Freitag, 19. Februar 2021

Die Schubser und ihre Denkfehler

Ein kurzes Update heute: 95,8 Kilogramm nach vier Fastentagen - allerdings immer noch ohne "Sitzung" (die stottert gerade jetzt erst, verteilt in viele Sitzungen, so in Richtung Abend herum langsam herein). Das ist okay, wenn auch kein Grund, sich vor Freude zu überschlagen. Im September war ich ja schon mal bei 94,3. Weil es mir gegen die Ehre geht, zum vierten Jahrestag meines Intervallfasten-Abenteuers etwas anderes als ein neues Niedrigstgewicht vorzeigen zu können, habe ich entschieden, bis zum 20. März noch zwei lange Fastenintervalle einzulegen. Falls das wieder nicht zu 94,3 minus x führen sollte, lag die Sache einfach nicht in meiner Hand. 

Aber eigentlich ging es mir heute um ein anderes Thema, nämlich Nudging, und zwar aus aktuellem Anlaß.

Auf Twitter reagiere ich immer so vorhersehbar und zuverlässig wie ein Boxer auf den Gong, wenn das Wort "Nudging" fällt, und so habe ich mich gestern wieder einmal zu einer patzigen Reaktion auf einen entsprechenden Tweet hinreißen lassen. Mit einer Antwort darauf hatte ich gar nicht gerechnet, aber es kam eine. Das soll mir Anlaß sein, noch einmal ausführlicher zu erklären, was genau mich an diesem Ansatz so stört, denn mir leuchtet natürlich ein, daß jemand, der sich in der einschlägigen Public-Health-Bubble bewegt, wahrscheinlich aus allen Wolken fällt, wenn ihm zum ersten Mal jemand vermittelt, daß an dem, was er selbst so brillant findet, etwas falsch sei. 

Wahrscheinlich liest die Dame, die ich anspreche, diesen Text dann gar nicht, und wenn, wird sie ihre Meinung kaum ändern. Aber sei's drum. Mich störte, daß es mir unmöglich war, so etwas in 280 Zeichen zu erklären, aber ich hätte es in meinem Antworttweet gerne erklärt, also möchte ich das eben hier noch etwas ausführlicher machen. Ob ich von den Angesprochenen gehört werde oder nicht und ob sie nachdenklich werden oder einfach so weitermachen wie bisher und mich für ne blöde Kuh halten, liegt letztlich auch nicht in meiner Hand.

"Nudging", auf Englisch: "schubsen" oder "stupsen", ist ein Konzept, um Menschen in ihrem Verhalten zu beeinflussen, und zwar auf eine Weise, die sie gar nicht so richtig wahrnehmen. Um das Beispiel von Twitter aufzugreifen: etwa, sich für eine "gesundheitsfördernde" Mahlzeit anstelle einer ungesunden zu entscheiden. Wenn eine Kantine zum Beispiel die gesündere Mahlzeit in Griffweite stellt und man nach der ungesunden Alternative ausdrücklich fragen oder sich wenigstens ein bißchen lang machen muß, um den Teller zu erreichen, ist das ein Fall von "Nudging". 

Richtig, genau dasselbe machen Werbe- und Marketingstrategen ebenfalls,allerdings ist ihnen die Gesundheit der Käufer ihrer Produkte dabei natürlich schnurz. Ihr Ziel besteht nicht darin, jemanden krank zu machen, sondern sie wollen ihre Verkäufe auf ein Maximum steigern und damit ihre Gewinne maximieren. Ob ihre Produkte krank machen oder gesundheitsfördernd sind, ist nach Unternehmenslogik ziemlich egal, solange kein Gesetzgeber dazwischenfunkt. Sie würden in jedem Fall immer die ausgeklügelten Beeinflussungsstrategien anwenden, die sie über Jahrzehnte hinweg entwickelt haben und die seit ein paar Jahren im Public-Health-Bereich auch in Mode gekommen sind. 

Was aber soll daran falsch sein, das schnöde Mittel anstelle zur Gewinnmaximierung für ein so edles Ziel wie die Gesundheitsförderung zu verwenden? Die Antwort darauf muß lauten, daß der Zweck die Mittel niemals heiligt. Ein schnödes Mittel verdirbt im Gegenteil auch noch das edelste Ziel.

Schnöde an dem Mittel "Nudging" ist zum einen die paternalistische Selbstüberhebung der Anwender des Mittels, untrennbar verbunden mit einer Degradierung des damit Traktierten in einen Unmündigen-Status: Der Anwender definiert, was seiner Meinung nach dem Traktierten frommt, und fühlt sich berechtigt, ihn mit manipulativen Mitteln auf den rechten Weg zu bringen. Der Traktierte wiederum, jedenfalls im vom Anwender gewünschten Idealfall, reagiert wie mit der Schnur gezogen damit, dann auch prompt das zu tun, was aus Sicht des Nudgers besser für ihn ist als das, was er vorher tat.

Daran falsch ist zum ersten, daß der Anwender sehr wohl auch falsch liegen kann mit dem herbeigenudgten Ziel  - man denke nur an den kaum bezifferbaren Schaden, physisch wie psychisch, der durch die Kalorienlogik schon angerichtet worden ist, die mit der Vorstellung von "gesunder Ernährung" untrennbar verbunden ist - und dann natürlich nicht einmal im Traum daran denken würde, den Traktierten, nachdem der Schaden einmal da ist und man vielleicht sogar anfängt, einzusehen, daß man die Leute jahre- oder jahrzehntelange in die falsche Richtung genudgt hatte, dafür zu entschädigen. Aber auch wenn es anders wäre: Den hauptsächlichen Schaden trägt immer das Objekt des manipulativen "Nudgens", nicht sein selbsternannter "Wohltäter", und das ist noch eine Stufe schlimmer, als einsehen zu müssen, daß man sich selbst geschädigt hat.

Schnöde ist aber noch mehr, daß zweitens die Manipulationsfähigkeit des Menschen für eine Ressource gehalten wird, die man nach eigenem Belieben nutzen dürfe, nicht etwa für ein Hindernis bürgerlicher Selbstbestimmung. Das macht man aber mit denselben Menschen, von denen an anderer Stelle wieder erwachsene, rationale und kluge eigene Entscheidungen erwartet und, sollten sie ausbleiben, nachdrücklich eingefordert werden. Dabei liegt es doch auf der Hand: Je häufiger man Menschen, statt sie alleine entscheiden zu lassen und es dann aber auch zu akzeptieren, wenn dabei nicht bei jedem die gewünschten Ergebnisse herauskommen, kurzerhand am Patschhändchen nimmt und mehr oder weniger behutsam (Nudging) oder autoritär (Verbote und Vorschriften) dorthin geleitet, wo man sie gerade haben will, desto mehr geht ihnen an eigener Entscheidungsfähigkeit verloren. 

Sie glauben mir nicht? Nun, fragen Sie jeden x-beliebigen Pädagogen. Im Umgang mit Kindern ist das längst eine Binsenweisheit. Erwachsene funktionieren aber ganz ähnlich wie Kinder, nur können sie es besser verbergen, vor sich selbst und vor anderen.

Beide Mittel liegen ungeachtet dessen schon jahrelang im Trend; verboten werden kann ja nach Meinung vieler gar nicht genug, und wo man sich nicht traut zu verbieten  - vielleicht, weil man die sogenannte Lebensmittelindustrie dann doch wieder für alles mögliche zu sehr braucht, um ihr wirklich weh tun zu wollen, während es allgemein üblich ist, auf den Bürgern herumzutrampeln? -, soll dann eben herbeigenudgt werden, was man sich nicht herbeizuverbieten traut. 

Und hinterher wundern sich die wohlmeinenden Experten dann aber wieder, daß die Manipulationen wachsender Bevölkerungsteile durch Populisten genauso gut wie ihre eigenen klappen. 

Leute, faßt euch doch mal an die eigene Nase: Menschen, die entscheidungsfreudiger und manipulationsresistenter sind, könntet ihr in Wirklichkeit doch gar nicht gebrauchen. Da würde ja euer gesamtes Konzept nicht mehr funktionieren. 

Damit ein Konzept wie Nudging funktioniert, ist es zwingend erforderlich, daß die Leute leicht auf Manipulationstricks hereinfallen, also auch auf die Tricks der Lebensmittelindustrie, auf populistische Parolen und überhaupt auf jeden, der sich einen weißen Kittel anzieht und behauptet, Experte für dies oder jenes zu sein. Niemand im Gesundheitssystem scheint es außerdem für erforderlich zu halten, statt dessen nach dem Rüstzeug, um bewußte Entscheidungen zu treffen, zu fragen, wie man es möglichst vielen Leuten verschaffen könnte, und die Aufgabe, diese gesellschaftliche Ressource der Entscheidungskompetenz des einzelnen Bürgers mal ein bißchen zu verbessern, in Angriff zu nehmen. Statt dessen wird  besagtem Bürger täglich ganz direkt oder durch die Blume vermittelt, daß er doch gefälligst keine eigene Meinung haben, sondern die derjenigen mit der Ahnung im Blindflug zu glauben habe. Und damit das besser klappt, werden die Zögernden, die Uninteressierten und die Unerfahrenen in die angeblich richtige Richtung geschubst. 

Aber das können andere Interessengruppen, auch unangenehme und sogar gefährliche, natürlich genauso gut.

Möchte man das insgeheim sogar unbedingt so beibehalten, daß die Leute möglichst manipulierbar bleiben, weil das viel bequemer ist? Dann kann man weiter seine Diskussionen nur intern im Kreise der Bescheidwisser führen, wo im Grundsatz ohnehin alle derselben Meinung sind und die zu erörternden Differenzen eher im Detail liegen, muß sich aber mit dem Pack und Pöbel, die ja womöglich eine ganz andere Meinung haben könnten, nicht groß herumstreiten.

Denn außerdem gibt es nämlich sehr wohl auch bewußte Entscheidungen für Produkte, die von den Nudgern für schädlich gehalten werden, und gegen die Produkte, von denen sie wollen, daß wir sie stattdessen nutzen, und das gehört ganz einfach respektiert. Zum dritten ist Nudging, das einem den Respekt vor der individuellen Entscheidung versagt, sondern sie als eine Art Programmfehler in der Persönlichkeit behandelt, für den man einen funktionierenden Workaround entwickeln muß, nicht nur deshalb schlicht beleidigend - und ich fühle mich dadurch beleidigt, deshalb reagiere ich auch immer so heftig darauf -, sondern es ist, wenn man einmal kapiert hat, was da passiert, auch ganz schwer zu ertragen. Das hat den interessanten Effekt, daß ich mittlerweile überzeugt davon bin, ich wäre subjektiv wohl glücklicher, wenn ich manipulationsanfälliger wäre. Aber andererseits bin ich ja ganz froh, daß ich ein eigenes Urteilsvermögen erworben habe, das ich mir nicht für ein paar billige Parolen abkaufen lasse. Von niemandem, egal wie gut er es mit mir zu meinen behauptet.

Was an der Sache so unerträglich ist: Stellen Sie sich einmal vor, Sie gehen friedlich die Straße entlang, und plötzlich werden Sie von jemandem, der vorbeiläuft, geschubst. Und das passiert Ihnen regelmäßig, egal, wo Sie sich aufhalten, der ausgefahrene Ellbogen dieser anderen, die Ihnen hinter irgendeiner Ecke aufzulauern scheinen, landet immer wieder an denselben Stellen am Körper, so daß Sie dort, wo er am häufigsten auftrifft, bereits blaue Flecken haben, und trotzdem hören die nicht damit auf, sondern machen das immer wieder. Und das bestens gelaunt und frohgemut und anscheinend sogar in Erwartung, daß Sie die Sache für ganz normal halten. 

Wie lange würden Sie das hinnehmen, ohne dem Schubser, je nach Temperament, eine runterzuhauen oder ihn wenigstens zur Rede zu stellen? Und dabei ginge es nicht alleine um den Schmerz an den vielfach gestoßen Stellen am Körper - denn ab einer gewissen Frequenz von niemals endenden auch sanften Schubsern wird es nun einmal tatsächlich schmerzhaft -, sondern auch darum, daß Sie - und niemand würde das abstreiten: völlig zu Recht - der Meinung wären, so eine Behandlung nicht verdient zu haben und sie sich schärfstens verbitten zu dürfen. 

Natürlich könnten Sie stattdessen auch versuchen, den Schubsern auszuweichen, wenn Sie sie von weitem erkennen, nur wird das nie vollständig klappen und Sie werden immer wieder von ihnen überrumpelt werden.

Genau deshalb würde ich von einem Public-Health-Konzept, das auf Nudging basiert und das ich für geradezu haarsträubend falsch halte, wenigstens nicht belästigt werden wollen. Im Alltag gelingt mir das so einigermaßen, aber dafür verzichte ich auf manches, das ich andernfalls täte. Vermutlich werde ich auch bei Twitter wohl keine andere Wahl haben, als den lästigen Nudging-Propagandisten so gut es geht auszuweichen. Ich habe in diesem Zusammenhang schon vor längerem eine Reihe von Accounts entfolgt, aber irgendwie entgeht man diesen Leuten nur schwer, wenn man das Pech hat, sich für Ernährungsfragen nun einmal aus schierem Eigeninteresse interessieren zu müssen. 

Was mir regelmäßig den Blutdruck nach oben treibt, ist die entnervende Fröhlichkeit, mit der diese Leute von ihren Plänen schwadronieren, die ich für nicht weniger als einen Angriff auf meine Menschenwürde halte. Ich kann mir langsam gut vorstellen, wie sich die typischen Opfer gutbürgerlicher Mildtätigkeit im viktorianischen Zeitalter, etwa sogenannte "gefallene Mädchen", im viktorianischen Zeitalter gefühlt haben müssen.

Vielleicht sollte die Public-Health-Branche sich mal mit der Pädagogik kurzschließen, denn deren von Respekt vor dem Individuum geprägten Konzepte, etwa das der Selbstwirksamkeit, lassen sich problemlos auch auf Erwachsene anwenden, während man beim Menschenbild der professionellen Gesunderhalter immer das Gefühl hat, im tiefsten 19. Jahrhundert gelandet zu sein.  

Selbstwirksamkeit zu fördern, ist gar nicht so schwer. Man muß nur die Denkrichtung ändern und sich fragen, warum jemand eine für schlecht gehaltene Sache tut, und unter welchen Voraussetzungen er sich möglicherweise entscheiden würde, sie nicht zu tun. Das Wort "entscheiden" ist der Casus knacksus und der Unterschied zum Nudging. 

Ein Beispiel:

Kochunterricht in Schulen, am besten kombiniert mit dem gemeinsamen Verzehr als Mittagessen, dann spart man sich nebenbei auch noch die Kosten für die fade Catering-Ware, die es in Schulen derzeit üblicherweise gibt. Fertigkeiten, die man als Kind einmal gelernt hat, kann man als Erwachsener anwenden, und im Elternhaus lernt längst nur noch eine Minderheit das Kochen. Wenn jemand, der Pizza aus einem selbstgemachten Hefeteig backen kann, trotzdem lieber eine Tiefkühlpizza kauft, finde ich, muß das ein für allemal ein gutes Recht sein. Gegen selbstgemachte Pizza kann Dr. Oetker aber normalerweise nicht anstinken, und zwar völlig egal, wieviel Werbung dafür gemacht wird. Kurz, der Mensch, der in der Schule Pizza backen gelernt hat, ist durch Werbung für Tiefkühlpizza viel schwieriger zu manipulieren. Das gilt entsprechend für einen ziemlich großen Teil der industriell vorgefertigten Pseudo-Lebensmittel. Das wenigste davon schmeckt einem noch, wenn man weiß, wie wirklich gutes Essen schmecken kann.

Nichts an obligatorischem Kochunterricht in der Schule wäre manipulativ, nichts respektlos, nichts beleidigend. Man erweitert die Handlungsspielräume des Menschen, statt sie, wie das aktuell üblich geworden ist, immer weiter einzuschränken. Genau dieses Mittel, also nach Möglichkeit Handlungsspielräume erweitern und damit Wahlmöglichkeiten schaffen, wäre eine Grundlage für eine vernünftige Gesundheitspolitik, auch im Ernährungsbereich, und ich bin überzeugt davon, sie wäre um Welten erfolgreicher als die jetzt praktizierte.

Aber dann muß die bewußte Abweichung von dem, was durch die Maßnahme erhofft worden war, dennoch ebenfalls ausgehalten werden, und ich fürchte, das paßt zu wenig in das Mindset von Public Health. Die Manipulateure und die Verbieter haben nämlich beide eine 100-%-Macke: Mit weniger als hundert Prozent, also lauter "Heilige" und gar keine "Sünder" mehr als angestrebtes Ergebnis, würden sie sich nie zufriedengeben. Im aktuellen Denkschema ist das für sie sogar ein Vorteil. Denn die Guttuer (der Begriff stammt von Martin Luther) brauchen die schwarzen Schafe, die sie auf den rechten Weg zu führen haben. Gäbe es keine mehr, müßten sie ja umschulen, womöglich auf so was wie eine anständige Arbeit, in der sie es mit Gegenübern zu tun haben, mit denen sie auf Augenhöhe kommunizieren müssen. 

Eine Erfolgsquote von 100 Prozent gibt es nun einmal nie und nirgends. Damit können sie sich selbst immer einreden, ohne ihr aufopferungsvolles Tun wäre der Untergang des Abendlands nicht mehr aufzuhalten, und um das Allerschlimmste zu verhindern, müßten sie im Gegenteil ihre Anstrengungen noch vervielfachen. 

Weil so gedacht wird, ist das Gesundheitswesen seit Jahrzehnten ein Wachstumsmarkt, und gerade Ernährungsberatung ist dabei ein krisensicherer Bereich, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Wir könnten diese gesamte Branche und noch ein paar weitere Mitverdiener, von den bariatrischen Chirurgen bis zu Diabetlologen, dem Hungertod ausliefern, wenn wir auf einmal alle herausfinden würden, wie man Gewicht verliert bzw. sein Gewicht hält.

Was mir sonst noch gerade durch den Kopf geht: 

Drücken Sie meinem afghanischen Mieter die Daumen, denn für ihn steht demnächst eine Anhörung bezüglich seines Aufenthaltsstatus auf dem Programm. Wenn alles gut läuft, kann er seine Frau und seine beiden Kinder bald nachholen, und das sollte ihm auch jeder gönnen: 2015 über die Balkanroute zu Fuß hermarschiert, also fünfeinhalb Jahre im Land, fließende Deutschkenntnisse, seit drei Jahren in einer normalen Mietwohnung und mittlerweile auch endlich in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis (nachdem der Vertrag zweimal befristet verlängert worden war) bei einem soliden mittelständischen Unternehmen und ein ausreichendes Einkommen, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern, das sollte ja wohl ausreichen für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung anstelle der bisherigen Duldung. 

Anscheinend plant er, so bald wie möglich deutscher Staatsbürger zu werden und, sobald es finanziell möglich ist, eine Wohnung zu erwerben. Er meint es also ernst mit uns Deutschen, und das, finde ich, sollte uns eine Ehre sein.

Tja, dann stelle ich mich mal darauf ein, einen neuen Mieter suchen zu müssen (was aber kaum ein unlösbares Problem sein wird), denn für vier Personen ist seine Wohnung natürlich viel zu klein; er wird eine andere brauchen. Für die Übergangszeit, in der sie halt dennoch für vier Leute reichen muß  - denn so schnell zaubert man in den heutigen Zeiten ja auch wieder keine große Wohnung aus dem Zylinder -, rechne ich mit einem schrecklichen Lamento seitens der Nachbarn, die ihn ohnehin irgendwie auf dem Kieker haben. Aber da werden die halt durch müssen. Ich natürlich auch, aber ich habe mich entschieden, die Sache sportlich zu nehmen.



Donnerstag, 18. Februar 2021

Gewichtsabnahme und Ketose - wie sehen die Zusammenhänge aus?

Mein Gewicht heute früh nach drei von vier Fastentagen: 96,7 Kilogramm. Das käme mir zuviel vor, es sind nämlich 200 Gramm mehr als bei meinem letzten langen Fastenintervall nach Tag 3, wenn ich nicht - und das ist echt ungewöhnlich - seit vollen vier Tagen keinen Stuhlgang gehabt hätte. Keine Ahnung, warum (es fühlt sich in mir eigentlich alles recht normal an), aber das dürfte die Erklärung dafür sein, daß ich nach bisherigen Erfahrungswerten noch "zu viel" wiege für dieses Stadium. Ich kann mich nicht erinnern, daß mir so was bei mehrtägigen Fastenintervallen schon einmal passiert wäre, also hoffe ich natürlich darauf, daß ich morgen früh entsprechend mehr als das letzte Mal abgenommen haben werde, nachdem ich dann endlich die zu erwartende "Sitzung" gehabt habe. Die kommt ja schon noch - irgendwann muß das ja doch wieder raus, was ich bis zum Sonntag gegessen habe. 

In der Nacht auf Sonntag bekam ich Sodbrennen und hatte in der darauffolgenden Nacht das Gefühl, das könnte wieder passieren. Das geschah nicht, aber ein gewisses Völlegefühl bestand schon. Vielleicht besteht dazu ja irgendein Zusammenhang, obwohl ich keine Ahnung habe, wie er aussehen könnte. Es ist jedenfalls das einzig Ungewöhnliche, das ich im zeitlichen Zusammenhang anzugeben wüßte. 

Ketose ist so ein Schlagwort, das mir bislang immer schwer über die Tastatur geflossen ist, weil es mir so wichtigtuerisch vorkommt. Jede Fachsprache hat ja ihr eigenes Rotwelsch, mit dem sich die "Eingeweihten" von uns Normalsterblichen abzugrenzen versuchen. Ich habe da nie Ambitionen gehabt, also schrieb ich immer von der Fettverbrennung, was dasselbe meint wie Ketose. 

Da ich ja im Herbst eventuell einmal mit Low Carb oder Keto experimentieren will, hat mich jetzt aber vorab schon mal interessiert, wie das mit der Ketose sich eigentlich bei langen Fastenintervallen entwickelt, und weil es die einfachste und billigste Methode ist (wenn auch nicht allzu genau), habe ich mir Ketostix zur Urinanalyse gekauft und seit dem Abend des ersten Fastentags immer morgens und abends einmal verwendet. Zu meiner Überraschung dauerte es volle 48 Stunden, bis zum ersten Mal eine leichte Verfärbung Spuren von Ketonen im Urin anzeigte. Auch am Morgen des dritten Tages wurde mir dies angezeigt. Abends am dritten Tag war die Menge "gering" und erst heute früh "mittel". Eigentlich hätte ich erwartet, daß das früher meßbar sei. Aber diese Teststreifen sind sehr ungenau, und bei einer Online-Recherche vorin ließ ich mich gerne darüber belehren, daß es so lang wie breit sei, ob nun viele oder wenige Ketone im Urin gemessen würden; wenn sie im Urin ausgeschieden werden, ist man definitiv in Ketose. 

Jetzt, wo ich dieses Wort in letzter Zeit so häufig gehört und mich mit der zugehörigen Wirkung befaßt habe, fange ich doch langsam an, mich an seine Verwendung zu gewöhnen.

Die Streifen sind vor zwei Wochen bei mir eingetroffen, und ich konnte sie schon einmal am Tag nach einem zweitägigen Fastenintervall ausprobieren, allerdings hatte ich da schon etwas gegessen. Da fing ich trotz der bereits genossenen Mahlzeit mit "mittel" an, und noch bis zum nächsten Mittag waren "Spuren" von Ketonen im Urin. Die Sache wird also wohl mit einiger Zeitverzögerung angezeigt. Als ich letzte Woche nach einem 36stündigen Fastenintervall gemessen habe, wurden keine Ketone im Urin angezeigt, aber das muß dann offenbar noch nichts heißen. Nächste Woche probiere ich vielleicht einmal aus, was am Tag nach einem solchen Fastenintervall mittags und abends für ein Ergebnis herauskommt.

Vielleicht sollte ich ja doch noch ein paar weitere Euros in eine exaktere Meßweise investieren, um die Ergebnisse miteinander zu vergleichen. 

Mich beschäftigt die Frage schon länger, wie und warum die Abnahmen unter verschiedenen Voraussetzungen zustande kommen. Im ersten halben Jahr habe ich ja - ganz ohne Zweifel - mit 20 Kilo minus extrem abgenommen, ohne aber jemals in Ketose gewesen zu sein, da meine Fastenintervalle nur 18 bzw. 21 Stunden dauerten. Das heißt, dieser Modus ist nicht immer und unter allen Begleitumständen eine Voraussetzung, um abzunehmen. Ich wüßte dann doch gerne, wie es trotzdem zur Abnahme kommt, da ja rein theoretisch der Weg zur Fettverbrennung blockiert sein müßte. Aber ebenso spannend fände ich es, zu wissen, warum das nicht dauerhaft funktioniert, denn das scheint, wenn ich so beobachte, was für Erfahrungen andere mit Intervallfasten machen, keine seltene Entwicklung zu sein. 

Das Problem dabei ist, daß schon die Insulin-Theorie zugrundeliegen müßte, um diese Abweichung von der Regel zu erklären. Mit kalorienbasierten Ansätzen fange ich nichts an, denn nach Kalorienlogik war meine hohe Abnahme ja noch viel weniger zu erklären. 

In dieser Anfangsphase muß irgendetwas anderes wirksam werden als später, und ich finde es bedenklich, daß die Intervallfasten-Anhänger gerne so tun, als ginge es bei Interfallfasten im Großen und Ganzen um eine lineare, beliebig weiter fortsetzbare Entwicklung. Das ist so offensichtlich nicht der Fall, daß sie damit riskieren, daß ihre Methoden den Weg der Atkins-Diät gehen, von deren Langzeitwirkung so viele zunächst begeisterte Anhänger enttäuscht waren, daß sie für lange Zeit in Vergessenheit geriet, bevor sie als "Low Carb" eine Wiederauferstehung feierte.

Inzwischen scheinen 36-Stunden-Fastenintervalle bei mir nicht mehr für eine auf der Waage meßbare Abnahme auszureichen, aber das war zwei Jahre lang noch anders, und weitere 25 Kilo Abnahme verdanke ich solchen Fastenintervallen. Ob und wie lange ich in diesem 36-Stunden-Zeitraum in Ketose gelangt bin, weiß ich aber nicht. Laut den Urin-Teststreifen gar nicht, aber vielleicht würde eine Blutanalyse ein anderes Ergebnis bringen. Dieser Zeitraum der Abnahme hätte im Prinzip auch mit Kalorienlogik erklärt werden können, und eine Menge Leute haben das mir gegenüber auch versucht. Da ich aber - neben einer langen Vorgeschichte mit kalorienbasierten Abnahmeversuchen - auch das vorausgegangene halbe Jahr erlebt hatte, bissen sie bei mir auf Granit. 

Ich finde es übrigens bemerkenswert, was für weit hergeholte Vermutungen alles dafür herhalten müssen, etwas wegzuerklären, das so offensichtlich ist wie mein erstes halbes Fastenjahr, in dem ich mit nur ca. hundert ausgelassenen Mahlzeiten 20 Kilogramm von mir abgeschüttelt habe. Es gab Leute, die mir allen Ernstes unterstellten, ich hätte "unbewußt gesünder" gegessen. Auf so etwas konnte ich nur mit hysterischem Gelächter reagieren, denn das waren dieselben Leute, die mir, als ich noch zunahm, ebenso unterstellten, ich müsse ungesünder gegessen haben, da ich ja zugenommen hatte.

Meine aktuellen viertägigen Fastenintervalle, mit denen ich letzten Sommer begonnen habe, bringen mich ohne jeden Zweifel (und neuerdings auch nachgewiesenermaßen) in Ketose, aber gemessen daran ist meine tatsächliche Abnahme bislang enttäuschend ausgefallen, was aber auch daran liegen kann, daß der Herbst mit seiner alljährlichen Zunahme und der Winter mit der ebenfalls alljährlichen frustrierenden Stagnation dazwischenkam. Ich hatte den Eindruck, daß es diesmal noch zäher als sonst war. Das kann Einbildung sein, es könnte aber auch bedeuten, daß die Wirkung des unbekannten Faktors, der im Herbst die Zunahme auslöst, stärker zu Buche schlägt, weil die Wirkung des Fastens, die ihm gegenübersteht, immer schwächer wird. 

Über die tatsächliche Wirkung von Fastenintervallen, bei denen ich längere Zeit in Ketose bin, kann ich erst im September seriös urteilen, denn eigentlich sollte das Was-auch-Immer, das mir jedes Jahr über den Winter alles versaut, jetzt sein jahreszeitliches Ende gefunden haben. Viertägige Fastenintervalle müßten aber sowohl nach der Keto- als auch nach Kalorien-Theorie zu einer deutlicheren Abnahme führen, als ich sie bislang vorzuweisen habe. Wieder habe ich keine Ahnung, wieso das nicht der Fall ist. Ich sehe aber, dass mein Körperumfang sich weiter verringert, und das ist immerhin ein Zeichen, daß ich nichts Grundsätzliches falsch mache, obwohl ich mich schon manchmal mit leichter Besorgnis frage, in welchen Körperteil sich die Körpersubstanz, die sich zuvor am Oberkörper befunden hatte, wohl verkrümelt haben mag.

Ich scheine bei weitem nicht die einzige zu sein, der das so geht, aber so richtig ernsthaft sucht bislang noch niemand nach den Gründen, sondern betont nur diesen letzten von mir erwähnten Punkt, um die Motivation aufrechtzuhalten, oder es kommen wieder Ernährungsvorschriften, die mehr oder weniger unbegründet aus dem Zylinder gezaubert wurden und vielleicht insgeheim der Mottenkiste der Kalorienlogiker entnommen wurden. Das ärgert mich ein bißchen. 

Eine interessante Begegnung hatte ich auf Twitter, ein Mann, der erfolgreich mit Low Carb abnahm, auf das berüchtigte Plateau gelangte und anschließend mit "High Carb" (was immer damit gemeint war) den Rest bis zum Wunschgewicht abnahm. Die Details kenne ich nicht und habe gerade keine Lust, sie zu erfragen, da ich auf meine Antwort keine Reaktion mehr bekam. Aber das behalte ich mal im Hinterkopf, daß Low Carb möglicherweise bei Eintreten von "Umstand x" (den ich aber nicht kenne) nicht mehr weiter wirkt, während ein Methodenwechsel einen wieder auf die Erfolgsspur bringen kann. Und damit gilt das für Fasten wohl ebenfalls.

Ich muß allerdings auch klar sagen, daß ich absolut unwillens bin, mich mit diesen Kaloriengedöns jemals wieder abzugeben, und zwar auch dann, wenn es zwingend erforderlich wäre, um mein Zielgewicht zu erreichen. Falls ich also mit Fasten nicht mehr weiterkäme und auch keine mir komfortable andere Methode finden sollte, würde ich wohl eher mein Gewichtsziel aufgeben, als mich mit so was herumzuquälen.

Aber so weit sind wir noch lange nicht. Ich möchte in jedem Fall dieses Jahr noch unter die 90. Falls das mit der jetzt angewandten und für den Herbst angestrebten Methode nicht klappt, kann es aber sein, daß ich 2022 für ein Jahr in den Haltemodus gehe, also immer nur so viel faste, um mein Gewicht konstant auf demselben Level zu halten, und mir in diesem Jahr dazu ein paar Gedanken mache, was ich bereit bin, für eine weitere Gewichtsreduktion auf mich zu nehmen. Denn eigentlich fühle ich mich in meiner Haut ja schon richtig wohl. Wenn ich die Zahl 73,5 Kilogramm mit den von mir gewünschten Mitteln entgegen meiner anfänglichen Erwartung doch nicht erreichen kann, ändere ich vielleicht ja doch einfach mein Ziel.

Gerne machen würde ich das nicht, es hätte so einen Beigeschmack von Versagen, und für so was bin ich eigentlich viel zu eitel und zu störrisch. Aber andererseits, wenn meine Grundannahmen nicht stimmen, muß ich den Fehler in ihnen finden und die Grundannahmen dem anpassen, sonst komme ich natürlich kaum auf einen grünen Zweig. Und das kann natürlich ebenso zu einer Anpassung der Zielsetzungen führen.

Was mir sonst noch zu denken gibt

Ich sah gestern in einem Kommentar aus den Tagesthemen von einer gewissen Sabrina Fritz, in dem sich die Kommentartorin zu folgendem Fazit verstieg: 

"Herr #Altmaier, öffnen sie die Geschäfte! (...) Niemand kann mir erklären, warum es gefährlicher ist eine Bluse zu kaufen als einen Blumenkohl"

Eigentlich sollte sich dieser Unterschied ja von selbst verstehen. Daß niemand es ihr erklären konnte, spricht außerdem nicht für die Leute, die sie gefragt hat. 

Der entscheidende Unterschied ist eigentlich ja mit Händen zu greifen. Beim Blumenkohl handelt es sich um ein Lebensmittel, und Lebensmittel sind mit gutem Grund von den Ladenschließungen ausgenommen, denn was hätten wir davon, wenn wir kein Corona kriegen, aber dafür verhungern? Die Option "Entweder beides schließen oder beides öffnen" besteht also in diesem Fall von vornherein nicht. Damit spielt aber auch von vornherein keine Rolle, ob und wenn ja was von beidem gefährlicher ist. Der Blumenkohl wird politischerseits mit gutem Grund anders als die Bluse behandelt, und das ließe sich auch nicht ändern, nicht einmal dann, wenn er zehnmal gefährlicher als die Bluse wäre. 

Denn wie sollte das nach Meinung von Frau Fritz eigentlich funktionieren, den Blumenkohl (stellvertretend für sämtliche Lebensmittel) so wie die Bluse zum hungrigen Bürger zu bringen, wenn er ihn nicht selbst einkaufen kann?

Lieferdienste? Daß ich nicht lache. Die Infrastruktur, um mehr als 80 Millionen Deutsche mit Essen zu beliefern, ist im kommerziellen Bereich schlicht nicht vorhanden. Die Paketboten ächzen schon unter all den Blusen (stellvertretend für die Produkte, bei denen die Läden gerade geschlossen sind). Wer also sollte sich darum kümmern, etwa ebenfalls die Bundeswehr, so wie bei der Kontaktnachverfolgung? Bei der Vorstellung, es könnte bei der Lebensmittelversorgung genausoviel schieflaufen wie bei der Kontaktverfolgung, den Tests oder den Hilfsgeldern rieselt es mir eiskalt das Kreuz runter. Reicht es nicht, sich mit Corona herumplagen zu müssen, brauchen wir auch noch Hungerkrawalle, Überfälle auf Lebensmittellieferanten, vergessene Einzelfälle, die sich nicht selbst helfen können und in ihren vier Wänden einfach verhungern?

Es ist  immer WESENTLICH empfehlenswerter, nicht auf die reibungslose Funktion von Behörden existentiell angewiesen zu sein. Das kann jeder bestätigen, der einmal wirklich darauf angewiesen war. 

Vergessen wir also die Frage von Sabrina Fritz, jeder, der für fünf Pfennig Verstand hat, kann sich selbst die richtige Antwort darauf geben. 

Interessanter würde die angesprochene Frage aber, wenn nach dem Unterschied zwischen der Bluse und dem Haarschnitt gefragt wird; beides ist ja nicht lebensnotwendig, und den Haarschnitt bekommt man nach den letzten Beschlüssen trotzdem voraussichtlich eine Woche früher. Ein paar Journalisten haben in den einschlägigen Pressekonferenzen schon danach gefragt, und mich haben die Antworten von Merkel über Spahn bis Söder nicht zufriedengestellt. Sie haben das meiner Meinung nach falsch zu verkaufen versucht, indem sie dem Haarschnitt eine besondere Rolle in der Menschenwürde zusprachen. In Wirklichkeit ist es aber so, daß Bluse und Haarschnitt in Bezug auf Menschenwürde durchaus gleichrangig sein können, je nachdem, warum jemand eines von beidem gerade besonders dringend zu benötigen glaubt. Nur: Den Haarschnitt kann man im Gegensatz zur Bluse halt nicht online bestellen.

Dem Gesamtkontext konnte man entnehmen, daß Sabrina Fritz eigentlich eher auf diesen Vergleich hinauswollte, nur war ihr statt dessen gewähltes Vergleichsbeispiel ein Griff ins Klo. Das illustriert mir deshalb vor allem, was ich von den Analysefähigkeiten der Leiterin der Wirtschaftsredaktion im SWR zu halten habe. Ihr Gesamtvorstoß deutet wohl darauf hin, daß sie die Interessen der weiter geschlossenen Geschäfte vertritt, ob aus eigenem Antrieb oder im Auftrag von interessierter Seite, lasse ich mal dahingestellt. Vielleicht wählte sie den Blumenkohl ja, weil man im Moment den Haarschnitt derzeit auch noch nicht kriegt.

Was wir gerade erleben, und das nicht nur durch die Forderung von Frau Fritz, ist jedenfalls ein Lehrbuchbeispiel für Futterneid unter den coronageschädigten Branchen, die nun die Lautsprecher ihrer Interessengruppen losschicken, um so viel Rabatz wie möglich zu machen. Diejenigen, die noch weiter zubleiben müssen, gönnen denen, die eine einzige Woche früher aufmachen dürfen, nämlich schlicht und einfach diese Woche nicht. Dabei sollte es doch eigentlich klar sein, daß eine etwaige Forderung "Entweder alle oder keiner" solle aufmachen dürfen, unter den aktuellen Umständen ohne jeden Zweifel mit "Gut, dann eben keiner" beantwortet werden müßte. Ob es die Modegeschäfte aber wirklich glücklicher machen würde, wenn die Friseure eine weitere Woche lang genauso unglücklich wären?

Wenn "alle" offen haben, dann vervielfachen sich nämlich schon die direkten, aber ganz besonders indirekten Kontakte jedes Einkaufenden, und das Infektionsrisiko vervielfacht sich damit natürlich ebenfalls. Erstens, weil er häufiger einkauft, zweitens, weil er häufiger die zugehörigen Einkaufswege zurücklegt, drittens weil er je Einkauf mehr Stationen anläuft. 

Die Hygienekonzepte dieser oder jener Branchen, von Fitnessstudios bis Gaststätten zu lobpreisen, wenn jeder, der sich dort einfindet, sich mutmaßlich mit einer sagen wir: zehnmal so hohen Wahrscheinlichkeit wie jetzt schon irgendwo anders vorher infiziert hatte, ist damit sinnloses Wortgeklingel. Die Hygienekonzepte haben im Oktober nicht gegen die Ansteckungen geholfen, und im November im Lockdown light, als nur die Gastronomie zumachen mußte, auch nicht. Geholfen hat es aber ab Mitte Dezember, die Leute davon abzuhalten, sich mehr als unbedingt nötig außerhalb ihrer Wohnung aufzuhalten und damit ihre direkten, aber noch viel mehr ihre indirekten Kontakte zu reduzieren. Die Entwicklung der Infektionszahlen spricht da eine deutliche Sprache. 

Wenn ich mich selbst als Beispiel nehme, ich bin schon immer im Homeoffice und pflege wenige regelmäßige Kontakte. Meine größte Infektionsgefahr sind die Arbeitskollegen meines Mannes, die er natürlich nicht vermeiden kann. Sein Ansteckungsrisiko ist hoch genug, um auch meines deutlich zu erhöhen. Und daß das nicht nur reine Theorie ist, zeigt mir, daß ein Kollege von ihm - obwohl gerade in Quarantäne, weil seine Frau infiziert ist -, ärgerlicherweise letzte Woche am Samstag zur Arbeit gekommen ist. Da waren zwar nicht viele Leute da, aber ein anderer Kollege, der mit meinem Mann regelmäßig direkt zusammenarbeitet. 

Von diesem einen Kollegen weiß ich, daß er meine Infektionsgefahr erhöht hat, bei allen anderen, von denen ja jeder im Alltag noch andere Kontakte außerhalb des Betriebs hat, weiß ich es nicht, aber da mein Mann mit ihnen allen täglich zu tun hat, hatte ich schon auf der zweiten Ebene der indirekten Kontakte (also die Kontakte, die die Arbeitskollegen meines Mannes haben, der wiederum mein direkter Kontakt ist) mit einer höchstwahrscheinlich dreistelligen Zahl von Menschen zu tun.

Um dem Risiko indirekter Kontakte zu entgehen, müßte ich mich also auch von meinem Mann fernhalten, der sie nun einmal nicht vermeiden kann. Vergleichbares trifft aber immer auch auf die Supermarktkassiererin, die junge Mutti vor mir in der Schlage an der Kasse oder den Mann im Bus auf dem Sitz hinter mir zu. Die Gefahr liegt also nicht im einzelnen Geschäft, sondern in der höheren Zahl der von einer einzelnen Person aufgesuchten Geschäfte, wenn sie alle wieder offen sind, und damit zwangsläufig auch dem höheren Risiko, in Kontakt mit einem anderen Infizierten zu kommen und sich bei ihm anzustecken. 

Wenn man sich aber bei der Öffnung erst einmal auf eine einzige Gruppe beschränkt - ob das nun die Friseure oder die Modegeschäfte oder die Kinos sind -, dann erhöht sich die Zahl der Kontakte um einiges weniger. Also hat es seinen guten Sinn, mit einer einzigen Branche vorzufühlen. Und die Friseure bieten sich dafür deshalb mehr an als andere Branchen, weil ihr Angebot auf andere Weise als ihre Öffnung beim besten Willen nicht zu bekommen ist. 

Ich kann es ja einsehen, daß die Leute die Nase voll haben von den Schließungen. Aber könnten wir bitte - BITTE - wenigstens noch abwarten, was nach den Schulöffnungen passiert, die ja als Erstes dran sind? Die Rolle der Schulen wurde bislang meines Erachtens ohnehin unterschätzt, und es könnte durchaus sein, daß die Infektionszahlen nach den Schulöffnungen stärker nach oben gehen, als es jetzt erwartet wird. Es wäre schön, Ursache und Wirkung dann auch einander zuordnen zu können, anstatt wieder mit dem Rätselraten und dem Anpreisen der diversen Hygienekonzepte von vorne anzufangen, ohne wirklich zu wissen, woran es gelegen hatte. 

Mein Gedächtnis ist übrigens immer noch gut genug, um mich sehr genau daran zu erinnern, daß dieselben Branchen, die jetzt am lautesten die Öffnung fordern, letzten Sommer ebenfalls am lautesten gejammert haben, weil ihre Kunden nicht ausreichend in Kauflaune waren. Das wurde oft auf die Maskenpflicht zurückgeführt, die man dementsprechend gerne losgehabt hätte, aber ich vermute eher, es fehlten die Anlässe zum Shopping insbesondere im Bereich Mode, da man sich ja immer besonders gerne für Festivitäten schick neu herausputzt, und die fielen ja großteils aus. Die Frage ist also, ob die Modebranche, die gerade am lautesten klagt, nach der Wiederöffnung überhaupt mit einer zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung wenigstens mit der Ware für die neue Saison rechnen könnte. Daß die "verderbliche Ware" Mode aus der letzten Saison wohl vielfach kaum noch verkäuflich ist, begreife ich sehr wohl, und ebenso, daß das ein immenser Schaden für Hersteller wie Händler ist. 

Für die Gesellschaft wäre der Schaden andernfalls aber, nüchtern betrachtet, gering. Daß die Menschheit problemlos ohne die Mode einer einzigen Saison auskommen kann, weil niemand deswegen in Lumpen herumlaufen muß, begreift jeder, der einen Blick in eBay wirft, wo Millionen Privatleute Klamotten verscherbeln, die sie einmal im selben Handel gekauft, aber dann selten oder nie getragen haben. Wenn es aber für das Überleben des Mode-Handels nötig sein sollte, daß jeder soundsoviele überflüssige Kleidungsstücke pro Jahr kauft (überflüssig definiert als: wird maximal ein- bis zweimal getragen und dann aussortiert), dann besteht schon ein Zielkonflikt, denn die Massenproduktion an Kleidung hat ja auch ihre problematischen Seiten. 

Die Gerechtigkeitsfrage zu stellen, steht also gerade dieser Branche nicht sonderlich gut zu Gesichte, dazu sitzt sie in anderen Gerechtigkeitsangelegenheiten zu sehr im Glashaus. Aber da es in der Corona-Frage niemals eine Lösung geben konnte, die alle Betroffenen, die sich persönlich oder als Geschäftsinhaber um den bestmöglichen Coronaschutz bemüht haben, akzeptabel finden, wäre es vielleicht besser gewesen, wenn die Politik deutlich artikuliert hätte, daß eine gerechte Lösung, mit der Bemühungen und guter Wille aller belohnt werden könnten, im Moment schlicht nicht möglich ist, aber eine dritte Coronawelle eine viel größere Ungerechtigkeit wäre als die durchaus ernstzunehmenden Nöte der schließungsgeplagten Branchen.

Übrigens: Die Infektionszahlen haben diese Woche leider aufgehört, weiter zu sinken, jedenfalls bundesweit betrachtet. Noch sind Anstiege nur in bestimmten Regionen dafür verantwortlich, daß die Zahlen insgesamt wieder ganz leicht steigen - ähnlich, wie es während des "Lockdown light" zu beobachten war -, aber es könnte durchaus sein, daß sämtliche Öffnungen, einschließlich derer der Friseure, am Ende doch gar nicht stattfinden werden. Dann wäre die Frage "Alle oder keiner" beantwortet, aber glücklich wird der Handel damit wohl nicht werden.




Freitag, 12. Februar 2021

Bauchfrei in den Sommer?

Mein Gewicht heute früh: 98,7 Kilogramm, etwas enttäuschend nach dem zweiten Fastentag der Woche, denn eigentlich hatte ich mit unter 98,4 gerechnet, aber ich hatte auch einen fürchterlichen Blähbauch, also war mir schon beim Aufstehen klar, daß das nichts geworden sein konnte. Was mir dafür positiv auffiel, war das Gefühl, mein Bauch (also der Bauchspeck) sei wieder geschrumpft, und alleine schon das läßt mich dem langen Fastenintervall nächste Woche geradezu entgegenfiebern, denn das werde ich wahrscheinlich auch wieder vor allem am Bauch merken. 

Über meinen Bauch habe ich schon gemeckert, als ich noch mit mir und meinem Übergewicht ansonsten völlig im Reinen war. Ich weiß noch, wie mein Mann, als wir gerade frisch verliebt waren, bei einer solchen Gelegenheit besitzergreifend seine Hand auf meinen Bauch legte und sagte "MEIN Bauch". Ihm gefiel ich, wie ich war, auch das eine Detail, daß mir an mir selbst nicht gefiel. Trotzdem, jetzt sollte er sich langsam von ihm verabschieden, denn ich will ihn loswerden. 

Im Vergleich zum letzten Jahr um diese Zeit wölbt sich mein Bäuchlein schon deutlich weniger über den Jeans-Bund - und vor allem: nur noch nach vorne, es quillt nicht mehr an allen Seiten heraus. Es müßte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ich diesen Teil meiner Anatomie nicht bis zum Sommer noch sehr viel flacher kriegen sollte. Ich kann mich gar nicht mehr so genau erinnern, wann ich damit angefangen habe, meinen Bauch durch lose überhängende Blusen und Shirts zu kaschieren (1987? 1990? 1993?), aber ich merke gerade, daß ich echt große Lust habe, damit aufzuhören. Am liebsten schon diesen Sommer. Was mir die Waage anzeigt, rückt dagegen gerade ein bißchen in den Hintergrund. Da die schleppende Entwicklung beim Gewicht nicht so richtig motivierend ist, ist es auch gar nicht schlecht, wenn sich meine Pläne und die zugehörige Vorfreude für den Moment an einem anderen Teilbereich orientieren. Ich hoffe ja vertrauensvoll, daß ich bis zum Sommer neben dem Bäuchlein auch ein paar Kilos verlieren werde. Bis dahin habe ich ja noch eine Menge mehrtägiger Fastenintervalle.

Mein kulinarisches Fasten-Kopfkino spulte gestern abend zweierlei ab, eine Gemüsesuppe und einen Frankfurter Kranz. Das Rezept für den Kuchen habe ich vor einiger Zeit gelesen und schon länger vorgehabt, es mal auszuprobieren, und die Gemüsesuppe plane ich auch schon länger, aber gestern fing ich an, neben Würstchen in der Suppe auch von weiteren Suppeneinlagen zu phantasieren, Grießklößchen oder Quarkklößchen oder so. Dazu habe ich mir einige Varianten ausgedruckt, aber welche ich tatsächlich machen werde, entscheide ich nachher live, wenn ich anfange zu kochen.

Mit dem Frankfurter Kranz habe ich meinen Mann zum Nachmittagskaffee überrascht und, wie sich zeigte, restlos glücklich gemacht. Das Rezept, das ich benutzte, hat allerdings irgendwie, was die Zutatenmengen betrifft, nicht ganz gestimmt, denn meine Kranzform wurde nicht voll genug, also war klar, daß auch der Kuchen nicht hoch genug werden würde. Deshalb konnte ich ihn auch nicht, wie es eigentlich sein sollte, zweimal durchschneiden. Das war kein Drama, hab ich ihn halt nur einmal durchgeschnitten. Dafür ist mir die Buttercreme mit dieser Anleitung zum ersten Mal perfekt gelungen, und das hat mich wirklich gefreut. Der Teig ist ein normaler Rührteig, da passe ich die Zutatenmenge beim nächsten Mal einfach an. 

 

(So sieht ein "normaler" Frankfurter Kranz aus. Meiner enthielt nur eine Schicht Creme. Foto geklaut bei Wikipedia.)

Ein nächstes Mal wird es definitiv geben, obwohl ich einen ziemlichen Rückstau an Kuchenrezepten habe, die ich ebenfalls ausprobieren möchte. Ich mache meistens neu entdeckte Rezepte zwei- oder dreimal, um alles, was beim ersten Mal gehakt hatte, zu verbessern, bevor ich mich wieder anderen Köstlichkeiten zuwende. Und, ja, ich gehe nach wie vor davon aus, daß dies kein Hindernis beim Abnehmen ist. Was im letzten Jahr nicht funktioniert hat, so daß ich nur sehr wenig abgenommen habe, weiß ich nicht, aber meine Ernährung unterschied sich von den vorausgegangen beiden Jahren nicht, also kann sie es nicht gewesen sein. Irgendwann werde ich es hoffentlich herausgefunden haben.

Was mir sonst noch so durch den Kopf geht: 

Vorgestern wurde ich um sechs Uhr morgens wach, weil jemand in der Nachbarschaft aus Leibeskräften Schnee schippte, und es hat dann auch den gesamten Tag durchgeschneit. Gestern und heute schien die Sonne auf eine immer noch prachtvolle Winterlandschaft, und als ich heute einkaufen war, lag sogar auf meiner Straße noch Schnee. Vermutlich wird das alles heute Nacht überfrieren, also bin ich froh, daß ich nicht morgen zum Einkaufen muß.

„Wart’s nur ab“, sagte ich vorgestern noch zu meinem Mann. „Seit Ende Dezember warte ich schon darauf, daß der fehlende Schnee diesen Winter als angeblicher Beweis für den Klimawandel zur Sprache kommen wird. Aber da das nun nicht mehr geht, findet sich garantiert wieder irgendwer, der es umgekehrt macht und glaubt, beweisen zu können, daß der Klimawandel nun auch an dem Schnee schuld sei.“ Und was las ich gestern tatsächlich in der Zeitung?  „Ganz Deutschland bibbert: Solche Kältewellen könnten künftig häufiger kommen, erklärt ein Potsdamer Klimaforscher“. Schuld daran sei nämlich der Klimawandel, meinte besagter Wissenschaftler, ein gewisser Stefan Rahmstorf, dann allen Ernstes.

Wieso wundern die Klimaexperten sich eigentlich noch darüber, daß ihnen so viele Laien nicht vertrauen? Falls dieser offensichtliche Quatsch auf irgendeine verdrehte Weise wissenschaftlich doch einen Sinn ergeben sollte (das schließe ich nicht von vornherein aus), ist er in jedem Falle eines: eine Kommunikationskatastrophe. Wenn jedes Wetter zu jeder Jahreszeit, aber ebenso auch dessen genaues Gegenteil aus Expertensicht immer angeblich ein Beweis für den Klimawandel sind, muß man ja am Verstand dieser Fachleute zu zweifeln beginnen.

Dazu paßte auch ein Fernsehbeitrag, den ich Anfang der Woche über einen Twitter-Link gesehen habe. Er stammte aus irgendeiner Nachrichtensendung. Ein Reporter stand mit dem Mikro ganz aufgeregt in einer kleinstädtisch wirkenden verschneiten Straße und vermittelte den Eindruck, dort sei eine Art Naturkatastrophe geschehen: mindestens dreißig oder vielleicht sogar vierzig Zentimeter Neuschnee! Man stelle sich das einmal vor, die Leute müssen schippen!! Ihre Autos sind total eingeschneit!!! Und hier kommen doch keine Räumfahrzeuge vorbei …!!!1einself

Die Straße, die im Hintergrund zu sehen war, sah ziemlich genau so aus, wie es in der Straße bei meiner Mutter immer aussieht, wenn es mal stärker geschneit hat, und bei ihr passiert das öfter als bei mir in der Großstadt. Für mich sah diese Straße deshalb eigentlich völlig normal aus, und apropos Klimawandel: das gilt gerade auch für meine Kindheitserinnerungen. Da wurde selbstverständlich nach einem lebhafteren Wintereinbruch alle paar Stunden Schnee vor dem Haus geschippt, und die aufgetürmten Schneehaufen in den Vorgärten hielten sich dann, wenn es wieder taute, immer am längsten. Und sein Auto mußte man ausbuddeln, falls man keine Garage hatte (wir hatten eine). Natürlich löste ein solcher Wintereinbruch auch schon damals, in den siebziger Jahren, ein fürchterliches Verkehrschaos aus. Ich habe etwa um 1980 herum damit angefangen, morgens immer eine halbe Stunde durch den Wald zur Schule zu laufen statt weiter mit dem Bus zu fahren, und das nicht aus irgendwelchen löblichen Fitness-Ambitionen heraus, sondern weil mir das Busfahren vor allem im Winter mit diesen häufigen Verspätungen und dem Gedrängel viel zu sehr auf den Wecker ging. 

Die heftigste Kältewelle meines Lebens - gegen die ist das wirklich gar nichts, was wir jetzt gerade haben - erlebte ich übrigens vor 36 Jahren, im Winter 1984/1985. Sie kam ebenfalls im Februar und dauerte gefühlt endlos - als ich gerade nachsah, stellte ich zwar fest: zweistellige Minusgrade hatten wir "nur" zehn Tage lang, aber da ich mich jeden Abend fragte, ob ich den nächsten Morgen noch erleben würde, kam es mir sehr viel länger vor. Ich lebte damals in einem WG-Zimmer mit einfach verglasten Fenstern in einem alten Einfamilienhaus, das eine ganz merkwürdige Holz-Kohlen-Zentralheizung hatte (der letzte Schrei im Erbauungsjahr 1925, nehme ich an), mit der ich nicht zurechtkam und die auch keiner der anderen Bewohner anzufeuern vermochte, weshalb ich mir ausgerechnet in jenem bitterkalten Winter mit einem elektrischen Schnellheizer behelfen mußte. Im Winter danach wohnte schon mein damaliger Freund bei mir, der praktischer veranlagt war und mir beibrachte, das Ungeheuer im Keller richtig zu füttern, und danach war es winters bei uns immer richtig gemütlich. Vor ein paar Jahren stellte ich fest, daß dieses Haus inzwischen abgerissen worden ist, und ich habe richtig darum getrauert. Es war eine ziemliche Bruchbude, aber es hatte Charme. 

Daß es im Winter mal richtig kalt wird, ist normal. Daß es schneit, ebenfalls. In was für Zeiten leben wir eigentlich, wenn im Fernsehen allen Ernstes der Eindruck vermittelt wird, es sei unnormal, daß es im Winter schneit? Gab's dazu womöglich sogar einen Brennpunkt? So prägnant ist mir schon lange nicht mehr vermittelt worden, daß unsere Medien, diejenigen, die als seriös betrachtet werden wollen genauso wie die unseriösen, wirklich nur noch eine Erregungsmaschinerie ohne richtigen Informationswert sind.