Mein Gewicht heute früh nach vier Fastentagen: 84,4 Kilogramm. Ein versöhnlicher Abschluß: Mein Startgewicht lag 300 Gramm über dem des letzten Fastenintervalls, das Ergebnis nach vier Tagen liegt nun 200 Gramm niedriger als vor zwei Wochen. Da waren wohl irgendwelche merkwürdigen Sondereffekte mit im Spiel, die ich nicht kenne und wohl auch nicht herausfinden kann. - Mein Stoffwechsel, das unbekannte Wesen!
Schade, daß ich dennoch immer noch über meinem Tiefstgewicht von 84,2 Kilogramm liege, das ich noch in der Low-Carb-Phase erreicht hatte. Das ist jetzt immerhin schon fast zwei Monate her. Eigentlich bin ich - trotz meiner düsteren Gedanken über Plateaus im letzten Beitrag - immer noch der Meinung, daß es eigentlich schon wieder abwärts gehen wird, aber es zerrt halt an den Nerven, wenn man so lange auf einen neuen Erfolg warten muß, der einem auch von der Waage angezeigt wird.
Ganz ehrlich? Langsam glaube ich nicht mehr daran, daß ich es
schaffen werde, bis zum nächsten Sommer mein Zielgewicht zu erreichen.
Dafür haben seit Jahresbeginn zu viele Dinge schlechter als erwartet
funktioniert: zwei Monate EMS-Training mit einem Effekt von exakt null,
sieben Wochen Low-Carb-Phase nur mit einem Minus von 2,5 Kilo, danach
zwei Monate lang überhaupt keine Abnahme mehr ... So kann das eigentlich
nicht klappen. Spätestens diese Woche hätte ich ein deutliches neues
Tiefstgewicht gebraucht. Hätte ich heute endlich auf der Waage die 83 gesehen, würde ich meinen Zeitplan vielleicht noch für einhaltbar halten.
Auf der positiven Seite habe ich auch, wenn ich totalen Frust schiebe und mir sogar mal Dinge wie "Ist doch eh alles sinnlos" durch den Kopf gehen, gar keine Probleme, das Fasten trotzdem wie geplant durchzuziehen. Ich frag mich echt, warum das so vielen anderen dermaßen schwer zu fallen scheint. Zum Teil mag es an einem chronischen Energiedefizit liegen. Denn Fasten mit einer kalorienreduzierten Diät in den Eßphasen zu kombinieren, halte ich tatsächlich für einen großen Fehler, weil es nach den üblichen ca. sechs Monaten, in denen man noch mit viel Willenskraft dem ständigen Hunger standhält, dann dazu führt, daß man dann, wenn die Erfolge spärlicher werden oder ganz ausbleiben, schon so zermürbt ist, daß der Gedanke ans Aufgeben gar zu verführerisch wird. - Selbstverständlich ist man aber mit dieser Kombination, Intervallfasten plus kalorienreduziertes Essen, am Anfang meistens sehr erfolgreich, sofern man halbwegs konsequent dabeibleibt. Will man viel Gewicht loswerden, ist es aber fast schon ein Garant fürs Scheitern.
Wahrscheinlich spielt bei vielen Abnehmenden auch eine Rolle, daß sie bewußt oder unbewußt die Vorstellung verinnerlicht haben, daß das, was sie tun, eine Strafe ist, die ihnen für falsches Verhalten auferlegt wurde und sich deshalb auch wie eine richtige Strafe anfühlen sollte. Das führt dazu, daß solche Leute sich die Sache schwerer als nötig machen. Ich habe eigentlich noch nie verstanden, warum man während des Fastens Essenseinladungen annehmen oder Events besuchen sollte, bei denen man jedes Mal seine Selbstkontrolle riskiert und ständig anderen erklären muß, daß man gerade faste oder eine Diät halte und dies oder jenes nicht essen dürfe. Ganz ehrlich: Auf solche Gäste könnte ich verzichten, wenn ich mich schon in die Küche stelle und versuche, eine Essen zu zaubern, das meine Besucher glücklich machen soll. Nach dem Prinzip "Was du nicht willst, das man dir tu ..." mute ich das anderen auch nicht gerne zu und vermeide es, so weit es mir möglich ist. Das ist auch ganz leicht, wenn man zwei oder drei Tage in der Woche fastet, man kann einen Fastentag einfach verschieben oder in manchen Fällen auch mal einen auslassen.
Klar, seinen Fastenrhythmus auf Gedeih und Verderb unabhängig von allen äußeren Einflüssen durchzuziehen, hat auch positive Seiten, weil es einen motivierenden Effekt hat, wenn es funktioniert und man sich selbst seine Willensstärke beweisen konnte. Sogar dem Gastgeber erklären müssen, warum man gar nicht oder nur selektiv und spärlich zugreift, kann dann eine Genugtuung sein. Ich selbst finde so was allerdings aus obigen Gründen unhöflich und passiv-aggressiv, die Botschaft lautet ja "Ich bin tugendhafter als du".
Der eindeutige Haken bei der Sache ist aber, daß es eben solche Gelegenheiten sind, bei denen man dann zuweilen doch der Versuchung nicht mehr widerstehen kann. Und wenn sich das dann zu häufen beginnt, ist oft der Dammbruch nicht mehr fern.
Ich würde immer empfehlen, wenigstens in den ersten Monaten Fastentage zu verschieben, wenn sie mit solchen Gelegenheiten kollidieren. Anfangs habe ich es sogar vermieden, einkaufen zu gehen, aber mittlerweile hat sich das verloren. Nur in die Markthalle traue ich mich nicht so recht, weil einem da so häufig Kostproben angeboten werden. Ich finde es auch unangenehm, wenn ich so etwas ablehnen muß.
Mal sehen, wie es weitergeht. Nächste Woche ist glücklicherweise der letzte der Feiertage, die mir in den letzten Wochen eine Art Fasten-Slalom um die Feiertage herum aufgenötigt haben, und dann geht es endlich mal ein paar Wochen lang wieder normal weiter ... bis dann im August der Urlaub mich zum Zurückfahren des Fastens nötigen wird, das ärgerlicherweise wieder fünf Wochen lang anhalten wird, weil der Urlaub meines Mannes genauso ungeschickt liegt wie letztes Jahr.
Natürlich KÖNNTE ich auch lange Fastenintervalle einlegen, solange mein Mann daheim ist. Aber wenn wir mal gemeinsam Zeit verbringen können - normalerweise ist das wegen seiner Schichtarbeit ja immer ein bißchen eingeschränkt -, will ich das auch genießen können.
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Auf Twitter las ich eine Diskussion zwischen einem der seriösesten Forscher zum Thema Adipositas, Kevin Hall, und einem der vehementesten Verfechter von Keto aus der ernährungsmedizinschen Praxis, Dr. Tro. Interessant ist vor allem der Post von Dr. Tro, der diesen Schlagabtausch ausgelöst hat, denn in ihm begeht der Arzt eine Art Sündenfall: Er baut die Kalorientheorie in seine Ernährungstheorie mit ein. Adipositas bezeichnet er als "Hungerproblem", nicht ein "Energieproblem", der Energieüberschuß sei Ergebnis eines "multifaktoriellen Prozesses". In diesen Prozeß einzugreifen, sei die Aufgabe der Adipositasbehandlung.
Das deute ich so, daß er mit seiner ketobasierten Herangehensweise bei seinen eigenen Patienten mittlerweile ziemlich vielen von ihnen - und sich selbst - Mißerfolge zu erklären hat. Und prompt, wie an der Schnur gezogen, kommen auch bei ihm durch die Hintertür wieder die Kalorien mit ins Spiel.
Früher oder später erwischt die lebenslange Indoktrinierung offenbar jeden. Außer mir 😜.
Die Sache, die er geäußert hat, hat aber einen Kern, der mir sehr wohl richtig erscheint. Ich bin, wenn ich Low Carb esse, immer wieder beeindruckt davon, wie anders der Sättigungsprozeß dann abläuft - und wie schnell das geht. Vom ersten Gefühl, langsam satt zu sein, bis zur Entwicklung eines Widerwillens, noch weiterzuessen, braucht man höchstens zwei, drei Bissen. Auf diese Weise ist es praktisch unmöglich, sich zu überfressen. Das macht Low Carb für Leute, die nach jahrelangem exzessiven Diäthalten überhaupt kein Sättigungsgefühl mehr zu haben glauben, tatsächlich einfacher als Intervallfasten. Das ist ja auch der rote Faden bei den Low-Carb-Enthusiasten, das niemals endende Staunen darüber, daß sie sich nun wahrhaftig einfach satt essen können. Ich bin ein Sonderfall, weil ich zwar vor dem Intervallfasten auch jahrelang abzunehmen versucht habe, aber extreme Kalorienreduktion nicht für sinnvoll gehalten habe. Deshalb hatte ich dieses Heißhungerproblem nicht, das vielen Diät-Routiniers das Leben so sauer macht. Mir fiel Intervallfasten von Beginn an leicht, aber jemand mit Heißhungerattacken findet Low Carb bestimmt einfacher.
So blöd ist der Umkehrschluß aber auch wieder nicht, daß es die Kohlenhydrate sind, die einen dazu verlocken, mehr zu essen, als der Körper verarbeiten kann. Nur, er steht im Widerspruch zu dem, was ich selbst erlebt habe.
Ich habe, kombiniert mit Intervallfasten, trotz Kohlenhydraten und obwohl ich mir von Beginn an außerhalb der Fastenphasen nie irgendwelche Beschränkungen beim Essen auferlegt habe, meine ersten fast fünfzig Kilo abgenommen, einen großen Teil davon erstaunlich schnell und völlig mühelos. Man glaubt nämlich gar nicht, wie einfach Fasten sein kann, sofern man weiß, daß alles, worauf man während des Fastens Lust hätte, dann eben morgen gegessen werden kann.
Die verblüffende Beschleunigung meiner Abnahme im letzten Herbst mit Low Carb erfolgte außerdem, obwohl ich mehr Kalorien als im Monat vorher mit normaler Ernährung zu mir genommen habe. Es ergibt deshalb keinen Sinn, zu vermuten, die Abnahme müsse daran liegen, daß Low Carb es ermöglicht, weniger Kalorien zu sich zu nehmen.
Dr. Tros Annahme steht also in klarem Widerspruch zu dem, was ich selbst erlebt habe. Und das ist ein K.O.-Kriterium. Auf mich trifft diese Theorie definitiv nicht zu.
Glücklicherweise ist Dr. Tro selbst einmal stark übergewichtig gewesen und die Wirkung von Keto auf ihn selbst war für ihn eine Art Offenbarungserlebnis, ähnlich wie für mich das Intervallfasten. Daß er seinen Patienten unbedingt auch solche Offenbarungen verschaffen möchte, ist ihm ohne weiteres zu glauben. Das sollte ihnen jedenfalls einen Schutz davor bieten, von ihm wider besseres Wissen auf sinnlose Irrwege geschickt zu werden, wie das bei den Ärzten denen seine persönliche Erfahrung fehlt und oft auch der Problematik gleichgültig gegenüberstehen, leider normal ist. Sobald er einen Irrweg als solchen erkennt, wird er ihn ohne Zögern wieder verlassen.
Genau deshalb habe ich ihn, obwohl er mir manchmal fürchterlich auf den Zeiger geht, nie entfolgt. Ärzte, die es so ernst meinen mit der Heilung, die sie ihren Patienten angedeihen lassen wollen, daß für sie die individuelle Heilung mehr zählt als dafür eine vermeintliche wissenschaftliche "Faktengrundlage" vorweisen zu können, daß dies bei jedem anderen auch funktionieren würde, sind ja selten genug. Das wiegt sein Heilsprediger-Gehabe dann doch wieder auf.
Eigentlich sollte man es zu einer Zugangsvoraussetzung für Adipositasbehandlung machen, daß der Behandler (ob nun Arzt oder Ernährungsberater) selbst Adipositas gehabt und sie erfolgreich und dauerhaft besiegen konnte. Alle anderen reden schließlich wie die Blinden von der Farbe.
Das Problem bei der Suche nach dem richtigen Mittel gegen Adipositas wird sich aber leider nicht lösen lassen, solange alle nur nach dem einen Mittel, das immer und bei jedem hilft, suchen, und noch dazu erwarten, daß dieses Mittel sich dann auch dauerhaft erfolgreich anwenden läßt. Die Daten von Virta, die ich im letzten Beitrag verlinkt hatte, bestätigen mir, daß man auch mit Low Carb auf längere Sicht voraussichtlich keinen Erfolg hat, wenn man sein einmal gewähltes Programm über fünf Jahre hinweg unverändert anzuwenden versucht.
Daß ich jetzt schon zweimal erfolgreich zeitlich begrenzte Low-Carb-Phasen als Ergänzung zum Intervallfasten nutzen konnte (obwohl ich mir von der zweiten vorher noch mehr versprochen hatte), zeigt aber auch, daß es völlig falsch wäre, Low Carb wegen der enttäuschenden Ergebnisse bei Virta kurzerhand abzuschreiben.
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Normalerweise liegt mein Übergangstag nach einem langen Fastenintervall auf einem Freitag. Da ich wegen Pfingsten diesmal erst am Dienstag begonnen hatte, ist es der Samstag, an dem mein Mann und ich es uns traditionell mit einem opulenten gemeinsamen Frühstück um 12 Uhr, gefolgt von der zweiten Runde Kaffee, nur diesmal kombiniert mit Kuchen, gut gehen lassen. Diesmal habe ich Brötchen aus Kartoffelfasern, Leinmehl, Flohsamenschalen, Quark und Eiern gebacken, die geschmacklich und optisch auf Augenhöhe mit jedem Weizenmehlbrötchen waren (nur knusprig waren sie nicht), und außerdem einen Pseudo-Biskuit mit Mandelmehl, gefüllt mit einer Mascarpone-Erdbeer-Creme, die trotz einer Gelatine-Zugabe leider noch rechtzeitig steif genug geworden war, als ich sie der Form zu entnehmen versuchte. Deshalb auch kein Foto; geschmeckt hat es hervorragend, aber optisch hat es leider nicht viel hergemacht. Den Rest, den wir morgen essen werden, habe ich noch einmal in Form zu bringen versucht und er steht jetzt im Kühlschrank. Mal sehen, ob er morgen "fotogener" sein wird als heute.
Und jetzt mache ich gleich für das Abendessen nach längerer Zeit mal wieder eine Big-Mac-Rolle, auf die ich mich jetzt schon freue wie blöd. Und als ich meinem Mann meine Abendessen-Pläne verkündete, strahlte er so sehr, daß er sich jetzt wohl auch schon wie blöd darauf freut.
So muß das sein. Essen muß weder gesund noch schlank noch fit, sondern es muß Spaß machen.
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