Mein Gewicht heute früh am zweiten von diesmal drei aufeinanderfolgenden Fastentagen: 76,5 Kilogramm - nachdem ich mich gestern über 79,5 entsetzt hatte. Drei Kilo minus in einem Fastentag, das habe ich echt nicht allzu häufig. Schon seit zwei Wochen habe ich aber ungeachtet dessen den vagen Eindruck, daß ich schon mitten in diesem blöden Herbst-Phänomen drinstecke. Gut also, daß der Countdown für die nächste Low-Carb-Phase läuft. Am Montag nächste Woche ist es soweit, und natürlich starten wir, wie das inzwischen Tradition ist, mit einer Big-Mac-Rolle - das erste von vielen Rezepten, die ich absichtlich nur in Low-Carb-Phasen mache.
Für den Teig der Big-Mac-Rolle werde ich vermutlich die letzten zwei eigenen Zucchini raspeln, falls das Wetter nicht plötzlich doch wieder spätsommerlich wird und ich den Pflanzen noch ein bißchen zusätzliche Zeit lassen kann. Die Zucchini sind einer unserer echten Gartenerfolge. Seit Mitte Juni haben wir immer frische Zucchini gehabt, und auch mit den Mengen sind wir gut klargekommen. Neben den Klassikern panierte Zucchini und gefüllte Zucchini waren meine wichtigsten Rezept-Highlights der Zucchini-Nudelsalat und das Zucchini-Pesto. Etwa fünf Zucchini habe ich in geraspelter Form und zwei in Scheiben eingefroren, und verschenkt haben wir, wenn ich das so überschlage, im Lauf des Sommers etwa zehn Stück.
Auch die Quittenernte ist erledigt und die Verarbeitung des Segens fast abgeschlossen. Etwa 60 Kilo Quitten habe ich zu Saft verarbeitet, das ergab ungefähr 15 Liter Quittensaft und etliche Kilo passiertes Fruchtfleisch. Einen Teil des Safts habe ich bereits zu Gelee verarbeitet, einen Liter habe ich an eine Freundin verschenkt, deren Quittenbaum sie dieses Jahr früchtetechnisch im Stich gelassen hat, zwei Liter stelle ich in unseren Gewölbekeller - angeblich hält er sich bis zu drei Jahre - und ungefähr vier Liter warten noch auf weitere Verarbeitung, aber dafür brauche ich weitere Gläser und mehr Gelierzucker. Das Fruchtfleisch habe ich teils eingefroren, teils experimentiere ich noch damit herum, weil mein Gefrierschrank inzwischen knallvoll ist. Zum Beispiel mache ich gerade Quittenbrot, aus dem ich unter anderem auch schokoüberzogene Ausstecherle machen will. Bestreut mit Krokant oder gehackten Mandeln macht sich das bestimmt gut beim Weihnachtsgebäck. Joghurt-Gums mit Quittenfruchtfleisch schmecken ebenfalls gut.
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Nächstes Jahr legen wir uns eine Gefriertruhe zu, anders wird man der Überschüsse wohl nicht Herr. Damit es auch nächstes Jahr Quittenüberschüsse geben wird, dafür brauchen wir aber Glück und gerne ein paar dafür gedrückte Daumen. Unser ehrwürdiger Quittenbaum hat es mit uns nämlich gar zu gut gemeint, denn er brach unter der Last der Früchte vor zehn Tagen zusammen und kippte um. Wir haben ihn - nachdem wir ihn abgeerntet und beherzt einiger Äste beraubt hatten - mit Hilfe zweier Wagenheber sowie einer Seilwinde plus zwei helfenden Nachbarn wieder aufgerichtet und hoffen, daß er überlebt. Sicher wissen wir das aber erst nächstes Frühjahr, falls er dann wieder neue Blätter bekommt. Aber auch wenn das passiert, kann es natürlich sein, daß er seine Kraft für die bessere Verwurzelung benötigt und auf Blüten ganz oder weitgehend verzichtet. Ich habe ihn bereits umarmt und ihm zugeflüstert, daß das gar nichts macht, weil er uns dieses Jahr ja überreichlich beschenkt hat.
Die 94jährige Nachbarin sagte uns, der Baum müsse mindestens hundert Jahre alt sein, sie kann sich nämlich an keine Zeit erinnern, zu der dieser Baum nicht dagewesen wäre. Sie meinte, wir sollten uns einen neuen zulegen und diesen hier zu Kleinholz machen. Wir sind aber grimmig entschlossen, ihn doch wieder aufzupäppeln, und ziehen dafür alle Register, vom fleißigen Wässern über das Kalken des Stammes bis hin zu Dünger im nächsten Frühjahr. Falls das alles nichts helfen sollte, dann wäre es halt so. Aber aufgeben werden wir den Baum nicht, solange er eine Chance hat. Und da das Drama jetzt schon zehn Tage her ist und seine Blätter imm noch grün sind, sind wir mittlerweile ganz optimistisch.
Der alte Dampfentsafter, den ich im Sommer bei einem Flohmarkt erworben habe, hat sich bei den Quitten richtig gut bewährt, und ich schätze, den werde ich nächsten Sommer auch für den Holunder verwenden können. Und mal sehen, wofür ich ihn sonst noch einsetzen kann.
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Außerhalb meines persönlichen Umfelds finde ich die Lage nach wie vor eher trostlos. Zu denken gab mir in diesem Zusammenhang eine Äußerung von Michel Friedman. Sie ging kürzlich durch die Medien und setzte mich doch ein wenig in Erstaunen.
Der Publizist Michel Friedman warnt davor, dass Deutschland in zehn Jahren womöglich keine Demokratie mehr sein könnte. „Ich bin erstaunt, wie viele Menschen ihr Leben normal weiterleben und nicht begreifen, dass es um zwei existenzielle Säulen ihres Lebens geht: Frieden statt Krieg – und Freiheit statt Diktatur“, sagte Friedman dem Verlag Nürnberger Presse.
Mich erstaunt an dieser Äußerung, daß Friedman erstaunt ist, daß es den Anschein hat, die Menschen lebten einfach normal weiter. Ich bin der Meinung, Friedman irrt sich, wenn er glaubt, sie lebten normal weiter. Ich jedenfalls lebe nicht normal weiter, sondern befinde mich schon seit Jahren in einer Art Überlebensmodus, und ich glaube auch, daß eine wachsende Zahl von Menschen ebenfalls längst auf den zunehmenden Eindruck, daß die Welt und das Land immer mehr aus den Fugen geraten, durch ihre persönliche Art eines Krisenmodus reagiert. Das drückt sich auch darin aus, daß die Zahl der Krankschreibungen wegen psychischer Erkrankungen in den letzten Jahren durch die Decke geschossen ist. Interessant an der verlinkten Grafik finde ich, daß der Anstieg mit der Finanzkrise 2009 eingesetzt zu haben scheint, ein Zeitpunkt, ab dem weltweit die Wähler in den meisten Demokratien der Welt angefangen haben, ein immer irrationaleres Wahlverhalten an den Tag zu legen und dabei neben allen möglichen neuen oder Außenseiterparteien auffallend häufig auch rechtspopulistische Parteien zu begünstigen.
Weiß Gott, lange genug habe ich ja tatsächlich nach dem Hebel gesucht, mit dem ich - im bescheidenen Rahmen einer Einzelperson - sinnvollerweise irgendwelchen Einfluß auf die politischen Debatten und die sich daraus ergebenden Gesetzgebungen und Regelungen haben könnte, obwohl niemand das, was mich an meiner Beobachtung beunruhigte, damals auch nur zur Kenntnis genommen hat. Am nächsten dran war ich wohl 2011, als ich ernsthaft erwog, Mitglied der Piratenpartei zu werden und mich dann natürlich dort auch aktiv einzubringen, um ihre Ansätze einer modernen Variante sozialliberaler Überzeugungen von innen zu unterstützen. Dummerweise kam es dazu nicht, weil die Partei sich nach ihrem Überraschungserfolg in Berlin anschließend in Rekordzeit selbst zerlegte. Bei allen guten Absichten: Die Piratenpartei hatte ein unzutreffendes, weil idealisiertes Menschenbild. Deshalb wurde ihr Ideal der Basisdemokratie ihr zum Verhängnis, denn das nutzten Interessengruppen und Abstimmungsseilschaften schamlos aus - wie sie das übrigens immer tun, wenn man sie nicht aktiv und bewußt daran hindert, die Geschichte ist voll von entsprechenden Beispielen. Die politische Chance, die ich in der Piratenpartei gesehen habe, gab es also ziemlich schnell nicht mehr, und das hatte die Partei leider selbst mitbewirkt.
Im Moment sehe ich leider keinen Punkt mehr, an dem ich persönlich irgendeinen Hebel bei der von Herrn Friedman durchaus richtig analysierten Problematik sinnvollerweise ansetzen könnte. Tut mir leid, Herr Friedman. Ich möchte ja eigentlich auch lieber weiterhin Frieden und Demokratie anstelle von Krieg und Diktatur. Was ich aber machen kann und teils bereits umgesetzt habe und zu anderen Teilen demnächst in Angriff nehmen werde, ist, meinem eigenen Leben die nötige Resilienz zu verschaffen, mit dem Ziel, dadurch bessere Chancen zu haben, ungemütliche Zeiten mit heiler Haut zu überstehen. Und zwar mit folgenden Mitteln:
Erstens: Abhängigkeiten verringern - unter anderem etwa durch unseren Plan mit Photovoltaik plus Batteriespeicher - mit dem Ziel einer Art "Notfall-Teilautarkie" für etwaige längere Ausfälle. Zweitens: Komplexität reduzieren, um das Funktionieren dessen, was wirklich gebraucht wird, nicht unnötig zu erschweren. Drittens: Suffizienzorientiert konsumieren und dabei darauf achten, daß möglicht viel Lebensnotwendiges einfach und vorzugsweise ohne Discounter zu beschaffen ist. Viertens: Weg vom linearen (Fortschritts- bzw. Rückschritts-) Denken, hin zum Denken in Kreisläufen, etwa durch saisonale Ernährung. Fünftens: Beziehungen im Nahbereich knüpfen und pflegen, und zwar nicht bezogen auf Nützlichkeitserwägungen, sondern darauf, ob sie mir und meinem jeweiligen Gegenüber angenehm sind und Anregungen bieten - die Nützlichkeit für beide Seiten ergibt sich daraus automatisch, sollte aber nicht der Sinn sein.
Und sechstens: Loslassen der Faktoren, auf die ich sowieso keinen Einfluß nehmen kann. Neben dem Wetter betrifft das auch sämtliche Weltrettungs-Thematiken und darin eingeschlossen auch die Frage Michel Friedmans. Ob ich vielleicht auch Bluesky loslassen sollte, darüber denke ich gerade nach. Es fängt in letzter Zeit nämlich an, auf ähnliche Weise nervtötend wie Twitter zu werden. Ich weiß beispielsweise nicht, was den Algorithmus dazu motiviert, mir dauernd irgendwelche Fantasy- oder Manga-Artworks in die Timeline zu spülen, obwohl ich beides hasse und vom ersten Tag an solche Accounts immer stummgeschaltet habe. Ich habe jetzt alle milderen Mittel durchprobiert, Stummschaltung und "Weniger anzeigen", und seit ein paar Tagen blockiere ich solche Accounts nun doch wieder, wie ich es bei Twitter getan habe, wenn ich dort dauernd mit Content belästigt wurde, der mich nicht die Bohne interessiert, in der Hoffnung, daß der Algorithmus irgendwann merkt, daß ich solches Zeug nicht dauernd sehen will, und mich damit endlich verschont. Dasselbe gilt für Bondage- und Latex-Fotos oder Baseball und sonstige US-Sport-Inhalte. Im Prinzip gälte es auch für Kätzchen- und Hundchen-Fotos, aber da habe ich irgendwie eine ausgeprägtere Beißhemmung. Freilich, falls die gezeichneten spitzohrigen Elfenund glubschäugigen Manga-Tussis zu sehr durch niedliche Kätzchen ersetzt werden, wird mir wohl auch dabei nichts anderes übrigbleiben.
Neuerdings ärgere ich mich aber auch über meinem Empfinden nach toxischer werdende Kommunikation bei Bluesky. Eine Sache, die ich zum Beispiel hochgradig toxisch finde, ist diese Mode, Kritik an einer anderen Generation mit direkter Ansprache an eine Person mit einem Vornamen verbunden wird, der - manchmal irrtümlich - mit dieser Generation in Verbindung gebracht wird.
Die verwendeten Namen können wechseln, hier noch ein weibliches Beispiel.
Den Anfang machten bei dieser Vornamens-Unsitte wie immer die Amis, bei denen der Name "Karen" schon seit Jahren sinnbildlich für die von Jüngeren empfundenen Fehlleistungen der Babyboomer-Generation steht. Eine deutsche Variante, die sogar noch älter ist, bezog sich auf Vornamen von Kindern, mit denen bestimmte Milieus karikiert wuerden sollten, etwa überkandidelte Doppel-Vornamen wie etwa Torben-Pascal für aufstiegsorientierte Mittelschichtler mit Hang zu Höherem, sowie Kevin oder Chantal als sprichwörtliche Kindernamen des sogenannten "Prekariats", gerne auch mit dem Wohnort Berlin-Marzahn verknüpft. Das war insofern anders, als es nicht die Namensträger selbst angriff, sondern deren Eltern und Herkunftsmilieus. Schon das fand ich aber persönlich verletzend für die namentlich Angesprochenen.
Mein Blueksy-Detox-Programm sieht nun so aus, daß ich künftig erst mal noch mehr Leute blockieren werde. Bevor mir die Glubschis, Elfen und Drachen immer mehr auf den Wecker gingen, tat ich das vor allem bei aggressiven Antirauchern und bei Genozid-Schreiern, wenn es um Gaza geht. Was das Rauchen betrifft, geht es mir nicht so sehr um die Meinung, sondern um die Art, wie sie vertreten wird. Als Raucher lege ich gerade in Zeiten, in denen man geradezu dazu ermutigt wird, sich Rauchern gegenüber im Ton zu vergreifen, allergrößten Wert darauf, speziell in meiner Eigenschaft als Raucher so einen Umgangston nicht zu dulden. Bei der Gaza-Sache geht es mir vor allem um die Begrifflichkeit, die ich nicht akzeptieren kann, denn diejenigen, die jetzt von Genozid schreien, sind zu 90 Prozent diejenigen, die schon "Genozid" geschrien haben, als die Leichen der genau heute vor zwei Jahren durch Palästinenser aus dem Gazastreifen abgeschlachteten Israelis noch nicht kalt waren. Die restlichen 10 Prozent haben es aber auch nicht besser verdient, weil sie nur Nachplapperer sein können, auf deren Urteil nicht viel zu geben ist. Solche Beiträge zu lesen lohnt sich eh nicht.
Leute wie Guido Kühn und Ella Morelle, die es aus welchen Gründen auch immer für eine normale Form der Kommunikation halten, meine oder auch irgendeine andere Generation mit irgendwelchen vermeintlich für die jeweilige Altersgruppe typischen Vornamen - wie in den beiden verlinkten Beispielen Dieter oder Brigitte - zu bezeichnen, um Abfälligkeiten gegen uns damit aufzupeppen, werde ich ab sofort auch blockieren, weil ich sie für einen Teil des Problems halte. Und für die Lösung dieses Teilproblems betrachte ich mich ebenfalls nicht als zuständig.