Freitag, 15. April 2022

Südlich des Adipositas-Äquators

Mein Gewicht heute früh nach vier aufeinanderfolgenden Fastentagen und zu Beginn des letzten Low-Carb-Tags dieser Low-Carb-Phase: 84,2 Kilogramm. Das ist nicht nur ein neues Tiefstgewicht, sondern außerdem ein erstmaliges Unterschreiten der Grenze zwischen "Adipositas" und "Übergewicht", wie sie beim BMI immer gezogen wird. Eigentlich gebe ich ja gar nicht so viel auf diese Art von Zahlenhokuspokus, aber nicht als adipös zu gelten, hat schon seine praktischen Vorzüge. - Bis ich dauerhaft südlich des Adipositas-Äquators liegen werde, das kann freilich noch ein paar Monate dauern. 

Es ist ja immer wieder spannend, wenn eine Veränderung bevorsteht, von der ich zwar glaube zu wissen, aber eben doch nicht ganz sicher wissen kann, wie sie wirken wird. Auch der Beginn meines zweiten Low-Carb-Intervalls war für mich aufregend: Würde es wirklich wieder so gut funktionieren wie im Herbst?

Das tat es tatsächlich. 

Zwar wird jetzt mein Gewicht vermutlich wie Anfang Dezember erschreckend schnell nach oben sausen - im Herbst schoß es binnen einer Woche um mehr als 6 Kilogramm hoch, pendelte sich dann aber auf einem knapp ein Kilo niedrigeren Gewicht wieder ein. Aber dennoch gehe ich davon aus, daß ich vor meinem nächsten langen Fastenintervall, das wegen eines Termins mit gemeinsamem Essen am Montag ausnahmsweise von Dienstag bis Freitag gehen wird, zwischen 3 und 4 Kilogramm weniger wiegen werde als vor Beginn der Low-Carb-Phase, also zwischen 88,7 und 89,7 Kilogramm. Was jetzt den Spannungsfaktor wieder einmal auslöst: Wird es jetzt aber über das Restfrühjahr und den Sommer tatsächlich wieder so laufen wie im letzten Jahr? Wird sich die eingeplante durchschnittliche Abnahme von einem Kilogramm pro Monat wirklich bestätigen? Das ist natürlich die Voraussetzung dafür, daß ich meine Gewichtsziel-Deadline für spätestens Sommer nächstes Jahr einhalten kann. 

Wenn ich annehme, daß ich zwischen Mai und September im Durchschnitt ein Kilo minus pro Monat verzeichnen kann, wären das fünf Kilogramm weniger, und dann läge ich ab September dauerhaft unter dem Adipositas-Äquator und sollte eigentlich noch vor dem ersten Oktober das erste Mal die 79,x nach einem langen Fastenintervall gesehen haben.

Unabhängig davon, ob das laufen wird wie geplant, sind mein Mann und ich uns aber einig, daß wir im Oktober/November wieder ca. sechs Low-Carb-Wochen einlegen werden, und nach zwei erfolgreichen Low-Carb-Phasen gehe ich fest davon aus, daß ich dann wieder mit einem erfreulichen Gewichtsrutsch rechnen kann. Das übernächste Low-Carb-Intervall plane ich dann schon ab Februar ein und hoffe, das erweist sich nicht als zu früh - denn ich gehe davon aus, daß ich meinen Stoffwechsel ein bißchen austricksen muß. Er darf nicht zu sehr auf Low Carb eingestellt sein, wenn ich eine vernünftige Abnahme haben will, und dafür brauche ich eine längere Pause zwischen zwei Low-Carb-Phasen.

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Die Jeans, bei der ich als Erstes auf Größe 40 wechseln konnte, fängt an, an den Oberschenkeln zu schlottern. Gleichzeitig sitzt sie um den Bauch herum aber noch perfekt. Ein Zeichen dafür, daß ich mir die auf die Oberschenkel konzentrierte Abnahme vor allem beim vorletzten langen Fastenintervall nicht nur eingebildet hatte. Was mach ich jetzt nur? Präventiv Größe 38 kaufen oder ... sehr merkwürdige Vorstellung ... auf schmaler geschnittene Jeans (etwa den Schnitt "Skinny"?👀) umsteigen? 

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Johannes Varwick hat mich auf Twitter blockiert, nachdem ich ihn in der Antwort auf einen seiner Posts als den Stefan Homburg des Ukrainekriegs bezeichnet habe. Gut so. Das erspart es mir, zu entscheiden, ob ich ihn entfolgen soll oder nicht. Varwick auf Twitter ist nämlich wie ein Autobahnunfall: Gräßlich anzusehen, aber irgendwie kann man doch nicht wegschauen ... Ich habe in den letzten zwei, drei Tagen mehrmals darüber nachgedacht, ihn zu entfolgen, weil ja jedes Eingehen auf ihn eine Erhöhung seiner Reichweite bedeutet, auch wenn meine Antworten da sicherlich keinen allzu großen Unterschied machen.

Aber es hat mich auch richtig gefreut, daß gerade der Vergleich mit dem Coronaleugner Homburg bei Varwick so sehr "autsch" gemacht hat, daß er mich als Follower nicht mehr ertragen konnte, während ihn trotz der vollmundigen Ankündigung "Wer pöbelt, wird geblockt" andere, teils viel aggressivere Antworten kaltzulassen scheinen. Da habe ich offenbar einen Nerv getroffen, und genau das wollte ich neben anderem erreichen. Wie mein Zahnarzt früher zu sagen pflegte: Wenn es weh tut, haben wir die Stelle gefunden, an der wir weiterbohren müssen. 

Ich bin aber nicht wirklich unglücklich darüber, daß ich persönlich jetzt daran gehindert bin, dies zu tun. Der Spaßfaktor daran wäre überschaubar gewesen. Falls er wirklich intelligent sein sollte, hat er dies bislang erfolgreich zu verstecken vermocht. Er doziert, Eingehen auf Einwände: Fehlanzeige. Falls er überhaupt mal auf jemanden reagiert, dann entweder beleidigt und/oder beleidigend.

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Hatte ich eigentlich vor einem Jahr über diese SWR-Doku von Dagmar Stöckle geschrieben? Ich hatte sie auf YouTube gesehen. Da mein Blog jetzt doch schon recht umfangreich geworden ist, habe ich nur einen halbherzigen Versuch gemacht, es zu suchen, aber ich fand nichts. Ich könnte aber eigentlich schwören, daß ich dazu etwas geschrieben hatte ... bloß, wo? 

Kurzinhaltsangabe: Dagmar Stöckle nutzt ihre beruflichen Kompetenzen als SWR-Wissenschaftsjournalistin, um herauszufinden, warum sie im Lauf der Jahre bis auf 105 Kilogramm zugenommen hat und wie sie das Gewicht wieder loswird. Eigentlich brachte diese Doku nichts weiter Aufregendes, das mich überdurchschnittlich in Rage hätte bringen können - meistens meine Hauptmotivation, um so etwas in einem Blogartikel durchzuhecheln -, und ebenso kein sonderliches Highlight, das mich positiv überrascht und mich auf eine gute Idee hätte bringen können. Es wurden viele altvertraute Irrtümer durch Experten wiederholt, aber nicht in einer Form, die mich überdurchschnittlich provoziert hätte. Wie auch immer, ein Jahr danach sah ich die brandaktuelle Fortsetzung der Doku zu der Frage, wie es Frau Stöckle seither ergangen ist. Kürzestfassung: Sie hat abgenommen, allerdings deutlich weniger als erwartet. Erwähnenswert dabei ist, daß sie eine Low-Carb-Ernährung versucht hatte. Daß das so wenig Wirkung zeigte, fand auch ich zunächst etwas überraschend. Sieben Kilo, das ist ziemlich wenig für ein Jahr, noch dazu, wenn man keine langandauernde Diät-Vorgeschichte zu haben behauptet.

Näher betrachtet, nehme ich an, daß die Kombination aus Low Carb und einem Energiedefizit (1600 Kalorien am Tag) einfach nicht das Gelbe vom Ei war. Das gilt vor allem dann, falls sie schon vorher energiearm gegessen haben sollte.

Herzlich gelacht habe ich darüber, daß Dagmar Stöckle Kartoffeln zu den unbedingt zu vermeidenden Lebensmitteln zählt. Klar, das ist gewissermaßen Low-Carb-Allgemeinwissen und wird in einschlägigen Kreisen von allen Kanzeln gepredigt. Aber man kann doch auch seinen eigenen Kopf gebrauchen, gerade als Wissenschaftsjournalistin. 100 Gramm Kartoffeln schlagen mit 15 Gramm KH zu Buche, verglichen mit Mehl, Reis und Nudeln ist das recht harmlos. Ich habe deshalb auch in meiner Low-Carb-Phase manchmal Kartoffeln gemacht, nur eben eine geringere Menge als sonst. Einmal in einem Auflauf und einmal als Kartoffelbrei, kombiniert mit Karotten (10 g KH)  und Kohlrabi (6 g KH). 

Interessant, oder? So viel weniger KH als Kartoffeln haben jedenfalls die Karotten nämlich auch wieder nicht. Frau Stöckle hatte aber offenbar keine Zweifel daran, daß sie Karotten essen kann.

200 Gramm Kartoffeln, 100 für mich, 100 für meinen Mann, fand ich auch mit Low Carb völlig okay. Die Karotte im Kartoffelbrei, die für eine schöne rotgesprenkelte Färbung sorgt, kenne ich übrigens schon seit meiner Kindheit. Meine Mutter machte das manchmal auch. Deshalb habe ich schon immer gerne ein, zwei Karotten mit den Kartoffeln mitgekocht. Kohlrabi hat sich als eine geschmacklich absolut empfehlenswerte Ergänzung entpuppt. Diesen Kartoffelbrei mache bestimmt wieder. 

Im Moment freue ich mich aber vor allem darauf, mal wieder einen normalen Kartoffelbrei zu genießen. Das Leben kann so schön sein, wenn man immer etwas hat, worauf man sich freuen kann! Alleine dafür war meine Low-Carb-Phase schon nützlich. 

Es blieb mir letztlich unklar, wieviele Gramm KH Frau Stöckle bei ihrer Low-Carb-Variante zu sich genommen hat, und ich habe den Verdacht, daß sie außer KH-arm auch zu fettarm zu essen versucht hat, da zu den Produkten, die sie glaubte vermeiden zu müssen, neben Schokolade auch die meisten Milchprodukte zu finden waren und an irgendeiner Stelle wurde der Bacon erwähnt, den sie künftig weglassen solle. Wahrscheinlich liegt sie auch beim Protein erheblich niedriger, als es gut wäre.

Irritiert war ich außerdem davon, daß fast im selben Atemzug gesagt wurde, sie vermeide stark verarbeitete Lebensmittel, aber danach sieht man sie beim Einkaufen lauter solche Produkte kritisch beäugen und wieder verwerfen (ein Kölln-Müsli, dann eine Dosen-Gulaschsuppe und ein Dosengericht mit irgendeiner asiatischen Geflügelvariante) und sich laut darüber beklagen, daß Einkaufen so schwierig sei, weil überall Zucker mit enthalten sei. Also, liebe Frau Stöckle, so funktioniert das nun wirklich nicht mit einer Ernährung mit wenig stark verarbeiteten Lebensmitteln! Ich bin kein Müsli-Fan, aber eine Packung Haferflocken, Walnüsse und Heidelbeeren usw. so kaufen sollte doch nun echt kein Hexenwerk sein. Dasselbe gilt für den Kauf von Gulasch- oder Hähnchenfleisch. 

Über das Thema Sport beim Abnehmen, das im Anschluß zur Sprache kam, sage ich nur eines, um mich jetzt nicht zu verzetteln: Herman Pontzer.

Am Ende des Films zählte Frau Stöckle auf, auf welche Lebensmittel sie nun noch alles verzichten müsse, wenn sie noch weiter abnehmen wolle: Obst hatte sie sowieso vorher auch nur eine streng orthodoxe low-carb-taugliche Auswahl. Jetzt ißt sie gar keines mehr. Ebenso verzichtet sie auf die restlichen Milchprodukte - einschließlich Hafermilch. Und noch einiges andere mehr. Die arme Frau!, dachte ich im ersten Moment. Da ist so viel Verzichtslogik im Spiel, das KANN auf Dauer gar nicht funktionieren. Sie ist auf dem besten Weg, sich unglücklich zu machen, und ich glaube auch nicht, daß sie so nennenswert abnehmen wird. Jetzt ißt sie ja noch proteinärmer. 

Ich bin mir zwar immer noch nicht sicher, welche Rolle genau die Proteine beim Abnehmen spielen, aber jedenfalls sind sie wichtig fürs Sättigungsgefühl. Und wenn man dauernd hungrig ist, wird es jeden Tag schwieriger, eine auf Energiedefizit basierende Ernährung durchzuhalten. 

Ob es nächste Jahr wieder eine Fortsetzung geben wird? Hoffentlich enthält die dann nicht die Geschichte der Magenverkleinerung, weil ihr Abnehmprogramm nicht funktioniert hat. Zwei Folgen lang hat sie diese Lösung für sich selbst zwar ausgeschlossen, aber so ganz sicher schien sei mir nicht zu sein. Falls also ihr Programm, wie von vornherein abzusehen ist, ihr nicht zu einer dauerhaften Abnahme verhelfen wird, wer weiß ...

Außerdem fand ich etwa Merkwürdiges heraus: Dagmar Stöckle hatte schon 2017 in einer anderen SWR-Dokumentation an einem vierwöchigen Versuche im "intermittierenden Fasten" (also Intervallfasten) teilgenommen, dabei in vier Wochen 1,7 Kilogramm abgenommen und am Ende des Beitrags verkündet, sie werde das weitermachen. Drei Jahre später war in der neuen Doku davon aber überhaupt nicht mehr die Rede. Das ist schon ein bißchen irritierend. Was lief da so schief, daß es nicht einmal mehr einer kurzen Erwähnung wert war?

Wieviel Dagmar Stöckle 2017 gewogen hat, wurde damals nicht verraten, aber allzu weit wird sie dem optischen Eindruck nach auch da nicht mehr von ihrem Maximalgewicht von 105 Kilogramm entfernt gewesen sein. An einer Stelle in der Fortsetzungs-Doku von 2021 heißt es, das letzte Mal weniger als 100 Kilogramm habe sie vor sechs Jahren gewogen. Das hätte 2015 sein müssen, und da sie im Jahr 2017 1,7 Kilogramm in vier Wochen abnahm, ohne dabei offensichtlich die 100-Kilo-Marke unterschritten zu haben, wog sie also mindestens 102 Kilogramm.

Das gibt mir sehr zu denken, da ja meine Reise von 147 Kilogramm auf nunmehr 84,2 fast zur selben Zeit, 2017, und auch mit Intervallfasten begonnen hat. Aber ohne diesen ganzen Wissenschaftsklimbim, dem sie so sehr vertraut, sondern mit Fokus auf die tatsächlich meßbare Wirkung auf der Waage bei dem, was ich tue und unterlasse, und auf eine Weise, die von Anfang an ohne freudlose Verzichtslogik, ohne Selbstbezichtigungen und außerdem auch ohne Sport auskam. Und ich hatte damals noch eine weitere Gemeinsamkeit mit ihr: Sie behauptete, noch nie eine Diät gehalten zu haben. Bei mir war das ähnlich mit ein paar Einschränkungen, meine letzte "echte" Diät war zehn Jahre davor gewesen (und das wiederum war die erste seit, glaube ich, 1984 gewesen).

Ich bin überzeugt davon, daß ich der Wissenschaft eher reserviert gegenüberstehe und meinen Weg alleine gesucht habe, ist der Grund, warum es bei mir so viel besser als bei ihr funktioniert hat, denn genetisch scheinen wir ziemlich ähnlich schlechte Voraussetzungen zu haben.

Apropos keine freudlose Verzichtslogik: 

Ich habe heute wieder Pralinen gemacht, teils gefüllt mir Erdnußbutter, teils mit einem Rest Holundermarmelade, teils mit beidem, die gab es zum Nachmittagskaffee (ca. die Hälfte ist noch übrig). Außerdem habe ich Eis aus Sahne, Skyr, Erythrit/Xylit und einem Schuß Orangensirup gemacht, das es abends als Nachtisch gab. Zum Abendessen gab es köstliche Käse-Gemüsepuffer aus dem Backofen (Karotten, Rettich, Paprika, Zwiebeln, Knoblauch, viel Gouda, einen Rest Parmesan, Eier, Mandelmehl und Flohsamenschalen) und dazu Eiersalat, der ebenfalls sehr gut gelungen war. Dazu gab es zwei Viertele Riesling-Weißweinschorle. (Noch präziser: aus einem leckeren Brackenheimer Haberschlachter Heuchelberg.) Und, wie erwähnt, danach das selbstgemachte Eis, das umwerfend gut war.

So sah MEIN Low Carb an meinem letzten Low-Carb-Tag dieser Low-Carb-Phase aus. Ich fände es trostlos, so essen zu müssen, wie das Frau Stöckle zu müssen glaubt, und ich bin mir ziemlich sicher, sie müßte das eigentlich auch nicht. Essen muß Spaß machen, dann klappt es auch mit dem Abnehmen.

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