Freitag, 29. November 2024

Spinne in Lauerstellung: Tarantula lebt - und hat mich gerade besucht

Mein Gewicht heute früh, nachdem ich am Montag  mit der Low-Carb-Phase begann und heute Fastentag 2 von zwei nicht zusammenhängenden diese Woche hatte (der erste war am Dienstag): 78,1 Kilogramm.

So sah mein Gewichtsverlauf seit dem letzten dreitägigen Fastenintervall aus, das gefolgt war von zwei Wochen ganz ohne Fasten und jetzt die zweite Woche mit zwei Fastentagen: 

 

Die 80 habe ich also am Ende doch noch gerissen und man sieht den schleichenden Aufwärtstrend der zwei fastenlosen Wochen ganz gut, aber alles in allem kann ich nicht meckern, zumal es jetzt ja zügig wieder runtergeht. Einstweilen ist mir seit dem Umzug vor zwei Wochen noch zu wenig Alltag im neuen Heim eingekehrt, um mehrtägige Fastenintervalle zu machen, vor allem, weil mein Mann immer noch krankgeschrieben ist, also belasse ich es bis auf weiteres bei zwei Fastentagen die Woche und einer ziemlich kurze dreiwöchigen Low-Carb-Phase. Ich hoffe aber, im Januar hat sich alles soweit normalisiert, daß erstens mein Mann wieder arbeitet und ich zweitens in der Sache mit dem Einkaufen die nötige Routine gewonnen habe, sowie drittens das Drumherum wieder etwas flüssiger abläuft. Seit unserem Umzug am 12.11. normalisiert sich die Sache zwar allmählich, aber es sind noch unheimlich viele unerledigte Dinge, die wiederum Voraussetzung für andere Erledigung wären, noch zu bewältigen. 

Deshalb heute mal nur ein paar Momentaufnahmen aus meinem neuen Heim, in dem sich erst nach und nach wieder so etwas wie ein Alltag zu bilden beginnt.

Stand heute fehlt mir zum Beispiel immer noch eine Restmülltonne. Dafür habe ich sage und schreibe drei für Papier bekommen, was aber angesichts der vielen kaputten Umzugskartons kein Problem war, denn die kriege ich mindestens die nächsten zwei, drei Abholungen lang locker voll. Sperrmüll habe ich auch bestellt wegen der Hinterlassenschaften des Vorbesitzers unseres Hauses, die sowohl im Eingangsbereich als auch auf der Terrasse eine Menge Platz blockieren, und im Keller ist nicht ausreichend Platz dafür gewesen. Die Abholung ist glücklicherweise aber recht schnell möglich gemacht worden: nächste Woche am Freitag. 

Auch der zwischengelagerte Restmüll geht übrigens fast komplett auf das Konto des Voreigentümers. Daß wir recht wenig Restmüllanfall haben werden, darauf hatte ich ein bißchen spekuliert, weil wir in unserer Hausgemeinschaft auf die Trennung des Biomülls verzichtet haben, da die meiste Zeit der Biomülleimer voll war und wir unseren gar nicht mehr untergebracht haben. Aber auch da war es nicht wahnsinnig viel, ich schätze, das hätte eine volle Restmülltonne ca. alle vier Wochen bedeutet. Hier wird der größte Teil unseres Biomülls aber sowieso auf dem Kompost landen, der mit der Riesenmenge an Gartenabfällen eine vernünftige Grundlage hatte, so daß wir ihn gleich angelegt haben. Mein Mann war da die treibende Kraft, und ich bin mir zwar nicht ganz sicher, ob er wirklich so viel Ahnung davon hat, wie er behauptet, aber ich mache die Sache jetzt mal so, wie er sie haben will, und schaue mir an, ob das wirklich so funktioniert. Eine Biotonne habe ich vorsichtshalber aber trotzdem bestellt. Falls sie überflüssig ist, kann ich sie ja auch wieder abbestellen.

Wie auch immer, falls sich unser Müllanfall, wie er seit unserem Umzug gewesen ist, nicht erheblich verändert, werden wir wohl die Restmülltonne, wenn wir sie erst einmal haben, nach der Beseitigung des "Alt-Mülls" durchschnittlich höchstens alle zwei Monate leeren lassen müssen, eher noch ein bißchen seltener - das wird die Zeit zeigen. Papier, Verpackungen, Altglas, fallen wahrscheinlich häufiger als der Restmüll an. Beim Biomüll kommt es darauf an, ob sich der Kompost bewährt oder nicht.

Seit unserem Einzug ist uns immer deutlicher geworden, daß der Voreigentümer des Hauses mit seinem Haus komplett überfordert gewesen sein muß. So zum Beispiel wollte unser Energieversorger uns auf Basis seiner Verbrauchsdaten für Gas lediglich 10 Euro Vorauszahlung berechnen, was einer Grundgebühr ohne auch nur eine Kilowattstunde Verbrauch entspricht und natürlich völlig absurd ist. Aber so kam heraus, daß der Vorbesitzer seine neue Gastherme offenbar nie in Betrieb genommen hat, denn wie sonst hätte dieses Ergebnis herauskommen sollen? Wahrscheinlich kam er mit ihr einfach nicht zurecht - uns ging das ja genauso, aber ein Sanitärfachmann brachte sie dann zum Laufen. Es hat den Anschein, als hätte er bis zum Frühjahr im kalten Haus ausgeharrt oder sich vielleicht auch mit Heizlüftern beholfen. Denkbar wäre das deshalb, weil die Räume in diesem Haus sich vergleichsweise schnell aufheizen lassen. Warmwasser hatte er aber wohl auch keines. Ich frage mich, ob er dann auch monatelang nicht geduscht hat. Erst im Frühjahr hat er ein anderes Haus - zwei Dörfer weiter - erworben und ist vermutlich gleich dort eingezogen. Uns hat er ein Haus mit einer jungfräulichen Therme überlassen, die sich offenbar für seinen Geschmack zu heftig seinem Liebeswerben entzogen hatte. 

Und mit reichlich Hinterlassenschaften sowohl von ihm selbst wie auch von den Bewohnern, die vor seinem Einzug ein Vierteljahrhundert lang das Haus bewohnt hatten. Wir stoßen in Haus und Garten immer noch ständig auf "Artefakte", wie wir das nennen. Vieles davon hat nur noch Schrottwert, aber wir fanden im Keller auch eine wunderschöne alte Spiegelkommode, die wir, sobald wir mal alles Dringendere erledigt haben, im Schlafzimmer aufstellen wollen.Sie scheint zu einem kompletten alten Schlafzimmer gehört zu haben, von dem auch einer der beiden Kleiderschränke übriggeblieben ist, die wir wissentlich und gerne übernommen haben. 

Mit dem vielen Müll und Gerümpel habe ich eigentlich auch kein echtes Problem. Vermutlich ist es ein Glück, daß der Vorbesitzer nur sieben Jahre Zeit hatte, das Haus herunterkommen zu lassen, denn seine Vorgänger hatten es offenbar geliebt und gepflegt, allerdings sind sie ungefähr im Alter meiner Mutter (ja, sie leben laut einem Nachbarn noch) und konnten am Ende wohl nicht mehr so recht, also setzte die Vernachlässigung in Teilbereichen wohl schon vorher ein. Uns hatte der Vorgänger erzählt, er habe das Haus nur bekommen, weil er bereit war, deren Hinterlassenschaften zu übernehmen und selbst zu entsorgen. Unter dem Dachspitz sei man in die ausgebaute Kammer gar nicht hineingekommen, weil alles voll mit Gerümpel war. 

Daß nicht die Vor-Vorgänger alleine das Problem gewesen sein können, darauf brachte mich schon bei der ersten Besichtigung, als er erwähnte, daß er diesen Dachspitz erst vor wenigen Monaten entrümpelt habe, als er sich entschieden hatte, das Haus zu verkaufen. Mit anderen Worten, er hat diesen Raum - ebenso wie den Garten - all die Jahre gar nicht genutzt. Wir haben überhaupt den Eindruck, er hat in seinem Haus nur geschlafen, aber sonst wenig damit anzufangen gewußt. Wir wußten jedenfalls, was auf uns bezüglich Gerümpel zukommen würde, und die Zehnjährige in mir, die so gerne Enid-Blyton-Bücher las, ist nach wie vor entzückt davon. Es ist ja ein bißchen wie Schatzsuche, immer wieder stößt man auf etwas, das man interessant findet, und auch wenn man nicht alles davon behalten möchte, erzählt es einem doch ein paar Geschichten, und für so was bin ich immer zu haben. Spannend fand ich es aber auch, als ich gestern herausfand, daß nur ein kleines Stück weiter in der nächsten Straße offenbar einmal eine römische Villa rustica gestanden haben muß. Wer weiß, ob sich unter unserem Garten nicht auch noch viel ältere Artefakte finden würden, wenn man nur mal nach ihnen graben würde? Gut möglich, daß unser Garten noch zu dem Gelände, auf dem sich die Römer tummelten, mit dazugehört hat. 

Aber eigentlich gefällt es mir ganz gut, daß sie weiter im Boden schlummern dürfen, falls sie wirklich da sein sollten. Erst vor wenigen Tagen fand ich nämlich heraus, daß es noch gar nicht so lange her ist, daß sie in der Nachbarschaft vier hübsche alte Häuser - mit zusammengenommen etwa doppelt soviel Gartenfläche, wie wir sie haben - plattgemacht und durch mehrere nichtssagend aussehende Mehrfamilienhäuser (mit Minigärten) ersetzt haben, die dem aktuellen Stil entsprechen, also vielleicht von Mietinteressenten tatsächlich als schön empfunden werden, aber vermutlich in vierzig Jahren, wenn die Ästhetik sich wieder verändert hat, genauso häßlich wirken werden wie die Siebziger-Jahre-Mehrfamilienhäuser in der Nachbarschaft. Womöglich wäre unserem Haus aber dasselbe passiert, wenn der Vorbesitzer es nur ein, zwei Jahre früher verkauft hätte, als Bauträger sich nach Grundstücken für Neubauten noch die Finger geleckt haben. Dann wären solche Artefakte vermutlich im Aushub der Baugrube gelandet, und alles andere im Bauschutt. Unsere marmorne Rosenlady gäbe es nicht mehr, keine Apfel- und keine Feigenbäume. Und unser Zaunkönig hätte sich ein neues Zuhause suchen müssen. 

Dieser Zaunkönig ist ein drolliger kleiner Kerl und sehr neugierig. Immer wenn wir im Garten gerodetes Gestrüpp aufhäufen, kommt er, um die Neuheit zu besichtigen, und nimmt alles gründlich in Augenschein. Auch wenn wir direkt daneben sitzen, stört ihn das nicht. Ich freue mich, daß er in unserem Garten wohnt, und er soll sich unbedingt weiter bei uns wohlfühlen. 

Auf die riesige schwarze Spinne, die heute in der Wohnzimmerecke saß, hätte ich dagegen verzichten können. Mehr als zwei Wochen hatten wir nach unserem Einzug nur normale Spinnen, die ich in meinem Insektenfänger problemlos einfangen und nach draußen befördern konnte. Aber die hier war zu groß dafür. Ich schickte am Ende meinen Mann mit dem Staubsauger vor, nachdem der auch noch so taktlos gewesen war, davon zu sprechen, die Spinne säße in Lauerstellung und werde einen anspringen, wenn man ihr zu nahe kommt. Keine Ahnung, ob er mich verkohlt hat, aber zur Strafe mußte er sie von der Wand absaugen. Anschließend habe ich das ganze Erdgeschoß durchgesaugt und sogar noch die Terrasse, nur um zu verhindern, daß das Untier vielleicht lebendig wieder herauskriecht. Trotzdem habe ich zusätzlich meinen Mann noch dazu verdonnert, den Staubsaugerbeutel auf der Terrasse zu wechseln und den mit der Spinne in einem der Restmüllbeutel zu versenken. 

Verdammt. Ich war ja auf Spinnen gefaßt gewesen, mit so was muß man ja rechnen, wenn man aufs Land zieht, aber an solche Größenordnungen muß ich mich doch erst gewöhnen. Den Rest gegeben hat mir dann das mit der Lauerstellung. Das Ungetüm saß nämlich ziemlich seltsam in der Ecke, im ersten Moment hatte ich es gar nicht als Spinne erkannt. Aber es wirkte auf mich dann tatsächlich so, als wäre sie bereit, mich jeden Moment anzuspringen.

Ich bin bereit, mit vielem zu koexistieren, aber NICHT mit Spinnen in Lauerstellung. 😡Dazu werde ich mir wohl noch was einfallen lassen müssen, falls sich solche "Begegnungen der dritten Art" wiederholen sollten. Eigentlich sind Spinnen ja nützlich, und ich will nicht andauernd welche abmurksen müssen.

Ich glaube fast, wir haben dieses Haus, das ja nicht unter Denkmalschutz steht, vor den Immobilienentwicklern gerettet, mindestens für die nächsten zwei, drei Jahrzehnte - und dann wird es das Wohnungsproblem sowieso nicht mehr geben, weil dann die Bevölkerung längst zu schrumpfen angefangen haben wird. Aber ich werde ein wachsames Auge auf zwei der Nachbarhäuser haben, die ebenfalls alt und schön sind, falls deren Eigentümer in den nächsten Jahren doch einmal die Lust an ihnen verlieren sollten. Vielleicht sichere ich sie mir dann selbst. Ich glaube, mehr gewinnoptimierte Neubauten als die, die wir schon haben, will ich in meiner direkten Nachbarschaft nicht, und da ich ja, wenn alles Finanzielle geregelt ist, immer noch über drei abbezahlte Eigentumswohnungen in einer teuren Stadtlage verfüge, sollte das wohl machbar sein, falls es erforderlich werden sollte. Aber noch lieber wäre es mir, die Nachbarn blieben einfach selbst auf Dauer darin, die sind nämlich sehr nett.

Unser Haus ist ja zweihundert Jahre alt und ziemlich individuell mit vielen kleinen Besonderheiten, die ich viel zu charmant finde, um mich darüber zu ärgern, daß sie im Alltag auch mal unpraktisch sein können. Die Haustür ist zum Beispiel ungewöhnlich schmal, und beim Einzug stellte sich heraus, daß sie für manche Möbelstück zu schmal war. Daß wir am Ende alles, was wir drinnen haben wollten, wirklich reingekriegt haben, ist ein kleines Wunder. Auch die Treppe in Obergeschoß ist nur halb so breit wie die, die ich gewöhnt war. Vom Flur geht es nach rechts ins eine Stufe höher gelegene Wohnzimmer (mit einer Zimmertür, die der Bauart und den Beschlägen nach möglicherweise noch aus dem Erbauungsjahr 1820 stammt), und geradeaus gleich zwei Stufen nach oben in die Küche. Wir haben also reichlich potentielle Stolperfallen zu beachten, und die einzige, auf deren Beseitigung ich bestehen werde, ist die ungeschickt ausgeführte Kombination aus Treppenstufen und nachträglicher Rampe (aber nur über die Hälfte der Stufen) hinter dem Gartentor auf dem Weg zur Terrasse. Das ist eine richtige Todesfalle, vor allem wenn das Tageslicht schwindet oder ganz weg ist. Das soll mein Mann zu einer durchgehenden Rampe umfunktionieren, das scheint mir praktikabler, als es wieder zu einer Treppe zu machen. Außerdem brauchen wir auf der Terrasse eine bessere Beleuchtung als die trübe Funzel, die wir dort vorgefunden haben.

Apropos Tageslicht: Wir haben ein toll belichtetes Wohnzimmer, das von morgens bis abends Sonne hat und trotz der für alte Bauernhäuser typisch kleinen Fenster sehr hell ist, ein Schlafzimmer, in dem einen die ersten Sonnenstrahlen wachküssen, und ein Arbeitszimmer, in dem ich bis zum frühen Nachmittag Sonne habe, die aber praktischerweise kurz vor dem Computermonitor dann verschwindet. Die Diele im Obergeschoß wäre ziemlich düster, aber sie wird durch ein Dachfenster oberhalb der Treppe, die zum Dachspitz führt, ebenfalls hervorragend belichtet. Als mein Mann die Falltür über der Treppe schloß, um Heizenergie zu sparen, habe ich energisch protestiert, und seitdem ist sie wieder offen.

Was die Hofläden betrifft, in denen ich künftig vor allem einkaufen möchte, hatte ich - auch, weil immer alles so wahnsinnig eilig war und mir die Ortskenntnisse noch ein bißchen fehlen - gewisse Anfangsschwierigkeiten. Zu dem am nähesten gelegenen habe ich mich im ersten Versuch sogar stockvoll verlaufen und ihn gar nicht mehr gefunden. Von einem anderen war ich ein bißchen enttäuscht. Aber inzwischen habe ich schon - teils mehrere - gute Bezugsquellen für Kartoffeln, Äpfel, Eier, frische Milch, Geflügel und Mehl. Gemüse und Obst kaufe ich donnerstags auf dem hiesigen Wochenmarkt, der natürlich viel kleiner ist als mein bisheriger, aber dafür liegt er auf halber Strecke des Wegs zum Lidl, wo ich dann doch wenigstens meinen ersten großen Einkauf gemacht habe, weil wir erst mal fast alles an Vorräten aufstocken mußten, nachdem ich vor dem Umzug so viel Lebensmittel wie möglich verbraucht hatte. Und manche Sachen braucht man halt doch auch künftig weiter von dort, etwa Waschpulver und so, und da bekomme ich, wenn ich das auf den Donnerstag verlege, das meiste von dem, was ich an Obst und Gemüse brauche, unterwegs auf dem Wochenmarkt. Für mindestens ein halbes Dutzend andere Hofläden hatte ich bislang noch gar keine Zeit. Und wenn alle Stricke reißen, hat mindestens einer - sowie ein Metzger drei Haltestellen weiter - auch einen Automaten

All das sind verheißungsvolle Aussichten für einen neuen Alltag, wenn er sich endlich wieder gebildet hat. Ich fürchte aber fast, vor Weihnachten - das ja auf eine andere Art auch ein Ausnahmezustand ist - sind wir an diesem Punkt noch nicht angelangt.


Samstag, 9. November 2024

Die Kraft, die stets das Böse will und manchmal doch das Gute schafft?

Am Dienstag ist es soweit, dann kommt der Möbelwagen und wir werden mit sofortiger Wirkung Dorfbewohner. Mit den Umzugsvorbereitungen sind wir heute so gut im Plan, daß ich mir den Luxus einer kleinen Pause, verbunden mit einem Blogartikel, leisten kann. :-) 

Mein Gewicht heute früh nach acht Tagen ohne Fasten: 78,9 Kilogramm. Ich bin angenehm überrascht, denn eigentlich hatten den ganzen Sommer und Herbst über Phasen mit erhöhter körperlichlicher Aktivität keinen Einfluß auf mein Gewicht, und ich befinde mich ja in dem Zeitfenster, in dem ich vor der Entdeckung von Low Carb auch bei gleichbleibenem Fastenrhythmus immer meine unerklärliche Herbstzunahme zu verzeichnen hatte. 

Langsam habe ich den Verdacht, die Herbstzunahme fand diesmal schon im September statt. Hier mein Gewichtsverlauf seit dem ersten August: 

Mein Maximalgewicht - in der Kurve gut erkennbar - hatte ich am 30.9. mit 81,2 Kilogramm. Dabei hatte ich in den 35 Tagen bis zum 30.9. exakt dieselbe Zahl von Fastentagen wie in den 40 Tagen danach, habe aber vor dem 30.9. ständig leicht zugenommen. Aktuell liegt mein Gewicht nach acht Tagen ohne Fasten mehr als zwei Kilo niedriger als am 30.9.

Mir soll's natürlich recht sein, wenn ich den Herbst-Hügel schon hinter mir haben sollte und zwei Wochen ohne Fasten mein Gewicht nicht stärker in die Höhe katapultieren, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Wie es nächste Woche ohne Fasten weitergeht, lasse ich mich jetzt einfach mal überraschen. Sollte mein Gewicht unter 80 bleiben, beschwere ich mich überhaupt nicht, falls nicht, ist es mir aber auch recht. Das ist eine Frage der Prioriäten, und der Umzug hat jetzt gerade einfach die Priorität 1 und ist für sich genommen schon kompliziert genug, also werde ich den Teufel tun und ihn in irgendeinem Punkt noch komplizierter machen. 

Die Wirkung von Low Carb plus Fasten sollte nach zwei Wochen Normalkost und ohne Fasten ja auch besser als sonst ausfallen. Auch wenn die Herbst-LC-Phase diesmal nur vier Wochen lang ist, das sollte eine gute Grundlage dafür sein, um zum Ende der zweiten Low-Carb-Phase ab Mitte Januar dann wirklich endlich mal auf mein Zielgewicht zu kommen. Das gilt vor allem dann, wenn ich meine Versuche mit dem Erreichen der therapeutischen Ketose einigermaßen lange durchhalte - was sich erst noch herausstellen muß, denn ich bin mir ziemlich sicher, daß das keinen sonderlichen Spaßfaktor haben wird. Am besten wäre es, wenn ich in dieser Zeit eine Menge Arbeit haben sollte. Aber ich werde vielleicht auch mehr Fastentage dazwischenschalten. Nach dem Fasten schmeckt einem ja alles, was man ißt, sehr gut, also mal sehen, ob ich vielleicht sogar die ganzen sechs Wochen mit ketogener Ernährung mit Fokus auf einem niedrigen GKI durchhalten kann. 

Noch spannender ist die Frage, ob mein Mann das durchhalten wird. Eine Nebenwirkung der Erkrankung meines Mannes besteht ja darin, daß er seit seinem Klinikaufenethalt sein Körpergewicht kennt - vorher hat er sich ja immer geweigert, eine Waage zu benutzen. Es liegt knapp über 100 Kilogramm, und das stimmt ihn jetzt doch etwas unzufrieden. Ich habe ihm deshalb vorgeschlagen, sich ab Beginn der Low-Carb-Phase wieder zu wiegen und mitzuverfolgen, wieviel er in dieser Zeit in Kilos verliert. Das letzte Mal habe ich ja seinen Bauchumfang gemessen, und Zentimeter hat er tatsächlich einige verloren. Und eine GKI-optimierte Ernährung wird jedenfalls keinen Schaden bei ihm anrichten. Vielleicht krieg ich ihn ja auch dazu, die Sache mit Fasten zu kombinieren, jedenfalls manchmal. 

Interessant wird auch, welchen Einfluß es auf seinen Blutdruck haben wird. Ich nehme diese Blutdruck-Sache bei ihm diesmal deshalb ernst, weil er es schon vor dem Messen spürt, wenn der Blutdruck zu hoch ist, und mir liegt daran, ein Mittel zu finden, das es ihm ermöglicht, auf diese verflixten Medikamente zu verzichten, denn die tun seinem Gesamtbefinden erkennbar nicht gut, auch wenn sie seinen Blutdruck nach unten drücken. Aber das ist eine Sache, in die muß ich mich erst noch einlesen, bevor ich ihm irgendwelche Experimente vorschlage, also ist es gut, daß Low Carb ein Experiment ist, an dem er sich sowieso beteiligen wird.

***

Nebenbei habe ich trotz allem Streß in den letzten Tagen auch die eine oder andere interessante Studie mitbekommen.

Eine Studie zum Beispiel untersuchte die Annahmen ehemaliger Brustkrebspatientinnen - und zwar speziell solcher mit hormonpositivem Brustkrebs - über ihr Risiko einer Rückkehr des Krebses. Gestolpert bin ich dabei über den allerersten Satz im Abstract (der Volltext befindet sich leider hinter einer Bezahlschranke): 

Over half of hormone receptor-positive (HR+) breast cancer recurrences occur >5 years from diagnosis

Das erinnert mich daran, daß ich selbst schon laut darüber nachgedacht habe, wir hoch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, spät bis sehr spät, nämlich nach dem heute gebräuchlicheren Messungszeitraum von zehn Jahren, ein Rezidiv oder einen Zweitkrebs oder eine Metastasierung zu erleiden. Zum Abstract waren auch einige Quellen angegeben, darunter eine dänische Studie, laut der das Risiko eine weitere Krebsdiagnose auch 32 Jahre nach der ursprünglichen offenbar weiter erhöht bleibt und bei hormonpositivem Krebs ungefähr doppelt so hoch liegt wie bei hormonengativem. Sofern die Patientin die ersten zehn Jahre überlebt hat - was wiederum im Studienzeitraum zwischen 1987 und 2004 bei hormonnegativem Krebs erheblich seltener zu erwarten war.

Dieser Studie läßt sich außerdem eindrucksvoll entnehmen, daß das Rückfallrisiko bei Brustkrebspatientinnen in den ersten zehn Jahren sehr viel höher ist als später: 

Among 36 924 women with breast cancer, 20 315 became 10-year disease-free survivors. Of these, 2595 developed late BCR

Fast die Hälfte aller Patientinnen erlitt also entweder innerhalb von zehn Jahren einen Rückfall oder starb aus irgendwelchen anderen Gründen. Etwa 13 Prozent der 10-Jahres-Überlebenden ohne Rückfall hatten diesen Rückfall aber später doch noch.

Es gibt übrigens keinen Grund, die extrem hohe Todesfallwahrscheinlichkeit schon innerhalb der Zehn-Jahres-Frist heute noch für realistisch zu halten, denn es handelt sich um Diagnosen des Zeitraums zwischen 1987 und 2004. Der Studie läßt sich entnehmen, daß die Überlebenschancen ab ca. 1997 sich erheblich verbesserten, und in den zwanzig Jahren, die seit 2004 ins Land gegangen sind, ist es noch viel besser geworden - wobei ich nicht überprüft habe, ob das für alle Varianten von Brustkrebs gilt oder nur für die "Turbokrebse", insbesonder die HER2-positiven. 

Es gibt einen Faktor, der mich vermuten läßt, daß im Zeitraum bis ca. Ende der Neunziger bei Chemotherapien des Guten zu viel getan wurde, denn verblüffenderweise scheinen die Patientinnen, die keine Chemo bekamen, im Durchschnitt etwas häufiger als die anderen zehn Jahre lang überlebt zu haben. Das wurde allerdings nicht nach den Jahren der Erstdiagnose aufgegliedert. Daß auch die Hormontherapie mit Tamoxifen eine leicht erhöhte Sterblichkeit im Vergleich zu den Patientinnen mit sich brachte, die sie nicht bekamen, erwähnen die Autoren der Studie ausdrücklich als unerwartetes Ergebnis (das mit der Chemo allerdings nicht), und sie nehmen an, daß das auch damit zu tun hat, daß die Eigenschaften des Tumors anfangs noch nicht untersucht worden seien, also auch Patientinnen mit hormonnegativem Tumor mit Tamoxifen behandelt wurden, bis sich dann herausstellte, daß das wenig Sinn hat.

Das Rückfallrisiko ist bei jüngeren Patientinnen um einiges höher als bei älteren. Das kam mir in den Sinn, als ich über den Selbstversuch einer an Brustkrebs erkrankten Virologin der Uni Zagreb las. Beata Halassy hatte bereits zwei Brustkrebsbehandlungen hinter sich, als sie 2020 im Alter von 49 Jahren einen zweiten Rückfall hatte - ihre erste Diagnose dürfte da schon ein paar Jahre hergewesen sein. Sie konnte sich nicht zu einer weiteren Runde Chemotherapie entschließen und entschied statt dessen, einen Selbstversuch mittels einer Infektion der Krebszellen durch die Injektion von im Labor gezüchtete Viren direkt in den Tumor zu machen, und zwar aufeinanderfolgend mit zwei verschiedenen, darunter ein Masernvirus, mit dem sie selbst Laborerfahrung hatte und dessen geringe Gefährlichkeit sie einschätzen konnte, weil er Bestandteil der Masernimpfung ist. Der Tumor reagierte darauf mit deutlicher Schrumpfung und wurde schließlich operativ entfernt. Die Laboranalyse des Tumorgewebes ergab, daß der Tumor von Immunzellen durchsetzt war, die offenbar durch die Viren in einen Aggro-Modus versetzt worden waren und neben den injizierten Viren - die sicherlich ihr Hauptziel waren - auch die Krebszellen selbst angriffen.

Daß Beata Halassy nach der Operation ein Jahr lang Trastuzumab erhielt, läßt darauf schließen, daß ihr Tumor HER2-positiv war. Jedenfalls blieb sie nach ihrer OP nun schon vier Jahre lang krebsfrei. Meinen Glückwunsch. Möge dieser Erfolg dauerhaft anhalten!

Vor einiger Zeit schrieb ich schon einmal über Selbstversuche von Krebspatienten einen Blogartikel und stellte die - zugegebenermaßen eher rhetorische - Frage, ob es selbstmörderischer Irrsinn oder ein Akt der Notwehr sei. Hier ein weiterer Grund, der für Notwehr spricht: Es erwies sich als mühselig, die Ergebnisse dieses Selbstversuchs zu publizieren, denn die Redaktionen zahlreicher einschlägiger wissenschaftlicher Zeitschriften hatten ethische Bedenken gegen die Publikation der Ergebnisse eines Selbstversuchs mit unorthoxen Mitteln, und wie es scheint, basieren diese Bedenken gerade darauf, daß Halassy erfolgreich gewesen ist: Es wurde befürchtet, Patienten könnten eine konventionelle Behandlung ablehnen und stattdessen eine solche Methode anwenden wollen. 

Ethisch fragwürdig finde ich eher diese Bedenken, denn es ist ja nicht so, daß die konventionellen Methoden bei Frau Halassy eine überzeugende Heilwirkung gehabt hätten, wenn sie zweimal mit ihnen behandelt wurde und trotzdem der Krebs ein drittes Mal wiederkam, und dasselbe gilt für viele andere Krebspatienten ja auch. Warum ist es aus Sicht der wissenschaftlichen Publizisten eigentlich ethischer, Patienten einer wenig erfolgversprechenden Therapie auszusetzen, die einen Teil von ihnen schneller als der Krebs selbst umbringen wird, als ihnen zuzugestehen, daß es umso rationaler und vernünftiger ist, sich für eine egal wie obskure andere Art der Behandlung zu entscheiden, je geringer die Erfolgschancen der konventionellen Therapie sind? Frau Halassy hatte natürlich den Vorteil von Fachkenntnissen in genau dem Bereich, in dem sie sie haben mußte, um sich ein solches Experiment zuzutrauen, während andere womöglich ihr Heil bei irgendwelchen obskuren Wunderheilern suchen würden, und wie sowas ausgehen kann, ist ja bekannt.

Frau Halassy bekam immerhin die Gelegenheit, ihre Selbstversuchs-Methode im Tierversuch weiterzuverfolgen. Das ist mehr, als irgendwer seinerzeit Ignaz Semmelweis zugestanden hat, und es sollte mehr als alles andere geeignet sein, die Potentiale, die sich aus dem erfolgreichen Selbstversuch ergeben, tatsächlich nutzbar machen zu können.

***

Es ist acht Jahre her, daß ich mich fragte, ob aus der damaligen Wahl Donald Trumps vielleicht ja doch - direkt oder indirekt - irgendetwas Positives herauskommen könnte und deshalb bei seinem Twitter-Account auf "Folgen" klickte, um mir einen persönlichen Eindruck von diesem Mann zu verschaffen. Ich habe drei oder vier Wochen gebraucht, bis ich meine Frage eindeutig mit "Nein" beantworten konnte. Denn Donald Trump, stellte sich heraus, interessiert sich nur für Donald Trump. Er hat keine wie auch immer gearteten politischen Ansichten, er hat keinerlei Sachinteressen, keine Themen und keine Richtung. Er kreist nur um seine eigene prächtige Person, und ich fand es sehr bezeichnend, daß ausgerechnet die Saudis am besten mit ihm zurechtkamen. Die haben mit ihren eigenen Autokraten ja genügend Erfahrung und wissen, wie man so jemand am wirkungsvollsten Zucker in den Allerwertesten bläst. 

 

Daß Trump ein schlechter Verlierer ist, konnte man erst vier Jahre später detaillierter besichtigen, aber nach seinem ersten Wahlsieg fand ich es vor allem auffallend, was für ein schlechter Gewinner er ist und daß er auch, als er erreicht hatte, was er erreichen wollte, einfach nicht damit aufhören wollte, über die Wahlverliererin Hillary Clinton herzuziehen und es völlig normal zu finden schien, dabei immer in die allerunterste Schublade zu greifen. Genau diese Charaktereigenschaft war der rote Faden in Trumps erster Präsidentschaft und ich kann es bis heute nicht fassen, daß auch eigentlich gescheite Leute so häufig nicht zu verstehen scheinen, daß diese fundamentale charakterliche Uneignung Trumps für ein höheres Amt ein KO-Kriterium ist, das schwerer wiegt als alle Dummheiten und Unehrlichkeiten und Bösartigkeiten jeder anderen Art von Regierung, die man mit einer Stimme für Trump abstrafen möchte. 

Es ist ähnlich wie bei den Atomkraftwerken, bei denen ein einziges KO-Kriterium dazu führt, daß alle Debatten über Vorteile der Atomkraft am Kern der Gründe für meine Ablehnung vorbeigehen und deshalb von vornherein irrelevant sind. Auch das ist einer Menge eigentlich gescheiter Leute nicht zu vermitteln, die pro Atomkraft sind - aber auch Atomkraftgegner kapieren das meistens nicht.

Daß Trump echte Chancen hatte, nach acht Jahren doch noch einmal gewählt zu werden, zeichnete sich ja schon seit Monaten ab, also wunderte mich nach seinem Wahlsieg vor allem, daß hierzulande irgendwer davon überrascht worden ist. Die Höhe seines Wahlsiegs war nach den Umfragewerten zwar schon überraschend, aber solche Überraschungen haben wir ja in den letzten ca. zwanzig Jahren schon öfter erlebt, also ist klar, daß die Umfragemethoden populistische Wahlabsichten nicht korrekt erfassen können und man deshalb mit Überraschungen rechnen muß, bis irgendwer herausgefunden hat, wie sich das besser abbilden läßt. Also, ich habe nicht mit der Wimper gezuckt, als Trump dann tatsächlich gewählt wurde, weil sein Wahlsieg im Rahmen dessen war, was ich schon vorher für möglich gehalten hatte, wenn ich es auch nicht für wünschenswert hielt. Aber mit Versuchen, der Sache etwas Positives abzugewinnen, habe ich mich diesmal gar nicht weiter aufgehalten. Nun tat sich aber doch das Potential für eine positive Entwicklung im Gesundheitsbereich auf, und ich wurde auf Twitter so häufig damit konfrontiert, daß ich mich darüber schlau machte. Die Low-Carb-Gemeinde ist nämlich geradezu ekstatisch, daß ausgerechnet Robert Kennedy jr. als Kandidat für das Gesundheitsministerium gehandelt wird. 

Kennedy ist Impfgegner und gilt deshalb unter konventionellen Gesundheitspolitikern als der leibhaftige Gottseibeiuns, und, sagen wir's mal so, ich würde von ihm genausowenig medizinische Ratschläge anhören wie von Karl Lauterbach. Aber in Ernährungsfragen könnte er, wenn wir Glück haben, die USA tatsächlich ein Stück in die richtige Richtung zurückschieben, was von den konventionellen Gesundheitspolitikern hingegen nach wie vor niemand anstrebt. Noch hellhöriger wurde ich, als er als einen der von ihm fokussierten Bereiche auch Krebs nannte. Eine Chance für Professor Seyfried?

Falls Kennedy also Gesundheitsminister werden sollte und wir während seiner Amtszeit nicht ausgerechnet eine neue Epidemie von den Ausmaßen der frühen Corona-Phase bekommen sollten - noch so eine Sache, in der Freund wie Feind das KO-Kriterium des exponentiellen Wachstums überwiegend gar nicht begreifen -, könnte also tatsächlich in einem ungeheuer wichtigen Bereich vielleicht doch etwas Gutes aus einer Trump-Präsidentschaft herauskommen ... jedenfalls dann, wenn die politischen Institutionen der USA sowie die Welt eine zweite Trump-Präsidentschaft überleben, was ich im Moment noch nicht für ausreichend gesichert halte - und natürlich nur dann, wenn Kennedy das Amt bekommt und sich ihm als gewachsen erweist, was sich auch erst noch ergeben muß. Sprechen wir uns also zu diesem Thema in viereinhalb Jahren wieder, wenn das entweder geschehen oder nicht geschehen ist.

Dienstag, 5. November 2024

Indiana Jones und der Dornröschen-Bambuswald

Mein Gewicht heute früh: 79,1 Kilogramm. Diese Woche faste ich voraussichtlich gar nicht, und ob ich das nächste Woche auch so mache, halte ich mir für den Moment noch offen. Grund ist zum einen die heiße Umzugsphase, in der ich gerade mittendrin stecke, aber auch, daß mein Mann immer noch krankgeschrieben ist und daß es gut möglich ist, daß er für nächste Woche auch wieder eine Krankschreibung kriegt. Für den Umzug ist das natürlich vorteilhaft, zumal er an sich fit ist - nur die Medikamente, die er wegen des Blutdrucks bekommt, machen ihm in mancher Hinsicht zu schaffen, und außerdem schickt der Doc ihn noch zu diesem und jenem Facharzt, was auch noch diese Woche fällig ist. Trotzdem, es bleibt ihm mehr Zeit für unsere Umzugsangelegenheiten, als er sie mit seiner Schichtarbeit sonst gehabt hätte.

Wir werden übrigens versuchen, das mit der Schichtarbeit zu ändern. Eigentlich ist sie für seinen Aufgabenbereich nämlich nicht zwingend erforderlich, das hat eher "historische" Gründe, daß er immer noch in Wechselschicht ist. Da sich in unserem Leben jetzt so vieles auf den Kopf stellt, kommt es mir wie eine gute Gelegenheit vor, das auch mal in Ordnung zu bringen. Meiner Meinung nach ist es der Hauptgrund dafür, daß mein Mann zu wenig schläft. Gerade in Frühschicht geht er abends oft viel zu spät ins Bett, gemessen daran, daß er um halb vier schon wieder aufstehen muß. 

Ach ja, diese Blutdruckmedikamente ... einstweilen behält er sie bei, jedenfalls, bis der Umzug vorbei ist und bei uns wieder eine Art Alltag eingekehrt ist, damit der Blutdruck in einem brauchbaren Rahmen bleibt. Danach wollen wir uns damit befassen, auf welche andere Weise wir ihn günstig beeinflussen können. Gespannt bin ich da schon auf die Wirkung unserer Low-Carb-Phase. Aber wir werden da auch noch andere Stellschrauben drehen können, nur sollten wir da nicht ausgerechnet jetzt anfangen. Umziehen finde ich für sich alleine genommen schon kompliziert genug, deshalb verzichte ich auch auf die Zusatzkomplikation mit dem Fasten, das bei mir an normalen Arbeitstagen am Schreibtisch immer am besten funktioniert hat und also auch künftig so am besten funktionieren wird. 

Seit dem 1. November habe ich frei, und wir sind seitdem jeden Tag im Häuschen gewesen, beziehungsweise: vor allem im Garten. Wir haben eine Menge Gestrüpp beseitigt und gehäckselt, erst mal nur, um den Garten überhaupt begehbar zu machen, denn natürlich werden wir im Frühjahr eine Menge unerwünschte alte Bekannte dort sprießen sehen, solange wir den Wurzeln nicht ebenfalls zu Leibe rücken. Aber damit habe ich kein Problem, wir sind ja Gartenanfänger und nicht perfektionistisch, sondern auf Learning by Doing eingestellt. Und was wir genau mit welchem Teil des Gartens anfangen wollen, wird sich sowieso erst im Machen herausstellen. Im Moment könne ich mich sehr mit Flieder im Bereich des Gartentors anfreunden, nun, da zwei abgestorbene Nadelbäume dort entfernt wurden (was erst gestern geschehen ist) und man überhaupt einen Eindruck vom Gelände ohne diese Baumleichen hat und darüber nachdenken kann, wie man es künftig haben will. 

Gebüsch müssen wir aber auf jeden Fall auch weiterhin haben, denn gestern sah ich zum ersten Mal einen Zaunkönig auf unserem Gelände und bin ganz närrisch vor Begeisterung gewesen. So was hatten wir auf unserem Stadtbalkon natürlich nicht, und ein geleckter Ziergarten - was unser Urwaldgarten noch vor sieben Jahren gewesen ist - wäre für den natürlich total uninteressant als Zuhause, also ist der erst danach zugewandert, nehme ich an. Zaunkönige mögen Büsche, also sollen sie bei uns Büsche haben. Ich möchte gerne, daß unser Zaunkönig sich weiterhin bei uns zu Haus fühlt.

Beim Beseitigen von Efeu und anderen Schlingpflanzen sowie allem, was da auf dem Boden sonst noch so wuchert, stoßen wir immer wieder auf die Hinterlassenschaften des alten Ziergartens der vorletzten Eigentümer, den der Vorbesitzer sieben Jahre lang überhaupt nicht gepflegt hat. Das sind alle möglichen Deko-Artikel der Vor-Vorbesitzer: etwa ein verrosteter metallener Gockel, ein großes Ei aus Ton mit Bemalungsresten, eine riesige bemalte Milchkanne und sogar eine etwa einen Meter hohe Marmorstatue tauchten unter dem Efeu auf. 


Daneben fand sich an Artefakten aus der Vergangenheit noch allerhand Gartengerät, teils intakt, teils kaputt, das einfach irgendwo im Garten liegengelassen worden war, sowie eine völlig vermoderte hölzerne Gartenbank und ein zusammengefallenes Metallgestänge von einem dieser billigen Gewächshäuser mit Plastikplanen, aber ebenso kamen unter dem Efeu metallene Torbögen, Mäuerchen, Treppenstufen und an manchen Stellen Pflasterung zum Vorschein. Kam ich mir am Anfang, als ich mit dem Buschmesser durch fieses Dornengestrüpp in den hinteren Teil des Gartens vordrang, wo eine große grüne Tonne aus Kunststoff zu sehen war, zu der ich aber anfangs beim besten Willen nicht gelangen konnte, wie ein Afrikaforscher aus dem 19. Jahrhundert auf der Suche nach den Quellen des Nils vor, fühlt sich das Freilegen dieser alten Strukturen, nach denen der Garten einmal angelegt worden war, eher ein bißchen nach Indiana Jones und der verlorene Tempel an. Auch wenn unser Garten ganz anders als der alte Garten werden soll, integrieren will ich diese Relikte der Vergangenheit schon irgendwie, und so wird unser Garten auch ein bißchen was wie ein kleines Freilichtmuseum. 

Ach ja, die grüne Tonne enthielt übrigens eine kleine Schicht Laub und eine Menge eindrucksvolle Spinnweben. ;-)

Worüber ich mich unheimlich gefreut habe, das waren die beiden Apfelbäume. Der Vorbesitzer hatte von denen überhaupt nichts gewußt! Wir hatten sogar noch eine erste kleine Apfelernte, obwohl die Äpfel fast alle bereits vom Baum gefallen waren. Ich fand sie erst, als ich das Gestrüpp unter dem Baum lichtete, wo sie einträchtig nebeneinander in einigen kleinen Kuhlen lagen und nur noch herausgesammelt werden mußten. Die hellere Sorte muß schon länger reif gewesen sein, denn von ihnen waren deutlich mehr bereits vergammelt, aber die dunkelroten waren fast alle noch perfekt, und sie müssen erst vor kurzem vom Baum gefallen sein. 


Geschmacklich bin ich von den helleren noch mehr angetan, sie sind perfekt in ihrer Mischung aus Süße und Säure. 

Außerdem haben wir einen Feigenbaum, von dem wir ebenfalls noch reife Feigen ernten konnten, und mit ein bißchen Glück werden diejenigen, die im Moment noch grün und hart sind, zum Teil auch noch reif ... allerdings haben wir so lange Glück mit den Temperaturen gehabt, aber die letzte Nacht war doch ganz schön kalt, ich weiß nicht, ob den Feigen das bekommen ist. Wie auch immer, ich habe zum ersten Mal in meinem Leben frische Feigen gegessen und war angenehm überrascht, wie gut sie sind. Als Kind bekam ich zu Weihnachten immer neben Äpfel, Orangen, Nüssen und Süßigkeiten ein Päckchen mit getrockneten Feigen, und die haben mir überhaupt nicht geschmeckt. Also war ich bislang nie in Versuchung, mal frische zu probieren.

Wovon der Vorbesitzer hingegen wußte, das war ein Quittenbaum, der im hinteren Teil des Gartens stehen sollte, zu dem wir aber erst am Wochenende vorgedrungen sind, weil wir davor erst einen dicht bewachsenen Bambuswald durchqueren mußten, der sich noch dazu mit einem seltsamen Dornengestrüpp innig vereint hatte, das aus einem armdicken Strunk herausuchs und ziemlich schmerzhaft sticht und fiese Kratzer macht. Wir hätten im Moment wahrscheinlich genug Bambus, um einen eigenen Panda durchzufüttern. Aber der einzige Baum, der als Quittenbaum in Frage käme und dessen Blätter auch die richtige Form haben, trägt merkwürdigerweise gar keine Früchte, obwohl gerade jetzt die Jahreszeit dafür wäre. Unter diesem Baum habe ich das Unterholz aber noch nicht durchsucht. Aber eigentlich müßte man Quitten wegen ihrer gelben Farbe doch sehen können? Na ja, das finden wir schon noch heraus, was es mit diesem Baum auf sich hat. Jedenfalls hat er in ca. einem Meter Höhe eine dicke Astgabel, in der ich beim Beseitigen des Gestrüpps, das natürlich auch diesen Baum wie die Hecke ums Dornröschenschloß umgab, ein bildschön gebautes, sehr solides und stabiles Vogelnest fand. Keine Ahnung, was für ein Vogel so ein begabter Architekt ist. Der Zaunkönig ist es wohl nicht, denn der macht ja höhlenartige Nester, das hier war aber eines, das die klassische Vogelnest-Form hatte, also oben offen.

Einen Ginkgo-Baum haben wir auch. Er trägt Früchte, und vielleicht probieren wir ja mal aus, welche Wirkung Ginkgo auf den Blutdruck meines Mannes hat. Die Blätter sind alle schon gelb, ich glaube, mit denen müssen wir aufs Frühjahr warten ...

Weniger anfreunden konnte ich mich mit der Eibe. Bei der Chemo habe ich genügend Eibenscheiß für den Rest meines Lebens intravenös bekommen, da brauche ich echt nicht auch noch Eiben in meinem Garten. Die werde ich durch etwas anderes ersetzen, vielleicht einen Haselnußstrauch oder so. Irgendwas Vernünftiges und Nützliches jedenfalls.

Soviel für dem Moment aus meinem ganz persönlichen Abenteuerspielplatz, denn wir brechen jetzt gleich wieder zu ihm auf. Heute in einer Woche ist Umzugstag!

Mal sehen, mit welchem Gewicht ich in knappen zwei Wochen dann in die verspätete Low-Carb-Phase starten werde. Leider werden es mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ deutlich über 80 Kilo sein, aber glücklicherweise werde ich das auch in Nullkommanichts wieder runter haben. Und gerade, wenn ich zwei Wochen nicht faste, wird es voraussichtlich noch schneller gehen.