Warum ist das wichtig?
Ganz einfach: Jeder, der abnimmt, hat eigentlich das Ziel, sein Zielgewicht nicht nur zu erreichen, sondern auch auf Dauer zu halten. Und auch das Ziel dieser Studien bestand eigentlich darin, herauszufinden, auf welche Weise dies erreicht werden kann. Ihre Ergebnisse enthalten also wesentlich mehr schlechte als gute Nachrichten - aber ein paar interessante Details zu Erfolgs- und Mißerfolgsfaktoren lassen sich doch herausdestillieren.
Fangen wird doch einfach einmal mit der einsamen guten Nachricht an. Ich fand sie bei Nadja Hermann. Alle anderen von ihr im einschlägigen Kapitel ihres Buches zitierten Studien enthalten bedauerlicherweise, wenn man sie näher anschaut, überhaupt keine guten Nachrichten. Ich komme auf diese anderen Studien auch noch zurück.
Die Ausnahme-Studie
Die Grundlage dieser Studie (McGuire, 1997) war eine Telefonumfrage bei Zufallskandidaten, die lediglich gefragt wurden, ob sie schon einmal abgenommen hätten und ob sie das Gewicht anschließend hätten halten können. Wahrscheinlich hat jeder schon einmals solche Anrufe bekommen, wenn auch zu anderen Themen, von Emnid oder Infratest oder Allensbach - und wie ich im Web festgestellt habe, gibt es in der Tat auch von Allensbach für Deutschland eine vergleichbare Umfrage wie diejenige, die der Studie von McGuire zugrundeliegt ... und sie erbrachte ebenfalls eine weit über dem Durchschnitt aller wissenschaftlichen Studien liegende behauptete Erfolgquote, wobei in diesem Fall allerdings den Befragten überlassen blieb, zu entscheiden, wie "Erfolg" überhaupt zu definieren sei.
Daß solche Befragungen bei anonymen Zufallsopfern von Callcenter-Anrufern aussagekräftiger sein sollen als Studien, deren Teilnehmer im Idealfall von den Studienmitarbeitern auf eine Waage gestellt wurden, bevor ihr Körpergewicht erfaßt wurde, kann ich unmöglich ernst nehmen. Gerade von Nadja Hermann nicht, die ja in einem anderen Kapitel ihres Buches sogar darauf besteht, daß man Selbsteinschätzungen Übergewichtiger nicht einmal trauen darf, was die Menge des von ihnen gestern verzehrten Essens betrifft. (Und dafür hatte Nadja Hermann sogar ziemlich überzeugende Belege.) Warum sie mir andererseits weiszumachen versucht, daß ein Callcentermitarbeiter bei einer einmaligen telefonischen Befragung mit weniger Selbstbetrug rechnen müsse als ein Wissenschaftler bzw. dessen Assistenten während der Begleitung der Teilnehmer einer Studie, kann ich mir nur mit Wunschdenken erklären.
Tatsächlich gibt es in Umfragen bekanntermaßen bei allen mit Wertvorstellungen aufgeladenen Themen eine Verzerrung, die im Englischen als "Social Desirability Bias" bekannt ist. Im Deutschen fehlt bislang eine so richtig griffige Bezeichnung dafür, inhaltlich gemeint ist damit, daß die Befragten genau wissen, was für eine Antwort als gesellschaftlich erwünscht gelten würde; diese Antwort wird dann häufig auch gegeben. Als Beispiel fallen mir die Umfragen zum Dosenpfand vor dessen Einführung ein. Wer die wörtlich nahm, hätte keinen Grund gehabt, zu erwarten, daß zehn Jahre später die Einwegquote auf einem nie gekannten Rekordhoch landen würde, aber genau das ist geschehen. Das Thema Übergewicht ist ein besonders heikles, weil es mit allerlei moralischen Vorstellungen aufgeladen ist (immerhin gehören die Laster, die nach landläufiger Vorstellung Übergewicht auslösen, zu den klassischen sieben Todsünden), und Übergewicht zu haben, ist vielfach - und gerade bei Menschen, die gescheiterte Diäten hinter sich haben - mit Scham, Angst, Ekel, Selbsthaß verbunden. Es ist geradezu ein psychischer Selbstschutzmechanismus, wenn man aus heiterem Himmel am Telefon von einem Wildfremden gefragt wird, ob man beim Abnehmen erfolgreich gewesen sei, dem, wenn es irgend vertretbar erscheint, zuzustimmen, auch wenn man dafür ein bißchen Selbstbetrug anwenden muß.
Wie weit darf man Studien überhaupt trauen?
Auch Studien kann man kritisch hinterfragen, und ich selbst mache das nicht gerade selten, denn es gibt öfter mal Grund dafür, wenn etwa der Sache im Abstract ein positiver Spin gegeben wird, obwohl die Daten, näher betrachtet, ein negatives Ergebnis enthalten ... eine weit verbreitete Unsitte. Trotzdem sollte man sich genau überlegen, was man an einer Studie aus welchen Gründen kritisiert. Was ich zum Beispiel gar nicht stichhaltig finde, ist die Annahme, in Studien zur Gewichtsreduktion würden ganz andere Leute ("schwierigere Fälle") untersucht, als die "ganz normalen" Leute, die bei obiger Umfrage zum Zuge kamen und bei denen deshalb doch alles ganz anders sein müsse. So stand das bei Nadja Hermann, und ich habe es auch schon anderswo gelesen. Aber das ist, mit Verlaub, Mumpitz. Es gibt nur ein einziges Kriterium, das Studienteilnehmer von anderen unterscheidet: Sie haben sich bereit erklärt, an einer Studie teilzunehmen, in der Regel, nachdem irgendwer sie gefragt hat, ob sie das tun wollten. Je nach Studiendesign sind das meistens keine so besonderen Fälle, sondern Leute wie ihr und ich, und sie wurden bei Ärzten, Ernährungsberatern oder per Zeitungsanzeigen, neuerdings sicherlich auch manchmal über die sozialen Medien "rekrutiert".
Es gibt aber natürlich auch andere Studien, deren Teilnehmer etwas stärker aus dem Rahmen fielen. So wurden die Teilnehmer einer "Biggest Loser"-Challenge im britischen TV nach einigen Jahren einem Follow-up unterzogen. Außerdem gibt es diese US-Studie, in der die weitere Entwicklung bei Personen, die erfolgreich mindestens 100 Pfund, also 50 Kilogramm abgenommen hatten, verfolgt wurde.
Wer meint, dies seien doch klinische Fälle, bei denen das Scheitern bereits vorprogrammiert gewesen sei, der sei daran erinnert, daß dann auch bei jemandem wie Nadja Hermann das Scheitern vorprogrammiert sein müßte und in diesem Fall gar nicht zu begreifen ist, warum jeder ihrer Leser wiederum ganz fest daran zu glauben scheint, daß sie das Körpergewicht, das sie im Jahre 2015 erreicht hatte, anschließend bis heute gehalten hat. Aus meiner Sicht ist sie der klinische Fall par excellence, denn nach ihrer eigenen Darstellung war der Kampf gegen ihr Körpergewicht eine Art roter Faden in ihrem gesamten Leben.
Begriffsbestimmung von "Erfolg"
Wenn ich eine Diät als "erfolgreich" betrachte, dann gehe ich von dem Ergebnis aus, das der Diäthaltende selbst mutmaßlich für einen Erfolg halten würde. Das bedeutet, eine Wiederzunahme bis zum Ausgangsgewicht oder darüber hinaus ist in jedem Fall ein Mißerfolg, und das Erreichen des Zielgewichts und dessen anschließendes Halten ist in jedem Fall ein Erfolg.
Schwieriger wird es, wenn zwar eine Wiederzunahme stattfand, aber das Ausgangsgewicht nicht wieder erreicht wurde. Hier muß ich ein wenig subjektiv an die Sache herangehen, und meinem subjektiven Eindruck nach haben die meisten von denen, die nach einigen Jahren einen neuen Versuch zur Gewichtsabnahme starten, obwohl sie ihr Ausgangsgewicht noch nicht wieder erreicht haben, die Zufriedenheit mit ihrem Ergebnis verloren, wenn sie mehr als 50 % ihrer Gewichtsabnahme wieder zugenommen hatten.
Dabei macht es zweifellos aber auch einen beträchtlichen Unterschied, um wieviel Gewicht es geht. Wer 50 Kilogramm abgenommen hat, ist wahrscheinlich nicht erst dann beunruhigt, wenn er mehr als 25 Kilogramm wieder zugenommen hat. Wer erfolgreich mit den letzten 5 Kilogramm gerungen hat, die ihn vom Idealgewicht trennen, bei dem gehen vielleicht erst nach 4,5 Kilogramm Gewichtszunahme die Alarmglocken an.
Verzerrungen und Einschränkungen
Drop-outs
Ein nicht zu unterschätzender verzerrender Faktor bei Studien können die Drop-outs sein, also Teilnehmer, die die Studie zwar mitbegonnen haben, aber dann irgendwann - mit oder ohne Ankündigung - ausgestiegen sind. Bei Langzeitstudien ist das natürlich kaum zu vermeiden; allerdings ist bei Gewichtsreduktionsstudien davon auszugehen, daß ein Teilnehmer umso motivierter war, weiter teilzunehmen, je erfolgreicher er gewesen ist, während umgekehrt unter den Drop-outs mehr besonders erfolglose Teilnehmer zu vermuten sind. Mit anderen Worten: Alle Ergebnisse von Studien, bei denen weniger als 100 Prozent der Teilnehmer bis zum Ende mit dabei waren, sind höchstwahrscheinlich zwischen ein bißchen und sehr stark ins Positive verzerrt.Es gibt tatsächlich Studien, die 100 Prozent Teilnehmer bis zum Schluß halten konnten, aber das sind sehr wenige. Weitaus häufiger werden solche Studien mit 30 bis 40 % weniger Teilnehmern beendet, als sie begonnen hatten. Aber je geringer der Anteil der Drop-outs, desto besser bilden die Ergebnisse natürlich die Realität ab.
Auswahl der Studienteilnehmer
Die meisten Studien wählen ihre Teilnehmer nach vorgegebenen Kriterien aus, die natürlich eine Abweichung zum Durchschnitt aller normalen Diäthaltenden bedeuten. Menschen mit Vorerkrankungen werden häufig ausgeschlossen. Manchmal wird ein Minimum oder Maximum an Übergewicht festgelegt.Anzahl der Studienteilnehmer
Es gibt Studien mit nur einem halben Dutzend Teilnehmer und solche mit einer fünfstelligen Anzahl. Je kleiner die Teilnehmerzahl, desto geringer auch die Aussagekraft.a) Studien der letzten ca. zwanzig Jahre
Ich konnte Nadja Hermanns anderslautende Behauptung nicht nachvollziehen; es gibt auch für den Zeitraum seit ca. Ende der neunziger Jahre eine ganze Reihe von Langzeitstudien, und seit dem Erscheinen ihres Buches sind natürlich noch einige weitere hinzugekommen. Die wichtigste davon gleich zu Beginn:
Women's Health Initiative Dietary Modification Trial (2006)
Die bei weitem größte Studie, der die Entwicklung des Körpergewichts unter ganz normalen Frauen jenseits der Menopause über einen längeren Zeitraum entnommen werden kann, umfasste 48.835 Frauen zwischen 50 und 79 Jahren, aufgeteilt in eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe, und wurde im Jahre 2006 publiziert. Hervorzuheben ist bei ihr neben der hohen Zahl an Teilnehmerinnen auch die geringe Drop-out-Rate von deutlich unter 10 %.
Die Interventionsgruppe wurde gezielt angewiesen, sich fettarm zu ernähren und den Konsum von Gemüse und Getreide zu erhöhen. Witzigerweise wird in der oben verlinkten Teilpublikation über die Entwicklung des Körpergewichts behauptet, eine Gewichtsabnahme sei gar nicht das Ziel gewesen und eine Kalorienreduktion sei nicht erfolgt. Darüber habe ich sehr herzlich gelacht, denn dies steht im klaren Widerspruch zu den Angaben in einer anderen Teilpublikation zu gleichen Studie, in der von einer Kalorienreduktion von 20 % die Rede ist.
Im ersten Jahr nahm die Interventionsgruppe in der Tat 2,2 Kilogramm ab. Nach 7,5 Jahren waren davon allerdings nur noch enttäuschende 0,4 Kilogramm übriggeblieben.
Es gibt ein interessantes Teilergebnis, das mir auch in ein paar anderen Studien in ähnlicher Form aufgefallen ist, zum Beispiel hier: Ab einem Alter über 60 wird ein Erfolg wahrscheinlicher. Bei den Teilnehmerinnen im Alter über 70 kam es nur zu einer geringfügigen Wiederzunahme, und im Lauf der Jahre nahmen sie sogar noch weiter ab. Einen Vorteil gegenüber der Kontrollgruppe hatte diese Altersgruppe dennoch nicht, denn auch die Kontrollgruppe verlor im Lauf der Jahre etwa ebenso viel Gewicht.
Daraus ließen sich durchaus ein paar gute Nachrichten ableiten, jedenfalls für Frauen jenseits der Menopause. Eine Gewichtsabnahme im Alter von 60, bei der bis zum Alter von 65 die Hälfte wieder zugenommen wurde, müßte eigentlich mit zunehmendem Alter immer einfacher wieder abgenommen und dann auch immer leichter gehalten werden können.
Das ist doch zumindest mal ein Hoffnungsschimmer für uns uns diesem Alter schon langsam nähernde Mittfünfzigerinnen, oder? 👵
Weight loss and long-term follow-up of severely obese individuals treated with an intense behavioral program (2007)
Diese Studie hat ein völlig anderes Design; ihre Teilnehmer rekrutierten sich nämlich aus den besonders Erfolgreichen unter den Teilnehmern an einem Gewichtsreduktionsprogrammen namens Health Management Resources (HMRs). Zwischen 1995 und 2002 hatten in drei Zentren 1531 Menschen an diesem zwölfwöchigen Programm teilgenommen. 1100 Personen schlossen das Programm ab, und im Anschluß konnte dann nach Bedarf und Willen verlängert werden.Unter diesen Teilnehmern nahmen 268 mindestens 100 Pfund - das entspricht ca. 45-46 kg - ab, einleuchtenderweise einen beträchtlichen Teil erst im Anschluß an das zwölfwöchige Programm. Mit einem durchschnittlichen Startgewicht von 158,4 Kilogramm darf man sie für "schwierige Fälle" halten, aber eine durchschnittliche Behandlungsdauer von 57 Wochen und eine zugehörige Gewichtsabnahme von 62,3 Kilogramm belegt, daß man ihnen einen Mangel an Motivation kaum nachsagen kann.
Nur 17 von ihnen waren nach 95 Wochen abgesprungen, ein weiteres Indiz dafür, daß es sich um einen hochmotivierten Teilnehmerkreis handelte. Und: Sie waren überdurchschnittlich erfolgreich beim Halten ihres Gewichts: Nach zwei Jahren hatten sie 65 % ihrer Gewichtsabnahme gehalten.
Vielleicht hat es ja jemand gemerkt: Eigentlich paßt diese Studie gar nicht in meine Sammlung. Ich hatte doch Studien angekündigt, die länger als zwei Jahre dauern ...?
One hundred–pound weight losses with an intensive behavioral program: changes in risk factors in 118 patients with long-term follow-up (2007)
Dafür hatte ich einen Grund; eine zweite Studie desselben Autors untersuchte aus dem Kreis der HMR-Patienten 118 der 100-Pfund-Abnahme-Teilnehmer mit einem Langzeit-Follow-up von bis zu 60 Monaten. Dabei zeigte sich, daß das Zwischenergebnis nach zwei Jahren nicht gehalten werden konnte, es zeigte sich aber auch, daß das Gewicht, das nach ca. vier Jahren bestand, im Durchschnitt auch zwei Jahre später noch in etwa Bestand hatte. Von ihren über 60 Kilogramm Gewichtsabnahme war es ihnen gelungen, ca. 30 Kilogramm Abnahme zu halten.
Immerhin. Aber darf man ernsthaft daran glauben, daß sie damit zufrieden waren?
Oder fragen wir einmal anders: Glaubt hier irgendjemand, Nadja Hermann wäre zufrieden, falls sie heute, vier Jahre nach ihrer Gewichtsreduktion, ein Körpergewicht von knapp über 100 Kilogramm aufweisen sollte?
Diese Patienten, ich kann es nur noch einmal unterstreichen, waren entgegen der üblichen Annahme, Adipöse seien irgendwie antriebsschwach und disziplinlos, offenkundig motiviert bis in die Haarspitzen und bewiesen eine weit überdurchschnittliche Disziplin in einem Programm, das zeitaufwendig und unangenehm gewesen sein muß ... und sie außerdem noch einen Haufen Geld gekostet hat. Sie gehörten außerdem zu den erfolgreichsten Teilnehmern des HMR-Programms; es waren ihre Vorzeige-Patienten. Vermutlich tauchen einige von ihnen unter den unvermeidlichen Testimonials mit den üblichen Vorher/Nachher-Fotos auf der HMR-Website auf, in denen mit den Erfolgen dieses Programms geprahlt wird. Was fehlt, sind Fotos von "Nach dem Nachher".
Dietary intakes associated with successful weight loss and maintenance during the Weight Loss Maintenance Trial (2011)
Auch in dieser Studie wurden nur die bereits Erfolgreichen aus einem vorausgegangenen Gewichtsreduktionsprogramm untersucht, und zwar einem, das ein Mittel anwandte, das allgemein als sehr empfehlenswert gilt, um dauerhaft Gewicht zu verlieren: eine dauerhafte Ernährungsumstellung.Von 1685 Teilnehmern an diesem Programm gelang es 1032, mindestens 4 Kilogramm abzunehmen, und von diesen nahmen 828 an den beiden Follow-ups 12 und 30 Monate später teil.
Ergebnis: Nach 30 Monaten hatten die Teilnehmer im Durchschnitt knapp über die Hälfte des abgenommenen Gewichts wieder zugenommen.
30 Monate, sei angemerkt, sind lediglich 2 1/2 Jahre. Wenn man davon ausgeht, daß das Muster der vorherigen Studie für die Wiederzunahme typisch ist, dann müßte das Ergebnis nach 48 Monaten noch schlechter ausgesehen haben.
(tbc ...)
b) Ältere Studien
Sogenannte Meta-Analysen dienen dazu, die Ergebnisse einer größeren Zahl von Studien zusammenzufassen. Im Jahr 2001 erschien eine zu unserem Thema (Anderson, 2001), die 29 US-Studien, die länger als zwei Jahre dauerten, mit zwischen sechs und 508 Teilnehmern aus dem Zeitraum zwischen 1970 und 1999 umfaßte. Die Gewichtsreduktionsmaßnahmen selbst waren unterschiedlich und teils mit Sport kombiniert. Sie dauerten in den einzelnen Studien zwischen 8 und 30 Wochen und es kam dabei zu einer Gewichtsabnahme zwischen 3,5 und 37,9 Kilogramm als Durchschnittswert für die jeweilige Studie.Durchschnittlich wurden von dem zunächst erzielten Gewichtsverlust von den Teilnehmern gehalten:
- nach einem Jahr: 67 %
- nach zwei Jahren: 44 %
- nach drei Jahren: 32 %
- nach vier Jahren: 28 %
- nach fünf Jahren: 21 %
Sogenannte VLEDs ("Very low energy diet", in anderen Studien auch als "VLCD", "very low calory diet" bezeichnet), also besonders niedrigkalorische Diäten (unter 800 kcal), erbrachten im Vergleich zu "normaleren" Diäten (bezeichnet als HBDs, "hypoenergetic balanced diets") nicht nur sehr viel höhere Gewichtsabnahmen, sondern auch, prozentual betrachtet, geringere Wiederzunahmen. Hinzu kommt, daß nach Jahr 3 bei VLEDs - im Gegensatz zu HBDs - im Durchschnitt keine weitere Wiederzunahme stattfand. Dennoch machte die Wiederzunahme auch bei diesen Diäten mehr als 70 % der anfänglichen Gewichtsabnahme aus.
Zwölf Studien nahmen neben der Diät auch Bezug auf die Wirkung von Sport, und auf den ersten Blick könnte man glauben, möglichst viel Sport sei die erfolgreichste Methode von allen, denn bei einem Vergleich zwischen verschiedenen Ausprägungen hatten die 220 Teilnehmer als einzige nach fünf Jahren etwas weniger als 50 % wieder zugenommen.
Näher betrachtet, war es wohl die Kombination von Sport und VLCDs, die in fünf dieser sechs Studien mit Sport kombiniert worden waren. Die sechste Studie (Pavlou 1989) umfaßt eigentlich zwei Studien, eine kleine Pilotstudie und eine größere Hauptstudie. Sie verglich normale und ketogene Diäten miteinander, und nur die Pilotstudie mit 24 Teilnehmern (von denen 21 bis zum Schluß dabeiblieben) lief mit 36 Monaten länger als zwei Jahre.
Sport als Hauptfaktor dauerhafter Gewichtskontrolle, falls jemand die nötige Zeit und den Willen aufbringt, um regelmäßig viel Sport zu treiben, und vorausgesetzt, dies wäre tatsächlich wirksamer als andere Methoden, hat allerdings einen gewaltigen Haken: Sobald irgendetwas am Weiterbetreiben des Sports hindert, etwa eine Krankheit, die mit mehrwöchiger Bettlägerigkeit verbunden ist, oder schwerwiegendere Veränderungen im Lebensalltag, geht das Gewicht zwangsläufig gewaltig nach oben.
Sollte jemals dem Jojo-Effekt ein Denkmal gesetzt werden, schlage ich vor, ihm die Gesichtszüge von Ex-Außenminister Joschka Fischer zu geben. In "Mein langer Lauf zu mir selbst" (erschienen 1999) schrieb er: "Noch im Sommer 1996 brachte ich bei meinen 181 cm Körpergröße gewaltige 112 kg – sehr kurzatmig geworden – auf die Waage, ein gutes Jahr später hatte ich wieder 75 kg erreicht."
Tja, aber zwischen diesem Erfolg und dem Erscheinen des Buches war er Außenminister geworden. 😏
Im Jahre 2011 beschrieb die Welt den Verlauf der Gewichtszunahme und deren mutmaßliche Gründe anläßlich der Verkündigung, nunmehr werde der Joschka wieder anfangen zu joggen. Daraus scheint entweder aber nichts geworden zu sein, oder es wirkte diesmal nicht mehr. Der Joschka ist bis heute kein rankes und schlankes Leichtgewicht mehr geworden.
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