Samstag, 11. Mai 2019

EMS-Training: Was es bringt. Was es nicht bringt.

Na, endlich: Heute früh, nach dem dritten Fastentag der Woche, habe ich die 107 Kilogramm endlich wieder geknackt und lag bei 106,5 Kilogramm.

Zur Erinnerung: Mein bislang niedrigstes Gewicht lag am 30.3.2019 bei 106,3 Kilogramm, allerdings am zweiten Tag nach einer heftigen Magen-Darm-Infektion, also mit restentleertem Magen-Darm-Bereich und ziemlich dehydriert, weil mir nicht nur das Essen diese zwei Tage lang unmöglich war, sondern auch das Trinken nur in ganz kleinen Schlucken ging. Mir war damals schon klar, daß es ein bißchen dauern würde, bis ich diesen Gewichtstiefststand wieder erreiche ... und noch habe ich es ja auch nicht wieder erreicht, ich bin nur nahe dran.

107 Kilogramm ist dennoch eine symbolträchtige Grenze für mich, weil ich mehr als 40 Kilogramm Gewichtsabnahme verzeichnen kann, wenn ich diese Grenze unterschritten habe. Tatsächlich rede ich schon jetzt davon, ich hätte "ca. 40 Kilo" abgenommen, aber so richtig wahr ist das eigentlich erst, wenn ich meine Fastenwoche montags bzw. dienstags mit einem Gewicht von 107 Kilogramm oder weniger beginnen kann. Nach einem Fastentag habe ich ja immer auch viel Wasser verloren, und über das Wochenende, an dem ich nicht faste, reguliert sich mein Wasserhaushalt wieder.

Mal sehen, mit welchem Gewicht ich am Dienstag die nächste Fastenwoche beginnen werde. Es wäre nett, anstelle der 109 vor dem Komma diesmal vielleicht die 108 zu sehen.

Nächste Woche habe ich außerdem Vermessungstermin bei Bodystreet, wo ich schon seit vielen Jahren EMS-Training mache. Das habe ich einst angefangen, weil ich hoffte, damit abnehmen zu können.


In einem populärwissenschaftlichen Jahrbuch über neue Entwicklungen in der Medizin hatte ich Ende 2011 einen ziemlich begeisterten Bericht über EMS-Training gelesen. Das interessierte mich, und ich recherchierte im Web. Was man dort erfuhr, war, gelinde gesagt, uneinheitlich. Auch wenn man heute danach sucht, bekommt man vor allem zwei Arten von Treffern: einmal die Websites der Studios, in denen EMS-Training angeboten wird, und dann irgendwelche läppischen Medienberichte, in denen ein Reporter dieses Training ein einziges Mal oder allenfalls eine Woche lang ausprobiert hat, was natürlich nicht sonderlich aussagekräftig ist, wenn man wissen will, wie es auf lange Sicht wirkt.

Damals war das Informationsangebot auch nicht besser. Es gab zwar auch ein paar wenige wissenschaftliche Studien zu diesem Thema, aber in denen war die Herangehensweise und oft auch die Zielsetzung gar nicht mit dem vergleichbar, was in einem normalen EMS-Studio angeboten wird. Am Ende stellte ich meine Recherchen ein, weil sie sinnlos waren.

Mir gefiel dennoch der Grundgedanke dieses Trainings, das ja eine Art Simulation normalen Fitnesstrainings mit dem Vorteil viel höherer Effizienz und damit auch geringeren Zeitaufwands ist. Daß ich es nur noch mit mehr Bewegung versuchen konnte, da weniger Essen nicht geholfen hatte, war mir im Prinzip ja klar, was aber nicht bedeutet, daß ich sonderlich scharf aufs Sporttreiben gewesen wäre. Fitnesstraining ist, näher betrachtet, aber schließlich auch nur eine Simulation, nämlich eine Simulation der täglichen harten körperlichen Arbeit, die jahrtausendelang für Menschen unvermeidlich gewesen, aber als Ergebnis der technischen Errungenschaften, mit denen sie sich ihren Alltag leichter (und, nebenbei bemerkt: gesünder) zu machen versuchten, heutzutage nicht mehr erforderlich ist. 

Den gleichen Effekt wie in einem herkömmlichen Fitnessstudio mit geringerem Aufwand durch eine „Simulation der Simulation“ bekommen zu können, schien mir ein guter Kompromiß. 

Da zufälligerweise wenige Wochen zuvor ein EMS-Studio in meiner Nähe eröffnet hatte, meldete ich mich zu einem Probetraining an. Es gefiel mir, also blieb ich dabei. Übrigens bis heute; es macht mir nämlich tatsächlich Spaß. In Versuchung, in normales Fitnesstraining zu wechseln, war ich dabei aber nie, weil der Spaß viel damit zu tun hat, daß er zeitlich auf zwanzig Minuten pro Woche begrenzt ist. 

Und was hat mir die ganze Sache nun gebracht? 

Der Anfangserfolg des EMS-Trainings überstieg meine kühnsten Erwartungen: Von Hosengröße 50, bei der ich inzwischen angekommen war, war ich binnen vier Wochen wieder bei 46. Es hätte mir zu denken geben sollen, daß dies dennoch nicht mit einer nennenswerten Gewichtsabnahme verbunden war – im Studio wurde alle paar Monate gewogen –, aber mein selbstgestecktes Ziel lautete: Hosen Größe 44 und zum Teufel, wieviel ich dabei wiege, also ließ ich mich von den Erklärungen des Trainers zufriedenstellen, das käme nur vom Muskelaufbau, Muskeln seien schwerer als Fett, blahrhabarber. 

In Wirklichkeit passierte aber genau dasselbe wie schon nach meinen Diäten. Auch wenn ich es so wenig wahrhaben wollte, daß ich es lange Zeit nicht einmal bemerkte: Nach ca. einem halben Jahr schrumpfte ich um den Bauch herum nicht mehr weiter, und irgendwann in der Zeit danach begann ich unmerklich wieder an Umfang zuzunehmen. Nach knapp zwei Jahren war ich wieder bei Hosengröße 48. Auch meine extreme Gewichtszunahme seit dem Sommer 2015 verhinderte das Training nicht. 

Ist EMS-Training also nutzlos? Eigentlich finde ich das nicht, man sollte nur vorher schon wissen, was man damit erreichen will, und ebenso, was man dabei nicht erreichen kann, und sich auch darüber klar werden, ob einem das, was man als Effekt erwarten kann, die hohen Trainingskosten (ab ca. 20 Euro je Trainingseinheit à 20 Minuten) wirklich wert ist. 

In Kombination beispielsweise mit Intervallfasten stelle ich mir die Wirkung vor allem in den ersten Wochen ziemlich durchschlagend vor, und das vor allem dann, wenn man von einem hohen Anfangsgewicht ausgeht. Ab einem gewissen Körperumfang fangen manche Bewegungsabläufe nun einmal an, schwieriger und unangenehmer zu werden, vor allem beim Drehen und Bücken, und man gewöhnt sie sich dann unbemerkt mehr oder weniger ab. Ich beispielsweise habe eines Tages überrascht festgestellt, daß ich keine Schuhe binden konnte, wenn ich nicht eine Treppe, einen Absatz oder sonst etwas in der Nähe hatte, worauf ich den Fuß stellen konnte. Wie lange ich davor schon ohne nachzudenken auf solche Hilfsmittel zurückgegriffen hatte, weiß ich nicht.

Wenn sinkendes Körpergewicht durch Fasten mit einem Aufbau der Muskulatur durch das EMS-Training verbunden wird, fühlt man sich ziemlich schnell deutlich beweglicher, als Folge davon  gelingen einem solche verlorengegangenen Alltagsbewegungsabläufe dann auch ziemlich schnell wieder, und das finde ich schon ein Stück zurückgewonnene Lebensqualität.

Man verschafft sich mit diesem Muskelaufbau aber auch eine bessere körperliche Grundlage, falls man sich vorgenommen hat, "richtigen" Sport zu treiben, also könnte es auch als vorübergehende Maßnahme zum Einstieg für die ersten Wochen sinnvoll sein.

Eigentlich hatte ich diese "Vermessungen" beim EMS-Training lange Zeit gar nicht mehr gemacht, weil sie mir bloß schlechte Laune verschafft hätten und ich den ganzen Beratungs-Klimbim dazu auch gar nicht gebrauchen kann. Letztes Jahr im August habe ich dennoch wieder damit angefangen, und zwar vor allem deshalb, weil ich mir auf diese Weise schriftliche Nachweise über mein aktuelles Körpergewicht verschaffen kann. 

Am Mittwoch stelle ich hier mal meine bisherigen zwei und das dann neu erstellte Vermessungsprotokoll ein.









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