Samstag, 28. Dezember 2024

Perditax' Tierleben. Oder: Die Weihnachtsmaus.

Mein Gewicht heute früh: 78 Kilogramm ganz exakt. Eigentlich hätte ich heute einen Fastentag gehabt, aber ich habe schon gestern entschieden, ihn ausfallen zu lassen. Weihnachten ist mir immer zu sehr Ausnahmezustand, und außerdem habe ich heute kaum Arbeit am Schreibtisch gehabt. Also habe ich lieber die Einkäufe für Silvester vorgezogen und faste nun erst wieder am Montag. Ich bin ja jedes Jahr heilfroh, wenn die Feiertage nach Dreikönig vorbei sind und bei mir wieder Alltag einkehrt, und dieses Jahr ganz besonders, weil sich mein Alltag ja erst neu bilden muß. 

Zu meinem aktuellen Alltag gehört auch das tägliche Kontrollieren unserer Mausefalle, denn ein paar Tage vor Weihnachten sah ich, als ich den Spülen-Unterschrank öffnete, eine Maus vor mir flüchten. Ich hatte ja schon ein Weilchen geargwöhnt, daß wir Mäuse im Haus haben - immerhin ist es ein sehr altes Haus und wir leben jetzt auf dem Land -, aber weil ich mehrere Wochen lang nicht die kleinste Spur von ihnen bemerkt hatte, ließ meine Aufmerksamkeit im Lauf der Zeit wieder nach. Als ich dann diese höchst reale Maus sah, stieß ich einen spitzen Schrei aus, der jeder Fünfziger-Jahre-Komödie Ehre gemacht hätte. Es fehlte nur noch, daß ich auf den Tisch gesprungen wäre. Aber sicherlich ist die Maus nicht weniger erschrocken gewesen. Ich glaube aber, in dem Spülenschrank war sie zuvor nicht gewesen, denn der Mäusekot, der nun auf dem Boden zu sehen war, war die Tage davor noch nicht dagewesen. 

Womöglich hatte das kalte Wetter sie ins Haus getrieben? 

Wir fanden nirgends Mäuselöcher, also vermuteten wir, daß wir die Küchenzeile abbauen müßten, um sie zu entdecken. Wahrscheinlich leben die Mäuse eigentlich im Keller und kommen irgendwie durch die Öffnungen nach oben, durch die die Wasser- und Gasleitung verlaufen. Damit hat sich die Priorität einer neuen Küche plötzlich erhöht. Wir haben ja die Küche des Vorgängers auch deshalb übernommen, weil wir keine neue Küche einbauen wollten, ohne erstmal im Alltag erlebt zu haben, was an der vorhandenen Küche nützlich und was unpraktisch ist, um bei unserer künftigen Küche nicht gar zu viel modischen Murks zu machen. In der alten Wohnung hatte ich mich etwa darauf verbiestert, eines dieser runden Spülbecken einzubauen - das habe ich jahrelang bereut. 

Aber bis wir hinter die Küche schauen und ihre Löcher finden konnten, müssen wir natürlich der Mäuse auf andere Weise Herr werden. Also bestellte mein Mann zwei Mausefallen. Natürlich Lebendfallen, keine Schlagfallen oder gar Giftköder. Wir sind ja keine Unholde, wir wollen bloß keine Mäuse in der Küche. Am Nachmittag des 23.12. kam die Sendung wundersamerweise schon an, und so stellte ich am Tag vor Weihnachten die Fallen auf, eine im Spülenschrank, wo ich die Maus gesehen hatte, und eine am anderen Ende der Küchenzeile bei der Therme. 

Am Morgen des vierundzwanzigsten kam ich frühmorgens in die Küche, um den Kaffee zu machen, und fand zu meiner Überraschung eine der Fallen samt enthaltener Maus vor der Spüle. Mein Mann hatte sie dort als Weihnachtsüberraschung für mich abgestellt, nachdem er die Falle bei der Therme am späten Abend noch mit einem lauten Klappgeräusch zuschnappen gehört hatte, als ich längst im Bett war. 

59 Jahre mußte ich alt werden, bis das Christkind mir endlich mal ein niedliches Tierchen gebracht hat! Und was noch schöner war, ich durfte es dann auch selbst wieder freilassen. :-) 

Natürlich nicht in der Küche. Aber ich bin auch dem üblichen Ratschlag nicht gefolgt, die Maus möglichst weit vom Haus wegzubringen. Ich habe sie stattdessen beim Kompost freigelassen. Mein Mann schwört, daß er genau diese Maus auf unserem Livestream von der Terrasse drei Nächte später wiedererkannt hat, als sie unter den Vogelfutterstationen die heruntergefallenen Körner vom Boden vertilgte. Das spart einiges an Kehrarbeit, also findet diese neue Betätigung unserer des Hauses verwiesenen Maus meinen uneingeschränkten Beifall. Wenn sie nicht wieder versucht, in meine Küche einzudringen, können wir vielleicht ja noch echte Freunde werden. 

Es handelte sich übrigens weder um eine Hausmaus noch um eine Feldmaus, sondern vielmehr klar um eine Waldmaus. Sie hatte nämlich riesige Augen, fast wie ein Siebenschläfer, deshalb wurde ich stutzig und recherchierte. Bis dahin hatte ich gar nicht gewußt, daß es so was wie Waldmäuse gibt. Waldmäuse haben neben den auffallenden Augen auch relativ große Ohren und kein graues, sondern ein braunes Fell. Sie sind ausgesprochen putzig ... aber das heißt noch lange nicht, daß ich bereit bin, mir von ihnen meine Lebenmittel benagen und meine Küche vollscheißen zu lassen, denn das machen sie genauso wie andere Mäuse auch. 

 Wood Mouse – A guide to Irelands protected habitats & species

Die spannende Frage war dann natürlich: War das eine Einzelmaus, die sich in meine Küche verirrt hatte, oder war damit zu rechnen, daß ich auch mit Visiten ihrer Eltern, Geschwister, Kinder und Kindeskinder sowie Onkel und Tanten zu rechnen hatte? 

Es stellte sich heraus, daß letzteres zutraf. Denn als ich am 26.12. vom Weihnachtsbesuch bei meiner Mutter zurückkam, fand ich zwar die zweite Falle leer vor, aber als ich nun auch die erste Falle wieder scharfstellte und am gleichen Platz wie zuvor bei der Therme hinsetzte, fand am nächsten Morgen eine neue Maus darin vor. 

Nein, es war nicht dieselbe Maus, die sich wieder ins Haus geschlichen hatte. Erstens war sie dicker, aber zweitens verhielt sie sich auch ganz anders. Die Weihnachtsmaus hatte ziemlich abgeklärt auf die Situation reagiert, daß sie in der Falle saß. Wir hatten sie zum Kaffeetrinken auf dem Tisch stehen, und das nahm sie total gelassen. Sie nagte an der Wurstscheibe, mit der wir sie geködert hatten und an der sie sich die Nacht über auch schon gütlich getan hatte, zwischendurch putzte sie sich und wirkte insgesamt überhaupt nicht ängstlich. Als ich die Falle aufmachte, war sie so schnell aus ihr raus, daß mein Mann, der das mit seinem Smartphone filmen wollte, gar nicht hinterherkam. Die Zweitmaus vom 27.12. war dagegen total verängstigt, sie drückte sich die ganze Zeit in eine Ecke und wirkte ganz verkrampft, auch den Köder hatte sie die ganze Nacht nicht angerührt. Und als ich im Garten - diesmal ganz am anderen Ende des Grundstücks bei der Gartenhütte - die Falle öffnete, traute sie sich zunächst gar nicht nach draußen, bis ich sie von hinten ein bißchen stupste. Sobald sie begriffen hatte, daß sie ihr Testament jetzt doch wieder zerreißen konnte, war sie dann aber hastenichtgesehen in der Gartenhütte verschwunden. Möge sie sich dort wieder von ihrer Panik erholt haben.

Mäuse sind halt auch Persönlichkeiten, genau wie unsereins.

Jetzt bin ich supergespannt, ob ich morgen eine Drittmaus in der Falle an der Therme vorfinden werde. Unser Nachbar, der jahrelange Erfahrungen mit mausigen Untermietern hat, meinte, meistens sei die Sache für den Rest des Winters ausgestanden, wenn drei oder vier Mäuse in einer Falle gelandet sind. Mäuse sind ja nicht doof. Vielleicht sind dann immer noch welche im Keller, aber sie verzichten auf Ausflüge nach oben, wenn sie merken, daß das zu gefährlich ist. Er sagte außerdem, das Problem mit den Mäusen bestehe nur im Winter. In den Sommermonaten finden sie es draußen offenbar gemütlicher. Also setze ich darauf, daß ein Umbau der Küche im Sommer, verbunden mit der Abdichtung aller Spalte und Öffnungen, durch die eine Maus durchschlüpfen kann, für künftige Winter eine gute Anti-Mäuse-Versicherung sein wird. 

Die Überwachungskamera ist ja eigentlich dafür gedacht, die Vögel an unseren Futterstationen zu beobachten. Aber auch nachts kann man da interessante Besucher sehen. Katzen und Marder etwa - unsere Weihnachtsmaus sollte sich also in acht nehmen.

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Professor Seyfried hat ein neues Paper zur klinischen Anwendung des von ihm (mit-)entwickelten Press-Pulse-Verfahrens publiziert, das sehr ausführlich sowohl die biologischen Mechanismen wie auch die praktische Anwendung sowohl die therapeutische Ketose betreffend wie auch die Herangehensweise, um die Glutamin-Zufuhr "pulsierend" immer wieder zu unterbrechen, beschreibt, und zwar hier bezogen auf Gehirntumore, bei denen die Standardverfahren ja eine besonders schlechte Erfolgsbilanz aufweisen. Grundsätzlich wäre dieses Verfahren aber bei allen Arten von Tumoren anwendbar, und ich meine, gerade diese Arbeit ist besonders geeignet, um dem eigenen Onkologen zu sagen, genau das, was in diesem Papier beschrieben ist, wolle man selbst auch weitestmöglich umsetzen. Falls der Onkologe sich dann - wie zu erwarten - unwillens zeigen sollte, kann man ihn immerhin dazu nötigen, seine Einwände auch zu begründen. 

Bei mir ist übrigens die Situation jetzt eingetreten, daß es in meinem erweiterten Bekanntenkreis einen Krebsfall gibt und ich eigentlich wahnsinnig gerne die Betroffene in die Seyfried-Methode einweihen würde. Aber leider bin ich an der betroffenen Person nicht nahe genug dran. Das Problem ist außerdem, daß jeder Krebskranke von allen möglichen Leuten Ratschläge bekommen, die meistens aber nicht viel taugen und noch dazu oft im Widerspruch zueinander stehen. Kein Wunder, wenn dann eine weitere unorthodoxe Methode nicht auf sonderliches Interesse stößt, noch dazu, wenn man von seinem Onkologen dafür bestenfalls ausgelacht wird, wenn man ihn danach fragt. Es wäre echt an der Zeit, daß Seyfried es schafft, in den onkologischen Mainstream jedenfalls so weit vorzudringen, daß der Durchschnitts-Onkologe wenigstens mal von ihm gehört hat und ihn nicht mit Leuten vom Kaliber dieses Lothar Hinreise in einen Topf wirft.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle auch mal wieder nachsehen, ob bei der Skool-Gruppe "Keto for Cancer" von Johnny Rockermeier vielleicht auch für Deutschland inzwischen ein paar Ärzte aufgezählt werden. Zu meinem Verdruß ist die Gruppe aber nicht mehr offen einsehbar. Wer die dortigen Ressourcen, also auch die Ärzteliste, nutzen möchte, muß 14 Dollar monatlich bezahlen. 

Ob einem die Gruppe dieses Geld wert ist oder nicht, muß jeder selbst entscheiden. Ich habe ja immer mal wieder einen Blick reingeworfen, aber so richtig bin ich vor allem mit dem Betreiber nicht warm geworden, und daß man jetzt, nachdem sich die Gruppe wohl gut etabliert hat, den Leuten regelmäßig Geld abzuknöpfen versucht, macht mir die Sache nicht sympathischer. In einem seiner neueren Podcast-Auftritte erwähnte übrigens auch Seyfried - ohne Namen zu nennen -. zum ersten Mal, daß er nicht mit allem, was echte oder vermeintliche Unterstützer in seinem Namen machen, so richtig glücklich ist. Keine Ahnung, ob er dieses Projekt oder vielleicht auch den Charity-Kanal meint, auf dem alte und neue Videos mit Seyfried publiziert werden, der aber ebenfalls mit Rockermeyer verbandelt sein muß, weil für seine Zusammenfassungen von Seyfrieds Opus magnum dort immer Werbung gemacht wird. Freilich, ich habe leicht reden, wenn ich sage, mir ist die Gruppe das Geld nicht wert, denn das würde sich vielleicht ändern, falls ich akut in die Lage käme, Seyfrieds Methode praktisch anwenden zu müssen.

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Es geschehen noch Zeichen und Wunder: Die lange hinausgezögerte Publikation der Virta-Fünf-Jahres-Ergebnisse ist endlich erfolgt, nachdem man sich ermüdend lange an einer bloßen Pressemitteilung festhalten mußte, in der viele wichtige Fragen offen blieben und deren optimistischer Ton außerdem vom Inhalt Lügen gestraft wurde. 

Virta, nur zur Erinnerung, behandelt Diabetes-Patienten mit ketogener Ernährung und war damit nach Ablauf des ersten Jahrs der Studie unheimlich erfolgreich. Auch das Ergebnis nach zwei Jahren konnte sich noch sehen lassen, obwohl schon hier erkennbar war, daß die Erfolge des ersten Jahres zu bröckeln begannen. Die Jubelarie in der Pressemitteilung zu den Fünf-Jahres-Ergebnissen kann von den Autoren aber noch nicht einmal selbst geglaubt worden sein. Es war nie Virtas Anspruch und Meßlatte, lediglich ein bißchen erfolgreicher als die konventionelle Diabetes-Therapie zu sein - was sich den Fünf-Jahres-Ergebnissen immerhin tatsächlich entnehmen ließ. Aber ansonsten war für mich noch nicht einmal die kontinuierliche Verringerung des Vorsprungs vor anderen Therapien die eigentliche Enttäuschung, sondern die Anstrengungen, die Virta unternahm, um dies in einen Riesenerfolg umzuinterpretieren. Da konnte ich nur das Fazit ziehen: Die Anhänger von Außenseitermethoden verfallen erschreckend schnell in dieselben Fehler, die sie dem Mainstream vorwerfen, der ihre Methoden ablehnt. 

Viel Neues brachte die Studie im Vergleich zu Pressemitteilung dann allerdings nicht.

Interessant fand ich vor allem die Entwicklung der Teilnehmerzahl. Begonnen wurde einmal mit 262 Patienten, von denen 218 das erste Jahr lang und 194 auch das zweite Jahr durchhielten. Das liegt, meine ich im normalen Bereich bei Studien. Von diesen 194 waren 169 bereit, drei weitere Jahre mitzumachen, und das hielten dann nur 122 durch. Auch das liegt wohl im normalen Bereich. Es bedeutet aber auch, daß mehr als die Hälfte der anfänglichen Studienteilnehmer nicht mehr im Boot waren - sicherlich aus den unterschiedlichsten Gründen, aber es wäre eine merkwürdige Vorstellung, daß ausgerechnet die erfolgreicheren 60 Prozent die Lust an der Teilnahme verloren hatten. Es liegt wesentlich näher, anzunehmen, daß die 40 Prozent, die weiter mitmachten, überwiegend erfolgreicher als die Drop-outs gewesen waren und ebenso, daß es ihnen leichter fiel, die Low-Carb-Ernährung beizubehalten. 

Festzuhalten ist also, daß bei den erfolgreicheren 60 Prozent der Teilnehmer nach fünf Jahren durchschnittlich die Hälfte ihrer Gewichtsabnahme wieder zugenommen hatten und ihr HbA1C beinahe wieder beim Ausgangswert war. Würde man die Drop-outs mit dazurechnen können, wäre das Ergebnis wohl geradezu katastrophal ausgefallen. Wenn die Virta-Leute darüber nicht enttäuscht gewesen sein sollten, sind sie meiner Meinung nach ihr Honorar nicht wert. Auch der Studie kann man davon aber nicht das Geringste anmerken. Man beschränkt sich dort also auch auf das übliche "So tun, als ob". Das hilft nicht nur den Patienten viel weniger, als man es ihnen versprochen hat, es macht auch ihre Methode so angreifbar machen, daß ihre Weiterentwicklung, wenn schon nicht durch Virta selbst, auch durch andere unwahrscheinlicher macht.

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Daß Dr. David Ludwig, der sich auch im Keto-Lager befindet, mehr Wissenschaftler ist als die Autoren der Virta-Studie, ergibt sich für mich daran, daß er sich zu einem Selbstversuch mit mehrtägigem Fasten entschlossen hat, um herauszufinden, was dann mit ihm passiert. Fünf Tage lang hat er gefastet. Interessanterweise zählte er zu den Glückspilzen, die Fasten in der Rückschau als "überraschend einfach" bezeichnen konnten. Das geht nicht jedem so, der diesen Selbstversuch wagt. Professor Seyfried erzählte etwa wieder und wieder davon, wie schwierig er es fand, seinen dreitägigen Fasten-Versuch durchzuhalten. 

Es wäre interessant, herauszufinden, woran das liegt, daß die Leute darauf so unterschiedlich reagieren. Aber eines kann man nicht oft genug betonen: Praktisch jeder hat sich vor dem Beginn des Fastens davor gefürchtet. Diese Angst ist also kein Grund, es nicht auszuprobieren. Falls es sich wirklich als gräßlich herausstellen sollte, weiß man es dann, daß man es wirklich gräßlich findet. Aber falls man wie Ludwig oder ich positiv überrascht davon ist, daß das ja überhaupt nich schwierig war, hat man plötzlich ein paar leicht umsetzbare neue Handlungsoptionen gewonnen. Deswegen ärgert es mich immer ein bißchen, wenn Prof. Seyfried seine eigene Erfahrung für die normale und bei jedem zu erwartende präsentiert, denn das ist einfach nicht korrekt.

Donnerstag, 19. Dezember 2024

Aus dem Nähkästchen eines Vermieters geplaudert: Wie man garantiert keinen Mietvertrag bekommen wird

Mein Gewicht heute früh nach dem ersten dreitägigen Fastenintervall seit Oktober: 73,7 Kilogramm. Ungefähr in dem erwarteten Bereich und tatsächlich auf etwa demselben Level wie nach dem letzten dreitägigen Fastenintervall. In Wirklichkeit also ein kleines bißchen höher wegen des veränderten Wasserhaushalts. Aber trotzdem nicht schlecht, nachdem ich mit dem Fasten pausiert und anschließend auf lange Fastenintervalle verzichtet hatte. Hier die versprochene grafische Darstellung: 

Lange Fastenintervalle gibt es jetzt erst wieder im Januar, und ich weiß noch gar nicht genau, wann, weil ich keine Ahnung habe, mit was für einer Schicht mein Mann nach Dreikönig anfangen wird. Er hat den kleinen chirurgischen Eingriff übrigens hinter sich und ist schon wieder mopsfidel. Aber krankgeschrieben mußte er natürlich trotzdem nochmal werden, und sinnigerweise sind danach die Betriebs-Weihnachtsferien. Das war schon eine lange Krankschreibung, sie war auch nachvollziehbar, aber ich werde mir niemals wieder vorstellen, daß jemand, der aus ähnlichen Gründen so lange krankgemeldet ist, leidend auf dem Schmerzenslager liegt, denn so war das ganz und gar nicht. Es ging meinem Mann mit Ausnahme der Beschwerden beim Gehen gut, sobald der Infekt, der alles so verschlimmert hatte, endlich ausgestanden war. Da er mir diesen Infekt weitergereicht hatte, kann ich außerdem sagen, daß das ein zähes Luder war, das auch bei mir wochenlang nicht verschwinden wollte. Noch nach dem Umzug war es nicht ganz vergangen, und da lag der Beginn der Erkrankung immerhin schon mehr als vier Wochen zurück. Jetzt ist es aber weg, und ich kann nicht einmal so genau sagen, ab wann es weg war.

Wenn ich das GKI-optimierte Keto anfange, will ich das auch mit einer höheren Zahl von Fastentagen kombinieren, weil ich die zusätzlichen Einschränkungen bei der Ernährung dann vermutlich wesentlich länger durchhalte - im Grunde ändert sich an meinen gewohnten Low-Carb-Ernährungsgewohnheiten zwar vergleichsweise wenig, aber Obst und alle "Schummel"-Zutaten, die möglich waren, weil ich trotzdem unter 100 Gramm KH blieb, sind natürlich gestrichen, ebenso ein Teil des Gemüses, etwa Karotten oder rote Paprika. Außerdem wird das auch eine Art "Endspurt light", obwohl ich mir kein fixes Gewichtsziel mehr zu setzen traue, nachdem das letztes Jahr nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte und die Herbst-Low-Carb-Phase so eine Schmalspurphase gewesen ist. 

Es wäre jedenfalls nett, diesmal im Frühjahr mit dem bereits erreichten Zielgewicht ins Sommerhalbjahr starten zu können. 

Ich werde mein Keto-Mojo-Equipment aufstocken müssen, denn ich gedenke meinen Mann in der GKI-Keto-Phase dazu zu nötigen, seinen GKI ebenfalls zu messen.

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Wo ich bis Anfang November gewohnt habe, sind Verschenkkisten vor dem Haus ein alltäglicher Anblick. Wo ich jetzt wohne, ist das weniger üblich - sporadisch sieht man es hier auch -, aber dafür gibt es mehrere von Freiwilligen ehrenamtlich betreute Büchertauschregale. Mit einer dieser Ehrenamtlerinnen bin ich neulich ins Gespräch gekommen. Es stellte sich heraus, daß sie genau wie wir aus der Stadt herausgezogen ist, weil ihr dort die Veränderungen der letzten ca. zehn, 15 Jahre nicht behagt haben. Sie sprach von "asozialem Verhalten" der Leute, und auch wenn der Begriff mir etwas zu stark vorkommt, ja, genau so ging's mir auch. Egal, wie viele Leute als Individuen überhaupt nicht dieser Charakterisierung entsprechen, in der Summe habe ich das Gefühl, daß bei immer mehr Menschen in meinem dortigen Umfeld immer stärker ein Gefühl dafür gefehlt hat, daß die Welt nicht am Tellerrand ihres höchstpersönlichen jeweiligen Eigeninteresses endet. Die Verschenkkisten sind dafür auch ein gutes Beispiel, denn als ich im Sommer regelmäßig Sachen vors Haus gestellt habe, war es zwingend erforderlich, regelmäßig Abfälle - vom Apfelbutzen über leere Essens- und Getränkeverpackungen bis zu verrotzten Tempos - daraus zu entfernen. Am meisten hat mich aber geärgert, daß manche Leute absichtlich Sachen in solchen Kartons kaputtmachen, so nach dem Motto: Ich kann's nicht brauchen, also soll auch niemand anderes etwas damit anfangen können. 

Eine weitere Facette dieser Verwilderung der Sitten ist das sonderbare Verhalten vieler Interessenten für eine Mietwohnung. Analog gilt das zwar auch für Interessenten für eine Eigentumswohnung, aber es scheint mir bei Mietwohnungen erstens ausgeprägter und zweitens erstaunlicher. Denn hört man nicht überall, wie schwierig es ist, eine Mietwohnung zu finden? Sollte man da nicht meinen, daß die Leute sich unheimlich Mühe bei der Wohnungssuche geben, nachdem sie die erste Hürde überwunden haben, nämlich auf ihre Kontaktaufnahme reagiert wurde? Erstaunlich viele tun nämlich das Gegenteil. Klar, schon immer haben sich manche Leute im Rahmen ihrer Wohnungssuche dumm verhalten. Was mich aber wundert, ist, daß ihr Anteil an allen Wohnungssuchenden größer zu werden scheint. Es ist jetzt knapp vier Jahre her, daß ich zuletzt wegen einer freien Wohnung inserierte, und schon damals fiel mir das auf, aber diesmal kam es mir sogar noch häufiger vor.

Was mich nicht nur bei den Wohnungsbesichtigungen irritiert hat, sondern auch im Umgang mit Kunden immer wieder verblüfft: Was ist eigentlich aus der guten alten professionellen Distanz geworden? Wieso duzen eigentlich so viele Leute ungefragt eine alte Schachtel wie mich? Hängt das mit der Online-Kommunikation zusammen, in der das Du ja viel selbstverständlicher ist, auch für mich? Aber offline möchte ich eigentlich gerne so lange mit "Sie" angesprochen werden, bis ich jemandem das Du angeboten habe, jedenfalls dann, wenn ich es mit jüngeren Leuten zu tun habe.

Klarer Fall von "Auch das noch" mitten in einem Umzug, daß ich auch noch eine Wohnung zu vermieten hatte, aber andererseits war klar, daß ich mir keine Sorgen machen mußte, für sie einen Mieter zu finden. Diese Wohnung ist allerdings etwas speziell und deshalb mutmaßlich nicht jedermanns Geschmack. Dafür befindet sie sich in begehrter Lage und ist, dort eine Seltenheit, zu einer auch diesen Besonderheiten angemessenen und mietspiegelgerechten Miete zu haben. Außerdem hat sie natürlich auch eine Reihe von Vorzügen, es ist also keine Bruchbude, in der nur jemand einziehen wollen würde, der völlig verzweifelt ist. Kurz, ich mußte für einen Topf den passenden Deckel finden, der nicht ganz die übliche Form hat. Und ich wollte das möglichst reibungslos hinter mich bringen, weil ich ja gerade eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt bin.

Wie das heute ebenfalls so ist, die Buschtrommeln arbeiten schnell, und so hatte ich ohne Inserieren schon eine Reihe von Interessenten für das Objekt in Form von wohnungssuchenden "Bekannten von Bekannten", noch bevor ich überhaupt die Neuvermietung anleiern konnte. Als die Sache weit genug gediehen war, um Besichtigungen durchführen zu können, lud ich vier solche "zugelaufene" Mietinteressenten ein, und was soll ich sagen: Zwei meldeten sich überhaupt nicht bei mir zurück, mit einem dritten - aus der Nachbarschaft - wäre wohl dasselbe passiert, wenn wir uns nicht gelegentlich begegnet wären und ich dann die Sache noch einmal angesprochen hätte. Aber der wußte irgendwie nicht, was er wollte, er hatte halt Streß mit seinem derzeitigen Vermieter gehabt und sich inzwischen wieder beruhigt, und so einigten wir uns schließlich darauf, daß er doch nicht interessiert oder jedenfalls nicht interessiert genug sei. Der vierte kam, besichtigte und meldete sich nie wieder. Wenigstens eine kurze Absage hätte ich ja eigentlich erwartet. Ein fünfter schon vorab aufgetauchter Interessent fiel, als die Sache spruchreif wurde, von vornherein weg, weil er mit unbekanntem Rückkehrdatum für mehrere Monate ins Ausland gefahren war und es doch ein bißchen viel verlangt gewesen wäre, ihm die Wohnung so lange freizuhalten, bis er wieder im Lande ist. Zumal auch bei ihm nicht gesagt war, daß er die Wohnung dann wirklich nehmen würde. Ich hätte ihn bei den Besichtigungen aber mit untergebracht, falls er rechtzeitig wieder im Lande gewesen wäre.

Genau dasselbe passierte mir aber auch, als ich in einem Nachbarschaftsportal inserierte, in dem die Nachfrage nach Wohnraum ziemlich lebhaft schien, weshalb ich dachte, dort ließe sich die Sache schneller und einfacher regeln als bei WG-gesucht, das ich sonst nutze. Auch bei meinem Wohnungsverkauf hatten sich ja überwiegend Leute gemeldete, die schon jetzt in einem Radius von ein bis zwei Kilometern um meine Adresse herum lebten. 

Auch im Nachbarschaftsportal mußte ich aber natürlich Vorkehrungen treffen, daß nur solche Leuten besichtigen wollen würden, die sie wirklich annahmen, diese Wohnung käme für sie ernsthaft in Betracht. Also setzte ich einen fixen Besichtigungstermin (den, zu dem ich auch die "Bekannten von Bekannten" zur Besichtigung einladen wollte) und beschrieb außerdem alles, was von vornherein erkennbar unpassende Bewerber gleich von einer Reaktion abhalten würde. Aber allein die Sache mit dem Termin funktionierte schon herzlich schlecht. Ich bekam mehr Zuschriften als erwartet, aber die Mehrheit wollte die Wohnung zwar sehen, nur eben zu einem anderen Termin. Da die Bekannten von Bekannten dann mit einer Ausnahme mich aber nicht einmal einer Antwort würdigten, gab es dann aber doch noch zwei Ersatztermine, ebenfalls fix festgelegt. Früher war ich da lockerer, wenn jemand einen anderen Termin haben wollte, aber wenn ich jedem seinen Wunschtermin geben würde, wäre ich damit wochenlang beschäftigt, und dafür ist jetzt echt der falsche Zeitpunkt. 

Von dem halben Dutzend Anwärter, die sich über das Portal bei mir gemeldet hatten, teilweise mit ausführlichen Bewerbungen, meldeten sich die meisten dann aber gar nicht mehr. Und was die anderen betrifft, drei an der Zahl ... die erste war so eine unhöfliche Person, daß ich ihr eine kurze schriftliche Absage schickte, anstatt darauf spekulieren, daß ich von ihr sowieso nie wieder hören würde, nur um sicherzugehen, daß ich mit ihr anschließend nichts mehr zu tun haben würde. Denn man müßte ja völlig bekloppt sein, sich so wie sie zu benehmen, wenn man die besichtigte Wohnung wirklich haben wollen würde. (Falls sie nur bekloppt gewesen sein sollte: Bekloppte Mieter kann ich genausowenig brauchen.) Die zweite hatte ignoriert, daß ich einen Mieter zum Jahreswechsel suchte, nicht irgendwann später, und so stellte sie erst am Ende der Besichtigung fest, daß sie bis dahin natürlich leider ihre bisherige Wohnung nicht kündigen können würde und ich nicht willens war, darauf zu warten, bis sie die Wohnung beziehen wollen würde. Die dritte wahrte immerhin alle zu erwartenden Formen, allerdings merkte ich ihr sofort an, daß sie nicht das vorgefunden hatte, was sie erwartet hatte. Sie sagte als einzige ausdrücklich ab, wie sich das gehört. Aber schon bei ihr hatte ich von vornherein nicht das Gefühl gehabt, daß das passen würde.

Also griff ich doch noch auf eine Anzeige im altbewährten WG-gesucht zurück, formulierte noch einmal möglichst deutlich, was ich zu bieten hatte und was nicht und ab wann ich den Mietvertrag haben wollte. Außerdem legte ich wieder fixe Besichtigungstermine fest. Und sieh an, obwohl die Zielgruppe für mich immer kleiner geworden war, weil es bis zum Jahreswechsel ja echt nicht mehr allzu lange hin ist, fanden sich unter einem halben Dutzend Besichtiger dann tatsächlich drei fast gleich überzeugende Kandidaten, die die Wohnung auch tatsächlich haben wollten. Ich nehme an, das liegt daran, daß WG-gesucht tatsächlich von Leuten genutzt wird, die gerade aktiv auf Wohnungssuche sind. Weder auf Nachbarschaftsportale - in denen Wohnungssuche nur eines unter vielen Themen ist - noch über Privatgemauschel lohnt es sich also meinem Eindruck nach, bei der Mietersuche zurückzugreifen, weil man da schon einen glücklichen Zufall braucht, um relativ kurzfristig die richtige Person zu finden. Wer ernsthaft auf Wohnungssuche ist, der sucht zielgerichteter, also in den einschlägigen Portalen.

Sobald der Leidensdruck einer mit gewisser Dringlichkeit benötigten Wohnung fehlt, benehmen sich Leute, die vage über einen Umzug nachdenken, aber ganz ähnlich wie bei den "Zu verschenken"-Kisten. Sie suchen nach ihrer höchstpersönlichen Rosine - was ja auch absolut legitim ist -, aber gegenüber dem Anbieter von allem, was dieser Rosine nicht ausreichend ähnelt, lohnt es sich aus ihrer persönlichen Kosten-Nutzen-Rechnung heraus dann nicht mehr, auch nur ein Minimum an Höflichkeit und Anstand aufzubringen. Ich meine, beide Phänomene gehören zusammen. Sie drücken dieselbe Geisteshaltung aus, ich möchte sie als "neoliberal" bezeichnen, weil sie das widerspiegelt, was seit ungefähr einem Vierteljahrhundert auch das Verhalten von Politik, Behörden und Wirtschaft und nach und nach sämtliche Gesellschaftsbereiche bewußt oder unbewußt geprägt hat. Neoliberal meint hier, daß der Fokus immer nahezu ausschließlich auf die Verwertbarkeit des Gegenübers für die eigenen Interessen gerichtet ist. Wer das Pech hat, nicht verwertbar genug zu sein, der wird wie Dreck behandelt, und das greift sogar über auf Fälle, die lediglich ein wenig aus dem Rahmen des vorgegebenen Schemas passen - wer jemals in der Warteschleife eines Telefonanbieters verzweifelt ist, hat das schon zu spüren bekommen. Auch unsere Erlebnisse bei der Finanzierung gehörten in diesen Bereich. 

Bloß, als Vermieter sitze halt doch ich am längeren Hebel. Am Ende hat niemand einen Anspruch darauf, meine Wohnung zu beziehen, wenn ich mit ihm keinen Vertrag abschließe. Deshalb finde ich es schon eigenartig, wenn Wohnungssuchende sich auch nach diesem Schema verhalten. 

Die WG-gesucht-Bewerber verhalten sich zum Teil übrigens genauso, sobald sie das Objekt besichtigt haben und es nicht ihren Wünschen entsprochen hat - wobei es bei ihnen aber doch einen etwas geringeren Anteil unter den Anfragenden ausmacht. Das mag daran liegen, daß eine längere erfolglose Wohnungssuche wohl dazu nötigt, sich mit der Frage zu befassen, wie man seine eigenen Aussichten verbessern könnte, und da mag manchen auch die Erleuchtung kommen, daß sie damit aufhören könnten, sich wie die Axt im Walde aufzuführen.

Eine Kuriosität aus dem Bereich "Axt im Walde" war die Dame, die den Besichtigungstermin wieder absagte, nachdem sie nach der Terminvereinbarung auf einmal noch Fotos verlangt und ich ihr sie verweigert hatte, weil ich sie erst hätte machen und dazu meinen plötzlich und unerwartet verstorbenen Fotoapparat durch ein neues Gerät hätte ersetzen müssen. Warum ich eigens wegen dieser Dame mehr als einen halben Arbeitstag opfern sollte, nur damit sie einen Tag vor der vereinbarten Besichtigung vorher auch noch Fotos gucken konnte, sah ich gar nicht ein. Also schrieb ich ihr entsprechend, und weil mein Ton etwas spitz war (denn warum die Fotos fehlten, hatte ich bereits in der Anzeige erwähnt und mich dafür entschuldigt, vorab nur einen Grundriß bieten zu können), kam als nächstes ihre Absage. Das war mir ganz recht, denn ihre Besichtigung wäre sowieso Zeitverschwendung gewesen, weil ich ihr die Wohnung keinesfalls vermietet hätte. Wenn eine Person schon versucht, mich sinnlos durch die Gegend zu scheuchen, solange sie noch darauf angewiesen ist, sich mein Wohlwollen zu erhalten, was wäre da eigentlich zu erwarten gewesen, wenn ich mich vertraglich an sie gebunden hätte und nicht mehr ohne weiteres hätte loswerden können? Nicht in Frage kam für mich deshalb auch die Interessentin, die einige Minuten früher als vereinbart klingelte und sich nicht einmal dafür entschuldigte, als sie sah, daß die vorherige Besichtigung noch nicht ganz abgeschlossen war. Verspätungen können einfach Pech sein, aber wer zu früh kommt, weiß, daß er zu früh ist, und sollte sich eigentlich denken können, daß er wahrscheinlich gerade anderer Leute Abläufe durcheinandergebracht hat. Da der Mensch fehlbar ist, ist zu frühes Erscheinen für mich noch kein KO-Kriterium, aber wenn so eindeutig auch für einen selbst zu sehen ist, daß man gerade was verbockt hat, möchte ich wenigstens eine Entschuldigung hören.

Ich suchte also einen Mieter, keine strapaziöse Beschäftigungstherapie. Aber manchmal bin ich auch bereit, Mehraufwand zu akzeptieren, etwa mit meinem einstigen Mieter aus Afghanistan.

Eine solche Ausnahme kam aber tatsächlich auch diesmal in meine engere Wahl: eine Künstlerin. Anders, als das sicherlich spontan vermutet wird, machte ich mir aber weniger Sorgen um die Mietzahlungen als darum, daß es vielleicht schwierig werden könnte, sie auf der nötigen Armlänge Distanz von mir zu halten. Sie machte nämlich einen sehr impulsiven Eindruck - und war von der Wohnung völlig hin und weg, sie schwelgte in Superlativen und sprach von einem "Juwel" -, aber so ein kleines bißchen fürchtete ich, sie könne mich als ihre neue beste Freundin betrachten: sie zählte auch zu den Duzern, aber immerhin mit einer kreativen sprachlichen Begründung. Jemandem wie ihr hätte ich aber auch zugetraut, Knall auf Fall einen Monat nach Vertragsunterzeichnung nach London oder Buenos Aires oder einfach in ein anderes Stadtviertel zu ziehen, also war ich mir außerdem nicht sicher, wie lange die anfängliche Begeisterung sie in der Wohnung halten würde. Dazu kommt noch, daß mein früheres Wohnviertel zwar nach wie vor megaangesagt ist, aber längst auf dem besten Wege, zu Tode gentrifiziert zu werden. Jemand, der davon spricht, daß er hier kreative Vibes sucht, wird zwangsläufig früher oder später enttäuscht sein und sich woandershin orientieren, denn kreativ ist hier nicht mehr allzu viel, wenn man die üppig das Viertel durchwuchernde Werbebranche ausklammert. Aber hätte ich nicht neben ihr noch Kandidaten gehabt, bei denen neben der Chemie auch noch die anderen Bereiche stimmten, dann hätte ich es höchstwahrscheinlich riskiert. Sie gefiel mir tatsächlich. So einen Beruf (oder eine Berufung) kompromißlos durchzuziehen, das braucht eine Menge Mut. Mit so jemandem sollte ich mich außerdem auch verständigen können.

Interessant fand ich außerdem, daß eine ganze Menge Interessenten die 80 Quadratmeter alleine bewohnen wollten. So superbillig war meine Miete dann auch wieder nicht, daß ich das für eine Selbstverständlichkeit halten würde, also gibt es offenbar genügend Leute, die sich als Einzelperson eine große Wohnung ein einer der teuersten Gegenden der Innenstadt leisten können und auch leisten wollen. Auch wenn ich gemessen an anderen Angeboten in der Gegend günstig war, in einem der weniger gefrageten Außenbezirke hätte man für das gleiche Geld entweder mehr Quadratmeter oder eine höherklassige Ausstattung bekommen, also ging es wohl vielen primär um die "richtige" Adresse.

Im Prinzip habe ich nichts dagegen, eine so große Wohnung an eine Einzelperson zu vermieten, nur haben solche Bewerber den Nachteil, daß sie nur selten die Person sind, die den größten Vorteil davon hat, speziell diese Wohnung (also nicht: irgendeine Wohnung) mieten zu können - denn das ist am Ende immer mein zentrales Kriterium, wenn ich mehr als eine Zusage habe und mir ansonsten alle gleich gut als Mieter vorstellen könnte. Wer dieser Bewerber ist, das merke ich meistens schon während der Besichtigung. Das ist mir auch diesmal passiert, ich wußte schon, wer mein Wunschmieter ist (bzw. wer sie sind, denn es sind mehrere Personen), als noch die Hälfte der Besichtigungen ausstand, und wäre etwas enttäuscht gewesen, wenn sie wieder abgesprungen wären. Aber sie sahen die Sache wohl genauso, daß diese Wohnung perfekt für sie paßt, denn ihre Zusage war auch die erste, die ich bekommen habe. Erst nach ihrer Zusage haben sie überhaupt erfahren, daß ich keine Mietkaution verlange, was den Vorteil für sie noch erhöht. Inzwischen ist der Vertrag unterzeichnet, die Schlüssel sind übergeben und beide Seiten sind glücklich - die Mieter, weil sie finden, sie haben eine Traumwohnung ergattert und einen Vermieter, mit dem sich auskommen läßt, und ich, weil ich mich wieder anderen anstehenden Aufgaben widmen kann und meine Wohnung in guten Händen weiß.

Das fand ich diesmal auch eigenartig: Keiner der Besichtiger hat sich auch nur nach der Höhe der Kaution erkundigt, und mir ist es so selbstverständlich geworden, keine zu verlangen, daß ich bei den Besichtigungen auch nicht selbst daran gedacht habe, es zu erwähnen. Dabei wäre das ein Betrag gewesen, der durchaus ins Gewicht gefallen wäre, wenn man einen Umzug zu stemmen hat und die Sache vorher kalkulieren muß. Wie paßt das eigentlich zu all diesen Umfrageergebnissen, nach denen die Leute sich weniger leisten können als früher? Bei früheren Neuvermietungen wurde nach diesem Punkt eigentlich immer gefragt, vielleicht nicht von allen, aber doch von einer Mehrheit.

Mir ist natürlich klar, daß ich für jemanden, der gerade eine Wohnung sucht, aus diesem Erlebnisbericht nur wenige brauchbare Handlungsempfehlungen ableiten könnte. Ich finde ja fast immer andere Dinge wichtig als andere Leute, also ist das beim Vermieten natürlich auch so. Alles, womit man bei mir punkten könnte, damit kann man bei anderen Vermietern auch durchfallen. Und alles, was mir piepegal war - etwa das penetrante Sichanpreisen als Nichtraucher oder seines sicheren Jobs mit gutem Gehalt - will fast jeder andere Vermieter tatsächlich unbedingt wissen. Bleibt aber immerhin noch die Höflichkeit bzw. deren Fehlen, und dabei geht es um Dinge, die eigentlich spontan geschehen würden, wenn man es von Haus aus gewohnt wäre, sich in die Lage seines Gegenübers zu versetzen und es daraufhin so zu behandeln, wie man selbst an seiner Stelle behandelt wollen würde. Das wiederum kann ich nicht nur Wohnungssuchenden, sondern jedem und in jeder Lebenslage empfehlen, denn unter dem Strich zahlt es sich auch für einen selbst aus.

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Eines meiner großen Vorbilder im Bereich "Gesund leben" ist heute 81 geworden: Keith Richards. Er sah schon vor zwanzig Jahren älter aus, als er es gerade geworden ist, und ich wünsche ihm, daß er noch so alt wie Jopie Heesters ... oder mindestens wie Helmut Schmidt wird. Auf die nächsten zwanzig Jahre, Keef! 😊

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Mein Lieblingszitat von Keith Richards: “Some doctor told me I had six months to live and I went to their funeral.”

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Auch wenn meine Low-Carb-Phase gerade vorbei ist, eine kulinarische Errungenschaft der letzten Woche muß ich doch noch weitergeben: Rahm-Rosenkohl mit Bacon. 500 g TK-Rosenkohl aufkochen lassen und abgießen (frischen ein paar Minuten köcheln lassen), dann 100 g Bacon knusprig anbraten (wenn man's andersherum macht, wird man feststellen, daß der Rosenkohl länger braucht als erwartet und man in der Pfanne nur noch Holzkohle hat). Rosenkohl mit in die Pfanne, 200 ml Gemüsebrühe dazu. Erst wenn die Brühe fast vollständig verdampft ist, 200 ml Schlagsahne dazu. Aufkochen und ca. fünf Minuten köcheln lassen, erst jetzt mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Gelegentlich umrühren. Ganz zum Schluß noch 150 ml Milch einrühren und unter Rühren nochmal aufkochen lassen.

Ein Essen, für das man sein Erstgeburtsrecht verkaufen könnte, wie Esau das mit seinem tat, als er ein Linsengericht von seinem Bruder Jakob dagegen eintauschte. (Und jedesmal, wenn wir Linsen und Spätzle essen, denke ich: Esau hatte völlig recht, ich hätte es an seiner Stelle genauso gemacht.) Freilich, in der Low-Carb-Phase fehlten zu dem Rosenkohl die Salzkartoffeln, die den Genuß natürlich noch verdoppelt hätten.


Freitag, 13. Dezember 2024

Der Haushalts-Stoffwechsel. Oder: Wie verhindert man, daß das angesammelte Zeugs im Haus immer mehr wird?

Mein Gewicht heute früh an Fastentag zwei von zwei nicht zusammenhängenden in dieser letzten von drei Low-Carb-Wochen: 77,7 Kilogramm. Hier eine weitere Grafik zu meinem Gewichtsverlauf seit meinem letzten dreitägigen Fastenintervall, das ich am 29.10. begonnen hatte, bis heute.: 

 

Das ist mein erstes Mal Low Carb ohne dazwischengeschobene lange Fastenintervalle, und wie man sieht, wirkt es auch so jedenfalls gut genug, um eine Wirkung zu zeigen - wobei natürlich der veränderte Wasserhaushalt berücksichtigt werden muß. Da mein Mann* nächsten Montag einen dreitägigen Klinikaufenthalt vor sich hat - immer noch diese Blutdruck-Sache - und zufälligerweise dieser Montag der erste Post-Low-Carb-Tag gewesen wäre, habe ich spontan beschlossen, die LC-Phase mit einem dreitägigen Fastenintervall abzuschließen. Im Anschluß daran poste ich noch eine Gewichtsverlaufskurve und bin schon gespannt, bei welchem Gewicht ich diesmal nach drei Fastentagen aufschlagen werde. 

* Wir sind jetzt tatsächlich auch vor dem Gesetz Mann und Frau geworden.

Das war diesen Herbst ja alles ein bißchen anders, als ich es Anfang April am Ende des verstolperten Endspurts geplant hatte, aber letztlich bin ich zufrieden mit dem Verlauf. Wenn ich Mitte Januar meine zweite winterliche LC-Phase plane, will ich aber schon ein bißchen mehr erreichen, zumal ich mich darauf einstellen sollte, daß ich sie wieder mit einem Startgewicht von um die 80 Kilogramm anfangen werde. Sie wird ein bißchen anders als gewohnt werden, weil ich ja mindestens in der ersten Hälfte der sechswöchigen LC-Phase versuche, eine therapeutische Ketose zu erreichen. Ich bin mir noch alles andere als sicher, ob mir das so einfach gelingt, und außedem ziemlich sicher, daß es mir gar keinen Spaß machen wird, aber herausfinden, wie ich dafür genau vorgehen muß, will ich halt doch. Und ich meine, drei Wochen sollte ich das nach dem Prinzip "Dann mach es halt ohne Lust" schon durchhalten. Da ich das dann von Beginn an wahrscheinlich auch mit regelmäßigen dreitägigen Fastenintervallen in den Spätschichtwochen meines Mannes kombinieren werde, nehme ich an, daß mein Gewicht schon stärker als jetzt nach unten gehen wird.

So ganz sind wir, wie oben angedeutet, noch nicht im Alltag angekommen, was auch daran liegt, daß die letzten zehn Umzugskisten immer noch in der Werkstatt darauf warten, ins Haus getragen und ausgepackt zu werden. Aber immerhin, sogar mein verschollener Bademantel ist mittlerweile aufgetaucht. Uns fehlen aber immer noch eine Menge Kleinigkeiten im Haus, und umgekehrt können wir mit so manchem liebgewonnenen Stück aus der alten Wohnung nichts mehr anfangen. Wie das halt so ist bei Umzügen. Neben den auszupackenden Kisten, und von denen hatten wir ja um die 150, habe ich deshalb auch immer eine dieser großen Discounter-Taschen bereitstehen, um manche Sachen auch wieder in den Keller zurückzubringen, bei denen ich sicher bin, daß ich jedenfalls vorläufig keine Verwendung dafür habe, hauptsächlich Küchenkram aller Art. Dafür habe ich mittlerweile eine Kellerecke freigeräumt und mit im Haus nicht benötigten Möbelstücken (hauptsächlich Regal- und Schrankteile) bestückt. Die Sachen dort sind quasi zur Wiedervorlage oder falls mir mal beispielsweise der Käsehobel oder der Wasserkocher abhanden kommt oder kaputtgeht, damit ich weiß, wo ich auf die Schnelle Ersatz finden werde. 

In der alten Wohnung hatte ich dafür einen Hochschrank, der bei unserer damaligen Raumhöhe von 3 Metern bis an die Decke ging, also SEHR hoch war. Die dort abgelegten Sachen habe ich ein- bis zweimal im Jahr unter Zuhilfenahme einer Leiter gesichtet, und zwar, nachdem ich in der Küche aussortiert hatte und das Aussortierte im Hochschrank abstellen wollte. Manche der alten Aussortierungen probierte ich dann in der Küche wieder aus, manche flogen ganz raus oder wanderten in den Flohmarkt-Fundus, ein Teil wurde wieder auf Wiedervorlage zurückgestellt. Das funktionierte ganz gut, allerdings verhinderte es nicht, daß die Zahl der Dinge auf Wiedervorlage sich im Lauf der Zeit schleichend erhöht hat. Das war, wenn ich mir das recht überlege, ganz ähnlich wie bei der schleichenden Gewichtszunahme, also will ich künftig weniger zögerlich beim Rauswerfen werden. Kurioserweise muß ich da gegen passiven Widerstand meines Mannes ankämpfen, der mich beispielsweise daran gehindert hat, die alte Bettwäsche komplett rauszuwerfen - die Laken, weil sie für unser neues Bett gar nicht mehr passen, die Bezüge, weil ich es satt habe, daß unsere Betten ständig unterschiedlich bezogen sind. Außerdem will ich keine Bezüge mit Knöpfen mehr, die man meiner Erfahrung nach jeden zweiten Tage wieder neu zuknöpfen muß. Zweimal zwei Bezüge (mit Reißverschluß), zweimal zwei Laken - das muß künftig reichen. Geht ein Bezug oder ein Laken kaputt oder hat sich unschön verfärbt oder sieht sonst nicht mehr gut genug aus, fliegen beide raus und es werden zwei neue angeschafft. Basta. Was noch brauchbar ist, kann man ja notfalls verschenken.

Das in der Vergangenheit nicht zu tun, hat dazu geführt, daß ich jetzt drei Müllsäcke mit alter Bettwäsche entsorgen wollte - sie vorher zu sichten, ob ein Teil noch verwendbar ist, war mir zu aufwendig, und ich weiß ja sowieso, daß die meisten nicht mehr viel taugen. Nur, ich durfte nicht. Mein Mann besteht darauf, daß er sie wenigstens in der Werkstatt als Putzlumpen weiterverwenden will. Nun gut, wir haben ja vier Wochen lang auf die Restmülltonne warten müssen, und ich habe Wichtigeres als Bettwäsche zu entsorgen. Jetzt stehen diese Müllsäcke halt in der Werkstatt, aber meiner Meinung nach ist er damit bis zum Jüngsten Tag mit Putzlumpen versorgt. In künftigen Fällen werfe ich nicht mehr benötigte Bettwäsche raus, ohne ihn zu fragen. Es sei denn natürlich, er bekommt wider Erwarten doch noch einen Mangel an Putzlumpen.  

Also, ich werde mir etwas einfallen lassen müssen, um meinen "Haushalts-Stoffwechsel" nicht aus dem Ruder laufen zu lassen.

Wir werden voraussichtlich weiterhin einmal im Jahr einen Flohmarkt machen, also habe ich das, was wir nicht brauchen, obwohl es eigentlich brauchbar ist, und woran unser Herz nicht gar so sehr hängt, im Keller in einer anderen Ecke gestapelt. Es sieht so aus, als würde ich in meinem neuen Heimatort zusammen mit einem Verein eine Hofflohmarkt-Veranstaltung auf die Beine stellen können. Der Verein macht gelegentlich Garagenflohmärkte, und seine Garage ist gar nicht weit weg von unserem Haus, also hat sich bereits eine Gelegenheit gefunden, jemanden dort darauf anzusprechen, seine Flohmärkte auch durch andere teilnehmenden Garagen/Terrassen/Einfahrten oder Gärten im Ort zu ergänzen. Es sieht so aus, als wäre man nicht abgeneigt, vorausgesetzt, es findet sich jemand, der das organisiert. Da ich sowieso schon lange der Meinung bin, daß die kommerziell organisierten Hofflohmärkte miserabel organisiert sind, ist das die Gelegenheit, meine eigenen Theorien, wie man das besser anfangen könnte, einmal einem Praxistest auszusetzen. Das wird nächstes Jahr bei der ersten Gelegenheit einmal ausprobiert. 

Eigentlich ist es ja ein bißchen erschütternd, daß wir so viel Flohmarktsachen haben, schließlich habe ich letztes Jahr vieles verkauft, verschenkt oder weggeworfen, vor allem von meinen Büchern muß eine vierstellige Zahl in diversen Tauschregalen und in Verschenkkisten vor dem Haus gelandet sein. Trotzdem ist jetzt schon absehbar, daß ich höchstens die Hälfte der im Moment im Keller, wo ich eine Menge Regale nutzen konnte, untergebrachten Bücher am Ende auch ins Haus hochholen kann, und auch dafür muß ich eine Reihe von clever eingesetzten Regallösungen austüfteln und durch Kauf oder Bastelarbeiten praktisch umsetzen. Was mich auch ein bißchen betrübt, ist, daß ich dafür dann im Grunde keine Buchstützen mehr brauche. Im Lauf der Jahre habe ich eine Menge schöne Buchstützen auf Flohmärkten erworben, vom Specht aus Blech über Elefanten, Hunde und Vögel bis hin zu einen lesenden Don Quichote und seinen Gefährten Sancho Pansa. Da werde ich wohl einige aussortieren müssen. Aber von manchen kann ich mich ums Verrecken nicht trennen ...

Da ich auf Flohmärkten immer so ein bißchen die Selbstkontrolle verliere, sollte ich vielleicht weniger Flohmärkte besuchen. Ich muß aber zugeben, daß eine ganze Reihe von vermeintlichen Fehlkäufen früherer Jahre im Haus plötzlich unheimlich nützlich geworden sind. Das gilt vor allem für den schon etwas ältlichen Saugroboter, genannt, Beebop, den ich seit sicherlich fünf, sechs Jahren hatte, aber nach einer kurzen Testphase nicht mehr benutzte und im Sommer auf dem Flohmarkt noch vergeblich jemand anderem anzudrehen versucht habe. Sein Akku ist schon ein bißchen schwach auf der Brust, länger als eine halbe bis Dreiviertelstunde hält er nicht mehr durch. In der alten Wohnung waren die Räume zu groß und die Hindernisse zu zahlreich, da war es einfacher, manuell zu saugen. Hier habe ich ihn im ersten Stock untergebracht, lasse ihn jeden Morgen wechselweise im Schlafzimmer, im Arbeitszimmer oder in der Diele frei, so lange, wie sein Akku ausreicht, und das klappt tadellos, weil es immer nur um zehn bis zwölf Quadratmeter geht. Allerdings kann es im Schlafzimmer passieren, daß ich ihn mit einem Besen unter dem Bett vorangeln muß, wenn ihm der Saft ausgeht, und das passiert unweigerlich an der am schwersten erreichbaren Stelle ... dazu muß ich mir noch was einfallen lassen. Anschließend hänge ich ihn an das Ladekabel, und dann blinkt die blaue Anzeige in einen Rhythmus, der mich sehr an das Saugen eines Babys an seinem Nuckelfläschchen erinnert. Bis sein Akku wieder voll ist, dann hört das Blinken auf. Ich tue aber gut daran, ihn nicht abzustöpseln, denn sonst kommt er am nächsten Morgen nicht in Fahrt, bevor ich ihn noch einmal mit einer größeren Dosis Strom versorgt habe.

Die Windeln wechseln muß ich meinem Baby natürlich vor dem Fläschchen. Wenn ich den Staubbehälter entleere, bin ich immer wieder erstaunt darüber, wieviel feiner Staub nach nur drei Tagen wieder aufgesaugt wurde. Das sorgt bestimmt auch für bessere Luft, und so ist es wohl kein Wunder, daß ich das Gefühl habe, hier weniger anfällig für Infektionen zu sein als vorher. Einmal die Woche muß ich natürlich trotzdem mit dem von uns so genannten "Elofant", dem Staubsauger mit dem langen Rüssel, auch noch durch alle Räume durch, und wenn die Phase endlich vorbei ist, in der ich ein Dutzendmal am Tag alles fallen lassen muß, was ich gerade in der Hand habe, um irgendetwas akut Vordringliches vorzuziehen, mache ich das hoffentlich auch wirklich. Im Moment läuft das mit der Putzroutine noch ein wenig holprig, weil ich selten eine Stunde am Stück bei irgendetwas bleiben kann, ohne durch Kunden, meinen Mann oder ein plötzlich auftretendes akutes anderes Erfordernis unterbrochen werde. Gut also, daß ich meinen eifrigen kleinen Beebop habe.

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Leute, die vegane Milch-Alternativen verwenden, haben ebenso wie der durchschnittliche Milchkäufer im Discounter gar keine Ahnung, wie unglaublich gut Milch schmecken kann, die man direkt bei einem kleinen Erzeuger kaufen kann. Wir trinken tatsächlich mittlerweile zum Frühstück Milch, wobei unser Frühstück natürlich einige Stunden nach dem morgendlichen Kaffee stattfindet. Weil ich zur Zeit ständig in Eile bin, besteht unser Frühstück meistens aus Keto-Waffeln aus Ei und Gouda, einmal habe ich zusätzlich auch noch rote Linsen ergänzt. Leider verträgt mein Mann diese Variante aber nicht so gut. Das ist auch deshalb schade, weil ich festgestellt habe, daß übriggebliebenen Linsenwaffeln, wenn man sie in Streifen schneidet, eine gute Beilage zu Fleischgerichten sind. Optisch erinnern sie an Wellenschnitt-Pommes, der Geschmack geht aber eher in Richtung Spätzle, jedenfalls wenn man sie in Butter anbrät und ordentlich Soße dazu hat. Aber einmal habe ich mich gegen meine Gewohnheit dazu hinreißen lassen, eine Backmischung zu probieren, die ich zufällig entdeckte, nämlich die hier. Erstens, weil ich Leinmehl geschmacklich besonders gut finde, und zweitens, weil ich bei den Zutaten nichts von dem entdeckte, was mich bei Keto-Fertigprodukten häufig in die Flucht schlägt. Es schmeckte sehr gut, und es sah tatächlich genauso aus wie ein Brot vom Bäcker - was aber auch meine Leistung war, weil es damit zu tun hatte, daß ich es kreuzweise eingeschnitten und anschließend großzügig mit Kartoffelfasern bestäubt hatte.

Aus Zeitgründen mußte ich die Sichtung einer ganzen Reihe von Studien und wichtigen Informationen auf "irgendwann später" verschieben - mal sehen, ob ich zwischen den Jahren dazu Zeit finden werde.