Freitag, 29. November 2024

Spinne in Lauerstellung: Tarantula lebt - und hat mich gerade besucht

Mein Gewicht heute früh, nachdem ich am Montag  mit der Low-Carb-Phase begann und heute Fastentag 2 von zwei nicht zusammenhängenden diese Woche hatte (der erste war am Dienstag): 78,1 Kilogramm.

So sah mein Gewichtsverlauf seit dem letzten dreitägigen Fastenintervall aus, das gefolgt war von zwei Wochen ganz ohne Fasten und jetzt die zweite Woche mit zwei Fastentagen: 

 

Die 80 habe ich also am Ende doch noch gerissen und man sieht den schleichenden Aufwärtstrend der zwei fastenlosen Wochen ganz gut, aber alles in allem kann ich nicht meckern, zumal es jetzt ja zügig wieder runtergeht. Einstweilen ist mir seit dem Umzug vor zwei Wochen noch zu wenig Alltag im neuen Heim eingekehrt, um mehrtägige Fastenintervalle zu machen, vor allem, weil mein Mann immer noch krankgeschrieben ist, also belasse ich es bis auf weiteres bei zwei Fastentagen die Woche und einer ziemlich kurze dreiwöchigen Low-Carb-Phase. Ich hoffe aber, im Januar hat sich alles soweit normalisiert, daß erstens mein Mann wieder arbeitet und ich zweitens in der Sache mit dem Einkaufen die nötige Routine gewonnen habe, sowie drittens das Drumherum wieder etwas flüssiger abläuft. Seit unserem Umzug am 12.11. normalisiert sich die Sache zwar allmählich, aber es sind noch unheimlich viele unerledigte Dinge, die wiederum Voraussetzung für andere Erledigung wären, noch zu bewältigen. 

Deshalb heute mal nur ein paar Momentaufnahmen aus meinem neuen Heim, in dem sich erst nach und nach wieder so etwas wie ein Alltag zu bilden beginnt.

Stand heute fehlt mir zum Beispiel immer noch eine Restmülltonne. Dafür habe ich sage und schreibe drei für Papier bekommen, was aber angesichts der vielen kaputten Umzugskartons kein Problem war, denn die kriege ich mindestens die nächsten zwei, drei Abholungen lang locker voll. Sperrmüll habe ich auch bestellt wegen der Hinterlassenschaften des Vorbesitzers unseres Hauses, die sowohl im Eingangsbereich als auch auf der Terrasse eine Menge Platz blockieren, und im Keller ist nicht ausreichend Platz dafür gewesen. Die Abholung ist glücklicherweise aber recht schnell möglich gemacht worden: nächste Woche am Freitag. 

Auch der zwischengelagerte Restmüll geht übrigens fast komplett auf das Konto des Voreigentümers. Daß wir recht wenig Restmüllanfall haben werden, darauf hatte ich ein bißchen spekuliert, weil wir in unserer Hausgemeinschaft auf die Trennung des Biomülls verzichtet haben, da die meiste Zeit der Biomülleimer voll war und wir unseren gar nicht mehr untergebracht haben. Aber auch da war es nicht wahnsinnig viel, ich schätze, das hätte eine volle Restmülltonne ca. alle vier Wochen bedeutet. Hier wird der größte Teil unseres Biomülls aber sowieso auf dem Kompost landen, der mit der Riesenmenge an Gartenabfällen eine vernünftige Grundlage hatte, so daß wir ihn gleich angelegt haben. Mein Mann war da die treibende Kraft, und ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob er wirklich so viel Ahnung davon hat, wie er behauptet, aber ich mache die Sache jetzt mal so, wie er sie haben will, und schaue mir an, ob das wirklich so funktioniert. Eine Biotonne habe ich vorsichtshalber aber trotzdem bestellt. Falls sie überflüssig ist, kann ich sie ja auch wieder abbestellen.

Wie auch immer, falls sich unser Müllanfall, wie er seit unserem Umzug gewesen ist, nicht erheblich verändert, werden wir wohl die Restmülltonne, wenn wir sie erst einmal haben, nach der Beseitigung des "Alt-Mülls" durchschnittlich höchstens alle zwei Monate leeren lassen müssen, eher noch ein bißchen seltener - das wird die Zeit zeigen. Papier, Verpackungen, Altglas, fallen wahrscheinlich häufiger als der Restmüll an. Beim Biomüll kommt es darauf an, ob sich der Kompost bewährt oder nicht.

Seit unserem Einzug ist uns immer deutlicher geworden, daß der Voreigentümer des Hauses mit seinem Haus komplett überfordert gewesen sein muß. So zum Beispiel wollte unser Energieversorger uns auf Basis seiner Verbrauchsdaten für Gas lediglich 10 Euro Vorauszahlung berechnen, was einer Grundgebühr ohne auch nur eine Kilowattstunde Verbrauch entspricht und natürlich völlig absurd ist. Aber so kam heraus, daß der Vorbesitzer seine neue Gastherme offenbar nie in Betrieb genommen hat, denn wie sonst hätte dieses Ergebnis herauskommen sollen? Wahrscheinlich kam er mit ihr einfach nicht zurecht - uns ging das ja genauso, aber ein Sanitärfachmann brachte sie dann zum Laufen. Es hat den Anschein, als hätte er bis zum Frühjahr im kalten Haus ausgeharrt oder sich vielleicht auch mit Heizlüftern beholfen. Denkbar wäre das deshalb, weil die Räume in diesem Haus sich vergleichsweise schnell aufheizen lassen. Warmwasser hatte er aber wohl auch keines. Ich frage mich, ob er dann auch monatelang nicht geduscht hat. Erst im Frühjahr hat er ein anderes Haus - zwei Dörfer weiter - erworben und ist vermutlich gleich dort eingezogen. Uns hat er ein Haus mit einer jungfräulichen Therme überlassen, die sich offenbar für seinen Geschmack zu heftig seinem Liebeswerben entzogen hatte. 

Und mit reichlich Hinterlassenschaften sowohl von ihm selbst wie auch von den Bewohnern, die vor seinem Einzug ein Vierteljahrhundert lang das Haus bewohnt hatten. Wir stoßen in Haus und Garten immer noch ständig auf "Artefakte", wie wir das nennen. Vieles davon hat nur noch Schrottwert, aber wir fanden im Keller auch eine wunderschöne alte Spiegelkommode, die wir, sobald wir mal alles Dringendere erledigt haben, im Schlafzimmer aufstellen wollen.Sie scheint zu einem kompletten alten Schlafzimmer gehört zu haben, von dem auch einer der beiden Kleiderschränke übriggeblieben ist, die wir wissentlich und gerne übernommen haben. 

Mit dem vielen Müll und Gerümpel habe ich eigentlich auch kein echtes Problem. Vermutlich ist es ein Glück, daß der Vorbesitzer nur sieben Jahre Zeit hatte, das Haus herunterkommen zu lassen, denn seine Vorgänger hatten es offenbar geliebt und gepflegt, allerdings sind sie ungefähr im Alter meiner Mutter (ja, sie leben laut einem Nachbarn noch) und konnten am Ende wohl nicht mehr so recht, also setzte die Vernachlässigung in Teilbereichen wohl schon vorher ein. Uns hatte der Vorgänger erzählt, er habe das Haus nur bekommen, weil er bereit war, deren Hinterlassenschaften zu übernehmen und selbst zu entsorgen. Unter dem Dachspitz sei man in die ausgebaute Kammer gar nicht hineingekommen, weil alles voll mit Gerümpel war. 

Daß nicht die Vor-Vorgänger alleine das Problem gewesen sein können, darauf brachte mich schon bei der ersten Besichtigung, als er erwähnte, daß er diesen Dachspitz erst vor wenigen Monaten entrümpelt habe, als er sich entschieden hatte, das Haus zu verkaufen. Mit anderen Worten, er hat diesen Raum - ebenso wie den Garten - all die Jahre gar nicht genutzt. Wir haben überhaupt den Eindruck, er hat in seinem Haus nur geschlafen, aber sonst wenig damit anzufangen gewußt. Wir wußten jedenfalls, was auf uns bezüglich Gerümpel zukommen würde, und die Zehnjährige in mir, die so gerne Enid-Blyton-Bücher las, ist nach wie vor entzückt davon. Es ist ja ein bißchen wie Schatzsuche, immer wieder stößt man auf etwas, das man interessant findet, und auch wenn man nicht alles davon behalten möchte, erzählt es einem doch ein paar Geschichten, und für so was bin ich immer zu haben. Spannend fand ich es aber auch, als ich gestern herausfand, daß nur ein kleines Stück weiter in der nächsten Straße offenbar einmal eine römische Villa rustica gestanden haben muß. Wer weiß, ob sich unter unserem Garten nicht auch noch viel ältere Artefakte finden würden, wenn man nur mal nach ihnen graben würde? Gut möglich, daß unser Garten noch zu dem Gelände, auf dem sich die Römer tummelten, mit dazugehört hat. 

Aber eigentlich gefällt es mir ganz gut, daß sie weiter im Boden schlummern dürfen, falls sie wirklich da sein sollten. Erst vor wenigen Tagen fand ich nämlich heraus, daß es noch gar nicht so lange her ist, daß sie in der Nachbarschaft vier hübsche alte Häuser - mit zusammengenommen etwa doppelt soviel Gartenfläche, wie wir sie haben - plattgemacht und durch mehrere nichtssagend aussehende Mehrfamilienhäuser (mit Minigärten) ersetzt haben, die dem aktuellen Stil entsprechen, also vielleicht von Mietinteressenten tatsächlich als schön empfunden werden, aber vermutlich in vierzig Jahren, wenn die Ästhetik sich wieder verändert hat, genauso häßlich wirken werden wie die Siebziger-Jahre-Mehrfamilienhäuser in der Nachbarschaft. Womöglich wäre unserem Haus aber dasselbe passiert, wenn der Vorbesitzer es nur ein, zwei Jahre früher verkauft hätte, als Bauträger sich nach Grundstücken für Neubauten noch die Finger geleckt haben. Dann wären solche Artefakte vermutlich im Aushub der Baugrube gelandet, und alles andere im Bauschutt. Unsere marmorne Rosenlady gäbe es nicht mehr, keine Apfel- und keine Feigenbäume. Und unser Zaunkönig hätte sich ein neues Zuhause suchen müssen. 

Dieser Zaunkönig ist ein drolliger kleiner Kerl und sehr neugierig. Immer wenn wir im Garten gerodetes Gestrüpp aufhäufen, kommt er, um die Neuheit zu besichtigen, und nimmt alles gründlich in Augenschein. Auch wenn wir direkt daneben sitzen, stört ihn das nicht. Ich freue mich, daß er in unserem Garten wohnt, und er soll sich unbedingt weiter bei uns wohlfühlen. 

Auf die riesige schwarze Spinne, die heute in der Wohnzimmerecke saß, hätte ich dagegen verzichten können. Mehr als zwei Wochen hatten wir nach unserem Einzug nur normale Spinnen, die ich in meinem Insektenfänger problemlos einfangen und nach draußen befördern konnte. Aber die hier war zu groß dafür. Ich schickte am Ende meinen Mann mit dem Staubsauger vor, nachdem der auch noch so taktlos gewesen war, davon zu sprechen, die Spinne säße in Lauerstellung und werde einen anspringen, wenn man ihr zu nahe kommt. Keine Ahnung, ob er mich verkohlt hat, aber zur Strafe mußte er sie von der Wand absaugen. Anschließend habe ich das ganze Erdgeschoß durchgesaugt und sogar noch die Terrasse, nur um zu verhindern, daß das Untier vielleicht lebendig wieder herauskriecht. Trotzdem habe ich zusätzlich meinen Mann noch dazu verdonnert, den Staubsaugerbeutel auf der Terrasse zu wechseln und den mit der Spinne in einem der Restmüllbeutel zu versenken. 

Verdammt. Ich war ja auf Spinnen gefaßt gewesen, mit so was muß man ja rechnen, wenn man aufs Land zieht, aber an solche Größenordnungen muß ich mich doch erst gewöhnen. Den Rest gegeben hat mir dann das mit der Lauerstellung. Das Ungetüm saß nämlich ziemlich seltsam in der Ecke, im ersten Moment hatte ich es gar nicht als Spinne erkannt. Aber es wirkte auf mich dann tatsächlich so, als wäre sie bereit, mich jeden Moment anzuspringen.

Ich bin bereit, mit vielem zu koexistieren, aber NICHT mit Spinnen in Lauerstellung. 😡Dazu werde ich mir wohl noch was einfallen lassen müssen, falls sich solche "Begegnungen der dritten Art" wiederholen sollten. Eigentlich sind Spinnen ja nützlich, und ich will nicht andauernd welche abmurksen müssen.

Ich glaube fast, wir haben dieses Haus, das ja nicht unter Denkmalschutz steht, vor den Immobilienentwicklern gerettet, mindestens für die nächsten zwei, drei Jahrzehnte - und dann wird es das Wohnungsproblem sowieso nicht mehr geben, weil dann die Bevölkerung längst zu schrumpfen angefangen haben wird. Aber ich werde ein wachsames Auge auf zwei der Nachbarhäuser haben, die ebenfalls alt und schön sind, falls deren Eigentümer in den nächsten Jahren doch einmal die Lust an ihnen verlieren sollten. Vielleicht sichere ich sie mir dann selbst. Ich glaube, mehr gewinnoptimierte Neubauten als die, die wir schon haben, will ich in meiner direkten Nachbarschaft nicht, und da ich ja, wenn alles Finanzielle geregelt ist, immer noch über drei abbezahlte Eigentumswohnungen in einer teuren Stadtlage verfüge, sollte das wohl machbar sein, falls es erforderlich werden sollte. Aber noch lieber wäre es mir, die Nachbarn blieben einfach selbst auf Dauer darin, die sind nämlich sehr nett.

Unser Haus ist ja zweihundert Jahre alt und ziemlich individuell mit vielen kleinen Besonderheiten, die ich viel zu charmant finde, um mich darüber zu ärgern, daß sie im Alltag auch mal unpraktisch sein können. Die Haustür ist zum Beispiel ungewöhnlich schmal, und beim Einzug stellte sich heraus, daß sie für manche Möbelstück zu schmal war. Daß wir am Ende alles, was wir drinnen haben wollten, wirklich reingekriegt haben, ist ein kleines Wunder. Auch die Treppe in Obergeschoß ist nur halb so breit wie die, die ich gewöhnt war. Vom Flur geht es nach rechts ins eine Stufe höher gelegene Wohnzimmer (mit einer Zimmertür, die der Bauart und den Beschlägen nach möglicherweise noch aus dem Erbauungsjahr 1820 stammt), und geradeaus gleich zwei Stufen nach oben in die Küche. Wir haben also reichlich potentielle Stolperfallen zu beachten, und die einzige, auf deren Beseitigung ich bestehen werde, ist die ungeschickt ausgeführte Kombination aus Treppenstufen und nachträglicher Rampe (aber nur über die Hälfte der Stufen) hinter dem Gartentor auf dem Weg zur Terrasse. Das ist eine richtige Todesfalle, vor allem wenn das Tageslicht schwindet oder ganz weg ist. Das soll mein Mann zu einer durchgehenden Rampe umfunktionieren, das scheint mir praktikabler, als es wieder zu einer Treppe zu machen. Außerdem brauchen wir auf der Terrasse eine bessere Beleuchtung als die trübe Funzel, die wir dort vorgefunden haben.

Apropos Tageslicht: Wir haben ein toll belichtetes Wohnzimmer, das von morgens bis abends Sonne hat und trotz der für alte Bauernhäuser typisch kleinen Fenster sehr hell ist, ein Schlafzimmer, in dem einen die ersten Sonnenstrahlen wachküssen, und ein Arbeitszimmer, in dem ich bis zum frühen Nachmittag Sonne habe, die aber praktischerweise kurz vor dem Computermonitor dann verschwindet. Die Diele im Obergeschoß wäre ziemlich düster, aber sie wird durch ein Dachfenster oberhalb der Treppe, die zum Dachspitz führt, ebenfalls hervorragend belichtet. Als mein Mann die Falltür über der Treppe schloß, um Heizenergie zu sparen, habe ich energisch protestiert, und seitdem ist sie wieder offen.

Was die Hofläden betrifft, in denen ich künftig vor allem einkaufen möchte, hatte ich - auch, weil immer alles so wahnsinnig eilig war und mir die Ortskenntnisse noch ein bißchen fehlen - gewisse Anfangsschwierigkeiten. Zu dem am nähesten gelegenen habe ich mich im ersten Versuch sogar stockvoll verlaufen und ihn gar nicht mehr gefunden. Von einem anderen war ich ein bißchen enttäuscht. Aber inzwischen habe ich schon - teils mehrere - gute Bezugsquellen für Kartoffeln, Äpfel, Eier, frische Milch, Geflügel und Mehl. Gemüse und Obst kaufe ich donnerstags auf dem hiesigen Wochenmarkt, der natürlich viel kleiner ist als mein bisheriger, aber dafür liegt er auf halber Strecke des Wegs zum Lidl, wo ich dann doch wenigstens meinen ersten großen Einkauf gemacht habe, weil wir erst mal fast alles an Vorräten aufstocken mußten, nachdem ich vor dem Umzug so viel Lebensmittel wie möglich verbraucht hatte. Und manche Sachen braucht man halt doch auch künftig weiter von dort, etwa Waschpulver und so, und da bekomme ich, wenn ich das auf den Donnerstag verlege, das meiste von dem, was ich an Obst und Gemüse brauche, unterwegs auf dem Wochenmarkt. Für mindestens ein halbes Dutzend andere Hofläden hatte ich bislang noch gar keine Zeit. Und wenn alle Stricke reißen, hat mindestens einer - sowie ein Metzger drei Haltestellen weiter - auch einen Automaten

All das sind verheißungsvolle Aussichten für einen neuen Alltag, wenn er sich endlich wieder gebildet hat. Ich fürchte aber fast, vor Weihnachten - das ja auf eine andere Art auch ein Ausnahmezustand ist - sind wir an diesem Punkt noch nicht angelangt.


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