Montag, 8. Juli 2024

Warum Prävention so schlecht funktioniert und wie man das ändern könnte

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des nächsten dreitägigen Fastenintervalls innerhalb meiner sommerlichen "Haltephase": 77,3 Kilogramm. Das sieht jetzt wieder mehr nach Gewichthalten als einer leichten Abnahme aus, zu berücksichtigen ist dabei allerdings, daß ich die gesamte letzte Woche mit Erkältungssymptomen herumlaboriert habe, die immer noch nicht ganz weg sind. Auffällig war, daß ich zeitweise einen ziemlich intensiv sauren Geschmack im Mund hatte, das war aber nicht gleichbleibend, sondern wurde wellenförmig mal stärker, mal schwächer und war zeitweise auch wieder ganz weg. 

Ich hatte so etwas zwischendurch schon wiederholt, allerdings viel weniger intensiv, und zwar immer verbunden mit Verstopfungssymptomen. Die hatte ich dieses Mal ebenfalls. Was auch immer die Ursache ist, beides hängt wohl zusammen, und ich wäre das ganz gerne wieder los. Der saure Geschmack im Mund ist zwar erst Monate nach dem Ende der Chemo zusätzlich zu der Verstopftheit aufgetreten, aber einen Zusammenhang vermute ich dennoch. 

Einstweilen merke ich den sauren Geschmack nur noch ganz schwach, also fehlt mir gerade der Leidensdruck, um mich damit genauer zu befassen. 

Wie auch immer, ich bin mir nicht sicher, ob mein heutiges Startgewicht wirklich realistisch ist oder doch leicht überhöht wegen dieser Erkältung. Die hat mir wohl der Wetterumschwung am vorletzten Wochenende eingebrockt. Der Samstag war unglaublich heiß, und am Sonntag hatten wir unseren alljährlichen Flohmarkt bei sehr viel kälterem Wetter und den Abbau mußten wir im strömenden Regen vornehmen. Spaß gemacht hat es zwar trotzdem, aber das war vermutlich dafür verantwortlich, daß ich mich durch die letzte Woche ein bißchen durchschleppen mußte. Das Wetter hat es letzte Woche ja auch nicht so richtig gut gemeint, also hoffe ich, ab heute, wenn es endlich vernünftige Sommertemperaturen geben soll, normalisiert sich das endlich wieder.

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Es gibt Neues von unserem fehlgeschlagenen Hauskauf. Vielleicht ist er doch noch nicht fehlgeschlagen, denn der Hauseigentümer ist gestern wieder an uns herangetreten. 

Offenbar verlief seine Suche nach einem anderen Käufer  enttäuschend. Das geschieht ihm ganz recht. ;-)

Wir stehen also momentan wieder mit ihm in Verhandlungen und haben dabei ein neues Angebot gemacht, das nun aber mehrere zehntausend Euro unter unserem vorherigen liegt. Da der Mann den Preis, den wir ihm eigentlich bezahlen wollten, von niemand sonst geboten bekommt (denn wäre es anders, hätten wir natürlich nie wieder etwas von ihm gehört), sehen wir überhaupt keinen Grund, warum wir das alte Angebot weiter aufrechterhalten sollten. Es gibt außerdem Hinweise darauf, daß unser neues, niedrigeres Angebot nach wie vor besser ist als alles, was andere ihm geboten haben, und ebenso, daß die Zahl der Interessenten für das Haus viel spärlicher war, als er erwartet hatte. 

So ist das halt mit den Liebhaberobjekten. Für sie braucht man niemanden, der auf der Suche nach "irgendein Haus" mit ein paar wenigen vorgegebenen Kriterien ist, wie das auf die meisten Hauskäufer zutrifft, sondern jemanden, der speziell genug ist, um ein spezielles Haus haben zu wollen, das für die meisten anderen wiederum nicht passen würde. Mit dem bisherigen Hauseigentümer wollen wir im Anschluß definitiv nichts mehr zu tun haben, aber das müssen wir ja auch nicht. Wir wollen ihn schließlich nicht heiraten, sondern ihm nur ein Haus abkaufen. Da sollte es möglich sein, zu einer Übereinkunft zu kommen, auch ohne sich gegenseitig zu mögen.

Unsere anfängliche offene und entgegenkommende Umgangsweise, wie sie uns eigentlich von Haus aus gemäß ist, hat sich in seinem Fall leider als Reinfall erwiesen. Manche Leute können mit so etwas einfach nicht umgehen, und dem passen wir jetzt unser Verhalten an. Ziel bleibt es weiterhin, am Ende dieses Haus gekauft zu haben, aber noch einmal lassen wir so nicht mit uns umspringen, wie das gegen Ende hin durch den Verkäufer geschehen ist. 

Wie die Sache mit der Finanzierung weitergeht, ist davon natürlich unabhängig, aber der Finanzierungsantrag läuft merkwürdigerweise immer noch, obwohl ich der Bank schon vor mehr als zwei Wochen mitgeteilt hatte, sie solle ihn stornieren. Unsere Bearbeiterin hat es auch nicht einmal für nötig gehalten, wegen dieser Anweisung bei uns rückzufragen. Ich werde demnächst mal anrufen und mich erkundigen, ob sie womöglich längst den Bettel dort hingeworfen hat. So was ist mir nämlich bei einer früheren Finanzierung mit dem seinerzeitigen Bearbeiter schon mal passiert.

Wie auch immer, die Lahmarschigkeit unserer Hausbank könnte sich dieses eine Mal also vielleicht doch ausnahmsweise mal als nützlich erweisen.

Ich werde berichten. :-) 

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Die Frage, ob Professor Seyfried richtig liegt mit seiner Theorie von Krebs als Stoffwechselerkrankung, ist von ihrer Bedeutung her gar nicht zu überschätzen. Was mich in diesem Zusammenhang seltener als die zugrundeliegenden Vorgänge auf Zellebene sowie noch mehr die Frage nach einer konkreten Ausgestaltung der Therapie beschäftigt, ist die Frage der Prävention. Dabei hat es diese Frage, näher betrachtet, ganz schön in sich.

Rein auf Krebs als isolierte Erkrankung fokussiert würde sich auf den ersten Blick durch die Stoffwechseltheorie ja nicht besonders viel ändern. Ob die als potentiell krebsauslösend erkannten Umweltfaktoren - etwa Zigarettenrauch - nun die Gene verändern oder Entzündungsreaktionen in den Mitochondrien, ändert ja nichts daran, daß es möglich ist, den jeweiligen Stoff, falls möglich, zu vermeiden und damit sein Krebsrisiko zu verringern. Ein anderes Bild ergibt sich aber, wenn man Krebs als einen von einer ganzen Reihe von möglichen Bestandteilen eines ganzen Komplexes von Stoffwechselerkrankungen betrachtet, die auch bestimmte Auslöser gemeinsam haben. Die Unterschiede der Erkrankungen wären dann unter Umständen durch verschiedene Auslöserkombinationen zu erklären, die eben einen oder mehrere Bestandteile miteinander gemeinsam haben, aber in anderen Bestandteilen und/oder der jeweiligen Dosierung der Bestandteile unterschiedlich sind. 

Diese übergreifende Frage finde ich auch deshalb bedeutsam, weil ich schon länger vermute und es sich neuerdings auch wirklich herauskristallisiert, daß die Krebsprävention durch die Vermeidung von ganz bestimmten Kanzerogenen letzten Endes eine Sackgasse ist, weil immer wieder neue hinzukommen und alle Erfolge, die man dadurch haben kann, wieder zunichte machen. Eine aktuelle Studie will nun nämlich herausgefunden haben, daß das Krebsrisko in den letzten Jahrzehnten von Generation zu Generation weiter gestiegen ist, und das, obwohl ja bestimmte Krebsarten wirklich stark zurückgegangen sind, was als Erfolg bestimmter Präventionsmaßnahmen bestimmte Kanzerogene betreffend betrachtet wird und sicherlich auch wirklich zu Recht so betrachtet werden kann.

Das gilt etwa auch für das Rauchen als Risikofaktor. Weil ich selbst rauche und auch nicht die Absicht habe, damit aufzuhören, finde ich es angebracht, das auch einmal ausdrücklich zu erwähnen: Eine bessere Empfehlung, als nicht zu rauchen, wenn man sein Lungenkrebsrisiko verringern will, kann man tatsächlich nicht bekommen. Ob es im jeweiligen Einzelfall die erhoffte Wirkung haben wird, kann einem aber niemand versprechen. Krankheiten bekommt man nicht als Strafe für seine Laster und entkommt ihnen nicht als Belohnung für seine Tugendhaftigkeit. Es funktioniert strikt nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Das Fiese daran ist, daß Krebs, auch Lungenkrebs, nie nur eine einzige auslösende Ursache hat. Deshalb bekommen 90 Prozent der Raucher keinen Lungenkrebs und umgekehrt können auch lebenslange Nichtraucher, und zwar auch solche, die von klein auf nie in erwähnenswerten Kontakt mit Passivrauch kamen - wie Dr. Hallberg - trotzdem an Lungenkrebs erkranken. Für Amerikaner der Generationen, die mehr als zehn Jahre jünger als ich sind, ist das besonders problematisch, denn bei ihnen steigt das Lungenkrebsrisiko in Wirklichkeit mittlerweile wieder an. 

Davon hatte ich bis zu dieser Studie noch nie mehr als mehr oder weniger unbelegte Behauptungen gehört und habe deshalb meinen Augen nicht getraut, als ich die Grafiken in der verlinkten Studie sah, die das tatsächlich belegen. Deshalb hier die zugehörigen Abbildungen:

Männer:

Frauen

 

  Erklärung der unterschiedlichfarbigen Linien:

 

Nun mag man einwenden, daß das Lungenkrebsrisiko der Generation der ab den 1970er Jahren Geborenen ja trotzdem in fast allen untersuchten US-Bevölkerungsgruppen (Ausnahme: asiatische Frauen) viel niedriger liegt als das der früheren Generationen. Andere Krebsarten haben aber im Vergleich zu früheren Generation so stark zugenommen, daß die Gesamtinzidenz für Krebs insgesamt in der Altersgruppe bis 60 Jahre die der Altvorderen sowieso übersteigt (Beispiele dafür siehe unter den beiden Links zu den Grafiken). Daß auch das Bekämpfen von Lungenkrebs neuerdings schlechter wirkt als zuvor, ist in diesem Zusammenhang schon bedenklich, und vor allem stellt sich ja auch die Frage, ob dieser ungute Trend sich noch weiter fortsetzen wird und wenn ja, wie weit das noch nach oben gehen kann. 

Offenbar gibt es also in den letzten Jahrzehnten entweder eine ganze Menge neue Kanzerogene, die bislang noch nicht als solche erkannt wurden, oder vielleicht auch irgendwelche Faktoren, die übergreifend eine ungünstige Wirkung auf das Risiko für alle möglichen Arten von Krebs ausüben.

Ich kann mir nicht so recht vorstellen, daß es möglich sein wird, diese Faktoren zu finden, wenn man nur nach statistischen Zusammenhängen sucht, denn erstens können das viele Faktoren sein, von denen jeder einzelne nur eine geringfügige Risikoerhöhung bewirkt, und zweitens ist es leicht möglich, dabei ein Symptom mit einer Ursache zu verwechseln. Das gilt etwa für die Annahme, Adipositias könne auf irgendeine Weise zu Krebs führen. In Wirklichkeit sind es höchstwahrscheinlich die Stoffwechselprobleme, die zu Adipositas führen, die zusätzlich auch das Krebsrisiko erhöhen. Aber unabhängig davon: Solange fast alle Lösungsversuche daran scheitern, daß Adipositas sich nur in Ausnahmefällen als mit dauerhaftem Erfolg behandelbar erweist (hier ein aktuelles Beispiel), ist es aber auch unmöglich, aus der Annahme, Adipositas zu verhindern könne Krebs verhindern, wirksame Präventionsmaßnahmen zu entwickeln.  

Das ist eine Sache, die nicht einmal Professor Seyfried begriffen zu haben scheint, denn seine Ansichten über Adipositas sind alles andere als originell oder gar revolutionär, sondern so konventionell, daß ich Gähnkrämpfe davon bekommen könnte. Eigentlich merkwürdig, obwohl ihm zugutegehalten werden sollte, daß es sich einfach nicht um ein Gebiet handelt, in dem er selbst forscht. Aber da er schon davon ausgeht, daß Krebs eine Stoffwechselerkrankung ist, und ja in Kontakt mit der Keto-Szene ist, in der eine Menge Leute Adipositas für eine Stoffwechselerkrankung halten, hätte ich eigentlich damit gerechnet, daß er irgendwann einmal stutzig wird und sich fragt, ob das eine vielleicht ja irgendetwas mit dem anderen zu tun haben könnte. 

Bislang ist er aber nicht stutzig geworden, und das stimmt mich einerseits auch pessimistisch, was einigermaßen rasche Erfolgschancen seiner eigenen stoffwechselbasierten Krebstheorie betrifft - man dringt zu den Leuten einfach nicht durch, egal wieviel erfolgreicher man bei Behandlungen im Vergleich zum üblichen Verfahren ist -, andererseits sehe ich dann aber auch ziemlich schwarz für eine beide Problembereiche betreffende übergreifende Betrachtung, die ich für einen echten Gamechanger halten würde, dessen Wirkung sehr wahrscheinlich vergleichbar zur Entdeckung der Krankheitserreger für die Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten ausfallen würde. Das würde im gesamten Bereich der nichtübertragbaren Krankheiten innerhalb von wenigen Jahren ganze Kettenreaktionen von zurückgehenden Krankheitshäufigkeiten auslösen, bis hin zu einem wahrscheinlich richtig spektakulären Rückgang der Zahl von Patienten auf den Organspende-Wartelisten.

Ob Krebs oder Adipositas: Der Schlüssel zu einer wirksamen Behandlung wie auch wirksamen Prävention liegt nicht im Dazutun oder Wegnehmen dieses oder jenes Einzelfaktors, auch wenn das vielleicht wirklich manchmal hilfreich ist. Sondern er besteht darin, die Ursachen richtig zu durchschauen. Auch wenn der Teufel im jeweiligen Einzelfall trotzdem weiterhin oft im Detail stecken mag, Seyfrieds Theorie bietet vielversprechendere Möglichkeiten für Präventions- und Behandlungsoptionen als alles, was aktuell in der Onkologie gebräuchlich ist und stattdessen zum Einsatz kommt. Und ebenso sind die Keto- und Fasten-Jünger näher an der Lösung für Adipositas dran als die Kalorienlogiker. Es sind die jeweiligen Grundgedanken, die korrekt sind, im Detail kann und muß man an der praktischen Anwendungsweise in beiden Fällen natürlich noch basteln.




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