Freitag, 12. Februar 2021

Bauchfrei in den Sommer?

Mein Gewicht heute früh: 98,7 Kilogramm, etwas enttäuschend nach dem zweiten Fastentag der Woche, denn eigentlich hatte ich mit unter 98,4 gerechnet, aber ich hatte auch einen fürchterlichen Blähbauch, also war mir schon beim Aufstehen klar, daß das nichts geworden sein konnte. Was mir dafür positiv auffiel, war das Gefühl, mein Bauch (also der Bauchspeck) sei wieder geschrumpft, und alleine schon das läßt mich dem langen Fastenintervall nächste Woche geradezu entgegenfiebern, denn das werde ich wahrscheinlich auch wieder vor allem am Bauch merken. 

Über meinen Bauch habe ich schon gemeckert, als ich noch mit mir und meinem Übergewicht ansonsten völlig im Reinen war. Ich weiß noch, wie mein Mann, als wir gerade frisch verliebt waren, bei einer solchen Gelegenheit besitzergreifend seine Hand auf meinen Bauch legte und sagte "MEIN Bauch". Ihm gefiel ich, wie ich war, auch das eine Detail, daß mir an mir selbst nicht gefiel. Trotzdem, jetzt sollte er sich langsam von ihm verabschieden, denn ich will ihn loswerden. 

Im Vergleich zum letzten Jahr um diese Zeit wölbt sich mein Bäuchlein schon deutlich weniger über den Jeans-Bund - und vor allem: nur noch nach vorne, es quillt nicht mehr an allen Seiten heraus. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich diesen Teil meiner Anatomie nicht bis zum Sommer noch sehr viel flacher kriegen sollte. Ich kann mich gar nicht mehr so genau erinnern, wann ich damit angefangen habe, meinen Bauch durch lose überhängende Blusen und Shirts zu kaschieren (1987? 1990? 1993?), aber ich merke gerade, daß ich echt große Lust habe, damit aufzuhören. Am liebsten schon diesen Sommer. Was mir die Waage anzeigt, rückt dagegen gerade ein bißchen in den Hintergrund. Da die schleppende Entwicklung beim Gewicht nicht so richtig motivierend ist, ist es auch gar nicht schlecht, wenn sich meine Pläne und die zugehörige Vorfreude für den Moment an einem anderen Teilbereich orientieren. Ich hoffe ja vertrauensvoll, daß ich bis zum Sommer neben dem Bäuchlein auch ein paar Kilos verlieren werde. Bis dahin habe ich ja noch eine Menge mehrtägiger Fastenintervalle.

Mein kulinarisches Fasten-Kopfkino spulte gestern abend zweierlei ab, eine Gemüsesuppe und einen Frankfurter Kranz. Das Rezept für den Kuchen habe ich vor einiger Zeit gelesen und schon länger vorgehabt, es mal auszuprobieren, und die Gemüsesuppe plane ich auch schon länger, aber gestern fing ich an, neben Würstchen in der Suppe auch von weiteren Suppeneinlagen zu phantasieren, Grießklößchen oder Quarkklößchen oder so. Dazu habe ich mir einige Varianten ausgedruckt, aber welche ich tatsächlich machen werde, entscheide ich nachher live, wenn ich anfange zu kochen.

Mit dem Frankfurter Kranz habe ich meinen Mann zum Nachmittagskaffee überrascht und, wie sich zeigte, restlos glücklich gemacht. Das Rezept, das ich benutzte, hat allerdings irgendwie, was die Zutatenmengen betrifft, nicht ganz gestimmt, denn meine Kranzform wurde nicht voll genug, also war klar, daß auch der Kuchen nicht hoch genug werden würde. Deshalb konnte ich ihn auch nicht, wie es eigentlich sein sollte, zweimal durchschneiden. Das war kein Drama, hab ich ihn halt nur einmal durchgeschnitten. Dafür ist mir die Buttercreme mit dieser Anleitung zum ersten Mal perfekt gelungen, und das hat mich wirklich gefreut. Der Teig ist ein normaler Rührteig, da passe ich die Zutatenmenge beim nächsten Mal einfach an. 

 

(So sieht ein "normaler" Frankfurter Kranz aus. Meiner enthielt nur eine Schicht Creme. Foto geklaut bei Wikipedia.)

Ein nächstes Mal wird es definitiv geben, obwohl ich einen ziemlichen Rückstau an Kuchenrezepten habe, die ich ebenfalls ausprobieren möchte. Ich mache meistens neu entdeckte Rezepte zwei- oder dreimal, um alles, was beim ersten Mal gehakt hatte, zu verbessern, bevor ich mich wieder anderen Köstlichkeiten zuwende. Und, ja, ich gehe nach wie vor davon aus, daß dies kein Hindernis beim Abnehmen ist. Was im letzten Jahr nicht funktioniert hat, so daß ich nur sehr wenig abgenommen habe, weiß ich nicht, aber meine Ernährung unterschied sich von den vorausgegangen beiden Jahren nicht, also kann sie es nicht gewesen sein. Irgendwann werde ich es hoffentlich herausgefunden haben.

Was mir sonst noch so durch den Kopf geht: 

Vorgestern wurde ich um sechs Uhr morgens wach, weil jemand in der Nachbarschaft aus Leibeskräften Schnee schippte, und es hat dann auch den gesamten Tag durchgeschneit. Gestern und heute schien die Sonne auf eine immer noch prachtvolle Winterlandschaft, und als ich heute einkaufen war, lag sogar auf meiner Straße noch Schnee. Vermutlich wird das alles heute Nacht überfrieren, also bin ich froh, daß ich nicht morgen zum Einkaufen muß.

„Wart’s nur ab“, sagte ich vorgestern noch zu meinem Mann. „Seit Ende Dezember warte ich schon darauf, daß der fehlende Schnee diesen Winter als angeblicher Beweis für den Klimawandel zur Sprache kommen wird. Aber da das nun nicht mehr geht, findet sich garantiert wieder irgendwer, der es umgekehrt macht und glaubt, beweisen zu können, daß der Klimawandel nun auch an dem Schnee schuld sei.“ Und was las ich gestern tatsächlich in der Zeitung?  „Ganz Deutschland bibbert: Solche Kältewellen könnten künftig häufiger kommen, erklärt ein Potsdamer Klimaforscher“. Schuld daran sei nämlich der Klimawandel, meinte besagter Wissenschaftler, ein gewisser Stefan Rahmstorf, dann allen Ernstes.

Wieso wundern die Klimaexperten sich eigentlich noch darüber, daß ihnen so viele Laien nicht vertrauen? Falls dieser offensichtliche Quatsch auf irgendeine verdrehte Weise wissenschaftlich doch einen Sinn ergeben sollte (das schließe ich nicht von vornherein aus), ist er in jedem Falle eines: eine Kommunikationskatastrophe. Wenn jedes Wetter zu jeder Jahreszeit, aber ebenso auch dessen genaues Gegenteil aus Expertensicht immer angeblich ein Beweis für den Klimawandel sind, muß man ja am Verstand dieser Fachleute zu zweifeln beginnen.

Dazu paßte auch ein Fernsehbeitrag, den ich Anfang der Woche über einen Twitter-Link gesehen habe. Er stammte aus irgendeiner Nachrichtensendung. Ein Reporter stand mit dem Mikro ganz aufgeregt in einer kleinstädtisch wirkenden verschneiten Straße und vermittelte den Eindruck, dort sei eine Art Naturkatastrophe geschehen: mindestens dreißig oder vielleicht sogar vierzig Zentimeter Neuschnee! Man stelle sich das einmal vor, die Leute müssen schippen!! Ihre Autos sind total eingeschneit!!! Und hier kommen doch keine Räumfahrzeuge vorbei …!!!1einself

Die Straße, die im Hintergrund zu sehen war, sah ziemlich genau so aus, wie es in der Straße bei meiner Mutter immer aussieht, wenn es mal stärker geschneit hat, und bei ihr passiert das öfter als bei mir in der Großstadt. Für mich sah diese Straße deshalb eigentlich völlig normal aus, und apropos Klimawandel: das gilt gerade auch für meine Kindheitserinnerungen. Da wurde selbstverständlich nach einem lebhafteren Wintereinbruch alle paar Stunden Schnee vor dem Haus geschippt, und die aufgetürmten Schneehaufen in den Vorgärten hielten sich dann, wenn es wieder taute, immer am längsten. Und sein Auto mußte man ausbuddeln, falls man keine Garage hatte (wir hatten eine). Natürlich löste ein solcher Wintereinbruch auch schon damals, in den siebziger Jahren, ein fürchterliches Verkehrschaos aus. Ich habe etwa um 1980 herum damit angefangen, morgens immer eine halbe Stunde durch den Wald zur Schule zu laufen statt weiter mit dem Bus zu fahren, und das nicht aus irgendwelchen löblichen Fitness-Ambitionen heraus, sondern weil mir das Busfahren vor allem im Winter mit diesen häufigen Verspätungen und dem Gedrängel viel zu sehr auf den Wecker ging. 

Die heftigste Kältewelle meines Lebens - gegen die ist das wirklich gar nichts, was wir jetzt gerade haben - erlebte ich übrigens vor 36 Jahren, im Winter 1984/1985. Sie kam ebenfalls im Februar und dauerte gefühlt endlos - als ich gerade nachsah, stellte ich zwar fest: zweistellige Minusgrade hatten wir "nur" zehn Tage lang, aber da ich mich jeden Abend fragte, ob ich den nächsten Morgen noch erleben würde, kam es mir sehr viel länger vor. Ich lebte damals in einem WG-Zimmer mit einfach verglasten Fenstern in einem alten Einfamilienhaus, das eine ganz merkwürdige Holz-Kohlen-Zentralheizung hatte (der letzte Schrei im Erbauungsjahr 1925, nehme ich an), mit der ich nicht zurechtkam und die auch keiner der anderen Bewohner anzufeuern vermochte, weshalb ich mir ausgerechnet in jenem bitterkalten Winter mit einem elektrischen Schnellheizer behelfen mußte. Im Winter danach wohnte schon mein damaliger Freund bei mir, der praktischer veranlagt war und mir beibrachte, das Ungeheuer im Keller richtig zu füttern, und danach war es winters bei uns immer richtig gemütlich. Vor ein paar Jahren stellte ich fest, daß dieses Haus inzwischen abgerissen worden ist, und ich habe richtig darum getrauert. Es war eine ziemliche Bruchbude, aber es hatte Charme. 

Daß es im Winter mal richtig kalt wird, ist normal. Daß es schneit, ebenfalls. In was für Zeiten leben wir eigentlich, wenn im Fernsehen allen Ernstes der Eindruck vermittelt wird, es sei unnormal, daß es im Winter schneit? Gab's dazu womöglich sogar einen Brennpunkt? So prägnant ist mir schon lange nicht mehr vermittelt worden, daß unsere Medien, diejenigen, die als seriös betrachtet werden wollen genauso wie die unseriösen, wirklich nur noch eine Erregungsmaschinerie ohne richtigen Informationswert sind.


 


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