Mein Gewicht heute früh nach dem letzten von vier aufeinanderfolgenden Fastentagen: 71,3 Kilogramm. 200 Gramm über meinem Tiefstgewicht am Ende des "Endspurts" letztes Jahr am 19. April. Auf ein neues Tiefstgewicht muß ich also weiter warten. Hier übrigens mein Gewichtsverlauf von Mitte April 2024 bis heute.
Ich bin seit der letzten Low-Carb-Phase also ungefähr wieder da, wo ich zum Ende des "Endspurts" gewesen bin, und im Gegensatz zum Ende des Endspurts ist mein Gewicht danach auch nur geringfügig nach oben gegangen und anschließend wieder gesunken. Aber die letzten ca. drei Kilogramm bis zum Zielgewicht haben sich als hartnäckig erwiesen. Das Zielgewicht von 73,5 Kilogramm werde ich wohl erst nach den nächsten beiden LC-Phasen erreicht haben.
Was für ein Glück, daß es letztlich auf diese letzten drei Kilo hin oder her nicht mehr so sehr ankommt. Aber ich bin stur genug, um mein Ziel wirklich erst für erreicht zu halten, wenn ich vor einem langen Fastenintervall weniger als 73,5 Kilogramm gewogen habe.
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Frau Perditax, haben Sie denn endlich auch mal wieder etwas zur Sache beizutragen, also zur Thematik des Blogs?
Ja, habe ich heute mal wieder :-)
Endlich sagt's mal jemand, noch dazu ein Nicht-Irgendjemand, nämlich Dr. Jason Fung: Das Problem bei hochverarbeiteten Lebensmitteln können seiner Meinung nach weder zu viel Fett noch zu viel Zucker in dieser Art von Lebensmitteln sein. Das läßt sich seinem Urteil nach deshalb sagen, weil es (siehe unter dem obigen Link) ernstzunehmende wissenschaftlich untermauerte Hinweise darauf gibt, daß eine Ernährung, die weniger Fette, Salz und Zucker enthält, aber gleichzeitig mehr hochverarbeitete Produkte bedeutet, nicht zu einer Gewichtsabnahme, sondern zu einer Zunahme geführt haben. Gemessen an der Bedeutung, daß das endlich mal so deutlich ausgesprochen wird, finde ich allerdings Fungs Erklärungsansatz recht enttäuschend, denn am Ende läuft es wieder auf einen wenig überzeugenden Allgemeinplatz hinaus: Die böse Lebensmittelindustrie hat ihre Neuentwicklungen (womöglich mit Absicht?) so designt, daß sie fast schon dazu zwingt, mehr davon zu konsumieren - will heißen, am Ende doch mehr Kalorien zu konsumieren.
Es wäre mir lieber gewesen, er hätte einfach gesagt: Wir wissen es nicht. Das wäre mal ein echter Fortschritt gewesen unter all den Ernährungsgurus, die alles und dessen Gegenteil behaupten und deren einzige Gemeinsamkeit darin besteht, daß sie behaupten, durchschaut zu haben, was man tun muß, um abzunehmen und danach dauerhaft sein erreichtes Gewicht zu halten.
Das heißt, es gibt noch eine zweite Gemeinsamkeit. Längerfristig nehmen fast alle ihrer "geheilten Patienten" dann doch wieder zu. Ich wüßte gar zu gerne, wie dieser Punkt bei Dr. Fungs Patienten aussieht. Bei Low-Carb sah man ja in der Virta-Studie, daß doch mehr Patienten als erwartet nach fünf Jahren auch wieder zugenommen haben. Woran das liegt und wie man das verhindern kann, würde eigentlich eine ehrliche und ergebnisoffenen Diskussion erfordern, aber mit der rechne ich einstweilen nicht. Das ist bitter, denn sowohl Virta als auch Dr. Fung sind meiner Meinung nach eigentlich auf der richtigen Spur gewesen, bevor ihr Guru-Status sie an intellektueller Ehrlichkeit zu hindern begann.
Woran Dr. Fung merkwürdigerweise gar nicht gedacht hat, das war die Erwähnung von Kevin Halls Studie mit dem Vergleich zweier Gruppen von Teilnehmern, die vier Wochen lang stationär ihr Essen bekommen haben, und zwar jeweils 14 Tage lang nur hoch- bzw. nur unverarbeitete Lebensmittel - nach 14 Tagen wurde dann auf die jeweils andere Ernährungsart gewechselt. Ich erwähnte das Ergebnis dieser Studie nebenbei in einem Blogartikel. Im Gegensatz zur "Schwesterstudie" im gleichen Design zu Low-Fat- und Low-Carb-Ernährung, die im verlinkten Blogartikel mein eigentliches Thema war, ergab sich hier eine eindeutige Zunahme der Kalorienmenge bei beiden Gruppen, sobald und so lange sie hochverarbeitete Lebensmittel aßen.
Die Gruppe in Rot fing mit hochverarbeiteten Lebensmitteln an, die Gruppe in Blau mit den unverarbeiteten. Beide Gruppen haben erkennbar in ihren jeweiligen zwei Wochen mit hochverarbeiteten Lebensmitteln mehr Kalorien zu sich genommen. Wer genau hinschaut, dem fällt allerdings auf, daß der Abstand zwischen Gruppe Rot und Gruppe Blau in der ersten Hälfte größer war als in der zweiten. Die Gruppe, die zwei Wochen lang mit Fertigfraß begonnen hatte, aß auch von dem hochwertigen Essen der Wochen drei und vier etwas mehr als die blaue.
Auffällig finde ich auch die allerersten beiden Tage der roten Gruppe, die mit Fertigfraß anfangen mußte. Warum haben sie an diesen beiden Tagen anfangs sogar NOCH mehr gegessen als später, aber die blaue Gruppe nach dem Wechsel zur hochverarbeiteten Jahren nach 14 Tagen nicht? Ich vermute, das hat etwas damit zu tun, daß diese Studie nicht mit Kalorienrestriktion verbunden war und den Leuten ausdrücklich gesagt wurde, sie dürften so viel essen, wie sie wollen. Das entspricht nämlich vielfach nicht den Alltagsgewohnheiten. Gerade in den USA ist das für viele ganz normal, entweder Kalorien zu zählen oder wenigstens "bewußt", sprich, fett- bzw. zucker- bzw. kalorienarm zu essen. Ich nehme an, zum Wohle der Wissenschaft ausnahmsweise doch mal so viel essen zu müssen, wie sie wollten, gehörte für sie in die Kategorie "Angebote, die man nicht ablehnen kann".
Das für mich eigentlich Interessante ist deshalb, daß die Gruppe, die anfangs Mahlzeiten aus unverarbeiteten Lebensmittel bekam - und auf deren Mitglieder ja im vorausgegangenen Alltag dasselbe zutreffen müßte - an diesen beiden Anfangstagen etwa tausend Kalorien weniger als die Fertigfraß-Gruppe zu sich nahm. Ebenfalls interessant: Nach dem Wechsel auf hochverarbeitete Nahrung aßen sie in den ersten zwei Tagen tendenziell eher ein bißchen weniger als später, obwohl das nur auffällt, wenn man genau hinschaut. Unverarbeitete Lebensmittel sättigen also tatsächlich besser und dieser Effekt hält auch noch eine gewisse Zeit an, wenn man auf hochverarbeitete wechselt.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch darauf hinweisen, daß also der oft postulierte Faktor Sucht nach dem Wechsel von unverarbeitet auf hochverarbeitet keine oder nur eine geringe Wirkung gehabt zu haben scheint. Wer "richtige" Lebensmittel ißt, ist auch dann weniger suchtgefährdet durch was auch immer die Sucht an hochverarbeiteten auslöst, wenn er einige Tage lang nur solches Zeug vorgesetzt bekommt.
Das alles spricht dafür, daß es auf das Gewicht bezogen nicht erforderlich ist, unter allen Umständen jeden Genuß von solchen Produkten zu vermeiden, vorausgesetzt, es macht nicht die Mehrheit dessen aus, was man jeden Tag ißt. Päpstlicher als der Papst muß man also wohl wirklich nicht sein. Und jede Mahlzeit aus "echtem" Essen verringert das Problem, das aus Fertigfutter entstehen kann. Es lohnt sich also jede Mahlzeit aus Junkfood, die man durch vernünftiges Essen ersetzt, denn sie verringert das Problem. Weil man auch das nicht oft genug sagen sollte: Ich halte es für falsch, das auf Basis einer Verzichtslogik zu tun. Man sollte Junkfood, das man liebt, nur durch besseres Essen ersetzen, das man noch mehr liebt. Dafür müssen viele Leute diese Art von Lebensmitteln erst mal kennenlernen, denn in einer wachsenden Zahl von Haushalten sind sie gar nicht mehr gebräuchlich. Dieses Kennenlernen (und das Kennenlernenwollen) muß also am Anfang stehen.
Was auch immer nun der Grund für die Zunahme bei solcher Ernährung gewesen sein mag, die es ja tatsächlich gab. Denn eine Rahmenbedingung aus dieser Studie ist im richtigen Leben im Umgang mit hochverarbeiteten Lebensmitteln ja vielfach nicht gegeben, nämlich daß man sich selbst erlaubt, so viel zu essen, wie man essen will. Typischer wird es sein, daß die meisten Konsumenten, wie konsequent oder lückenhaft auch immer, den Anweisungen ihres inneren Ernährungsberaters zu folgen versuchen, der ihnen entweder die Kalorien vorzählt oder sie zum Sporttreiben mahnt oder ihnen dieses oder jenes Lebensmittel verbietet.
Gerade in letzter Zeit fällt es mir besonders auf, in vielen nebenbei gemachten Bemerkungen normaler Bekannter und zufällig Mitgehörtem auf der Straße oder im Restaurant und natürlich auf auch Twitter und Bluesky, wie unüblich es ist, einfach so wie ich zu essen, wann, was und wieviel davon man will. Die meisten Leute, wenigstens gilt das für Frauen, versuchen sich beim Essen zu kontrollieren, und zwar in einem Ausmaß, das mich vor allem bei schlanken Frauen immer wieder überrascht, wenn ich dazu mal ein paar Einzelheiten höre. Man hat das Gefühl, das Denken und geradezu das ganze Leben dieser Frauen kreist genauso vollständig um das Essen, wie das zu Zeiten gewesen ist, wenn man sich in früheren Jahrhunderten oder in armen Regionen der Welt nicht darauf verlassen konnte, genügend davon zu bekommen. Damals lag es daran, daß man selten wirklich satt wurde. Heute versucht man widersinnigerweise, mittels Selbstkontrolle ihre Nahrungenergie wieder auf ein Hungerrationen-Level zu drücken, in der Annahme, dies sei unsere "natürliche" Ernährungsweise.
Als Verweigerer dieser Art von Selbstkontrolle frage ich mich außerdem, ob es wirklich sein kann, daß solche Leute mehr Kalorien als ich zu sich nehmen. Auch deshalb, weil die Mengen, die von solchen Leuten bei einem selbstempfundenen und von ihnen bereuten Kontrollverlust verzehrt wurden, mir eigentlich nur ein mitleidiges Lächeln abringen können. Das sind oft Mengen, die unter dem liegen, was ich an einem völlig normalen Tag verzehre.
Hochverarbeitete Lebensmittel - und zwar solche gemäß der Definition, die Dr. Fung in seinem Artikel zugrunde gelegt hat (wir reden hier also nicht von Dosenchampignons und auch nicht von handwerklich erzeugten Wurstwaren - die basieren auf sehr alten Konservierungsmethoden) - enthalten nicht nur im Durchschnitt so wenig Ballaststoffe, daß von ihnen mehr konsumiert werden kann, weil sie den Magen weniger voll machen. Sie enthalten auch alle möglichen Zusatzstoffe: zur Haltbarmachung, für ein appetitlicheres Aussehen, für die "richtige" Konsistenz (nahezu alle Milchprodukte enthalten zu meinem Ärger Carragene), aber vor allem, um ihren Geschmack zu verbessern. Nötig ist das aber ganz besonders bei fettarmen Produkten. Fett ist immerhin ein Geschmacksträger. Was, wenn das, wodurch der gute Geschmack bei weniger Fett erzeugt wird, aber insgeheim ein besonders wirksamer Dickmacher ist?
Dazu fällt mir dann auch wieder mein Mitpatient in der Klinik vor zwei Jahren ein, der dank seines Glukosemonitors beobachten konnte, daß sein Blutzucker auf Weizenmehlprodukte aus vorgefertigten Teiglingen total anders, nämlich mit einem steilen Anstieg, reagierte als auf solche, die traditionell hergestellt wurden, indem es dann zu so einem Anstieg nicht kam. Das hat mich damals echt umgehauen, denn bis dahin war ich mir völlig sicher gewesen, daß Weizenmehlprodukte generell diese blutzuckersteigernde Wirkung hätten. Ich will jetzt auch nicht voreilig behaupten, daß der Blutzucker bei allem Menschen so wie bei diesem Mann reagiert. Immerhin sind wir ja auch genetisch unterschiedlich, und daß es Leute mit einem "Jäger-und-Sammler-Gen" gibt und solche mit einem "Ackerbauer-Gen", die auf Kohlenhydrate nicht identisch reagieren, ist ja keine Verschwörungstheorie. Es wäre deshalb hochinteressant, mehr über dieses Phänomen zu erfahren, das ich bislang nur aus dem Munde dieser einen Person erfahren habe, und ob die blutzuckersteigernde Reaktion auf Weizenprodukte je nach Herstellungsweise von bestimmten genetischen Voraussetzungen abhängt und bei anderen genetischen Vorgaben auf alle Arten von Weizenprodukten gleich ausfallen könnte.
Da die Wissenschaft einstweilen kein sonderliches Interesse an dieser Frage zu haben scheint, wäre angesichts der zunehmenden Popularität von kontinuierlichem Blutzuckermonitoring auch wissenschaftliche Arbeit "von unten" denkbar, daß also Patienten ihre Blutzuckerkurven und Ernährungstagebücher in so großer Zahl publik machen, daß Rückschlüsse daraus möglich sind.
Nun ja, man wird ja wohl noch träumen dürfen. ;-)
Sollten diese Zusatzstoffe jedenfalls einen unguten Einfluß auf den Stoffwechsel haben, worauf es ja neben der von mir gehörten "Anekdote" auch ernstzunehmendere Hinweise gibt, dann würde das den ohnehin in sich widersprüchlichen Nutriscore komplett ad absurdum führen. Dann würde er, statt Verbraucher bei einer gesünderen Ernährung zu unterstützen, sie dazu verleiten, mehr Produkte zu verzehren, die sie kranker machen.
Genau das ist die Krux bei der gesamten Gesundheitspolitik im Bereich der "nicht übertragbaren Krankheiten", die als lebensstilbedingt gelten und an denen die Patienten nach Meinung vieler Experten durch eigensinnig falsches Verhalten selbst schuld sein sollen. Die Lösungsansätze stehen wissenschaftlich nicht auf so festem Boden, wie sie es eigentlich sollten, und am Ende macht die Behandlung uns, wenn wir Pech haben, nur noch kranker.
Was aber sollte man dagegen tun? Am wenigsten falsch machen kann man vermutlich mit Lebensmitteln, auf denen von vornherein kein Nutriscore aufgedruckt werden kann, also frischen Produkten. Aber, wie weiter oben erwähnt, hundertfünfzigprozentige Konsequenz dabei scheint nicht erforderlich zu sein.
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Erinnert sich noch wer daran, daß ich vor einigen Wochen darüber spekuliert habe, wie lange es wohl dauern werde, bis die aufgeblasenen Egos von Donald Trump und Elon Musk miteinander kollidieren, daß die Funken sprühen? Es scheint nun passiert zu sein. Kein halbes Jahr hat es also gedauert.
Popcorn raus, das kann noch unterhaltsam werden.
Und wenn diese Männerfreundschaft zweier Vollidioten mit zu viel Macht sonst nur Mist produziert hat und ihr Zerwürfnis möglicherweise noch mehr Schaden anrichten wird als ihre Freundschaft, jetzt möchte ich von den beiden wenigstens mal ein gutes Unterhaltungsprogramm geboten bekommen.
Apropos: Und wenn Friedrich Merz bislang wirklich so ziemlich alles falsch gemacht haben sollte (was ich gesehen und für falsch gehalten habe, war ja nur die Spitze des Eisbergs), aber den Staatsbesuch bei Trump, jedenfalls das, was die Öffentlichkeit zu sehen bekam, hat er immerhin ganz gut hingekriegt. Wenigstens etwas. Wieviel das angesichts von Trumps Sprunghaftigkeit am Ende wert sein wird, bleibt freilich abzuwarten.
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