Mittwoch, 15. Mai 2024

Alles eine Frage der Prioritäten

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des zweiten Fastentags diese Woche von vieren (der erste am Montag, gefolgt von einem Eßtag und ab heute drei aufeinanderfolgenden Fastentagen): 76,7 Kilogramm. 

Das Chaos, das durch den geplanten Hauskauf plus die üblichen Alltagsüberraschungen entstanden ist und uns noch ein Weilchen begleiten wird, macht das weitere Vorgehen echt nicht einfacher zu planen. Über Pfingsten bis Mittwoch sind wir verreist, also kann ich den einzelnen Fastentag der Folgewoche erst am Donnerstag einbauen.  Voraussichtlich werde ich ab der darauffolgenden Woche erst einmal den Fastenrhythmus 3-1-3-1 austesten und hoffe, damit die 78 in Schach halten zu können. Falls das nicht befriedigend klappen und ich über die 78 hinaus zunehmen sollte, habe ich spätestens in der heißen Phase unseres Hauskaufs eben Pech gehabt und werde, nachdem wir unser Häuschen bezogen haben, noch einmal mit 4-2-3-2 loslegen müssen. Von welchem Gewicht aus auch immer. Diese Weichenstellung in unserem Leben ist mir aber wichtiger als so eine blöde Zahl auf der Waage. In der heißen Umzugsphase kann es außerdem sein, daß ich das Fasten für eine oder zwei Wochen ganz ausfallen lasse - je nachdem, wie es dem Umzug am zuträglichsten ist. 

Wann genau diese heiße Phase stattfinden wird, ist im Moment außerdem noch gar nicht abzusehen. Der Banktermin wegen der Zwischenfinanzierung verlief zwar zur allseitigen Zufriedenheit, aber die Zeitplanung hängt von zwei Faktoren ab: dem Zeitpunkt, zu dem die Bank das Darlehen auszahlt, und die Frage, wie lange es dauert, bis die Gemeinde ihr Vorkaufsrecht geprüft und das zugehörige Negativzeugnis ausgestellt hat. Laut gesetzlicher Grundlage kann sie sich dafür bis zu drei Monate Zeit lassen, und würde sie von dem gesamten zeitlichen Spielraum Gebrauch machen, wäre das richtig blöd. Dann kann es auch Spätherbst werden, bis wir umziehen können.

Jetzt hat es mich also vielleicht selbst auch mal erwischt: das Leben, das die Sache mit dem Körpergewicht bei anderen oft so kompliziert macht. Sobald sich der Staub vom Umzug gelegt hat, die Möbel stehen und ein neuer Alltag sich bildet, peile ich wieder das Ziel 73,5 an, aber im Moment sind andere Dinge vordringlich.

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Leser meines Blog wußten das schon oder zogen es zumindest als möglicherweise zutreffend in Betracht - denn wer so etwas für unmöglich hält, liest hier ja bestimmt gar nicht mit: Die Wirkung des Intervallfastens ist unabhängig von der Kalorienaufnahme. Ab und zu lese ich davon, daß auch die Wissenschaft davon etwas mitbekommt, was allerdings bislang nie in den "Wissenschafts-Mainstream" vordringen konnte, sondern zwar im Prinzip bekannt war, aber nicht beachtet wird. Mal sehen, ob es dem DKFZ nun ebenso geht, oder ob dies hier ein paar Risse in die Mauer des militanten Nichtwissenwollens schlägt: 

Vor ein paar Tagen berichtete das Ärzteblatt über eine Studie mit einem solchen Ergebnis. In diesem Fall ging es um Fettleber und die daraus resultierenden Folgeerkrankungen einschließlich Leberkrebs. In einer Studie mit Mäusen ergab sich, daß Fastentage auch bei einer Fütterung, die der typischen westlichen Ernährungsweise entspricht, zwar - Obacht, Kevin Hall - nicht dazu führten, daß unter dem Strich weniger Kalorien als in der Kontrollgruppe, die kontinuierlich Zugang zur Nahrung hatte, verzehrt wurden, aber die fastenden Mäuse dennoch bessere Blutwerte, weniger Leberverfettung und Leberentzündung hatten und seltener Leberkrebs entwickelten, obwohl sie dieselbe Menge an hochverarbeiteten hochkalorischen und zuckerhaltigen Lebensmitteln konsumierten wie die Kontrollgruppe.

Durchgeführt wurde die Studie vom Deutschen Krebsforschungszentrum, und dabei wurden mehrere verschiedene Intervallfasten-Szenarien angewandt: zwölf- und vierundzwanzigstündige Fastenphasen, einer oder zwei Fastentagen die Woche und ebenso unterschiedliche Tageszeiten. Es ergab sich, daß zwei 24stündige Fastenphasen pro Woche die gesundheitsförderndste Wirkung zeigten, und zwar am allerbesten, wenn die Fastenphase abends um 19 Uhr begann, wenn die aktive Phase der Mäuse einsetzt. Das Ärzteblatt erwähnte das nicht, aber in der Studie wurde es ausdrücklich dazugesagt: Beim Menschen bedeutet das natürlich, daß es sinnvoller ist, die Fastenphase am Morgen zu beginnen. (Wobei ich mir vorstellen könnte, daß das vom jeweiligen Tagesrhythmus abhängt, jedenfalls wenn er halbwegs selbstbestimmt ist, denn der spiegelt ja auch Chronobiologisches wider und die Wissenschaft ist sich einig, daß wir da nicht alle gleich sind.)

Was das Ärzteblatt nicht erwähnt hat, aber merkwürdigerweise auch nicht die Studienautoren, ist, daß 24 Stunden Fasten bei Mäusen selbstverständlich nicht 24 Stunden Fasten beim Menschen entsprechen, sondern die Entsprechung beim langsameren menschlichen Stoffwechsel mehrtägige Fastenintervalle wären, und zwar auch länger als meine gewohnten vier Tage. Hier wurde natürlich auch nicht eine optimale Abnahmewirkung untersucht, sondern eine Minderung von Gesundheitsrisiken einer gesundheitlich besonders riskanten Ernährung. Sechs bis sieben Tage Fasten am Stück beim Menschen müßten es mit diesem Fokus wohl werden, wenn man dieselbe Wirkung wie bei den Mäusen haben will. Klarerweise wäre ein solches Fastenintervall dann ebenfalls seltener, ungefähr nur alle sechs bis sieben Wochen. Warum die Studienautoren so tun, als könne man einfach das bekannte 5:2-Intervallfasten beim Menschen anwenden und dadurch eine vergleichbare Wirkung wie bei Mäusen erwarten, ist mir ein Rätsel. In Seyfrieds Podcastauftritten und Vorträgen werden die Unterschiede im Stoffwechsel von Mäusen und Menschen immer wieder unterstrichen. Das müßte eigentlich zum Allgemeinwissen von Forschern im Ernährungsbereich zählen, die mit Mäusen arbeiten.

Die Studienautoren interessierten sich erfreulicherweise immerhin aber dafür, was auf Stoffwechsel-Ebene durch das Fasten passierte, das diese Schutzwirkung vor Leberverfettung auslöste, und sie wurden bei folgenden Faktoren fündig: 

  • Der Trans­kriptionsfaktor PPARα (peroxisome-proliferator-activated receptor alpha) und
  • das Enzym PCK1 (Phosphoenol­pyru­vate carboxykinase 1) 
waren bei den fastenden Mäusen aktiver. PPARα und PCK1 sind am Abbau von Fettsäuren sowie an der Glukoneogenese in der Leber beteiligt. Als die Forscher diese beiden Proteine genetisch ausschalteten, zeigte sich der Schutzeffekt des Fastens bei Mäusen nicht. Damit waren sie als Ursache der günstigen Wirkung des Fastens identifiziert.

Studien an Menschen werden nun wohl angepeilt, und ich hoffe sehr, daß die geringere zu erwartende Wirkung von 5:2-Intervallfasten im Vergleich zu Mäusen dadurch kompensiert wird, daß die Studienteilnehmer vielleicht, wenn sie mit ihrer gewohnten Ernährung weitermachen, trotz allem nicht ganz so krankheitsfördernd essen, wie das die Mäuse taten, als man ihnen absichtlich eine krankmachende Ernährung vorsetzte. Ein gewisser Anteil an "ungesunden" Ernährungsbestandteilen würde sich, nehme ich an, trotz allem bei 5:2 kompensieren lassen. Aber irgendwie ahne ich schon, daß das Ergebnis die Studienautoren enttäuschen wird und dann wieder Negativberichte über die Wirkungslosigkeit von Intervallfasten zu erwarten sind.

Was mich an dieser Studie dennoch sehr befriedigt, ist die nachweisliche Unabhängigkeit der Wirkung ein- und derselben Art und Menge der Ernährung, also auch von der Kalorienaufnahme. Übrigens galt das auch für die Gewichtsentwicklung der Mäuse:

Ebenso entwickelte sich bei den fastenden Mäusen weniger Fettmasse als bei den Fast-Food-Mäusen:

 

Erkennbar ist natürlich auch, daß maximal ungesunde Ernährung auch mit Intervallfasten eine weniger "schlankmachende" und weniger gesunde Ernährungsweise ist als eine artgerechte Ernährung, will für Mäuse wie Menschen dann heißen: eine mit weniger Zucker und weniger hochverarbeiteten Lebensmitteln. Die weniger Kalorien ergeben sich, wenn man Kevin Halls Studie in diesem Punkt weiterhin traut, daraus dann mehr oder weniger von alleine. Aber ich glaube nicht, daß man das auf "hundertfünfzigprozentige" Weise umsetzen muß. Die Prioritäten setzt da halt jeder selbst. 

Was ich außerdem noch sah, war ein Bericht über eine Studie, in der untersucht wurde, wie sich Diabetes Typ 2 bei Untergewicht, Normalgewicht und Übergewicht in den letzten vier Jahrzehnten entwickelt hat. Es zeigte sich, daß die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken, für Normalgewichtige zwar erheblich geringer war als für Übergewichtige, aber dafür besonders stark gestiegen ist - und zwar je Fünf-Jahres-Zeitraum um 36 Prozent. Ebenfalls interessant: In Ländern mit niedrigeren Einkommen gibt es mehr Diabetes unter Normalgewichtigen als in solchen mit höheren. In solchen Ländern wird wohl mehr zu möglichst billigem Essen gegriffen - womöglich viel Hochverarbeitetes? Und: Bei Übergewichtigen gab es zwischen ca.1995 und 2010 eine Art Plateau, der Anteil der Diabetesdiagnosen erhöhte sich also nicht. Nach 2010 gab es aber einen drastischen Anstieg, der in abgeschwächter Form auch bei Normalgewichtigen zu beobachten war. 

Was für ein Nahrungsmittel oder Zusatzstoff, fragt man sich da unwillkürlich, wurde 2010 neu auf den Markt gebracht bzw. setzte sich im Mainstream durch?

Was ich ebenfalls interessant fand: Untergewichtige sind erheblich stärker diabetesgefährdet als Normalgewichtige, aber diese Gefährdung ging auffallend stark zurück. Mir kam dazu als erstes der Gedanke, daß dies mit falsch diagnostiziertem Diabetes Typ 1 zu tun haben könnte, der ja auch in einem Alter neu auftreten kann, bei dem man eher Diabetes Typ 2 erwarten würde und bei dem Untergewicht vor der Diagnose zu erwarten ist. Dafür gab es, nehme ich an, in den Neunzigern bei Ärzten noch nicht so richtig ein Bewußtsein. Wer als Mittfünfziger einen hohen Blutzucker hatte, bei dem rechneten sie wohl mit nichts anderem als Diabetes Typ 2. Inzwischen ist es wesentlich bekannter, daß Typ 1 auch bei Ältern neu auftreten kann.

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Vor einiger Zeit habe ich über die AfD, das BSW von Sahra Wagenknecht und die von mir vermuteten Ursachen für den zunehmenden Erfolg populistischer Parteien einen Blogbeitrag geschrieben. Letzte Woche las ich ein Interview der Tagesschau mit dem Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel, dessen Äußerungen eine ähnliche Richtung einschlagen, nur eben unkonkreter, vager - und mit meiner Meinung nach falschen, weil vermutlich wirkungslosen Lösungsvorschlägen. Toleranz gegenüber derzeit als Verschwörungstheorien gehandelten Meinungen, wie er sie fordert, ist die Forderung nach einem Mittel, das erst mal einsatzfähig sein müßte, und ich halte es für ausgeschlossen, daß das so klappen wird, nur weil jemand sinngemäß zu denen, die Verschwörungstheorien und deren Verbreiter ablehnen, kurzerhand sagt: "Du bist älter und vernünftiger", wie das schon in meiner Kindheit immer schiefging, wenn meine Eltern das als pädagogisches Mittel einsetzten. 

Es ist leicht, tolerant zu sein, wenn man sich nicht bedroht fühlt. Im Moment fühlen sich die Verschwörungstheoretiker aber subjektiv bedroht und hängen sich deshalb an diese Theorien an, aber auch der Mainstream fühlt sich subjektiv durch die Verschwörungstheoretiker bedroht und reagiert deshalb so aggressiv auf die Verschwörungstheorien. Man kann endlos darüber streiten, wer nun moralisch mehr verpflichtet ist, den Anfang damit zu machen, das Bedrohungsgefühl der anderen Seite abzubauen, die Frage, ob bzw. auf welcher Seite eine objektive Bedrohung besteht oder nicht besteht, hilft nicht weiter, solange die subjektive Empfindung sich nicht ändert. Und Toleranz gegenüber denjenigen, von denen man sich zu Recht oder Unrecht bedroht fühlt, ist eine Aufgabe, bei der schon Kandidaten für die Heiligsprechung doch noch durchgefallen sind - wie also sollte das die normalsterbliche gesellschaftliche Mitte aus eigener Kraft hinkriegen? Von der anderen Seite will ich gar nicht anfangen.

Zumal man außerdem nicht nur trennen muß zwischen einem unbegründeten Bedrohungsgefühl und realer Bedrohung, sondern manchmal einige subjektiv sich bedroht Fühlende nicht wirklich bedroht sind, aber andere schon. Wer sich, nur als Beispiel, von Habecks Gebäudeenergiegesetz bedroht fühlt, bei dem kann es je nach persönlicher Situation tatsächlich um die Existenz gehen, wenn das auch bei den meisten trotz allen Lamentierens nicht der Fall ist. Denn keine Förderung der Welt wäre imstande, die finanziellen Möglichkeiten von Häuslesbesitzern in jeder denkbaren Lebenslage mitzuberücksichtigen. Jemand, der aufgrund dieses Gesetzes seine Heizung nach neuer Rechtslage erneuern muß, hat Mehrkosten im Vergleich zu dem, wenn er andernfalls eine andere, preisgünstiger Lösung hätte wählen können. Den meisten ist es allenfalls unangenehm, diese Mehrkosten tragen zu müssen. Ihr Ärger darüber ist verständlich, aber die Existenz bedroht ist dadurch trotzdem nur, wenn sie diese Kosten wirklich nicht tragen können. Das ändert allerdings nichts daran, daß viele von ihnen sich ungeachtet dessen subjektiv wirklich bedroht fühlen. Und an diesem Gefühl hängt ein ganzer Rattenschwanz weiterer Ängste, die sich so zusammenfassen lassen, daß sie den "Die da oben" in jeder Lebenslage zutrauen, ihnen wissentlich und mit voller Absicht Schaden zuzufügen.

Dazu trägt die Angsterzeugung als in der Politik gerne eingesetztes Instrument der Beeinflussung mit dem Ziel, unerwünschtes Verhalten zu verhindern und erwünschtes zu fördern, maßgeblich mit bei. Angst wird aber nicht aus Versehen traditionell als schlechter Ratgeber bezeichnet. Sie lähmt und macht hilflos oder führt im Gegenteil zu Hyperaktivität und sinnlosen bis kontraproduktiven Reaktionen, und zwar auch dann, wenn man eigentlich bemüht ist, alles richtig zu machen. Deswegen ist es meiner Meinung nach eine sehr unkluge Politik, Leuten immer wieder unnötige Angst zu machen, um sie dazu zu bringen, etwas "freiwillig" zu tun, das sie eigentlich gar nicht tun wollen. Schon Georg Kreisler sang vor Jahrzehnten sehr treffend: "Mut macht erfinderisch, glücklich und munter, nur Angst macht uns hungrig, verwirrt und verhetzt." 

Nun gut, ein Chanson eines Satirikers ist vermutlich kaum ein wissenschaftlicher Beweis. Aber muß ich dafür wirklich einen suchen? Ich merke doch an mir selbst gut genug, wie viel Irrationalität auch bei mir durch so etwas geweckt wird, die ich mir aktiv bewußt machen muß, um meine Handlungsfähigkeit nicht zu verschlechtern oder ganz zu verlieren.

Unser Häuslekauf gehört in mehrfacher Hinsicht in diesen Bereich, denn er eröffnet uns eine Unzahl von neuen Handlungspielräumen, die wir bislang als Großstadtbewohner in einem Mehrfamilienhaus nicht hatten. Daneben muß nichts davon sofort oder mit einer bestimmten Zeitvorgabe geschehen, sondern wir können selbst bestimmen, ob und wann wir sie nutzen. Das hat ganz besonders dafür gesprochen, diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorübergehen zu lassen, obwohl noch so vieles weitere für das Haus spricht, beginnend damit, daß es einfach schön ist.

Beispiel Energieverbrauch: 

Wir rechnen damit, daß wir in diesem Haus deutlich weniger Gas als bislang verbrauchen werden. Nicht nur wegen der funkelnagelneuen Gastherme, sondern auch, weil die Räume deutlich niedriger als in unseren jetzigen Gründerzeiträumen sind und das Haus wegen seiner Lehmwände sowieso beim Heizen, aber auch beim Kühlen im Vergleich zu den meisten anderen Baustoffen vorteilhaft ist. Dazu kommen ein bereits gedämmtes Dach sowie Isolierglasfenster. Hinter alle Heizkörper an Außenwänden werden wir außerdem Reflektionsfolie anbringen.

Die regenativen Energien kommen auch bei uns noch, aber nicht in Form eines kopflosen Schnellschusses, der oft mehr der psychischen Entlastung angesichts des moralisch überfrachteten Drucks dient, aber bei hohen Kosten oft weniger Nutzen als erhofft bringt. Da wir das Glück haben, nicht mit dem Heizen anfangen zu müssen, werden wir mit der Stromerzeugung beginnen. Für den Anfang kaufen wir eine dieser Balkonanlagen, die mittlerweile ja recht preisgünstig sind, und werden sie an verschiedenen Stellen am und um das Haus ausprobieren. Die Erfahrungen, die wir damit machen, sind in jedem Fall nützlich, bevor wir uns vielleicht in ein paar Jahren eine "große" Photovoltaikanlage aufs Dach setzen oder eine Dach-Neueindeckung mit Solardachziegeln vornehmen lassen. 

Wir haben das Glück, daß unser Haus perfekt für eine Solaranlage gelegen ist. Wir können die Sonneneinstrahlung weitaus besser nutzen, als das bei dem Mehrfamilienhaus in der Innenstadt möglich gewesen wäre, in dem wir jetzt leben - und eine Balkonanlage hätte hier sowieso keinen Sinn gehabt, weil unser Balkon nur wenige Stunden lang direkte Sonneneinstrahlung hat. Ganz zu schweigen davon, daß wir als alleinige Besitzer des Hauses auch alleine entscheiden können, was wir machen, wie wir es machen und wie wir mit der Stromausbeute verfahren. Da unser Haus trotz seines Alters nicht unter Denkmalschutz steht, grätscht uns nicht einmal ein Denkmalamt rein. Und genügend Platz für Energiespeicherlösungen haben wir auch. 

Irgendwo schrieb ich ja schon einmal, ich wäre gerne Energie betreffend "notfallautark". Das heißt, ich möchte die Menge Strom und ggf. Heizenergie selbst erzeugen, die erforderlich ist, um bestimmte Minimalfunktionen, etwa das Weiterlaufen von Kühl- und Gefrierschrank sowie das Heizen mindestens eines Raumes, auch dann aufrechtzuerhalten, wenn die Energieversorgung für längere Zeit ausfallen sollte. Das also sollten unsere Solaranlage sowie die zugehörigen Speicherbatterien leisten können, und damit fangen wir erst an, wenn wir wissen, wie das sinnvollerweise angelegt sein muß. Und wenn wir ungefähr einschätzen können, wie hoch unsere Stromausbeute sein wird, können wir auch darüber nachdenken, wofür wir im erwähnten Notfall den Strom vorrangig verwenden wollen, falls er das absolut notwendige Minimum übersteigen sollte.

Interessant fände ich auch eine Split-Klimaanlage zum Heizen, und das werden wir wohl irgendwann in einem einzelnen Raum austesten. Ob es dabei bleiben wird, hängt davon ab, welche Erfahrungen wir damit machen. Unser schönes altes Haus wird aber definitiv nicht in Styropor eingepackt, und ich bin auch ganz zuversichtlich, daß das sowieso unnötig wäre. Auch von Wärmepumpen bin ich nicht so richtig überzeugt, habe mir dazu aber noch keine abschließende Meinung gebildet. Und wer weiß, wieviele weitere Möglichkeiten sich noch auftun, auf die ich spontan gar nicht gekommen bin.

Genau das ist mein Geheimrezept gegen Verschwörungstheorien: selbstbestimmte eigene Handlungsmöglichkeiten und eigene, nicht von oben diktierte oder von außen mit hohem moralischem Ton unterfüttert aufgedrängte Problemlösungen. Ich bin mir sicher, daß es eine gesellschaftlich sehr viel befriedendere Wirkung als wohlfeile Toleranzübungen hätte, möglichst vielen Bürgern möglichst viele eigene Handlungsoptionen in ihrem Alltag zu verschaffen, die sowohl legal als auch gesellschaftlich akzeptiert sind. An dieser letzten Stelle kommt doch wieder die Toleranz ins Spiel - aber die sollte eigentlich von alleine entstehen, wenn keine Intoleranz aktiv erzeugt wird, wie das der Fall ist, wenn so getan wird, als ginge es bei vor allem politisch gewünschten, aber nicht zwangsläufig praktisch sinnvollen Maßnahmen wie Masernimpfpflicht, Gebäudedämmung oder der Widerspruchslösung bei Organspenden um ein "Gut gegen Böse". Wer diese Dinge ablehnt, betrachtet sich selbst nicht als böse und hat dafür auch gar keinen Grund. Es ist falsch, diese Ablehnenden zu einem Feindbild zu stilisieren. Das führt allenfalls dazu, daß auch alle anderen Forderungen der Leute, die sich hier als die Guten betrachten, unter Verdacht geraten, ebenfalls in Wirklichkeit nichts Gutes zu bedeuten, und vor allem deshalb auch abgelehnt zu werden. Dies, glaube ich, ist bei Corona passiert, aber es hätte eigentlich nicht passieren müssen, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß. In letzter Zeit las ich immer wieder Überschriften, in denen von einer "Aufarbeitung" der Coronazeit die Rede war. Die zugehörigen Artikel habe ich zwar nicht gelesen, aber irgendwie bin ich mir ziemlich sicher, daß das, womit man sich eigentlich am dringendsten befassen sollte, nämlich mit den Ursachen für das Kommunikationsproblem, das der massiven Ablehnung der Coronamaßnahmen zugrundlag.