Am Dienstag ist es soweit, dann kommt der Möbelwagen und wir werden mit sofortiger Wirkung Dorfbewohner. Mit den Umzugsvorbereitungen sind wir heute so gut im Plan, daß ich mir den Luxus einer kleinen Pause, verbunden mit einem Blogartikel, leisten kann. :-)
Mein Gewicht heute früh nach acht Tagen ohne Fasten: 78,9 Kilogramm. Ich bin angenehm überrascht, denn eigentlich hatten den ganzen Sommer und Herbst über Phasen mit erhöhter körperlichlicher Aktivität keinen Einfluß auf mein Gewicht, und ich befinde mich ja in dem Zeitfenster, in dem ich vor der Entdeckung von Low Carb auch bei gleichbleibenem Fastenrhythmus immer meine unerklärliche Herbstzunahme zu verzeichnen hatte.
Langsam habe ich den Verdacht, die Herbstzunahme fand diesmal schon im September statt. Hier mein Gewichtsverlauf seit dem ersten August:
Mein Maximalgewicht - in der Kurve gut erkennbar - hatte ich am 30.9. mit 81,2 Kilogramm. Dabei hatte ich in den 35 Tagen bis zum 30.9. exakt dieselbe Zahl von Fastentagen wie in den 40 Tagen danach, habe aber vor dem 30.9. ständig leicht zugenommen. Aktuell liegt mein Gewicht nach acht Tagen ohne Fasten mehr als zwei Kilo niedriger als am 30.9.
Mir soll's natürlich recht sein, wenn ich den Herbst-Hügel schon hinter mir haben sollte und zwei Wochen ohne Fasten mein Gewicht nicht stärker in die Höhe katapultieren, wie ich es eigentlich erwartet hatte. Wie es nächste Woche ohne Fasten weitergeht, lasse ich mich jetzt einfach mal überraschen. Sollte mein Gewicht unter 80 bleiben, beschwere ich mich überhaupt nicht, falls nicht, ist es mir aber auch recht. Das ist eine Frage der Prioriäten, und der Umzug hat jetzt gerade einfach die Priorität 1 und ist für sich genommen schon kompliziert genug, also werde ich den Teufel tun und ihn in irgendeinem Punkt noch komplizierter machen.
Die Wirkung von Low Carb plus Fasten sollte nach zwei Wochen Normalkost und ohne Fasten ja auch besser als sonst ausfallen. Auch wenn die Herbst-LC-Phase diesmal nur vier Wochen lang ist, das sollte eine gute Grundlage dafür sein, um zum Ende der zweiten Low-Carb-Phase ab Mitte Januar dann wirklich endlich mal auf mein Zielgewicht zu kommen. Das gilt vor allem dann, wenn ich meine Versuche mit dem Erreichen der therapeutischen Ketose einigermaßen lange durchhalte - was sich erst noch herausstellen muß, denn ich bin mir ziemlich sicher, daß das keinen sonderlichen Spaßfaktor haben wird. Am besten wäre es, wenn ich in dieser Zeit eine Menge Arbeit haben sollte. Aber ich werde vielleicht auch mehr Fastentage dazwischenschalten. Nach dem Fasten schmeckt einem ja alles, was man ißt, sehr gut, also mal sehen, ob ich vielleicht sogar die ganzen sechs Wochen mit ketogener Ernährung mit Fokus auf einem niedrigen GKI durchhalten kann.
Noch spannender ist die Frage, ob mein Mann das durchhalten wird. Eine Nebenwirkung der Erkrankung meines Mannes besteht ja darin, daß er seit seinem Klinikaufenethalt sein Körpergewicht kennt - vorher hat er sich ja immer geweigert, eine Waage zu benutzen. Es liegt knapp über 100 Kilogramm, und das stimmt ihn jetzt doch etwas unzufrieden. Ich habe ihm deshalb vorgeschlagen, sich ab Beginn der Low-Carb-Phase wieder zu wiegen und mitzuverfolgen, wieviel er in dieser Zeit in Kilos verliert. Das letzte Mal habe ich ja seinen Bauchumfang gemessen, und Zentimeter hat er tatsächlich einige verloren. Und eine GKI-optimierte Ernährung wird jedenfalls keinen Schaden bei ihm anrichten. Vielleicht krieg ich ihn ja auch dazu, die Sache mit Fasten zu kombinieren, jedenfalls manchmal.
Interessant wird auch, welchen Einfluß es auf seinen Blutdruck haben wird. Ich nehme diese Blutdruck-Sache bei ihm diesmal deshalb ernst, weil er es schon vor dem Messen spürt, wenn der Blutdruck zu hoch ist, und mir liegt daran, ein Mittel zu finden, das es ihm ermöglicht, auf diese verflixten Medikamente zu verzichten, denn die tun seinem Gesamtbefinden erkennbar nicht gut, auch wenn sie seinen Blutdruck nach unten drücken. Aber das ist eine Sache, in die muß ich mich erst noch einlesen, bevor ich ihm irgendwelche Experimente vorschlage, also ist es gut, daß Low Carb ein Experiment ist, an dem er sich sowieso beteiligen wird.
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Nebenbei habe ich trotz allem Streß in den letzten Tagen auch die eine oder andere interessante Studie mitbekommen.
Eine Studie zum Beispiel untersuchte die Annahmen ehemaliger Brustkrebspatientinnen - und zwar speziell solcher mit hormonpositivem Brustkrebs - über ihr Risiko einer Rückkehr des Krebses. Gestolpert bin ich dabei über den allerersten Satz im Abstract (der Volltext befindet sich leider hinter einer Bezahlschranke):
Over half of hormone receptor-positive (HR+) breast cancer recurrences occur >5 years from diagnosis
Das erinnert mich daran, daß ich selbst schon laut darüber nachgedacht habe, wir hoch wohl die Wahrscheinlichkeit ist, spät bis sehr spät, nämlich nach dem heute gebräuchlicheren Messungszeitraum von zehn Jahren, ein Rezidiv oder einen Zweitkrebs oder eine Metastasierung zu erleiden. Zum Abstract waren auch einige Quellen angegeben, darunter eine dänische Studie, laut der das Risiko eine weitere Krebsdiagnose auch 32 Jahre nach der ursprünglichen offenbar weiter erhöht bleibt und bei hormonpositivem Krebs ungefähr doppelt so hoch liegt wie bei hormonengativem. Sofern die Patientin die ersten zehn Jahre überlebt hat - was wiederum im Studienzeitraum zwischen 1987 und 2004 bei hormonnegativem Krebs erheblich seltener zu erwarten war.
Dieser Studie läßt sich außerdem eindrucksvoll entnehmen, daß das Rückfallrisiko bei Brustkrebspatientinnen in den ersten zehn Jahren sehr viel höher ist als später:
Among 36 924 women with breast cancer, 20 315 became 10-year disease-free survivors. Of these, 2595 developed late BCR
Fast die Hälfte aller Patientinnen erlitt also entweder innerhalb von zehn Jahren einen Rückfall oder starb aus irgendwelchen anderen Gründen. Etwa 13 Prozent der 10-Jahres-Überlebenden ohne Rückfall hatten diesen Rückfall aber später doch noch.
Es gibt übrigens keinen Grund, die extrem hohe Todesfallwahrscheinlichkeit schon innerhalb der Zehn-Jahres-Frist heute noch für realistisch zu halten, denn es handelt sich um Diagnosen des Zeitraums zwischen 1987 und 2004. Der Studie läßt sich entnehmen, daß die Überlebenschancen ab ca. 1997 sich erheblich verbesserten, und in den zwanzig Jahren, die seit 2004 ins Land gegangen sind, ist es noch viel besser geworden - wobei ich nicht überprüft habe, ob das für alle Varianten von Brustkrebs gilt oder nur für die "Turbokrebse", insbesonder die HER2-positiven.
Es gibt einen Faktor, der mich vermuten läßt, daß im Zeitraum bis ca. Ende der Neunziger bei Chemotherapien des Guten zu viel getan wurde, denn verblüffenderweise scheinen die Patientinnen, die keine Chemo bekamen, im Durchschnitt etwas häufiger als die anderen zehn Jahre lang überlebt zu haben. Das wurde allerdings nicht nach den Jahren der Erstdiagnose aufgegliedert. Daß auch die Hormontherapie mit Tamoxifen eine leicht erhöhte Sterblichkeit im Vergleich zu den Patientinnen mit sich brachte, die sie nicht bekamen, erwähnen die Autoren der Studie ausdrücklich als unerwartetes Ergebnis (das mit der Chemo allerdings nicht), und sie nehmen an, daß das auch damit zu tun hat, daß die Eigenschaften des Tumors anfangs noch nicht untersucht worden seien, also auch Patientinnen mit hormonnegativem Tumor mit Tamoxifen behandelt wurden, bis sich dann herausstellte, daß das wenig Sinn hat.
Das Rückfallrisiko ist bei jüngeren Patientinnen um einiges höher als bei älteren. Das kam mir in den Sinn, als ich über den Selbstversuch einer an Brustkrebs erkrankten Virologin der Uni Zagreb las. Beata Halassy hatte bereits zwei Brustkrebsbehandlungen hinter sich, als sie 2020 im Alter von 49 Jahren einen zweiten Rückfall hatte - ihre erste Diagnose dürfte da schon ein paar Jahre hergewesen sein. Sie konnte sich nicht zu einer weiteren Runde Chemotherapie entschließen und entschied statt dessen, einen Selbstversuch mittels einer Infektion der Krebszellen durch die Injektion von im Labor gezüchtete Viren direkt in den Tumor zu machen, und zwar aufeinanderfolgend mit zwei verschiedenen, darunter ein Masernvirus, mit dem sie selbst Laborerfahrung hatte und dessen geringe Gefährlichkeit sie einschätzen konnte, weil er Bestandteil der Masernimpfung ist. Der Tumor reagierte darauf mit deutlicher Schrumpfung und wurde schließlich operativ entfernt. Die Laboranalyse des Tumorgewebes ergab, daß der Tumor von Immunzellen durchsetzt war, die offenbar durch die Viren in einen Aggro-Modus versetzt worden waren und neben den injizierten Viren - die sicherlich ihr Hauptziel waren - auch die Krebszellen selbst angriffen.
Daß Beata Halassy nach der Operation ein Jahr lang Trastuzumab erhielt, läßt darauf schließen, daß ihr Tumor HER2-positiv war. Jedenfalls blieb sie nach ihrer OP nun schon vier Jahre lang krebsfrei. Meinen Glückwunsch. Möge dieser Erfolg dauerhaft anhalten!
Vor einiger Zeit schrieb ich schon einmal über Selbstversuche von Krebspatienten einen Blogartikel und stellte die - zugegebenermaßen eher rhetorische - Frage, ob es selbstmörderischer Irrsinn oder ein Akt der Notwehr sei. Hier ein weiterer Grund, der für Notwehr spricht: Es erwies sich als mühselig, die Ergebnisse dieses Selbstversuchs zu publizieren, denn die Redaktionen zahlreicher einschlägiger wissenschaftlicher Zeitschriften hatten ethische Bedenken gegen die Publikation der Ergebnisse eines Selbstversuchs mit unorthoxen Mitteln, und wie es scheint, basieren diese Bedenken gerade darauf, daß Halassy erfolgreich gewesen ist: Es wurde befürchtet, Patienten könnten eine konventionelle Behandlung ablehnen und stattdessen eine solche Methode anwenden wollen.
Ethisch fragwürdig finde ich eher diese Bedenken, denn es ist ja nicht so, daß die konventionellen Methoden bei Frau Halassy eine überzeugende Heilwirkung gehabt hätten, wenn sie zweimal mit ihnen behandelt wurde und trotzdem der Krebs ein drittes Mal wiederkam, und dasselbe gilt für viele andere Krebspatienten ja auch. Warum ist es aus Sicht der wissenschaftlichen Publizisten eigentlich ethischer, Patienten einer wenig erfolgversprechenden Therapie auszusetzen, die einen Teil von ihnen schneller als der Krebs selbst umbringen wird, als ihnen zuzugestehen, daß es umso rationaler und vernünftiger ist, sich für eine egal wie obskure andere Art der Behandlung zu entscheiden, je geringer die Erfolgschancen der konventionellen Therapie sind? Frau Halassy hatte natürlich den Vorteil von Fachkenntnissen in genau dem Bereich, in dem sie sie haben mußte, um sich ein solches Experiment zuzutrauen, während andere womöglich ihr Heil bei irgendwelchen obskuren Wunderheilern suchen würden, und wie sowas ausgehen kann, ist ja bekannt.
Frau Halassy bekam immerhin die Gelegenheit, ihre Selbstversuchs-Methode im Tierversuch weiterzuverfolgen. Das ist mehr, als irgendwer seinerzeit Ignaz Semmelweis zugestanden hat, und es sollte mehr als alles andere geeignet sein, die Potentiale, die sich aus dem erfolgreichen Selbstversuch ergeben, tatsächlich nutzbar machen zu können.
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Es ist acht Jahre her, daß ich mich fragte, ob aus der damaligen Wahl Donald Trumps vielleicht ja doch - direkt oder indirekt - irgendetwas Positives herauskommen könnte und deshalb bei seinem Twitter-Account auf "Folgen" klickte, um mir einen persönlichen Eindruck von diesem Mann zu verschaffen. Ich habe drei oder vier Wochen gebraucht, bis ich meine Frage eindeutig mit "Nein" beantworten konnte. Denn Donald Trump, stellte sich heraus, interessiert sich nur für Donald Trump. Er hat keine wie auch immer gearteten politischen Ansichten, er hat keinerlei Sachinteressen, keine Themen und keine Richtung. Er kreist nur um seine eigene prächtige Person, und ich fand es sehr bezeichnend, daß ausgerechnet die Saudis am besten mit ihm zurechtkamen. Die haben mit ihren eigenen Autokraten ja genügend Erfahrung und wissen, wie man so jemand am wirkungsvollsten Zucker in den Allerwertesten bläst.
Daß Trump ein schlechter Verlierer ist, konnte man erst vier Jahre später detaillierter besichtigen, aber nach seinem ersten Wahlsieg fand ich es vor allem auffallend, was für ein schlechter Gewinner er ist und daß er auch, als er erreicht hatte, was er erreichen wollte, einfach nicht damit aufhören wollte, über die Wahlverliererin Hillary Clinton herzuziehen und es völlig normal zu finden schien, dabei immer in die allerunterste Schublade zu greifen. Genau diese Charaktereigenschaft war der rote Faden in Trumps erster Präsidentschaft und ich kann es bis heute nicht fassen, daß auch eigentlich gescheite Leute so häufig nicht zu verstehen scheinen, daß diese fundamentale charakterliche Uneignung Trumps für ein höheres Amt ein KO-Kriterium ist, das schwerer wiegt als alle Dummheiten und Unehrlichkeiten und Bösartigkeiten jeder anderen Art von Regierung, die man mit einer Stimme für Trump abstrafen möchte.
Es ist ähnlich wie bei den Atomkraftwerken, bei denen ein einziges KO-Kriterium dazu führt, daß alle Debatten über Vorteile der Atomkraft am Kern der Gründe für meine Ablehnung vorbeigehen und deshalb von vornherein irrelevant sind. Auch das ist einer Menge eigentlich gescheiter Leute nicht zu vermitteln, die pro Atomkraft sind - aber auch Atomkraftgegner kapieren das meistens nicht.
Daß Trump echte Chancen hatte, nach acht Jahren doch noch einmal gewählt zu werden, zeichnete sich ja schon seit Monaten ab, also wunderte mich nach seinem Wahlsieg vor allem, daß hierzulande irgendwer davon überrascht worden ist. Die Höhe seines Wahlsiegs war nach den Umfragewerten zwar schon überraschend, aber solche Überraschungen haben wir ja in den letzten ca. zwanzig Jahren schon öfter erlebt, also ist klar, daß die Umfragemethoden populistische Wahlabsichten nicht korrekt erfassen können und man deshalb mit Überraschungen rechnen muß, bis irgendwer herausgefunden hat, wie sich das besser abbilden läßt. Also, ich habe nicht mit der Wimper gezuckt, als Trump dann tatsächlich gewählt wurde, weil sein Wahlsieg im Rahmen dessen war, was ich schon vorher für möglich gehalten hatte, wenn ich es auch nicht für wünschenswert hielt. Aber mit Versuchen, der Sache etwas Positives abzugewinnen, habe ich mich diesmal gar nicht weiter aufgehalten. Nun tat sich aber doch das Potential für eine positive Entwicklung im Gesundheitsbereich auf, und ich wurde auf Twitter so häufig damit konfrontiert, daß ich mich darüber schlau machte. Die Low-Carb-Gemeinde ist nämlich geradezu ekstatisch, daß ausgerechnet Robert Kennedy jr. als Kandidat für das Gesundheitsministerium gehandelt wird.
Kennedy ist Impfgegner und gilt deshalb unter konventionellen Gesundheitspolitikern als der leibhaftige Gottseibeiuns, und, sagen wir's mal so, ich würde von ihm genausowenig medizinische Ratschläge anhören wie von Karl Lauterbach. Aber in Ernährungsfragen könnte er, wenn wir Glück haben, die USA tatsächlich ein Stück in die richtige Richtung zurückschieben, was von den konventionellen Gesundheitspolitikern hingegen nach wie vor niemand anstrebt. Noch hellhöriger wurde ich, als er als einen der von ihm fokussierten Bereiche auch Krebs nannte. Eine Chance für Professor Seyfried?
Falls Kennedy also Gesundheitsminister werden sollte und wir während seiner Amtszeit nicht ausgerechnet eine neue Epidemie von den Ausmaßen der frühen Corona-Phase bekommen sollten - noch so eine Sache, in der Freund wie Feind das KO-Kriterium des exponentiellen Wachstums überwiegend gar nicht begreifen -, könnte also tatsächlich in einem ungeheuer wichtigen Bereich vielleicht doch etwas Gutes aus einer Trump-Präsidentschaft herauskommen ... jedenfalls dann, wenn die politischen Institutionen der USA sowie die Welt eine zweite Trump-Präsidentschaft überleben, was ich im Moment noch nicht für ausreichend gesichert halte - und natürlich nur dann, wenn Kennedy das Amt bekommt und sich ihm als gewachsen erweist, was sich auch erst noch ergeben muß. Sprechen wir uns also zu diesem Thema in viereinhalb Jahren wieder, wenn das entweder geschehen oder nicht geschehen ist.