Mein Gewicht heute früh: 79,1 Kilogramm. Diese Woche faste ich voraussichtlich gar nicht, und ob ich das nächste Woche auch so mache, halte ich mir für den Moment noch offen. Grund ist zum einen die heiße Umzugsphase, in der ich gerade mittendrin stecke, aber auch, daß mein Mann immer noch krankgeschrieben ist und daß es gut möglich ist, daß er für nächste Woche auch wieder eine Krankschreibung kriegt. Für den Umzug ist das natürlich vorteilhaft, zumal er an sich fit ist - nur die Medikamente, die er wegen des Blutdrucks bekommt, machen ihm in mancher Hinsicht zu schaffen, und außerdem schickt der Doc ihn noch zu diesem und jenem Facharzt, was auch noch diese Woche fällig ist. Trotzdem, es bleibt ihm mehr Zeit für unsere Umzugsangelegenheiten, als er sie mit seiner Schichtarbeit sonst gehabt hätte.
Wir werden übrigens versuchen, das mit der Schichtarbeit zu ändern. Eigentlich ist sie für seinen Aufgabenbereich nämlich nicht zwingend erforderlich, das hat eher "historische" Gründe, daß er immer noch in Wechselschicht ist. Da sich in unserem Leben jetzt so vieles auf den Kopf stellt, kommt es mir wie eine gute Gelegenheit vor, das auch mal in Ordnung zu bringen. Meiner Meinung nach ist es der Hauptgrund dafür, daß mein Mann zu wenig schläft. Gerade in Frühschicht geht er abends oft viel zu spät ins Bett, gemessen daran, daß er um halb vier schon wieder aufstehen muß.
Ach ja, diese Blutdruckmedikamente ... einstweilen behält er sie bei, jedenfalls, bis der Umzug vorbei ist und bei uns wieder eine Art Alltag eingekehrt ist, damit der Blutdruck in einem brauchbaren Rahmen bleibt. Danach wollen wir uns damit befassen, auf welche andere Weise wir ihn günstig beeinflussen können. Gespannt bin ich da schon auf die Wirkung unserer Low-Carb-Phase. Aber wir werden da auch noch andere Stellschrauben drehen können, nur sollten wir da nicht ausgerechnet jetzt anfangen. Umziehen finde ich für sich alleine genommen schon kompliziert genug, deshalb verzichte ich auch auf die Zusatzkomplikation mit dem Fasten, das bei mir an normalen Arbeitstagen am Schreibtisch immer am besten funktioniert hat und also auch künftig so am besten funktionieren wird.
Seit dem 1. November habe ich frei, und wir sind seitdem jeden Tag im Häuschen gewesen, beziehungsweise: vor allem im Garten. Wir haben eine Menge Gestrüpp beseitigt und gehäckselt, erst mal nur, um den Garten überhaupt begehbar zu machen, denn natürlich werden wir im Frühjahr eine Menge unerwünschte alte Bekannte dort sprießen sehen, solange wir den Wurzeln nicht ebenfalls zu Leibe rücken. Aber damit habe ich kein Problem, wir sind ja Gartenanfänger und nicht perfektionistisch, sondern auf Learning by Doing eingestellt. Und was wir genau mit welchem Teil des Gartens anfangen wollen, wird sich sowieso erst im Machen herausstellen. Im Moment könne ich mich sehr mit Flieder im Bereich des Gartentors anfreunden, nun, da zwei abgestorbene Nadelbäume dort entfernt wurden (was erst gestern geschehen ist) und man überhaupt einen Eindruck vom Gelände ohne diese Baumleichen hat und darüber nachdenken kann, wie man es künftig haben will.
Gebüsch
müssen wir aber auf jeden Fall auch weiterhin haben, denn gestern sah ich zum
ersten Mal einen Zaunkönig auf unserem Gelände und bin ganz närrisch vor
Begeisterung gewesen. So was hatten wir auf unserem Stadtbalkon
natürlich nicht, und ein geleckter Ziergarten - was unser Urwaldgarten
noch vor sieben Jahren gewesen ist - wäre für den natürlich total
uninteressant als Zuhause, also ist der erst danach zugewandert, nehme ich an. Zaunkönige mögen Büsche, also sollen sie bei uns Büsche haben. Ich möchte gerne, daß unser Zaunkönig sich weiterhin bei uns zu Haus fühlt.
Beim Beseitigen von Efeu und anderen Schlingpflanzen sowie allem, was da auf dem Boden sonst noch so wuchert, stoßen wir immer wieder auf die Hinterlassenschaften des alten Ziergartens der vorletzten Eigentümer, den der Vorbesitzer sieben Jahre lang überhaupt nicht gepflegt hat. Das sind alle möglichen Deko-Artikel der Vor-Vorbesitzer: etwa ein verrosteter metallener Gockel, ein großes Ei aus Ton mit Bemalungsresten, eine riesige bemalte Milchkanne und sogar eine etwa einen Meter hohe Marmorstatue tauchten unter dem Efeu auf.
Daneben fand sich an Artefakten aus der Vergangenheit noch allerhand Gartengerät, teils intakt, teils kaputt, das einfach irgendwo im Garten liegengelassen worden war, sowie eine völlig vermoderte hölzerne Gartenbank und ein zusammengefallenes Metallgestänge von einem dieser billigen Gewächshäuser mit Plastikplanen, aber ebenso kamen unter dem Efeu metallene Torbögen, Mäuerchen, Treppenstufen und an manchen Stellen Pflasterung zum Vorschein. Kam ich mir am Anfang, als ich mit dem Buschmesser durch fieses Dornengestrüpp in den hinteren Teil des Gartens vordrang, wo eine große grüne Tonne aus Kunststoff zu sehen war, zu der ich aber anfangs beim besten Willen nicht gelangen konnte, wie ein Afrikaforscher aus dem 19. Jahrhundert auf der Suche nach den Quellen des Nils vor, fühlt sich das Freilegen dieser alten Strukturen, nach denen der Garten einmal angelegt worden war, eher ein bißchen nach Indiana Jones und der verlorene Tempel an. Auch wenn unser Garten ganz anders als der alte Garten werden soll, integrieren will ich diese Relikte der Vergangenheit schon irgendwie, und so wird unser Garten auch ein bißchen was wie ein kleines Freilichtmuseum.
Ach ja, die grüne Tonne enthielt übrigens eine kleine Schicht Laub und eine Menge eindrucksvolle Spinnweben. ;-)
Worüber ich mich unheimlich gefreut habe, das waren die beiden Apfelbäume. Der Vorbesitzer hatte von denen überhaupt nichts gewußt! Wir hatten sogar noch eine erste kleine Apfelernte, obwohl die Äpfel fast alle bereits vom Baum gefallen waren. Ich fand sie erst, als ich das Gestrüpp unter dem Baum lichtete, wo sie einträchtig nebeneinander in einigen kleinen Kuhlen lagen und nur noch herausgesammelt werden mußten. Die hellere Sorte muß schon länger reif gewesen sein, denn von ihnen waren deutlich mehr bereits vergammelt, aber die dunkelroten waren fast alle noch perfekt, und sie müssen erst vor kurzem vom Baum gefallen sein.
Geschmacklich bin ich von den helleren noch mehr angetan, sie sind perfekt in ihrer Mischung aus Süße und Säure.
Außerdem haben wir einen Feigenbaum, von dem wir ebenfalls noch reife Feigen ernten konnten, und mit ein bißchen Glück werden diejenigen, die im Moment noch grün und hart sind, zum Teil auch noch reif ... allerdings haben wir so lange Glück mit den Temperaturen gehabt, aber die letzte Nacht war doch ganz schön kalt, ich weiß nicht, ob den Feigen das bekommen ist. Wie auch immer, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben frische Feigen gegessen und war angenehm überrascht, wie gut sie sind. Als Kind bekam ich zu Weihnachten immer neben Äpfel, Orangen, Nüssen und Süßigkeiten ein Päckchen mit getrockneten Feigen, und die haben mir überhaupt nicht geschmeckt. Also war ich bislang nie in Versuchung, mal frische zu probieren.
Wovon der Vorbesitzer hingegen wußte, das war ein Quittenbaum, der im hinteren Teil des Gartens stehen sollte, zu dem wir aber erst am Wochenende vorgedrungen sind, weil wir davor erst einen dicht bewachsenen Bambuswald durchqueren mußten, der sich noch dazu mit einem seltsamen Dornengestrüpp innig vereint hatte, das aus einem armdicken Strunk herausuchs und ziemlich schmerzhaft sticht und fiese Kratzer macht. Wir hätten im Moment wahrscheinlich genug Bambus, um einen eigenen Panda durchzufüttern. Aber der einzige Baum, der als Quittenbaum in Frage käme und dessen Blätter auch die richtige Form haben, trägt merkwürdigerweise gar keine Früchte, obwohl gerade jetzt die Jahreszeit dafür wäre. Unter diesem Baum habe ich das Unterholz aber noch nicht durchsucht. Aber eigentlich müßte man Quitten wegen ihrer gelben Farbe doch sehen können? Na ja, das finden wir schon noch heraus, was es mit diesem Baum auf sich hat. Jedenfalls hat er in ca. einem Meter Höhe eine dicke Astgabel, in der ich beim Beseitigen des Gestrüpps, das natürlich auch diesen Baum wie die Hecke ums Dornröschenschloß umgab, ein bildschön gebautes, sehr solides und stabiles Vogelnest fand. Keine Ahnung, was für ein Vogel so ein begabter Architekt ist. Der Zaunkönig ist es wohl nicht, denn der macht ja höhlenartige Nester, das hier war aber eines, das die klassische Vogelnest-Form hatte, also oben offen.
Einen Ginkgo-Baum haben wir auch. Er trägt Früchte, und vielleicht probieren wir ja mal aus, welche Wirkung Ginkgo auf den Blutdruck meines Mannes hat. Die Blätter sind alle schon gelb, ich glaube, mit denen müssen wir aufs Frühjahr warten ...
Weniger anfreunden konnte ich mich mit der Eibe. Bei der Chemo habe ich genügend Eibenscheiß für den Rest meines Lebens intravenös bekommen, da brauche ich echt nicht auch noch Eiben in meinem Garten. Die werde ich durch etwas anderes ersetzen, vielleicht einen Haselnußstrauch oder so. Irgendwas Vernünftiges und Nützliches jedenfalls.
Soviel für dem Moment aus meinem ganz persönlichen Abenteuerspielplatz, denn wir brechen jetzt gleich wieder zu ihm auf. Heute in einer Woche ist Umzugstag!
Mal sehen, mit welchem Gewicht ich in knappen zwei Wochen dann in die verspätete Low-Carb-Phase starten werde. Leider werden es mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ deutlich über 80 Kilo sein, aber glücklicherweise werde ich das auch in Nullkommanichts wieder runter haben. Und gerade, wenn ich zwei Wochen nicht faste, wird es voraussichtlich noch schneller gehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen