, den ich beim Herunterfahren automatisch und damit immer mache, ohne darüber nachzudenken. Wesentlich länger gebraucht habe ich dafür, meinen Rechner auch dann auszuschalten - und danach diesen Klick zu machen - wenn ich plane, für längere Zeit aus dem Haus zu gehen, aber das mache ich mittlerweile auch. Es ist letztlich nur eine Frage der Gewohnheit. Wer es geschafft hat, das lästige Zähneputzen als eine automatisierte Gewohnheit zu etablieren, der bringt das auch hin, wenn er es sich angewöhnen WILL. 

Das hat mir im Durchschnitt immerhin eine Kilowattstunde weniger Stromverbrauch pro Tag gebracht. Ich notiere mir ja immer zum 1. den Stand meiner Strom- und Gaszähler, und das hat beinahe so viel gebracht wie die Umstellung der Beleuchtung auf LED.

Der wichtigste Tipp lautet deshalb: 

- Herausfinden, wo der Strom oder das Gas nur aus Bequemlichkeit verläppert, und sich bewußt eine neue Routine ausdenken und sie sich angewöhnen, die das reduziert oder ganz verhindert.


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