Bin wieder aus dem Urlaub zurück, gut erholt, tiefenentspannt und lag an meinem ersten Fastentag seit dem 18.4. - am Dienstag, dem 30.4. - mit einem Körpergewicht von 109,5 Kilogramm im erwarteten Bereich (Startgewicht der Fastenwoche vor Ostern: 109,2 Kilogramm). Die Regel "Keine Gewichtszunahme während einer "Fastenpause", jedenfalls im Frühjahr/Sommer", gilt also auch weiterhin. Die Beschleunigung meiner Gewichtsabnahme im Anschluß an die Pause, die ich letztes Jahr hatte, ist allerdings bislang ausgeblieben. Heute starte ich in die neue dreitägige Fastenwoche mit einem Gewicht von 109,4 Kilogramm.
Ja, ein bißchen bin ich darüber schon enttäuscht. Aber bei Experimenten ist es nun einmal so, daß sich nicht immer alles so entwickelt, wie man es erwartet hatte. Und wenn sich ältere Erfahrungswerte nicht wiederholen, dann gab es letztes Jahr wohl irgendeinen anderen Grund, als von mir vermutet, für die plötzlich beschleunigte Abnahme, und das mehrmalige Zusammentreffen mit Fastenpausen war ein Zufall. Oder irgendetwas hat den Effekt aufgehoben.
Eigentlich war schon die letzte Woche als eine mit drei Fastentagen geplant, aber wegen des Feiertags am Mittwoch habe ich spontan entschieden, doch mit zweien anzufangen. An Feiertagen faste ich nicht so gerne, und außerdem war ich am Mittwoch zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Gerade habe ich nachgesehen, ob es diesen Monat noch mehr mit meinem Fastenrhythmus kollidierende Feiertage gibt, und stieß auf Himmelfahrt am 30.5., einem Donnerstag. Aber in einer Woche mit zwei Fastentagen ist das unproblematisch. Ich werde den Fastentag einfach auf den Freitag verschieben.
Kurz vor dem Urlaub habe ich auch endlich die nötige Zeit gefunden, um meine Sommerkleidung zu sichten, und ich stellte fest, daß ich doch einiges aussortieren muß, weil mir vieles zu weit geworden ist. Ich glaube, ich werde eine Auswahl davon bei eBay einstellen, denn ein paar teure Stücke sind schon darunter, die mir für den Altkleidersack zu schade sind. Wie oft habe ich dort schon gelesen "Wegen starker Gewichtsabnahme zu verkaufen". Jetzt kann ich das selbst schreiben, aber ob ich das wirklich tun möchte? Ich habe in solchen Fällen immer gedacht: "Es wäre gescheiter, die Sachen noch ein Jahr aufzuheben, vielleicht passen sie dann ja wieder." Und daß ich sicher bin, daß ich nicht in eine solche Verlegenheit kommen werde, ändert ja nichts daran, daß die Leser meiner Angebote das auch denken würden.
Ich bin diesmal aber sicher, daß ich nicht wieder zunehmen werde, denn das hätte schon längst einestzen müssen. Der Jojo-Effekt hat sich bei mir als ziemlich berechenbar erwiesen, er setzt meistens nach einem halben Jahr ein, und wenn man sich die Studien auf der Studien-Unterseite anschaut, ist das ziemlich typisch. Wenn Sport mit im Spiel ist, habe ich den Eindruck, passiert es ein bißchen später. Das ist aber mehr ein Bauchgefühl als belegbare Tatsache. Als ich selbst mit mehr Bewegung meinem Gewicht zu Leibe rücken wollte, war es aber so, daß ich ca. ein halbes Jahr lang deutlich die positiven Veränderungen bemerkte, dann stagnierte die Sache noch etliche Monate lang, und nach einem Jahr war ich nicht bereits wieder am Ausgangspunkt, sondern das zog sich noch ein bißchen länger hin ... die Entwicklung in die falsche Richtung fiel mir, da ich keine Waage besaß, meistens erst auf, wenn ich mich dem Ausgangspunkt wieder näherte (Paßform meiner Kleidung).
2012 zum Beispiel, nachdem ich mit dem EMS-Training begonnen hatte, wog ich 119 Kilogramm, und anfangs war die Wirkung super, ich konnte innerhalb von vier Wochen auf Hosen Größe 46 wechseln. Gewicht verlor ich zwar keines, aber das, meinte der Trainer, käme davon, daß ich Muskeln aufbaue. Damit, dachte ich damals, konnte ich leben. Mein Ziel lautete "Hosen Größe 44, und sch***egal, wieviel ich dabei wiege".
Das nächste Mal als ich auf einer Waage stand, im August 2015 bei einem Arztbesuch, wog ich 125 Kilogramm. Die Erkenntnis, daß ich wieder zugenommen hatte, war mir schon vorher gekommen. Die Hosen Größe 46 paßten mir da nämlich schon nicht mehr.
Zwischen August 2015 und März 2017 habe ich 22 Kilogramm zugenommen, aber da ich damals keine Waage besaß, kann ich nicht einmal sagen, wann diese "galoppierende Gewichtszunahme" genau eingesetzt hat. Sicher sagen kann ich nur, daß ich zwischen Januar 2017 und März 2017 fast zehn Kilogramm zugenommen habe, wofür weder Ernährung noch Bewegungsverhalten irgendeine Erklärung bieten würden, weil ich mich genauso ernährte und bewegte wie zu der Zeit, als ich eine jährliche Gewichtszunahme von zwei Kilogramm verzeichnete.
Kurz noch etwas allgemeineres über den Jojo-Effekt:
Der Jojo-Effekt, das glauben die meisten, kommt zustande, weil die Willenskraft nachgelassen hat, weil man schleichend in alte Gewohnheiten zurückrutscht, was die Ernährung und den Sport betrifft. Und beides kann natürlich auch wirklich passieren, vor allem dann, wenn man so viele Veränderungen dauerhaft durchhalten soll, daß es mit dem Alltag nur schwer zu vereinbaren ist. Aber ich meine außerdem, hier werden oft Ursache und Wirkung verwechselt. Als ich das letzte Mal eine "echte" Diät gehalten habe, das war 2008, ließ bei mir die Motivation nach ein paar Wochen nach, weil ich keine Wirkung mehr bemerkte, nicht etwa umgekehrt. Im Jahr davor, 2007, hatte ich viel länger durchgehalten, aber auch nicht endlos. Und die Motivation verlor ich aus demselben Grund. Wenn etwas erkennbar nicht funktioniert, ist das ja nicht gerade motivierend. Beim Interfallfasten fällt es mir seit über zwei Jahren leicht, an Fastentagen nicht zu essen, und das eben deshalb, weil es funktioniert.
2007 hatte ich außer der Diät (mit der ich kurzfristig möglichst viel "Ballast" abwerfen wollte) von vornherein eine dauerhafte Ernährungsumstellung geplant und die habe ich in der Tat dauerhaft umgesetzt, zehn verdammte Jahre lang, bis 2017, als ich mit dem Intervallfasten begonnen habe. Damals, 2007, glaubte ich genau zu wissen, warum ich zugenommen hatte. Ende 2005 war ich nämlich mit meinem Mann zusammengezogen, und das hatte meine Ernährungsgewohnheiten verändert. Dessen war ich mir bewußt, und so unterzog ich meine Ernährung einer kritischen Sichtung und entfernte alles, das mir verzichtbar schien. Beginnend mit der Flasche Limonade, die mir mein Mann zum Abendessen hinstellte und die ich dann trank, obwohl ich sie noch nicht einmal sonderlich mochte. (Die Liebe läßt einen die sonderbarsten Dinge tun und die Gewohnheit läßt einen dann dabei bleiben ...) Es war schon einiges, das ich ganz oder weitgehend aufgab.
Ich bin überzeugt davon, zwischen 2007 und 2017 habe ich durch diese Veränderung meiner Ernährung weniger Kalorien zu mir genommen als in jeder früheren Lebensphase seit 1987, dem Jahr, in dem ich entschieden hatte, mich um mein Gewicht gar nicht mehr zu kümmern. Trotzdem nahm ich aber weiter zu. Dasselbe geschah, als ich später versuchte an der anderen Stellschraube zu drehen, der Bewegung. Es war zwar nicht wahnsinnig viel, was ich gemacht habe - EMS-Training seit 2012, Gymnastik seit 2015 -, aber trotzdem hätte es, genau wie meine Ernährungsumstellung, etwas an meiner Energiebilanz verändern müssen, und sei es nur geringfügig. Und jedes Mal geschah das auch tatsächlich ... aber nur vorübergehend.
Genau das, daß es immer anfangs wirkte wie erwartet und dann auf einmal nicht mehr, macht die Sache noch viel absurder. Man könnte ja vermuten, mehr Bewegung hätte dazu geführt, daß ich dann auch mehr gegessen hätte. Aber wieso hätte ich damit erst nach einem halben Jahr anfangen sollen, anstatt auf der Stelle einen höheren Appetit zu entwickeln?
Unter dem Strich erhöhte sich meine durchschnittliche jährliche Gewichtszunahme ab 2007 von ca. einem auf ca. zwei Kilogramm. Auch wenn das manche Leute für eine "Fettlogik" halten, die man überwinden müsse: Mit Diäten versaut man sich meiner Erfahrung nach tatsächlich den Stoffwechsel.
Im Grunde ist das ja auch nur logisch. Wenn man über längere Zeit weniger Energie zuführt, als der Körper benötigt, muß es irgendwelche Mechanismen geben, mit denen der Körper versucht, seinen Verbrauch zu drosseln. Daneben ist ein sinkender Grundumsatz als Diätfolge auch wissenschaftlich nachgewiesen, und dieser niedrigere Grundumsatz nach einer Diät bleibt einem auch dauerhaft erhalten. Das ist eine viel plausiblere Erklärung dafür, warum meine jährliche Gewichtszunahme sich seit 2007 im Verglich zu vorher verdoppelt hatte, als zu vermuten, daß ich trotz Ernährungsumstellung mehr Kalorien zu mir genommen haben müsse als zuvor.
Den Jojo-Effekt vermeiden kann man mit entsprechend eisernem Willen wahrscheinlich trotzdem. Dafür wäre es erforderlich, dauerhaft weniger Nahrung zu sich nehmen, als der Körper eigentlich benötigt. Abgesehen davon, daß - bei dadurch außerdem weiter sinkendem Grundumsatz - das einen ständigen Kampf gegen den eigenen Körper bedeuten würde, stellt sich auch die Frage: Kann das wirklich gesund sein? Ein sinkender Grundumsatz bedeutet ja, daß die am einfachsten verzichtbaren Körperfunktionen gedrosselt werden, beispielsweise bei der sehr energieintensiven Wärmeregulierung. (Folge: Man friert schneller.) Ein "Sparprogramm" an Körperfunktionen müßte für den Körper generell weniger gut sein als das regulär vorgesehene Programm. Im berüchtigten "Minnesota Starvation Experiment"
wurde übrigens festgestellt, daß die Teilnehmer im Anschluß an die
"Hunger-Phase" des Experiments während der Wiederauffütterung doppelt so
schnell an Fett wie an Muskelmasse zunahmen und entsprechend vor allem
ihr Bauchumfang zunahm. Es ist keine allzu verwegene Annahme, daß der
Jojo-Effekt bei solchen Zunahmemustern als Ergebnis einen noch
krankmachenderen Effekt haben kann, als überhaupt nicht abzunehmen.
Mein subjektiver, bislang durch keine wissenschaftlichen Studien bestätigter Eindruck ist, daß bei besonders sportorientierten Gewichtsreduktionsmethoden zwar tatsächlich schneller Gewicht verloren wird, aber das Risiko einer besonders schneller Wiederzunahme dabei auch besonders groß ist. Wenn irgendetwas einen daran hindert, sein Sportprogramm aufrechtzuerhalten, beispielsweise eine Krankheit oder Verletzung, womöglich eine, die einen ans Bett fesselt, geht es unheimlich schnell mit dem Zunehmen. Mir fiel dazu auch Nadja Hermann ein, die in ihrem Buch einen zweiwöchigen Familienbesuch erwähnte, nach dem sie, obwohl sie sogar noch versuchte, ein wenig gegenzusteuern, also nicht einfach hemmungslos schlemmte und sich gar nicht mehr bewegte, sage und schreibe sieben Kilogramm zugenommen hatte.
Sieben Kilo in einem halben Monat! Das toppt sogar noch meine gräßliche Zunahmephase vor Beginn des Intervallfastens.
Die Bekanntschaft mit dem Jojo-Effekt war es, die mich 1987 zu dem Entschluß gebracht hatte, auf mein Gewicht zu pfeifen. Ich werde nie erfahren, wie sich mein Gewicht entwickelt hätte, wenn ich statt dessen während der anschließenden 20 Jahre versucht hätte, es unter Kontrolle zu halten. Aber es könnte gut sein, daß ich damit nicht besser, sondern sogar noch schlechter gefahren wäre.
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