Samstag, 9. Mai 2020

Frühlingsgefühle

Mein Gewicht heute morgen: 98 Kilogramm ... neuer Tiefststand. 😊 Das wurde langsam aber auch Zeit. Die 98,1 habe ich schon seit zwei Monaten vergeblich zu unterschreiten versucht, und auch wenn mir klar war, daß das ein bißchen dauern würde (weil dieser Wert im Februar fast ein ganzes Kilogramm unter meinem vorherigen Tiefstwert lag und ich deshalb vermutete, daß er durch irgendwelche Faktoren überzeichnet war), fand ich es doch ein bißchen zermürbend, daß es über so lange Zeit gar nicht runter und zu Ostern sogar - jahreszeituntypisch - ein wenig nach oben ging.

Nächste Woche hoffe ich, mit Hilfe von zwei weiteren zweitägigen Fastenintervallen endlich einen Wert deutlich unter 98 zu erreichen, und bin diesmal ganz optimistisch, daß das auch klappen wird.

In der anschließenden Woche, in der mein Mann Frühschicht hat, mache ich mit einem zweitägigen Fastenintervallen an Dienstag/Mittwoch weiter. Das hat sich so ergeben, weil am Montag die Gastronomie wieder öffnet und ich deshalb gleich einen Tisch reserviert habe, um das zu feiern. Und am Donnerstag derselben Woche ist ja schon wieder Feiertag, Christi Himmelfahrt, also bot es sich so an. Der nächste Feiertag zu Pfingsten nach dem Wochenende darauf paßt mir in mein normales Fastenschema. Ob ich in der Woche davor noch einmal vier Tage fasten werde oder meinen normalen dreitägigen Rhythmus wiederaufnehme, habe ich noch nicht entschieden. Das hängt vermutlich davon ab, wie stark mein Gewicht zwischen Himmelfahrt am Donnerstag und dem darauffolgenden Montag nach oben geht.

Zweitägige Fastenintervalle haben eine Reihe von Vorteilen, aber der regelmäßig besonders steile Gewichtsanstieg danach ist schon ein gefühlter Nachteil, auch wenn es bloß der Wasserhaushalt ist, der seinen besonders tiefen Pegel schnell wieder regenerieren will. Es schlägt einem halt doch ein bißchen aufs Gemüt, wenn man manchmal zwei Kilo an einem Tag zugenommen hat. Auffallend war diese Woche zum Beispiel, daß ich am Donnerstag, dem ersten Tag des zweiten Fastenintervalls, abends trotz des Fastens mehr gewogen habe als morgens. Da war irgendwas in mir wohl immer noch "an den Pumpen". Am nächsten Morgen wog ich dann ziemlich genau zwei Kilogramm weniger als am Abend davor.

Letzte Woche am Mittwoch, meinem einzigen Eßtag, habe ich zum ersten mal seit Monaten wieder einmal eine Magnesiumsprudeltablette benötigt. Ich war schon zu Bett gegangen, als ich in meinem linken Bein einen Krampf heraufziehen spürte. Erst bin ich aufgestanden und ein paar Schritte herumgelaufen, aber weil es dadurch nicht besser wurde, nahm ich doch noch eine Tablette. Ich hatte das Glas noch nicht ausgetrunken, als ich die Wirkung schon spürte. Das finde ich immer wieder eindrucksvoll, und ich frage mich, wie das wohl genau abläuft und warum das nur Sekunden dauert.

Heute haben wir zum ersten Mal in diesem Jahr wieder auf dem Balkon gefrühstückt, und obwohl wir dort immer ein bißchen zu wenig Platz auf dem Tisch haben und es deshalb ein bißchen ein Durcheinander gab, habe ich es sehr genossen. Den Tisch habe ich vor zwanzig Jahren vom Vorbesitzer der Wohnung übernommen, es handelt sich um einen fest installierten selbstgebauten hölzernen Klapptisch, der nur ein winziges bißchen unpraktisch (man kann ihn nicht verschieben) und ansonsten ganz toll ist, weshalb ich mich auch nie dazu überwinden konnte, ihn einer hundertprozentig praktischen Lösung zu opfern.

Es ist jetzt fast zwanzig Jahre her, daß ich diese Wohnung gekauft habe, und die Entscheidung fiel damals, als ich auf dem Balkon war. Das war ebenfalls im Mai. So viel Grün, dachte ich, und nichts davon muß ich selbst pflegen, denn ausgerechnet zu unserem Haus gehört keiner der Gärten, die mir diesen bezaubernden Ausblick bieten. Ich hatte mich vom Fleck weg in den Blick von meinem Balkon verliebt. Um diese Jahreszeit ist es auf dem Balkon besonders schön. Wir haben beim Frühstück die in voller Blüte stehende riesige Kastanie im Hof des Nebengebäudes bewundert und uns gefragt, wo die nur ihre Wurzeln verstaut hat. Mein Mann meinte, vielleicht hängen die Leute im Nachbarhaus ja im Keller ihre Wäsche an ihnen auf, denn Kastanien seien seines Wissens Flachwurzler, gehen also nicht gar so weit in die Tiefe mit ihren Wurzeln. Eine viel kleinere Kastanie in der Nähe ist seit dem letzten Jahr unheimlich gewachsen, und wir rätselten, wie lange sie wohl brauchen wird, bis sie ihrem großen Kollegen Konkurrenz machen wird.

Die Mauersegler, die seit ca. einer Woche wieder zurück sind, machten ihre Kunstflüge, und mein Mann behauptet, er habe einen Vogel in einem Baum hinter meinem Rücken gesehen, der seiner Beschreibung nach ein Stieglitz sein müßte. Das freute mich. Stieglitze habe ich vor dem letzten Jahr nie bei uns ums Haus herum gesehen, aber offenbar haben wir da einen neuen Dauerbewohner bekommen. Ansonsten haben wir an Vögeln das übliche großstadtkompatible Reservoir: Amseln, Meisen, Spatzen, Rotkehlchen, ein zänkisches Elsternpaar, das sich aber traditionell immer erst ab dem Spätsommer regelmäßig bei uns herumtreibt, Krähen und natürlich Unmengen von Tauben. Manchmal sehen - und noch öfter hören - wir auch Mäusebussarde, und ganz sporadisch verirrt sich auch ein Exemplar unserer verwilderten Papageien zu uns in den Hof. Das Exotischste, das ich jemals bei uns gesehen habe, war aber ein Mittelspecht. Erst konnte ich das gar nicht glauben, weil die so selten sind, aber irgendwann erfuhr ich, daß wir tatsächlich im nächstgelegenen Wald (ein bis zwei Kilometer entfernt) eine Mittelspechtpopulation haben. Was komischerweise fehlt, sind Buchfinken, obwohl nur hundert, zweihundert Meter weiter ständig welche zu hören sind.

Ich habe gleich bei der Balkontür ein altes Opernglas, das ich mal auf dem Flohmarkt gekauft habe und gerne nutze, um mir näher anzuschauen, was bei uns hinter dem Haus so alles herumfliegt.

In der anderen Richtung, auf der Straßenseite, wohnt seit vielen Jahren ein Rotschwänzchenpaar, das in irgendeiner Nische an der Fassade des Gebäudes gegenüber nistet. Früher fielen die mir gar nicht so auf, weil dort immer alles voller Tauben war. Seit die Nachbarn die Geduld mit den Tauben verloren und umfangreiche Taubenabwehrmaßnahmen installiert haben, sind die Rotschwänzchen - die sich von diesen Maßnahmen gar nicht beeindrucken ließen - die einzigen gefiederten Hausherren neben den Mauerseglern, die in unserem Gründerzeitviertel an den Fassaden viele Möglichkeiten zum Nisten haben. Bei uns am Haus nisteten letztes Jahr auch welche.

Ach ja, Fledermäuse haben wir natürlich auch, manchmal sehe ich sie in der Abenddämmerung, ihr flatternder Flug ist kaum zu verwechseln. Letzten Sommer hat sich abends mal eine zu uns ins Schlafzimmer verirrt, umkreiste ein paarmal die Deckenlampe und schoß dann wieder aus dem Fenster. Und Eichhörnchen. Die sehe ich öfters, wenn ich das Treppenhaus runtergehe. Wenn ich diese Aufzählung so durchlese, kommt es mir ganz unglaublich vor, daß ich mitten in der Stadt wohne. Hier tobt echt Brehms Tierleben in seiner ganzen Pracht, auch wenn der Bär bislang noch nicht steppt. Worauf ich nämlich noch warte, ist, daß die Waschbären sich bis zu uns in die Innenstadt vorwagen. Am Stadtrand sind sie bereits gesichtet worden.

Beim Einkaufen habe ich heute zum ersten Mal seit mindestens zwei Monaten im Kühlregal Frischhefe gesehen, was ich ganz beruhigend fand, obwohl ich sie nicht brauchte. Trockenhefe war aber immer noch aus. Der Reflex, beim Einkaufen nach Hefe auszuschauen, ist bei mir immer noch intakt. Dinkelmehl fand ich zu meinem Entzücken vor und habe mir gleich ein Päckchen mitgenommen. Die Weizenmehlverknappung scheint ja - ebenso wie die vom Klopapier - schon seit einem Weilchen wieder vorbei zu sein, aber Dinkelmehl gab es lange Zeit gar nicht, und hätte ich nicht vor ein paar Wochen, kurz bevor der Mehl-Notstand auf einmal alle Sorten umfaßte, Schneekoppe-Dinkelvollkornmehl gekauft, weil es das einzige war, das noch angeboten wurde, wäre es bei mir inzwischen längst aus.

Normalerweise kaufe ich aus Prinzip kein Vollkornmehl (ich bin schließlich Ernährungssünderin und habe einen Ruf zu verlieren!), aber die Briegel, die ich heute früh damit gebacken habe, schmeckten nicht schlechter als sonst, sie waren nur optisch ein bißchen anders. Und für den Nachtisch habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben an einer Biskuitrolle versucht. Die gelang mir ganz gut, nur bei der Füllung hatte der Rezeptersteller mit den angegebenen Mengen ein bißchen übertrieben, weshalb ich ein bißchen Mühe hatte, sie komplett unterzubringen. Aber das weiß ich jetzt ja fürs nächste Mal und dosiere entsprechend anders.

Nächste Male wird es sicherlich ein paar geben, denn der Biskuitboden ist wirklich sehr einfach zu machen, geht schnell (ein großer Vorteil, wenn ich samstags auch noch Brot oder Brötchen backen will) und die Füllung kann man ja gut variieren. Diesmal habe ich mich für Ananas-Sahne entschieden, hauptsächlich deshalb, weil ich schon seit einer Weile eine Gelegenheit gesucht hatte, eine Dose Ananas zu verwenden, die ich schon viel länger stehen habe, als ich das eigentlich vorgehabt hatte. So was esse ich ab und zu in einer Art Ananas-Anfall, vor allem, wenn mein Mann Spätschicht hat und ich Zeiten und Art der Mahlzeiten spontan entscheiden kann. Aber ich habe einen so großen Teil meiner Fastentage in diese Spätschichten verlegt, daß es mir irgendwie an Gelegenheiten fehlte, um spontan mal eine Dose Ananas zu schlachten.

Die Biskuitrolle geisterte gestern ab dem Nachmittag durch meine fastenbefeuerte kulinarische Phantasie, im Wechsel mit Lasagne. Ich habe mir nämlich letzte Woche einige Töpfe mit Kräutern auf die Fensterbank in der Küche gestellt, und die will ich dabei endlich einmal zur Anwendung bringen. Aber die Lasagne gibt es erst morgen; heute habe ich erst einmal wieder Essen aus meinem Lieblingslokal geholt. Wahrscheinlich zum letzten Mal vor der großen Wiedereröffnung am 18. Mai (für die ich schon einen Tisch reserviert habe), denn allzu viele Gelegenheiten werde ich nicht mehr haben, da ich ja nächste Woche vier Fastentage habe. Allenfalls nächstes Wochenende wäre noch denkbar, aber da gehe ich vielleicht stattdessen ausnahmsweise mal zu unserem Lieblingschinesen. Der hatte lange Zeit ganz geschlossen, aber letzten Mittwoch sah ich, daß dort jetzt auch Essen to go angeboten wird. Die freuen sich bestimmt auch, wenn ich zu ihnen komme.

So, das war jetzt nach langer Zeit mal wieder ein weitgehend coronafreier Blogpost. Aber keine Sorge, das Thema Corona wird uns noch lange genug beschäftigen, um mich immer mal wieder zu einem Beitrag zu inspirieren. 😏



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